Singapur
nach Christchurch.
Am Abend des 16.04. checken wir im
sauberen und kühlen Changi Airport für unseren Flug nach
Christchurch ein. Pünktlich zum Abflug gibt es ein blitzendes
Gewitter, was den Flieger allerdings nicht am Starten nicht hindert.
Die Flugzeit beträgt 9h30, wovon die einen die meiste Zeit schlafen
und die anderen den neuen Tarantino Film Django Unchained anschauen.
Es geht wieder über den Äquator, über Indonesien auf den Ausläufer
des Indischen Ozeans, quer über Australien an Melbourne vorbei auf
die Tasman Sea und am Morgen des 17.04. um 9:40 Uhr landen wir in
einem wolkenverhangenen regnerischen Christchurch, das auf der
südlichen der beiden Inseln liegt, die sich Neuseeland nennen. Das
bedeutet 4 Stunden Zeitunterschied zu Singapur und 10 Stunden zu
Deutschland (vor wenigen Wochen waren es noch 12 Stunden; jetzt gilt
in Neuseeland aber Winter- und in Deutschland Sommerzeit).
Wir steigen aus dem Flugzeug aus und
bemerken: dass es kalt ist! Es war also doch eine gute Entscheidung
unsere Fleece-Jacken mitzunehmen. Die Einreisekontrolle verläuft
auch anders als wir es gewohnt sind: Die nette Dame hält erst einmal
ein kleines Schwätzchen mit uns, fragt uns als Erstes wann wir
unseren Camper abholen würden (sehen wir wie Camper aus?) und ist
sich sicher, dass wir einen wunderbaren Aufenthalt haben werden. Wir
treten in die winzige Empfangshalle und Christina freut sich, wie
übersichtlich und ausgeschildert hier alles organisiert ist. Noch
bevor wir auf die Straße treten, gibt es zwei Dinge zu erledigen.
Zunächst heben wir am Automaten Neuseeländische-Dollar ab. Der
Wechselkurs NZ-Dollar zu Euro ist etwa 10 zu 6,5. Leider ist er nicht
noch besser, denn die Preise hier für Unterkunft und Verpflegung
sind ziemlich hoch. Danach geht es in den Vodafone-Shop. In
Neuseeland gibt es so gut wie kein kostenfreies Internet und es wird
zumeist nach Datenmengen abgerechnet. Einige vermuten, dass es an der
mangelhaften Kabelverbindung zu den beiden Inseln liegt. Außerdem
gibt es an vielen Orten, wie z.B. Camping-Plätzen, gar nicht die
Möglichkeit WiFi zu kaufen. Deshalb erwerben wir einen „portablen
WiFi-Router“, der über eine SIM-Karte funktioniert. Für beides
und 2 GB Datenvolumen zahlen wir 99 NZ-$.
Von der Flughafenhalle laufen wir ein
paar Schritte zur Bushaltestelle. Ein Ticket in die Innenstadt kostet
7,50 $ pro Person, nicht gerade wenig (im Vergleich zu dem, was wir
gewohnt waren). Also fragen wir den freundlichen Busfahrer, ob es
nicht noch eine günstigere Alternative gibt. Ja, die würde es
tatsächlich geben. Wir sollen einfach nur 300m die Straße
hochlaufen und in der nächsten Haltestelle in den Bus steigen. Von
dort kostet es nämlich nur noch 3,20 $ pro Person. Kann man sich so
eine Unterhaltung mit einem Angestellten des öffentlichen
Nahverkehrs in Deutschland vorstellen? Wir folgen jedenfalls seinem
Vorschlag und freuen uns, unsere ersten Dollar gespart zu haben.
Unser erster Eindruck vom neuen Land:
Das andere Ende der Welt sieht erstaunlich britisch aus. Immer wenn
man sagen möchte, dass einem die Vegetation bekannt vorkommt,
tauchen Palmen oder unerwartete Farben am Straßenrand auf. Es
herrscht Linksverkehr, woran unsere Augen sich aber schon seit
Indien, Thailand, Indonesien und Singapur gewöhnt haben. Die Häuser
wirken vertraut bzw. britisch oder amerikanisch und man sieht Holz-
und Ziegelsteinfassaden. Überschaubare Menschenmengen bewegen sich
auf den Straßen. Christchurch ist mit fast 400.000 Einwohnern schon
die zweitgrößte Stadt Neuseelands und die größte der Südinsel.
Auf einer Fläche, die etwas kleiner ist als Italien, beherbergt der
Inselstaat Neuseeland nur insgesamt 4,4 Mio. Menschen. Was wir leider
auch bemerken, sind die Zerstörungen, die eine Reihe schwerer
Erdbeben zwischen September 2010 und Juni 2011 in Christchurch
angerichtet haben. Auf dem kurzen Weg zu unserem Hostel sehen wir
abgesperrte Straßenabschnitte und brachliegende Flächen.
Die zwei Nächte in Christchurch
verbringen wir im Vagabond Backpacker Hostel. Das Zimmer kostet 30 $
pro Person, die Gemeinschaftsküche sieht gut aus und die
Gemeinschaftstoiletten und -duschen sind sauber. Außerdem gibt es
ein „heater“ im Zimmer, denn nachts kann es kalt werden. Begrüßt
werden wir vom freundlichen und redseligen Graeme, der ein
Gesprächsthema ans andere reiht, obwohl wir, ziemlich übermüdet
wie wir sind, gern ins Zimmer wollen. Den Nachmittag verbringen wir
damit, Christina eine warme Jacke zu kaufen und herauszufinden, dass
Essen in Restaurants und Imbissen sehr teuer ist. Natürlich sind wir
auch noch von den südostasiatischen Preisen verwöhnt. Jedenfalls
gilt es, im Supermarkt einzukaufen und selbst zu kochen.
Am nächsten Tag, den 18.04., gibt es
dann ein Frühstück, wie wir es uns schon lange gewünscht haben:
Brot mit Käse und Salami! Okay, das labbrige Brot ist noch
verbesserungswürdig, aber der teure Käse und die Wurst waren den
Kauf wert. O-Saft und Kaffee runden das Mahl noch ab. Zu unserer
Freude haben wir im Hostel-Bücherregal einige fast aktuelle deutsche
Reiseführer zu Neuseeland entdeckt, die wir alle kostenlos mitnehmen
dürfen. Darunter auch der DuMont Reiseführer, mit dem Christina
noch in Hamburg geplant hat. Dafür lassen wir auch unseren treuen
Stefan Loose über die Mekong-Region im Regal zurück, den wir in Hoi
An in Vietnam gekauft hatten. Bis jetzt war es also die richtige
Entscheidung, die schweren Reiseführer zu Hause zu lassen und nur
die digital erhältlichen dabei zu haben oder vor Ort zu erwerben.
Nach dem Frühstück führt uns ein
Stadtspaziergang die englische Art der Stadt, aber vor allen Dingen
die Erdbebenschäden von Christchurch zu Augen.
Exkurs Geologie: Neuseeland liegt genau
zwischen der Indisch-Australischen und Pazifischen Platte und gehört
damit zum Pazifischen Feuerring. Während sich im Norden die
Pazifische unter die Indisch-Australische Platte schiebt, ist es im
Süden umgekehrt. Das führt dazu, dass es in Neuseeland erhöhte
vulkanische Aktivität gibt. Die Erdkruste ist an manchen Stellen
hier so dünn wie nirgendwo sonst auf der Welt. Außerdem kommt es
wegen der plattentektonischen Bruchzonen regelmäßig zu Erdbeben.
Am 22. Februar 2011 zerstörte ein
schweres Beben mit der Stärke 6,3, dessen Epizentrum nur 10km
südwestlich lag, fast das komplette historische Stadtzentrum. 185
Menschen kamen ums Leben, 12.000 Gebäude müssen abgerissen werden
und etwa 100.000 wurden reparaturbedürftig. Dieses heftige Erdbeben
bestimmt das Leben in Christchurch auch zwei Jahre später noch. Fast
die komplette Innenstadt ist abgesperrt und der Verkehr wird
umgeleitet. Wir sehen unzählige leerstehende Häuser, die noch
abgerissen werden müssen und die nicht betreten werden dürfen. Der
Wiederaufbau hat noch gar nicht richtig begonnen. Graeme geht davon
aus, dass es mindestens noch fünf Jahre dauern wird, bis erste
Ergebnisse zu sehen sind. Vielleicht können die Spuren der
Naturkatastrophe in 10 Jahren beseitigt werden. Er meint, dass auch
das Hostel noch leidet, da gerade die Touristen wegbleiben, die
früher mehrere Tage in Christchurch geblieben sind und die
entspannte Atmosphäre zwischen den vielen Cafés und Restaurants
genossen haben. An vielen Hausruinen sehen wir angesprühte Nummern,
wie 26/2 oder 27/2. Wir vermuten, diese bezeichnen das Datum, an dem
die Gebäude nach dem Erdbeben durchsucht oder bewertet wurden. Heute
wird das Stadtbild von Containern geprägt.
Diese großen
Metallkästen, die normalerweise auf riesigen Schiffen im Hamburger
Hafen stehen, dienen als neue Geschäftsunterkünfte, übereinander
gestapelt als Abstützvorrichtung für einsturzgefährdete Fassaden
oder Wohnungen. In der Nähe der alten Innenstadt haben die Einwohner
von Christchurch eine „Container-Mall“ errichtet, die kreativ
aufgebaut Unterkünfte für Cafés, Restaurants, Kleidungsläden und
Banken bietet und ein neues Zentrum des öffentlichen Lebens
darstellt.
Vom Stadtzentrum verschlägt es uns in
den Hagley Park, laut Reiseführer das grüne Herz der Stadt.
Überhaupt zeigt sich die „englischste Stadt“ Neuseelands sehr
grün. Der Park und der angrenzende botanische Garten eignen sich gut
für Spaziergänge (sogar im Herbst).
Zurück im Hostel bereiten wir
uns auf den spannenden morgigen Tag vor. Wir werden Neuseeland
nämlich nicht mit Mietwagen und mit Hostelübernachtungen erkunden,
sondern mit einem eigenen Camper-Van auf Camping-Plätzen. Morgen
holen wir unseren Camper-Van ab und starten unsere Tour auf der
Südinsel. Das heißt, endlich mal wieder selbst Autofahren (ja, auch
im Linksverkehr) und nicht auf umherirrende Busfahrer angewiesen zu
sein.
Fazit Tage 104, 105 und 106:
In Neuseeland sind wir zwar weiter von
Deutschland entfernt als überall sonst, fühlen uns aber wesentlich
mehr wie zu Hause.
Was haben wir heute gelernt? „Kia
Ora“ ist Maori und heißt „Hallo“. Sie ist neben Englisch
neuseeländische Amtssprache. Die Maori, die polynesisch-stämmigen
indigenen Einwohner der Inseln, machen etwa 15 % der Bevölkerung
aus.
So, jetzt muss ich aber mal klug-scheißern:
AntwortenLöschen"Kia Ora" heißt nämlich eigentlich "Willkommen, Lebe wohl und Gute Gesundheit!". Das haben wir von einer echten Maori gelernt! ;-P