Sonntag, 28. April 2013

Fox nach Hokitika

Zurückgelegte Kilometer: 208

So erstaunlich mild es am Fuße des Fox Glaciers war, so kalt wurde die Nacht in Fox. Dass wir den heater in Christchurch dazugebucht haben, scheint immer mehr eine unserer besten Entscheidungen hier in Neuseeland gewesen zu sein. Und wenn man ihn auch nur morgens für ein paar Minuten anmacht, um schneller aus dem Schlafsack zu steigen.

Ein weiterer beliebter Aussichtspunkt auf den Gletscher und die ihn umgebenden Alpen ist der Peak View Point auf dem Weg zum Gillespies Beach 10km von Fox entfernt. An sonnigen Tagen hat man von hier einen Panoramablick auf die Bergkulisse. Selbst an regnerischen Tagen wie heute konnten wir noch den Gletscher am Horizont erkennen. Nur fototauglich war die Aussicht nicht.

Die SH-6 windet sich auf nur 25km von Fox durch die Berge nach Franz Josef. Der Franz Josef Gletscher ist der Raser unter den Gletschern. Nur sich bewegende Eismassen werden als Gletscher bezeichnet. Aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur, Eismasse oder Wasserzuflüsse, um nur ein paar Faktoren zu nennen, kommt es zu Gletscherbewegungen. Da schwache Bindungskräfte zwischen übereinanderliegenden Eisschichten herrschen können, kann es dazu kommen, dass sich höhere Schichten schneller bewegen als darunterliegende. Beim Franz Josef wurden schon Spitzenfließgeschwindigkeiten von 8m am Tag gemessen.


Der 10km lange Gletscher ist zu seinem für Neuseeland ungewöhnlichen Namen gekommen, weil ihn laut Reiseführer der deutsche Geologe Julius von Haast nach Kaiser Franz Josef I. von Österreich benannte, um einen Gruß an seinen befreundeten österreichischen Kollegen in Wien zu richten, der mit Haast mehrmals Expeditionen nach Neuseeland unternommen hatte. Von dieser freundschaftlichen Geste gerührt wandern wir den Franz Josef Glacier Valley Walk zur Abrisskante der Eismasse. 


Heute haben wir Glück mit Wetter und Sicherheitsmaßnahmen: Der Weg ist zu seiner vollen Länge bis 300m vor den Gletscher freigegeben. Das bedeutet zwar, dass wir 1h30 hin und zurück wandern müssen, dafür haben wir aber eine tolle Aussicht auf die ganze Länge von Franz Josef, der im Gegensatz zum Fox Glacier auch keinen Knick um die Berge zu machen scheint.


Auffällig ist der Kontrast von blauem Eis zu den grauen Berghängen und das regelmäßige Knattern der Hubschrauber, die alle fünf Minuten ihre Sightseeing-Flüge über unseren Köpfen machen. Und wenn wir richtig darüber nachdenken, sind Fox und Franz Josef die ersten beiden Gletscher, die wir in unserem Leben gesehen haben. Es hat sich definitiv gelohnt, nach Fox nochmal hierher zu kommen.


Von Franz Josef ist es nicht mehr weit nach Okarito, einer kleinen Ansammlung von Häusern an der Küste. Es gibt hier den Trig Walk, ein Wanderweg, der auf einen Punkt oberhalb des Dorfes führt, von dem man die Berge sehen kann, die sich wiederum in der Lagune spiegeln sollen. Leider sind die Berge durch die tiefhängenden Wolken nicht zu sehen, daher verzichten wir auf den Ausflug und genießen lieber den Ausblick auf das Meer und die Klippen vom Strand aus. Etwa auf der Höhe von Okarito soll 1642 der erste Europäer, Abel Tasman, Neuseeland gesehen haben. Darüber hinaus kann man von dem schönen Dorf aus nächtliche Ausflüge in den lokalen Wald machen, um die nachtaktiven Kiwis zu Gesicht zu kriegen. Die Touren kosten aber wohl mindestens 60 $ pro Person.


Für uns geht es weiter Richtung Norden. Wir wollen noch ein paar Kilometer machen, um am nächsten Tag vor den Toren des Abel Tasman Nationalparks zu sein, der ein großer Programmpunkt auf unserer Rundreise ist. Die Umgebung präsentiert sich mit grünen Wiesen und Wäldern weniger herbstlich als die Vegetation an der Ostküste. Hier werden Ausstellungen über Goldabbau gezeigt, es gibt Vogelkolonien zu besichtigen und in Pukekura wird Possum in allen Formen angeboten: als Mahlzeit, als Sitzkissen oder als Mütze. Wir beschließen, in Hokitika, eine etwas größere Stadt an der Westküste, die Nacht zu verbringen. Unser Campground liegt zwar nicht wie alle anderen direkt am Strand sondern in der Nähe eines Fabrikgebäudes, dafür ist er aber deutlich günstiger. Und es gibt keine Warteschlangen in der geräumigen Küche.

Fazit Tag 116:

Franz Josef fließt schnell.

Was haben wir heute gelernt? In den Wäldern von Okarito lebt der Rowi, die seltenste Kiwi-Art. Um ihn besser gegen gefräßige Wiesel und andere Räuber zu schützen, werden die Eier regelmäßig aus den Nestern genommen und die Vögel in speziellen Zentren großgezogen. Erst wenn der Rowi über ein Kilo wiegt, kann er sich im Kampf gegen seine Feinde behaupten und wird zurückgebracht.



1 Kommentar:

  1. Zwischendurch werden wohl die warme Nächte aus Thailand herbeigesehnt?! ;) lg, Lore mit Familie

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