Zurückgelegte Kilometer: 153
Vorfreude. Wir stehen nach dem
Weckerklingeln zügig auf, frühstücken schnell, checken aus und
zahlen 6 NZ-$ für unsere Warmwäsche. Mit sauberen Klamotten im
Gepäck fahren wir mit dem Bus zum Flughafen bzw. bis eine
Haltestelle davor. Die Busfahrerin lässt zwischen den Haltestellen
eine (ihre Lieblings-?) Musik-CD laufen und unterhält sich mit den
Fahrgästen. Nett diese Kiwis. Unglücklicherweise vergessen wir,
rechtzeitig auf den Halteknopf zu drücken und fahren bis direkt vor
das Flughafen-Terminal. Ups.
Ein Anruf bei Apollo bzw. Hippie
Camper, unserem Camper-Van-Vermieter, und wir werden zehn Minuten
später kostenfrei abgeholt und zur Filiale in der Nähe des
Flughafens gebracht. Doch bevor wir endlich unser neues Zuhause für
die nächsten Wochen überreicht bekommen, müssen wir ein nerviges
Verkaufsgespräch, das als Übergabegespräch getarnt ist,
überstehen. Ob wir denn nicht unsere Kaution verringern, ein
Komplett-Rundum-Sorglospaket oder ein halbes Rundum-Sorglospaket
buchen wollen. Man müsse ja bedenken, dass nicht alle so tolle
Autofahrer wie wir seien und überhaupt auch 15-Jährige hinter dem
Steuer sein könnten (wirklich?!). Und nachdem wir zum fünften Mal
dankend abgelehnt haben, bekamen wir endlich das Paket, das wir
gebucht hatten. Immerhin waren wir auf diese Überredungsversuche
vorbereitet, da schon andere Reisende davon in Reiseberichten erzählt
haben. So ganz undankbare Kunden waren wir auch nicht, schließlich
haben wir noch einen Tisch mit zwei Stühlen und, sehr wichtig bei
den herrschenden Temperaturen, einen „heater“ zusätzlich
gemietet.
Nach der Unterschrift ging es endlich
hinaus zu unserem neuen Gefährt.
Das gute Stück ist ein umgebauter
Toyota, der als „Hitop Hippie Camper Van“ firmiert. Er soll
Schlafplätze für 3 Personen bieten, wobei der dritte Schlafplatz
wohl nur für Kinder geeignet ist. In der Fahrerkabine könnten drei
Personen sitzen, zu zweit hat man eine schöne große Ablagefläche.
Ungewohnt ist natürlich, dass das Lenkrad auf der rechten Seite
angebracht ist und man mit der linken Hand (!) schalten muss. Durch
eine Schiebetür kommt man in den Innenraum, in dem man stehen kann.
Es gibt zwei kleine Schränke, wobei sich auf dem einen die Spüle
befindet und auf dem anderen der Gasherd. Das Wasser wird mit dem
Hahn „gepumpt“ und den Gaskanister muss man von außen auf- oder
zudrehen. Zusätzlich gibt es noch eine Mikrowelle und einen kleinen
Kühlschrank.
Mikrowelle und Steckdosen funktionieren allerdings nur,
wenn man in einem Campingplatz ist, der einen externen Stromanschluss
bereitstellt. Licht und Kühlschrank funktionieren immer und werden
von einer zweiten Batterie betrieben. Weiter hinten hat man entweder
zwei Sitzbänke mit einem Tisch in der Mitte oder das Bett, wenn der
Tisch runtergeklappt, eine weitere Holzplatte danebengelegt wird und
die Sitzkissen als Matratze fungieren. Bettwäsche wird gestellt.
Wir beschließen, solange es noch hell
ist, das Bett zu machen und den Innenraum in dieser Variante für die
meiste Zeit zu belassen.
Unsere Gegenstände werden fest verstaut,
die Rucksäcke weggepackt und die Schränke abgeschlossen. Schon
stürzen wir uns in den Linksverkehr und steuern unser nächstes Ziel
an: einen großen Supermarkt. Christina achtet streng darauf, dass
Walter auf der richtigen Spur fährt und in die richtige Spur
abbiegt, während Walter eigentlich am meisten stört, mit der linken
statt der rechten Hand zu schalten.
Irgendwie schaffen wir es unversehrt
auf den Parkplatz des „Pak'n'Save“, der angeblich günstigere
Supermarkt in Neuseeland. Nach mehr als einer Stunde ist der
Einkaufswagen voll und unser Geldbeutel um 145,98 NZ-$ leichter.
Wasser kostet 99 Cent pro Flasche, den Käse kaufen wir in der 1-KG
Packung, die Budget Salami liegt bei 2,99 NZ-$ und der Joghurt für
4,59 NZ-$ gibt uns den Rest. Dafür sind unsere Vorräte aufgefüllt
und dank Christina hat alles seinen Platz im Van gefunden und ist
bestens verstaut.
Draußen wir es bereits dunkel. Das
Autoabholen und Einkaufen dauert immer länger als man denkt. Deshalb
disponieren wir um und fahren heute nicht mehr zum Lake Tekapo,
sondern suchen uns eine Unterkunft für die Nacht, die näher an
Christchurch liegt. Wir fahren zum Peel Forest Park, der in den
Canterbury Plains liegt. Die Plains sind eine fruchtbare Landschaft,
die durch die Gletscherströme entstanden sind. Diese Flüsse
wiederum kommen von der Bergkette, die die Südinsel durchzieht und
passenderweise Southern Alps genannt werden. Bevor wir aber zu den
Bergen kommen, machen wir unterwegs in dem kleinen Stück „Urwald“
Halt, der bereits seit 100 Jahren unter Naturschutz steht. Die
Landschaft, die an uns vorbeizieht, ist grün und nass, denn es
regnet seit der Abfahrt in Strömen. Nun gut, wir hatten ja wirklich
lange gutes Wetter gehabt auf dieser Reise.
Durch die Dunkelheit führen unsere
GPS-Ortung im Handy und zwei verschiedene Karten. Wir biegen von der
Hauptstraße an der Küste ab und kommen auf verlassene Straßen, auf
denen wir das einzige Auto weit und breit sind. Eine schöne
Abwechslung zum bevölkerungsreichen Südostasien. Schließlich
finden wir im Wald ein kleines beleuchtetes Häuschen (nicht ohne das
erste Mal daran vorbeizufahren), in dem sich die
Campingplatz-Verwaltung befindet. Alles läuft ziemlich
unkompliziert: Wir füllen einen Zettel aus, bezahlen 35 $ für einen
Stellplatz mit Strom und kriegen auf einer Karte gezeigt, wo wir
hinfahren sollen. Der Campground ist fast leer, nur zwei andere Autos
stehen noch da. Wir parken in der Nähe der Toiletten, Duschen und
Gemeinschaftsküche und bereiten uns auf unsere erste Nacht im
Camper-Van vor. Das Stromkabel ist schnell angeschlossen und der
Wasserkübel neben dem Hinterrad unter unseren Abfluss gestellt.
Die
Anlage sieht sehr schön aus und die Einrichtungen sind sauber. Dafür
wird es draußen bereits ziemlich kalt. Wir wollen trotzdem testen,
ob wir die Nacht ohne heater überstehen und auch Campgrounds ohne
Stromversorgung, die günstiger sind, nehmen können. Unsere treuen
Schlafsäcke, die uns schon in Indien wertvolle Dienste geleistet
haben, müssen uns auch jetzt wieder warmhalten.
Beim Einschlafen lauschen wir und
hören: nichts. Was für eine Wohltat nach den lauten letzten Wochen.
Die Stille wird nur gelegentlich von Regengüssen unterbrochen. So
schlafen wir in den Wäldern von Neuseeland ein.
Fazit Tag 107:
Neuseeland ist teuer.
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