Montag, 15. April 2013

Hello! - Singapur - Tage 1 und 2


Denpasar nach Singapur.

Es geht heute zu unserer letzten Station in Südostasien. Die zwei Wochen auf Bali haben gut getan, um Körper und vor allen Dingen Geist zu erholen. Wir fliegen die 2h10 nach Singapur mit Singapore Airlines und überqueren ein zweites Mal den Äquator. Dabei genießen wir mehr Beinfreiheit als in den bisherigen Airlines. Ein ärgerlicher Nachgeschmack aus Bali bleibt aber: Am Flughafen muss man, für uns unerwartet, eine Flughafensteuer entrichten. Diese belief sich auf 150.000 Rupiah pro Person, etwa 15 $, was nicht gerade wenig ist.

Bei der Einreisekontrolle in Singapur heißt es dann zur Begrüßung „Hello!“. In dem Insel- und Stadtstaat gibt es vier offizielle Amtssprachen: Chinesisch, Englisch, Malaiisch und Tamil. Aber eigentlich wird überall Englisch gesprochen. Sie ist die Verkehrs-, Handels- und Verwaltungssprache. Die verschiedenen Sprachen lassen sich auf die Bevölkerungsgruppen zurückführen, die man in Singapur findet. Es leben fast 6 Mio. Menschen hier, von denen 76,8 % Chinesen, 13,8 % Malaien und 7,9 % Inder sind. Die Chinesen sind auch die politisch dominierende Bevölkerungsmehrheit.

Wir sind gespannt auf die Stadt und versuchen den überaus sauberen und effizienten Flughafen Changi zu verlassen, um nach draußen ins wahre Singapur zu treten. Doch auf dem einstündigen Weg zu unserem Hotel schaffen wir es nicht ein einziges Mal klimatisierte Räume zu verlassen. Von der von Computern gesteuerten U-Bahn geht es durch unterirdische (klimatisierte) Verbindungsgänge an Shopping-Malls vorbei zur nächsten Haltestelle bis wir schon die Empfangshalle unseres Hotels erreicht haben. Unterwegs merken wir, dass nicht draußen sondern hier drinnen das wahre Singapur ist.


In dieser Stadt kommt geht man von klimatisierter Wohlfühlzone zur nächsten klimatisierten Wohlfühlzone und befindet sich die meiste Zeit unter der Erde oder mehrere Stockwerke darüber. Alles ist sauber, pünktlich und glänzt. Sind wir eigentlich noch in Südostasien? Wir sind zwar geografisch noch mittendrin und die Menschen sehen auch so aus, aber unsere Umgebung hat nichts mehr mit dem Südostasien gemeinsam, das wir bislang kennengelernt haben. Singapur sieht aus wie ein Zukunftsstadt. Eine Utopie, durch die man spazieren kann. Wer heute eine Stadt mit den zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten plant, würde vermutlich Singapur bauen. Man schwankt zwischen Begeisterung, Erstaunen, dem Hochgefühl der Moderne und dem Gefühl, dass man sich in einer unwirklichen, unechten elektronisch gesteuerten Welt fortbewegt.

Und Singapur scheint vor allen Dingen aus eins zu bestehen: Shopping Malls. Unzählige mehrstöckige Verkaufspromenaden reihen sich aneinander, sind durch unterirdische und oberirdische Durchgänge miteinander verbunden und werben mit Hochglanzbildern und poliertem Glas um dein Geld. Bezahlen kann man hier mit Singapur-Dollar. Der Umrechnungskurs zu Euro ist etwa 10 zu 6,2. Die Preise sind hier für alles natürlich deutlich höher als in den anderen Ländern Südostasiens.

Wie es sich für so eine Stadt gehört, haben wir uns bei der Hotelwahl einen kleinen Traum erfüllt, legen für zwei Nächte unser Rucksack-Dasein beiseite und sprengen unser Budget: Unsere teuerste Hotelübernachtung der Reise verbringen wir im 5-Sterne Hotel Marina Bay Sands. 

Die Hotellobby von unten:


Als wir an unserer U-Bahn Haltestelle aussteigen, sind wir überwältigt von dem, was wir vorfinden: Eine 20 ha große Anlage, die ein Kasino, ein Konferenz- und Ausstellungszentrum, natürlich eine riesige Shopping Mall, ein Kunst- und Wissenschaftsmuseum, zwei Theatersäle, Bars, Nachtklubs und das Hotel selbst umfasst. Der Bauherr bezeichnete es als „eines der herausfordernsten Bauprojekte der Welt und sicherlich die teuerste alleinstehende Integrated-Resort-Immobilie, die je gebaut worden ist.“ 


Und das liegt hauptsächlich am Hotel. Es besteht aus drei 55stöckigen Hoteltürmen, die 191m hoch sind, und auf denen ein sie verbindender 340m langer Dachgarten gesetzt wurde. Diese Dachterrasse, der Sands SkyPark, hat eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform, einen Garten mit Bäumen und als Highlight einen 146m langen Swimming-Pool, der das weltgrößte Außenschwimmbad auf dieser Höhe ist. 


Die Aussicht auf die Skyline von Singapur ist phänomenal. 


Aber auch der Blick von unserem Hotelzimmer ist großartig. Aus irgendeinem Grund haben wir ein Eckzimmer im 32. Stock bekommen, von dem man auf beide Seiten der Stadt blicken kann. Alleine das Ankleidezimmer (!) war so groß wie manches Hotelzimmer, das wir hatten. 


Vom Balkon kann man den botanischen Garten „Gardens by the Bay“ und das Meer sehen, auf dem Dutzende von Containerschiffen auf die Weiterfahrt durch die Meeresenge vor Singapur warten. 


Dieses architektonische und aussichtstechnische Highlight unserer Reise kostet uns stolze 300 € die Nacht.

Irgendwie überwinden wir uns, das Hotel auch mal zu verlassen und in der kurzen Zeit etwas von der restlichen Stadt zu sehen. Wir fahren unter anderem mit dem SIA Hop-On (natürlich vollklimatisierten) Stadtrundfahrtbus, der beim Vorzeigen unserer Singapore Airlines Bordkarte günstiger wird. Singapur liegt am Ende des südlichen Ausläufers des asiatischen Festlandes auf einer Hauptinsel, drei größeren und 56 kleineren Inseln. Singapur grenzt im Norden an Malaysia und ist durch die Meeresstraße von Singapur von Indonesien getrennt. Das Klima ist tropisch-feucht. Es gibt eigentlich keine verschiedenen Jahreszeiten. Die Temperatur beträgt das ganze Jahr im Schnitt über 28 Grad und es regnet von Oktober bis Februar etwas mehr als sonst. 


Singapur profitierte davon, wichtiger Handelspunkt und Umschlaghafen auf dem verkehrsreichen Seeweg zwischen Europa und China zu sein. Historischer Tiefpunkt war die Besetzung durch japanische Truppen im Zweiten Weltkrieg. Diese griffen über das malaiische Festland an und umgingen dadurch die starken Verteidigungslinien der Stadt zur See hin.

Entsprechend der großen Bevölkerungsgruppen gibt es ein Chinatown und Indiantown zu besichtigen. Beides sieht aber aus wie eine saubere, nüchterne und geregelte Kopie der Originale oder etwa des Chinatown in Bangkok. Im alten Kolonialdistrikt findet man noch kleine alte Häuser, die im Vergleich zu den neuen Hochhäusern des Financial Distrikts wie Spielzeugschachteln aussehen. 


Beliebtes Ausflugsziel ist der Botanische Garten von 1822. Einen Besuch wert ist auch der neueste botanische Garten „Gardens by the Bay“ direkt neben dem Marina Bay Sands. Auf 101 ha künstlich gewonnenem Land wurde ein Garten mit großen Gewächshäusern und riesigen sog. „Fake Trees“ 2012 eröffnet. Am Abend werden Lichtshows veranstaltet.


Von der Standrundfahrt hungrig geworden, haben wir wie die meisten Singapurer in einem der vielen Food Courts in den Shopping Malls gegessen. Hier gibt es für die Stadt vergleichsweise günstiges Essen und eine große Vielfalt an Gerichten. Auch beim Essen kann man die multikulturellen Einflüsse, die diese Stadt ausmachen, erkennen. Für das Mittagessen zahlen wir etwa 5 Singapur-Dollar.


Bemerkenswert: der Verkehr. Genauer gesagt die geringe Anzahl von Autos und die Vermeidung von Staus. Ein von der Regierung implementiertes rigides Steuerungssystem hat dazu geführt, dass der Verkehr trotz der großen Stadt und der kleinen Landfläche kaum stockt und man schnell vorankommt. Ein riesiger Kontrast zu Städten wie Bangkok oder Saigon. Auch im Hinblick auf die Abgasentwicklung. Die geringe Autozahl wird allerdings dadurch erreicht, dass für Autoimporte eine Steuer von 100% des Autopreises entrichtet werden muss. Wer diesen Preis bereit ist zu zahlen, der muss zusätzlich eine Erlaubniskarte ersteigern, die einem das Recht gibt, innerhalb von 10 Jahren ein Auto zu kaufen. Und schließlich muss in Singapur flächendeckend Maut gezahlt werden. Die Mautgebühr wird dabei von einem elektronischen System geregelt, das das erste seiner Art auf der Welt war. Im Gegenzug für diese strenge Regelung des Kfz-Verkehrs hat die Stadt ein breites und gut funktionierendes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln geschaffen.


Diese rigiden und harten Regeln stellen aber eine weitere wichtige Eigenschaft von Singapur dar. Obwohl der Stadtstaat offiziell eine Demokratie ist, wird er seit Jahren eher autoritär regiert. Die Politik wird seit 1965 von einer Partei dominiert, die Singapur faktisch zu einem Einparteienstaat macht. Viele Gesetze sind sehr streng und es kann die Todesstrafe verhängt werden. Graffiti können mit Prügel mit dem Rohrstock bestraft werden, wobei speziell ausgebildete Justizbeamte harte Schläge auf das entblößte Gesäß ausführen, die zu bleibenden Narben führen. Der Verkauf von Kaugummi war von 1992 bis 2004 verboten und kann heute nur mit Arztrezept und Personalausweis erfolgen. Essen, Trinken und Rauchen in öffentlichen Plätzen ist verboten und unterliegt hohen Geldstrafen. Allerdings dienen viele dieser hohen Strafe mehr als Abschreckung.


Unsere Zeit hier war natürlich viel zu kurz, um ein umfassendes Bild von Singapur zu bekommen. Es ist zwar eine teure, bisweilen künstliche, aber auch eine unglaublich faszinierende Stadt. Wer moderne Großstädte liebt, der sollte Singapur besuchen. Wir sind auch gerade vom Mix der Kulturen begeistert, die sich untereinander alle auf Englisch unterhalten.


Morgen verlassen wir Südostasien. Ein bisschen wehmütig sind wir schon, schließlich haben wir so viele tolle Länder und Menschen auf diesem Teil der Erde kennengelernt. Dafür geht es aber nun wirklich ans andere Ende der Welt und zum südlichsten Punkt unserer Weltreise: Neuseeland. Außerdem freuen wir uns darauf nach so langer Zeit in so heißem Wetter, etwas kühlere Temperaturen im herbstlichen Land der Kiwis zu genießen. Mit Singapore Airlines fliegen wir morgen Abend zunächst nach Christchurch auf die Südinsel und starten von dort unsere Rundreise.

Fazit Tage 102 und 103:

Sauber, modern und glänzend.

Was haben wir heute gelernt? Der Name Singapur kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Löwenstadt“. Laut der Legende soll ein hinduistischer Prinz im Dschungel einen Löwen gesehen haben und von dieser Begegnung beeindruckt die Stadt danach benannt haben.


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