Zurückgelegte Kilometer: 117
Wir machen die Augen auf und stellen
fest: Es ist kalt. Keiner möchte aus dem warmen Schlafsack steigen
und das Frühstück vorbereiten. Später erfahren wir, dass die Nacht
nur 5 Grad warm gewesen ist. Aufgewacht sind wir erst um 10:00 Uhr
und die beiden anderen Vans sind schon weg. Die (nur) vier Stunden
Zeitverschiebung und vor allen Dingen die schlaflose Nacht im Flieger
wirken immer noch nach. Eigentlich muss man die meisten Campingplätze
bis 10:00 Uhr verlassen haben, aber wir sind in der Nebensaison und
es ist so gut wie nichts los hier.
Irgendwer (vermutlich Christina) hat es
dann doch geschafft, den kleinen heater anzumachen, der tapfer gegen
die Kälte angekämpft hat und den Wagen in wenigen Minuten schön
warm gemacht hat. Zum Frühstück gibt es Müsli mit Joghurt,
Instantkaffee mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher und O-Saft.
Was
wir wirklich nicht vermissen: scrambled eggs!
Das Geschirr waschen
wir in der Gemeinschaftsküche ab, packen das Stromkabel ein und
entleeren die Plastikwanne für unseren Wasserablauf. Und schon sind
wir mit unserem Toyota wieder auf der Straße.
Heute legen wir die kurze Strecke zum
Lake Tekapo zurück. Dafür fahren wir ins Landesinnere in das
Mackenzie Country. Das liegt in den Southern Alps, der prominenten
Bergkette der Südinsel, und ist eine Hochebene, die mehr als 700m
über dem Meer liegt. Die Straße schlängelt sich demgemäß auch
eine hügelige Landschaft hinauf, bis wir den Burkes Pass auf 829
Höhenmetern erreichen. Die Vegetation ist einfacher geworden, Bäume
fehlen und Sträucher dominieren. Ockergelb ist die dominierende
Farbe der Umgebung. Diejenigen, die Herr der Ringe kennen, müssen
sich einfach nur die Landschaft vorstellen, in der das Reitervolk von
Rohan aus dem zweiten Teil der Trilogie lebt. Ziemlich genau so sieht
es hier aus.
Der Lake Tekapo liegt im Mackenzie
Basin und ist ein beliebter Stopp bei Rundreisen. Obwohl das Wetter
schlecht ist, beeindruckt er mit seinem türkisen Leuchten vor einer
Bergkulisse.
Es ist wohl das Gletschermehl, feiner Gesteinssand aus
den hohen Bergen, das durch die Flüsse in den See geschwemmt wird
und bei Sonneneinstrahlung türkis aussieht.
Laut unserem Reiseführer
kann man das Phänomen auch mit Google Earth aus der
Satellitenperspektive prima beobachten. Wir sind schon auf etwaige Rückmeldungen gespannt.
Direkt am See liegt die 1935 erbaute
„Church of the Good Shepherd“, eine der beliebtesten
Hochzeitskirchen im ganzen Land.
Tatsächlich verschwindet gerade ein
Brautpaar mit seinem Fotografen als wir auf den Parkplatz biegen.
Einen Altar gibt es nicht, stattdessen wurde ein großes
Panoramafenster eingebaut, das den Blick auf den dahinter liegenden
See freigibt.
Unser Campingplatz für die Nacht ist
der private „Lake Tekapo Motels and Holiday Park“ und kostet
teure 40 $ für einen Stellplatz mit Strom. Dafür kriegen wir aber
noch den letzten Lakeside-View Platz!
Strom ist schnell
angeschlossen, die Wasserwanne untergestellt und schon können wir
uns in der schönen Gemeinschaftsküche unser Mittagessen kochen. Die
heiße Dusche gibt es für 2 $ für 10 Minuten und ist bei den kühlen
Temperaturen hier oben sehr zu empfehlen. Aus dem dank des heaters
schön warmen Van können wir dann entspannt beobachten, wie kurz vor
Sonnenuntergang die Wohnmobile in Scharen auf die Anlage kommen und
die vermutlich schon einige Stunden vorher reservierten Stellplätze
besetzen.
Auffällig: Wir sehen erstaunlich viele Asiaten, die in
großen Wohnmobilen für 4 bis zu 6 Personen Neuseeland erkunden.
Viele Besucher kommen zum Lake Tekapo,
weil man bei klarem Himmel besonders gut Sterne beobachten kann. Es
gibt keine städtische Lichtverschmutzung und die Lage fast auf dem
45. Breitengrad sind hervorragende Bedingungen, die die University of
Canterbury mit ihren amerikanischen Partnern veranlasst haben, auf
dem nahegelegenen Mount John ein Observatorium zu bauen, um von dort
in den Nachthimmel zu blicken. Unser Himmel ist bedeckt, so dass wir
die Nacht im Van verbringen und erst morgen die 300m zum Mount John
hochfahren und die Aussicht auf das Mackenzie Basin testen werden.
Fazit Tag 108:
Neuseeland lässt sich wunderbar mit
dem Wohnmobil bereisen.
Was haben wir heute gelernt? Es gibt
keine Autobahnen in Neuseeland. Die Verbindungsstraßen, die auf der
Karte groß und breit erscheinen, sind Landstraßen, mit je einer
Spur in jede Richtung. Einzig wenige Kilometer um Dunedin,
Christchurch, Wellington und Auckland gibt es mehrspurige Autobahnen.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf den meisten Straßen liegt bei 100
km/h außer- und 50 km/h innerorts.
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