Denpasar nach Singapur.
Es geht heute zu unserer letzten
Station in Südostasien. Die zwei Wochen auf Bali haben gut getan, um
Körper und vor allen Dingen Geist zu erholen. Wir fliegen die 2h10
nach Singapur mit Singapore Airlines und überqueren ein zweites Mal
den Äquator. Dabei genießen wir mehr Beinfreiheit als in den
bisherigen Airlines. Ein ärgerlicher Nachgeschmack aus Bali bleibt
aber: Am Flughafen muss man, für uns unerwartet, eine
Flughafensteuer entrichten. Diese belief sich auf 150.000 Rupiah pro
Person, etwa 15 $, was nicht gerade wenig ist.
Bei der Einreisekontrolle in Singapur
heißt es dann zur Begrüßung „Hello!“. In dem Insel- und
Stadtstaat gibt es vier offizielle Amtssprachen: Chinesisch,
Englisch, Malaiisch und Tamil. Aber eigentlich wird überall Englisch
gesprochen. Sie ist die Verkehrs-, Handels- und Verwaltungssprache.
Die verschiedenen Sprachen lassen sich auf die Bevölkerungsgruppen
zurückführen, die man in Singapur findet. Es leben fast 6 Mio.
Menschen hier, von denen 76,8 % Chinesen, 13,8 % Malaien und 7,9 %
Inder sind. Die Chinesen sind auch die politisch dominierende
Bevölkerungsmehrheit.
Wir sind gespannt auf die Stadt und
versuchen den überaus sauberen und effizienten Flughafen Changi zu
verlassen, um nach draußen ins wahre Singapur zu treten. Doch auf
dem einstündigen Weg zu unserem Hotel schaffen wir es nicht ein
einziges Mal klimatisierte Räume zu verlassen. Von der von Computern
gesteuerten U-Bahn geht es durch unterirdische (klimatisierte)
Verbindungsgänge an Shopping-Malls vorbei zur nächsten Haltestelle
bis wir schon die Empfangshalle unseres Hotels erreicht haben.
Unterwegs merken wir, dass nicht draußen sondern hier drinnen das
wahre Singapur ist.
In dieser Stadt kommt geht man von klimatisierter
Wohlfühlzone zur nächsten klimatisierten Wohlfühlzone und befindet
sich die meiste Zeit unter der Erde oder mehrere Stockwerke darüber.
Alles ist sauber, pünktlich und glänzt. Sind wir eigentlich noch in
Südostasien? Wir sind zwar geografisch noch mittendrin und die
Menschen sehen auch so aus, aber unsere Umgebung hat nichts mehr mit
dem Südostasien gemeinsam, das wir bislang kennengelernt haben.
Singapur sieht aus wie ein Zukunftsstadt. Eine Utopie, durch die man
spazieren kann. Wer heute eine Stadt mit den zur Verfügung stehenden
technischen Möglichkeiten plant, würde vermutlich Singapur bauen.
Man schwankt zwischen Begeisterung, Erstaunen, dem Hochgefühl der
Moderne und dem Gefühl, dass man sich in einer unwirklichen,
unechten elektronisch gesteuerten Welt fortbewegt.
Und Singapur scheint vor allen Dingen
aus eins zu bestehen: Shopping Malls. Unzählige mehrstöckige
Verkaufspromenaden reihen sich aneinander, sind durch unterirdische
und oberirdische Durchgänge miteinander verbunden und werben mit
Hochglanzbildern und poliertem Glas um dein Geld. Bezahlen kann man
hier mit Singapur-Dollar. Der Umrechnungskurs zu Euro ist etwa 10 zu
6,2. Die Preise sind hier für alles natürlich deutlich höher als
in den anderen Ländern Südostasiens.
Wie es sich für so eine Stadt gehört,
haben wir uns bei der Hotelwahl einen kleinen Traum erfüllt, legen
für zwei Nächte unser Rucksack-Dasein beiseite und sprengen unser
Budget: Unsere teuerste Hotelübernachtung der Reise verbringen wir
im 5-Sterne Hotel Marina Bay Sands.
Die Hotellobby von unten:
Als wir an unserer U-Bahn
Haltestelle aussteigen, sind wir überwältigt von dem, was wir
vorfinden: Eine 20 ha große Anlage, die ein Kasino, ein Konferenz-
und Ausstellungszentrum, natürlich eine riesige Shopping Mall, ein
Kunst- und Wissenschaftsmuseum, zwei Theatersäle, Bars, Nachtklubs
und das Hotel selbst umfasst. Der Bauherr bezeichnete es als „eines
der herausfordernsten Bauprojekte der Welt und sicherlich die
teuerste alleinstehende Integrated-Resort-Immobilie, die je gebaut
worden ist.“
Und das liegt hauptsächlich am Hotel. Es besteht aus
drei 55stöckigen Hoteltürmen, die 191m hoch sind, und auf denen ein
sie verbindender 340m langer Dachgarten gesetzt wurde. Diese
Dachterrasse, der Sands SkyPark, hat eine öffentlich zugängliche
Aussichtsplattform, einen Garten mit Bäumen und als Highlight einen
146m langen Swimming-Pool, der das weltgrößte Außenschwimmbad auf
dieser Höhe ist.
Die Aussicht auf die Skyline von Singapur ist
phänomenal.
Aber auch der Blick von unserem Hotelzimmer ist
großartig. Aus irgendeinem Grund haben wir ein Eckzimmer im 32.
Stock bekommen, von dem man auf beide Seiten der Stadt blicken kann.
Alleine das Ankleidezimmer (!) war so groß wie manches Hotelzimmer,
das wir hatten.
Vom Balkon kann man den botanischen Garten „Gardens
by the Bay“ und das Meer sehen, auf dem Dutzende von
Containerschiffen auf die Weiterfahrt durch die Meeresenge vor
Singapur warten.
Dieses architektonische und aussichtstechnische
Highlight unserer Reise kostet uns stolze 300 € die Nacht.
Irgendwie überwinden wir uns, das
Hotel auch mal zu verlassen und in der kurzen Zeit etwas von der
restlichen Stadt zu sehen. Wir fahren unter anderem mit dem SIA
Hop-On (natürlich vollklimatisierten) Stadtrundfahrtbus, der beim
Vorzeigen unserer Singapore Airlines Bordkarte günstiger wird.
Singapur liegt am Ende des südlichen Ausläufers des asiatischen
Festlandes auf einer Hauptinsel, drei größeren und 56 kleineren
Inseln. Singapur grenzt im Norden an Malaysia und ist durch die
Meeresstraße von Singapur von Indonesien getrennt. Das Klima ist
tropisch-feucht. Es gibt eigentlich keine verschiedenen Jahreszeiten.
Die Temperatur beträgt das ganze Jahr im Schnitt über 28 Grad und
es regnet von Oktober bis Februar etwas mehr als sonst.
Singapur
profitierte davon, wichtiger Handelspunkt und Umschlaghafen auf dem
verkehrsreichen Seeweg zwischen Europa und China zu sein.
Historischer Tiefpunkt war die Besetzung durch japanische Truppen im
Zweiten Weltkrieg. Diese griffen über das malaiische Festland an und
umgingen dadurch die starken Verteidigungslinien der Stadt zur See
hin.
Entsprechend der großen
Bevölkerungsgruppen gibt es ein Chinatown und Indiantown zu
besichtigen. Beides sieht aber aus wie eine saubere, nüchterne und
geregelte Kopie der Originale oder etwa des Chinatown in Bangkok. Im
alten Kolonialdistrikt findet man noch kleine alte Häuser, die im
Vergleich zu den neuen Hochhäusern des Financial Distrikts wie
Spielzeugschachteln aussehen.
Beliebtes Ausflugsziel ist der
Botanische Garten von 1822. Einen Besuch wert ist auch der neueste
botanische Garten „Gardens by the Bay“ direkt neben dem Marina
Bay Sands. Auf 101 ha künstlich gewonnenem Land wurde ein Garten mit
großen Gewächshäusern und riesigen sog. „Fake Trees“ 2012
eröffnet. Am Abend werden Lichtshows veranstaltet.
Von der Standrundfahrt hungrig
geworden, haben wir wie die meisten Singapurer in einem der vielen
Food Courts in den Shopping Malls gegessen. Hier gibt es für die
Stadt vergleichsweise günstiges Essen und eine große Vielfalt an
Gerichten. Auch beim Essen kann man die multikulturellen Einflüsse,
die diese Stadt ausmachen, erkennen. Für das Mittagessen zahlen wir
etwa 5 Singapur-Dollar.
Bemerkenswert: der Verkehr. Genauer
gesagt die geringe Anzahl von Autos und die Vermeidung von Staus. Ein
von der Regierung implementiertes rigides Steuerungssystem hat dazu
geführt, dass der Verkehr trotz der großen Stadt und der kleinen
Landfläche kaum stockt und man schnell vorankommt. Ein riesiger
Kontrast zu Städten wie Bangkok oder Saigon. Auch im Hinblick auf
die Abgasentwicklung. Die geringe Autozahl wird allerdings dadurch
erreicht, dass für Autoimporte eine Steuer von 100% des Autopreises
entrichtet werden muss. Wer diesen Preis bereit ist zu zahlen, der
muss zusätzlich eine Erlaubniskarte ersteigern, die einem das Recht
gibt, innerhalb von 10 Jahren ein Auto zu kaufen. Und schließlich
muss in Singapur flächendeckend Maut gezahlt werden. Die Mautgebühr
wird dabei von einem elektronischen System geregelt, das das erste
seiner Art auf der Welt war. Im Gegenzug für diese strenge Regelung
des Kfz-Verkehrs hat die Stadt ein breites und gut funktionierendes
Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln geschaffen.
Diese rigiden und harten Regeln stellen
aber eine weitere wichtige Eigenschaft von Singapur dar. Obwohl der
Stadtstaat offiziell eine Demokratie ist, wird er seit Jahren eher
autoritär regiert. Die Politik wird seit 1965 von einer Partei
dominiert, die Singapur faktisch zu einem Einparteienstaat macht.
Viele Gesetze sind sehr streng und es kann die Todesstrafe verhängt
werden. Graffiti können mit Prügel mit dem Rohrstock bestraft
werden, wobei speziell ausgebildete Justizbeamte harte Schläge auf
das entblößte Gesäß ausführen, die zu bleibenden Narben führen.
Der Verkauf von Kaugummi war von 1992 bis 2004 verboten und kann
heute nur mit Arztrezept und Personalausweis erfolgen. Essen, Trinken
und Rauchen in öffentlichen Plätzen ist verboten und unterliegt
hohen Geldstrafen. Allerdings dienen viele dieser hohen Strafe mehr
als Abschreckung.
Unsere Zeit hier war natürlich viel zu
kurz, um ein umfassendes Bild von Singapur zu bekommen. Es ist zwar
eine teure, bisweilen künstliche, aber auch eine unglaublich
faszinierende Stadt. Wer moderne Großstädte liebt, der sollte
Singapur besuchen. Wir sind auch gerade vom Mix der Kulturen
begeistert, die sich untereinander alle auf Englisch unterhalten.
Morgen verlassen wir Südostasien. Ein
bisschen wehmütig sind wir schon, schließlich haben wir so viele
tolle Länder und Menschen auf diesem Teil der Erde kennengelernt.
Dafür geht es aber nun wirklich ans andere Ende der Welt und zum
südlichsten Punkt unserer Weltreise: Neuseeland. Außerdem freuen
wir uns darauf nach so langer Zeit in so heißem Wetter, etwas
kühlere Temperaturen im herbstlichen Land der Kiwis zu genießen.
Mit Singapore Airlines fliegen wir morgen Abend zunächst nach
Christchurch auf die Südinsel und starten von dort unsere Rundreise.
Fazit Tage 102 und 103:
Sauber, modern und glänzend.
Was haben wir heute gelernt? Der Name
Singapur kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Löwenstadt“. Laut
der Legende soll ein hinduistischer Prinz im Dschungel einen Löwen
gesehen haben und von dieser Begegnung beeindruckt die Stadt danach
benannt haben.
Tolle Bilder und viele interessante Details.
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