Zurückgelegte Kilometer: 221
Unser heutiges Tagesziel ist das Dorf
Haast an der Westküste. Um dahin zu kommen, werden wir das Land der
Seen verlassen und die Southern Alps überqueren müssen. Nur wenige
Kilometer nach unserer Abfahrt in Queenstown halten wir in Arrowtown.
Die kleine Stadt war eine der typischen Goldgräberstädte im 19.
Jahrhundert in Otago.
Nachdem am 25. Mai 1861 ein australischer
Goldsucher beachtliche Funde gemacht hat, begann ein mehrere Jahre
dauernder Goldrausch in dieser Region. Viele Museen und historische
Monumente erinnern heute an diesen Teil der neuseeländischen
Geschichte. In Arrowtown sind über 50 Gebäude aus dieser Ära
bewahrt worden und in der Innenstadt Anziehungspunkt vieler Touristen
sind. Interessant ist ein kleiner Fußweg am Ufer des Bush Creek, der
durch eine historische chinesische Siedlung führt. Als die weißen
Goldsucher die nahegelegenen Claims verließen, kamen Chinesen und
holten noch die letzten Gramm Gold aus dem Boden.
Es ist aus heutiger
Sicht kaum vorzustellen, wie sich in der damaligen Zeit Gerüchte
über Goldfunde über solch weite Strecken wie nach Asien bewegten
und dort Leute animierten, ihr bisheriges Leben aufzugeben und
stattdessen in einem weit entfernten Land nach Gold zu suchen. Ganz
zu schweigen von der schwierigen Reise, die man auf sich nehmen
musste, um ans andere Ende der Welt zu kommen.
Von Arrowtown fahren wir auf die Crown
Range Road in Richtung Wanaka. Es ist eine Passstraße, die sich auf
bis zu 1076m hochwindet und schon nach wenigen Kilometern über
steile Serpentinen die Crown Terraces erklimmt.
Durchschnittliche
Fahrtgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Dafür ist die Aussicht im
südlichen Abschnitt zurück auf Queenstown und die hügelige
Landschaft einen Stopp an den ausgeschilderten Aussichtspunkten wert.
Am Ende der Crown Range Road steht das
schöne Wanaka.
Wanaka ist ein beliebter Ferienort für Neuseeländer
laut Reiseführer steigen hier die Immobilienpreise wie nirgendwo
sonst im Land. Wie jede größere Stadt in dieser Region, die etwas
auf sich hält, hat sie mit dem Lake Wanaka einen großen und schönen
See zu ihren Füßen. Wir können nachvollziehen, warum hier so viele
Menschen urlauben und wohnen wollen: tolle hügelige Lage, große
Uferzone und Bäume, die der Stadt ein buntes herbstlichen Bild
bescheren.
Wir verbringen ein paar Stunden hier
und gönnen uns ausnahmsweise ein Restaurantbesuch: Das
Mittagsangebot Burger mit Pommes für Walter und Fish&Chips für
Christina für je 10 $ hat uns gelockt. An dieser Stelle muss
festgehalten werden, dass der Burger extrem gut geschmeckt hat! Und
weil ein solches Essen einen anständigen Nachtisch verdient hat,
gibt es noch ein Stück Schokokuchen und Kaffee im Café um die Ecke.
So gestärkt wagen wir uns an die Fahrt
auf dem Haast-Pass über die Alpen. Pünktlich zur Weiterfahrt zieht
das Wetter zu und Regen setzt ein. Wir verlassen die Region mit dem
trocken wirkenden Tussock-Gras und sehen stattdessen dichten
Regenwald um uns herum. Der letzte Posten Zivilisation vor den Bergen
ist Makarora mit seinem DOC Visitor Centre und einer Tankstelle mit
Restaurant und Bar. Der Regen wird stärker und aus dem dichten wird
triefender Regenwald. Wenn das Wetter schlecht ist, dann wirken die
meisten Landschaften trüb und traurig. Regen macht die Umgebung
trostlos. Nicht so aber (in diesem Teil) von Neuseeland. Wir sind
fasziniert von dem Schauspiel, das sich links und rechts, über und
unter uns ereignet: Die Hänge der Southern Alps verwandeln sich in
Wasserfälle, die nur hin und wieder durch feste Vegetation
unterbrochen sind.
Aus jedem kleinen Rinnsal an der Felswand wird ein
eindrucksvoller Wasserstrahl, den man am liebsten fotografieren
möchte. Die Bäche werden zu reißenden Flüssen. Man möchte nach
jeder Straßenbiegung anhalten und das Bild, das sich einem bietet,
festhalten.
Auf dem Weg über die Alpen gibt es
immer wieder ausgeschilderte Haltepunkte, an denen man aussteigen
kann (und sollte) und wenige Minuten zu landschaftlichen
Sehenswürdigkeiten spazieren kann: donnernde Wasserfälle, dichter
Regenwald oder ein breites Flussbett.
Die Broschüre „Walks along
the Haast Highway“, die man sich auch kostenlos runterladen kann,
informiert über die verschiedenen Tracks. Und dann haben wir es
plötzlich geschafft. Wie auf Kommando verschwindet der Regen und die
Wolken verschwinden. Im beginnenden Sonnenuntergang fahrenn wir in
das große Flusstal des Haast River ein, der mit seinem breiten
Schotterbett eine große Schneise in die Bergkette schlägt. In
wenigen Kilometern wird er in die Tasman Sea münden. Wir halten aber
noch vor dem Meer in Haast, eine kleine freundliche Ansammlung von
Häusern. Haast ist die einzige größere Versorgungsstation auf den
260km zwischen Wanaka, wo wir herkommen, und Fox, wo wir hinwollen.
Wir beziehen einen Stellplatz im Top10 Holiday Park und die super
freundliche Neuseeländerin Norma gibt uns noch ein paar wertvolle
Tipps für Wanderungen in der Umgebung und auf dem morgigen Weg nach
Fox. Weil die Nacht sehr stürmisch und regnerisch werden soll,
werden wir wenigen Wohnwagen nah beieinander positioniert. Der Abend
präsentiert sich noch von seiner besten Seite und spendiert uns
einen farbenfrohen Sonnenuntergang, während uns eine Brise
Meeresluft entgegenweht.
Fazit Tag 114:
Neuseeland ist auch bei Regen schön.
Was haben wir heute gelernt? Die
Westküste Neuseelands gehört zu den regenreichsten Regionen der
Welt. Über diese uns bei Fahrtantritt noch nicht bekannte
Information sind wir nur durch Zufall gestolpert. Und die Hinweise
von oben haben natürlich auch geholfen. Die vorherrschenden
Westwinde treffen auf die Wetterscheiden der Gebirgsketten, sodass
sich die Tiefdruckgebiete an der Westküste in aller Ruhe ausregnen
können. Jahresniederschläge mit bis zu 7000mm im Milford Sound
gehören zu den höchsten der Welt. Im nur etwa 100km entfernten
Alexandra, das aber auf der anderen Gebirgsseite liegt, werden zum
Vergleich nur 350mm gemessen.
WAS ist denn das für eine Torte!!! Um in den Worten von Leonie zu sagen: die haben es aber gut da!!
AntwortenLöschenPS: die Fotos mit den Bäumen sind echt klasse!
l.g. aus Wü