Zurückgelegte Kilometer: 349
Heute haben wir einen straffen Zeitplan
(Christina sei Dank), um die vielen Kilometer von hier bis zum Abel
Tasman Nationalpark an der Nordspitze der Südinsel zurückzulegen.
Trotzdem bleibt nach dem Frühstück Zeit, einen Spaziergang durch
Hokitika zu machen. Schließlich wirbt die Stadt ja auch mit
„holidays like you used to have … but with better coffee!“.
Hokitika wurde durch Jade und Gold geprägt, war eine Zeit lang Sitz
der Provinzregierung und hatte während des Goldrushes Neuseelands
geschäftigsten Hafen. Geschäftig ist heute das falsche Wort, um
diese kleine aber sympathische Stadt zu bezeichnen. Wahrzeichen ist
der Glockenturm von 1903, der mitten auf der Kreuzung zweier
Einkaufsstraßen steht.
Man sieht ein paar schöne Gebäude aus dem
19. und frühen 20. Jahrhundert und die Kaianlagen an der Mündung
des Hokitika Revers.
Im Kino, das ab 11 Uhr die ersten Filme zeigt,
soll es laut dem Erfahrungsbericht zweier Freunde aus Hamburg
hervorragenden Kaffee geben. Da müssen wir natürlich Cappuccino
(und ein Muffin) bestellen und können bestätigen, dass Hokitika
guten Kaffee hat.
Unseren ersten Halt machen wir unweit
von Hokitika in der Westküstenmetropole Greymouth. Mit 10.000
Einwohnern kann sie sich im Neuseeland der Südinsel zu Recht so
nennen. Wir tanken voll und gehen im großen Supermarkt einkaufen.
Unser heutiges Schnäppchen: 200g feinste Cadbury Schokolade für 69
Cent. Außerdem machen wir einen Abstecher um die Erua Moana Lagune
herum zur Spitze der südlichen Hafenmole.
Hier sehen wir, wie
die großen schäumenden Wellen an die Flutmauer von Greymouth
schlagen und dass die Mole ein beliebter Ausflugspunkt für
Spaziergänger ist.
Von Greymouth folgen wir weiter der
Küstenstraße SH-6, die sich abwechselnd über Berge und dann wieder
am Ufer entlang schlängelt. Nach ungefähr 30km haben wir den
Paparoa National Park erreicht. Seine größte Attraktion sind die an
der Küste gelegenen sog. „Pancake Rocks“. Dabei handelt es sich
um eine Felsformation, die laut Reiseführer vor 30 Mio. Jahren aus
aufeinandergeschichteten Ablagerungen von Kalksedimenten und
Tonmineralien entstanden ist, die durch jahrelange Erosion
mittlerweile so aussieht wie gestapelte Pancakes.
Ein Rundweg führt
auch zu den „blowholes“, Löcher im Gestein, durch die Gischt
meterhoch nach oben geschossen wird, wenn die großen Wellen der
Tasman Sea an den Klippen brechen.
Weiter nördlich kommen wir zur
nächsten großen Stadt der Küste: Westport. Wir fahren jedoch nicht
in die alte Kohle- und Industriestadt, sondern besuchen das Cape
Foulwind 12km westlich. James Cook gab dem Kap diesen Namen, weil
sein Schiff hier von starkem Wind und heftigem Regen erzitterte. Wir
sind aber nicht wegen des Windes hier, sondern wegen der großen
Fellrobbenkolonie, die sich auf den vielen Felsen vor der Küste
tummeln.
Die männlichen Fellrobben können bis zu 2,5m lang und
massige 200kg schwer werden. Die bis zu 90kg schweren Weibchen sehen
dagegen viel schlanker aus.
Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen
Blick auf die auf den Steinen liegenden und im Wasser schwimmenden
Tiere.
Bei der Weiterfahrt lassen wir Westport
links liegen und folgen der SH-6 in ihrem Lauf weg von der Küste
quer über den nördlichen Teil der Südinsel in Richtung Nelson. Es
ist das Flusstal des Buller River, durch das wir fahren. Die SH-6 ist
hier eine Scenic Road, die den Blick auf eine tolle Landschaft
freigibt, die durch nach Erdbeben erfolgte Erdrutsche geformt wurde.
Den Buller River kann, wer will, auf Neuseelands längster
Ein-Personen-Hängebrücke überqueren. Die „Buller Gorge
Swingbridge“ sieht ganz nett aus, ist uns aber die 5 $ pro Person
nicht wert.
Außerdem haben wir ja unseren straffen Zeitplan, nach
dem wir noch ein bisschen näher an den Nationalpark kommen wollen.
Deswegen geht es die SH-6 weiter, biegen wir bei Motupiko auf die
SH-61 in nördlicher Richtung nach Motueka, dem Tor zum Abel Tasman
Nationalpark, ab und schaffen es mit dem letzten Tageslicht bis nach
Tapawera, einem kleinen Nest unweit unseres morgigen Tagesziels. Wir
übernachten auf einem urigen Campingplatz, der von erneut unfassbar
freundlichen Neuseeländern geführt wird. Als so ziemlich einzige
Gäste haben wir voll ausgestattete Küche für uns alleine und
genießen den Abend unter einem klaren Sternenhimmel tief im Wald.
Fazit Tag 117:
„Seit wir Schokolade haben, macht die
Weltreise noch viel mehr Spaß.“
Was haben wir heute gelernt? Nicht
jeder braune flugunfähige Vogel mit einem Schnabel, auf den man nur
in Neuseeland trifft, ist ein Kiwi. Es kann auch ein Weka sein. Die
Verwechslungsgefahr ist so groß, dass viele Touristen das oft am
Wegesrand vorzufindende „Maori-Huhn“ für ein Kiwi halten.
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