Donnerstag, 18. April 2013

Kia Ora!


Singapur nach Christchurch.

Am Abend des 16.04. checken wir im sauberen und kühlen Changi Airport für unseren Flug nach Christchurch ein. Pünktlich zum Abflug gibt es ein blitzendes Gewitter, was den Flieger allerdings nicht am Starten nicht hindert. Die Flugzeit beträgt 9h30, wovon die einen die meiste Zeit schlafen und die anderen den neuen Tarantino Film Django Unchained anschauen. Es geht wieder über den Äquator, über Indonesien auf den Ausläufer des Indischen Ozeans, quer über Australien an Melbourne vorbei auf die Tasman Sea und am Morgen des 17.04. um 9:40 Uhr landen wir in einem wolkenverhangenen regnerischen Christchurch, das auf der südlichen der beiden Inseln liegt, die sich Neuseeland nennen. Das bedeutet 4 Stunden Zeitunterschied zu Singapur und 10 Stunden zu Deutschland (vor wenigen Wochen waren es noch 12 Stunden; jetzt gilt in Neuseeland aber Winter- und in Deutschland Sommerzeit).

Wir steigen aus dem Flugzeug aus und bemerken: dass es kalt ist! Es war also doch eine gute Entscheidung unsere Fleece-Jacken mitzunehmen. Die Einreisekontrolle verläuft auch anders als wir es gewohnt sind: Die nette Dame hält erst einmal ein kleines Schwätzchen mit uns, fragt uns als Erstes wann wir unseren Camper abholen würden (sehen wir wie Camper aus?) und ist sich sicher, dass wir einen wunderbaren Aufenthalt haben werden. Wir treten in die winzige Empfangshalle und Christina freut sich, wie übersichtlich und ausgeschildert hier alles organisiert ist. Noch bevor wir auf die Straße treten, gibt es zwei Dinge zu erledigen. Zunächst heben wir am Automaten Neuseeländische-Dollar ab. Der Wechselkurs NZ-Dollar zu Euro ist etwa 10 zu 6,5. Leider ist er nicht noch besser, denn die Preise hier für Unterkunft und Verpflegung sind ziemlich hoch. Danach geht es in den Vodafone-Shop. In Neuseeland gibt es so gut wie kein kostenfreies Internet und es wird zumeist nach Datenmengen abgerechnet. Einige vermuten, dass es an der mangelhaften Kabelverbindung zu den beiden Inseln liegt. Außerdem gibt es an vielen Orten, wie z.B. Camping-Plätzen, gar nicht die Möglichkeit WiFi zu kaufen. Deshalb erwerben wir einen „portablen WiFi-Router“, der über eine SIM-Karte funktioniert. Für beides und 2 GB Datenvolumen zahlen wir 99 NZ-$.

Von der Flughafenhalle laufen wir ein paar Schritte zur Bushaltestelle. Ein Ticket in die Innenstadt kostet 7,50 $ pro Person, nicht gerade wenig (im Vergleich zu dem, was wir gewohnt waren). Also fragen wir den freundlichen Busfahrer, ob es nicht noch eine günstigere Alternative gibt. Ja, die würde es tatsächlich geben. Wir sollen einfach nur 300m die Straße hochlaufen und in der nächsten Haltestelle in den Bus steigen. Von dort kostet es nämlich nur noch 3,20 $ pro Person. Kann man sich so eine Unterhaltung mit einem Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland vorstellen? Wir folgen jedenfalls seinem Vorschlag und freuen uns, unsere ersten Dollar gespart zu haben.


Unser erster Eindruck vom neuen Land: Das andere Ende der Welt sieht erstaunlich britisch aus. Immer wenn man sagen möchte, dass einem die Vegetation bekannt vorkommt, tauchen Palmen oder unerwartete Farben am Straßenrand auf. Es herrscht Linksverkehr, woran unsere Augen sich aber schon seit Indien, Thailand, Indonesien und Singapur gewöhnt haben. Die Häuser wirken vertraut bzw. britisch oder amerikanisch und man sieht Holz- und Ziegelsteinfassaden. Überschaubare Menschenmengen bewegen sich auf den Straßen. Christchurch ist mit fast 400.000 Einwohnern schon die zweitgrößte Stadt Neuseelands und die größte der Südinsel. Auf einer Fläche, die etwas kleiner ist als Italien, beherbergt der Inselstaat Neuseeland nur insgesamt 4,4 Mio. Menschen. Was wir leider auch bemerken, sind die Zerstörungen, die eine Reihe schwerer Erdbeben zwischen September 2010 und Juni 2011 in Christchurch angerichtet haben. Auf dem kurzen Weg zu unserem Hostel sehen wir abgesperrte Straßenabschnitte und brachliegende Flächen.

Die zwei Nächte in Christchurch verbringen wir im Vagabond Backpacker Hostel. Das Zimmer kostet 30 $ pro Person, die Gemeinschaftsküche sieht gut aus und die Gemeinschaftstoiletten und -duschen sind sauber. Außerdem gibt es ein „heater“ im Zimmer, denn nachts kann es kalt werden. Begrüßt werden wir vom freundlichen und redseligen Graeme, der ein Gesprächsthema ans andere reiht, obwohl wir, ziemlich übermüdet wie wir sind, gern ins Zimmer wollen. Den Nachmittag verbringen wir damit, Christina eine warme Jacke zu kaufen und herauszufinden, dass Essen in Restaurants und Imbissen sehr teuer ist. Natürlich sind wir auch noch von den südostasiatischen Preisen verwöhnt. Jedenfalls gilt es, im Supermarkt einzukaufen und selbst zu kochen.

Am nächsten Tag, den 18.04., gibt es dann ein Frühstück, wie wir es uns schon lange gewünscht haben: Brot mit Käse und Salami! Okay, das labbrige Brot ist noch verbesserungswürdig, aber der teure Käse und die Wurst waren den Kauf wert. O-Saft und Kaffee runden das Mahl noch ab. Zu unserer Freude haben wir im Hostel-Bücherregal einige fast aktuelle deutsche Reiseführer zu Neuseeland entdeckt, die wir alle kostenlos mitnehmen dürfen. Darunter auch der DuMont Reiseführer, mit dem Christina noch in Hamburg geplant hat. Dafür lassen wir auch unseren treuen Stefan Loose über die Mekong-Region im Regal zurück, den wir in Hoi An in Vietnam gekauft hatten. Bis jetzt war es also die richtige Entscheidung, die schweren Reiseführer zu Hause zu lassen und nur die digital erhältlichen dabei zu haben oder vor Ort zu erwerben.

Nach dem Frühstück führt uns ein Stadtspaziergang die englische Art der Stadt, aber vor allen Dingen die Erdbebenschäden von Christchurch zu Augen.


Exkurs Geologie: Neuseeland liegt genau zwischen der Indisch-Australischen und Pazifischen Platte und gehört damit zum Pazifischen Feuerring. Während sich im Norden die Pazifische unter die Indisch-Australische Platte schiebt, ist es im Süden umgekehrt. Das führt dazu, dass es in Neuseeland erhöhte vulkanische Aktivität gibt. Die Erdkruste ist an manchen Stellen hier so dünn wie nirgendwo sonst auf der Welt. Außerdem kommt es wegen der plattentektonischen Bruchzonen regelmäßig zu Erdbeben.

Am 22. Februar 2011 zerstörte ein schweres Beben mit der Stärke 6,3, dessen Epizentrum nur 10km südwestlich lag, fast das komplette historische Stadtzentrum. 185 Menschen kamen ums Leben, 12.000 Gebäude müssen abgerissen werden und etwa 100.000 wurden reparaturbedürftig. Dieses heftige Erdbeben bestimmt das Leben in Christchurch auch zwei Jahre später noch. Fast die komplette Innenstadt ist abgesperrt und der Verkehr wird umgeleitet. Wir sehen unzählige leerstehende Häuser, die noch abgerissen werden müssen und die nicht betreten werden dürfen. Der Wiederaufbau hat noch gar nicht richtig begonnen. Graeme geht davon aus, dass es mindestens noch fünf Jahre dauern wird, bis erste Ergebnisse zu sehen sind. Vielleicht können die Spuren der Naturkatastrophe in 10 Jahren beseitigt werden. Er meint, dass auch das Hostel noch leidet, da gerade die Touristen wegbleiben, die früher mehrere Tage in Christchurch geblieben sind und die entspannte Atmosphäre zwischen den vielen Cafés und Restaurants genossen haben. An vielen Hausruinen sehen wir angesprühte Nummern, wie 26/2 oder 27/2. Wir vermuten, diese bezeichnen das Datum, an dem die Gebäude nach dem Erdbeben durchsucht oder bewertet wurden. Heute wird das Stadtbild von Containern geprägt. 


Diese großen Metallkästen, die normalerweise auf riesigen Schiffen im Hamburger Hafen stehen, dienen als neue Geschäftsunterkünfte, übereinander gestapelt als Abstützvorrichtung für einsturzgefährdete Fassaden oder Wohnungen. In der Nähe der alten Innenstadt haben die Einwohner von Christchurch eine „Container-Mall“ errichtet, die kreativ aufgebaut Unterkünfte für Cafés, Restaurants, Kleidungsläden und Banken bietet und ein neues Zentrum des öffentlichen Lebens darstellt.


Vom Stadtzentrum verschlägt es uns in den Hagley Park, laut Reiseführer das grüne Herz der Stadt. Überhaupt zeigt sich die „englischste Stadt“ Neuseelands sehr grün. Der Park und der angrenzende botanische Garten eignen sich gut für Spaziergänge (sogar im Herbst). 


Zurück im Hostel bereiten wir uns auf den spannenden morgigen Tag vor. Wir werden Neuseeland nämlich nicht mit Mietwagen und mit Hostelübernachtungen erkunden, sondern mit einem eigenen Camper-Van auf Camping-Plätzen. Morgen holen wir unseren Camper-Van ab und starten unsere Tour auf der Südinsel. Das heißt, endlich mal wieder selbst Autofahren (ja, auch im Linksverkehr) und nicht auf umherirrende Busfahrer angewiesen zu sein.

Fazit Tage 104, 105 und 106:

In Neuseeland sind wir zwar weiter von Deutschland entfernt als überall sonst, fühlen uns aber wesentlich mehr wie zu Hause.

Was haben wir heute gelernt? „Kia Ora“ ist Maori und heißt „Hallo“. Sie ist neben Englisch neuseeländische Amtssprache. Die Maori, die polynesisch-stämmigen indigenen Einwohner der Inseln, machen etwa 15 % der Bevölkerung aus.

1 Kommentar:

  1. So, jetzt muss ich aber mal klug-scheißern:
    "Kia Ora" heißt nämlich eigentlich "Willkommen, Lebe wohl und Gute Gesundheit!". Das haben wir von einer echten Maori gelernt! ;-P

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