Montag, 11. März 2013

Hue nach Hoi An


Bevor wir Hue verlassen, besichtigen wir am Vormittag im Rahmen einer Halbtagestour drei der im Umland liegenden Kaisergräber. Elf der insgesamt dreizehn Kaiser der Nguyen-Dynastie sind in der Umgebung von Hue beigesetzt worden. Die meisten bauten ihre eigenen Grabanlagen schon zu Lebzeiten selbst.

Zunächst geht es zum Grabmal von Kaiser Minh Mang. 


Minh Mang ließ laut Reiseführer seine Feng-Shui-Experten 14 Jahre lang den richtigen Ort für die Anlage suchen, um dann, als sie ihn gefunden haben, überraschend zu sterben. Sein Sohn führte die Bauarbeiten zu Ende. 


Die verschiedenen Gebäude befinden sich inmitten eines grünen Parks mit einem kleinen See entlang einer 700m langen Ost-West-Achse. Vom Stelen-Pavillon, der eine in Stein gemeißelte Biografie des Kaisers enthält, läuft man durch das Tor der glorreichen Tugend zum Tempel der segensreichen Wohltat, wo die Ahnen verehrt werden. Nach dem Pavillon der Helligkeit und dem See des Neumonds gelangt man am Ende zum Grabhügel.


Zwei der Mandarin-Statuen auf dem Gelände:


Die zweite Grabanlage, die wir besichtigen, ist die von Kaiser Khai Ding. 


Der Kaiser war ein großer Fan der französischen Architektur. 


Sein Grab sieht daher aus wie eine Mischung aus neobarockem Anwesen und vietnamesischem Palast. Was ein Unterschied zum Grabmal von Minh Mang. 


Erstaunlicherweise treffen wir hier nicht nur auf andere Touristen, sondern auch auf ein Brautpaar, das vor der steinernen Kulisse ihre Hochzeitsfotos machen lässt.


Schließlich fahren wir noch zum Grab von Kaiser Tu Duc. 


Es ist das sogenannte Grab der Bescheidenheit. Und entsprechend heißen auch die vielen Gebäude auf der Anlage: Es geht durch das Tor des bescheidenen Ereignisses, vorbei am See des bescheidenen Bewahrens, mit Blick auf den Pavillon des bescheidenen Schwebens und den Pavillon der bescheidenen Vorausschau, über eine Treppe durch das Tor des Palastes der Bescheidenheit, in die Halle des bescheidenen Friedens und sieht in einem Innenhof die drei Hallen des bescheidenen Rückblicks, der bescheidenen Ehrlichkeit und der bescheidenen Heiligkeit. 


Tu Duc zog sich regelmäßig in seine Grabanlage zurück und schrieb hier mehr als 4000 Gedichte und genoss Theatervorstellungen, die bis zu 100 Tage andauern konnten. 


Vielleicht musste er sich auch von seinen 103 Konkubinen erholen, die nach seinem Tod zwei Jahre lang in einem eigens dafür erbauten Gebäude an seinem Grab ausharren mussten.

Gegen Mittag sind wir zurück im Hotel, checken aus und steigen in einen der sog. Open Tour Busse, die extra für Touristen die wichtigsten Städte und Sehenswürdigkeiten in Vietnam miteinander verbinden. 



Die Fahrt geht in das etwa 130km südlicher gelegene Hoi An. Unterwegs müssen wir den Wolkenpass überqueren. Was für ein Name für eine Gebirgsstraße! Es sind Straßen wie diese, die Lust auf Reisen machen, die es alleine um des Weges wegen zu befahren gilt, die einem Anstrengungen abfordern, aber oben mit tollen Ausblicken auf fremde Landschaften belohnen. Der Wolken- oder Hai-Van-Pass bildet die natürliche geographische Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Er stellt mit den ihn umgebenden bis zu 2600m hohen Truong Son-Bergen eine Wetterscheide dar. Im Winter verhindert er, dass kalte Luftmassen in den Süden vordringen. Die Wolken bleiben in Hue hängen und das nur 30km weiter südlich befindliche Da Nang freut sich über gutes Wetter.


Auf dem Weg fahren wir an Grabmälern vorbei, die sich mitten in den Reisfeldern befinden, an Mopedfahrern, die sogar Kühlschränke auf den Rücksitz geschnallt haben und am Verkehrsknotenpunkt und Badeort Da Nang.


Am späten Nachmittag kommen wir in Hoi An an. Das kleine Städtchen hat eine tolle Altstadt mit kleinen Gassen, liegt in der Nähe des Strandes und soll mit seinen freundlichen Bewohnern und interessanten Bauwerken eine einzigartige Ausstrahlung haben. Einen ersten Vorgeschmack davon bekommen wir in unserem Hotel. Nachdem wir den fünf Damen hinter der Rezeption mitgeteilt haben, dass wir eine Reservierung haben, schallt es im Chor zurück: „Ah, you are Walter!! And Christina!! Welcome!! How are you?? Walter!! And Christina!!“ Noch nie war jemand so glücklich, dass wir bei ihm übernachten. Wir bekommen einen Stadtplan, eine detaillierte Beschreibung der Lage des Hotels und der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Tipps für gute Restaurants, Tipps für günstige Geschäfte, Infos über Touren und dann auch noch unseren Zimmerschlüssel. Nachdem die Rucksäcke in unserem neuen zu Hause für die nächsten Tage verstaut wurden, machen wir noch einen ersten Erkundungsspaziergang in die Stadt. Dafür laufen wir wieder an der Rezeption vorbei und es ertönt erneut: „Walter!! Christina!! How are you??“ Das kann ja noch anstrengend werden die nächsten Tage.

Fazit Tag 68:

Über den Wolkenpass durch die Wetterscheide in den Süden.

Was haben wir heute gelernt? Vietnam ist DMZ. DMZ steht für Demilitarized Zone (entmilitarisierte Zone) und war die Umschreibung für einen 10km breiten Landstreifen entlang des 17. Breitengrades, der nach dem Ende des Ersten Indochinakrieges auf der Genfer Konferenz 1954 als Pufferzone zwischen dem neuen Nord- und Südvietnam eingerichtet wurde. Die Zone befand sich etwa 100km nördlich von Hue. Sie wurde während des Vietnamkrieges zum Hauptschauplatz des Kriegsgeschehens und ist eine der am stärksten vom Krieg versehrten Regionen der Welt.


2 Kommentare:

  1. Der Bus sah aber schon ganz ordentlich aus, ganz ohne grüne Mitfahrer?
    Was für eine Einstellung haben die Bewohner den Amis gegenüber?
    Liebe Grüße aus Wü

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    1. Stimmt, waren aber auch hauptsächlich Touristen an Bord.
      Ich glaube, das kommt ganz auf die Region an. Der Norden Vietnams ist noch weitaus kommunistischer geprägt als der Süden. Entsprechend unterschiedlich können die Meinungen ausfallen. Für die junge Generation spielt das aber m.M. weniger eine Rolle. Die USA gilt da schon eher als Vorbild in Sachen Lebensstil, Kleidung und Musik...

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