Bevor wir Hue verlassen, besichtigen
wir am Vormittag im Rahmen einer Halbtagestour drei der im Umland
liegenden Kaisergräber. Elf der insgesamt dreizehn Kaiser der
Nguyen-Dynastie sind in der Umgebung von Hue beigesetzt worden. Die
meisten bauten ihre eigenen Grabanlagen schon zu Lebzeiten selbst.
Zunächst geht es zum Grabmal von
Kaiser Minh Mang.
Minh Mang ließ laut Reiseführer seine
Feng-Shui-Experten 14 Jahre lang den richtigen Ort für die Anlage
suchen, um dann, als sie ihn gefunden haben, überraschend zu
sterben. Sein Sohn führte die Bauarbeiten zu Ende.
Die verschiedenen
Gebäude befinden sich inmitten eines grünen Parks mit einem kleinen
See entlang einer 700m langen Ost-West-Achse. Vom Stelen-Pavillon,
der eine in Stein gemeißelte Biografie des Kaisers enthält, läuft
man durch das Tor der glorreichen Tugend zum Tempel der segensreichen
Wohltat, wo die Ahnen verehrt werden. Nach dem Pavillon der
Helligkeit und dem See des Neumonds gelangt man am Ende zum
Grabhügel.
Zwei der Mandarin-Statuen auf dem Gelände:
Die zweite Grabanlage, die wir
besichtigen, ist die von Kaiser Khai Ding.
Der Kaiser war ein großer
Fan der französischen Architektur.
Sein Grab sieht daher aus wie
eine Mischung aus neobarockem Anwesen und vietnamesischem Palast. Was
ein Unterschied zum Grabmal von Minh Mang.
Erstaunlicherweise treffen
wir hier nicht nur auf andere Touristen, sondern auch auf ein
Brautpaar, das vor der steinernen Kulisse ihre Hochzeitsfotos machen
lässt.
Schließlich fahren wir noch zum Grab
von Kaiser Tu Duc.
Es ist das sogenannte Grab der Bescheidenheit. Und
entsprechend heißen auch die vielen Gebäude auf der Anlage: Es geht
durch das Tor des bescheidenen Ereignisses, vorbei am See des
bescheidenen Bewahrens, mit Blick auf den Pavillon des bescheidenen
Schwebens und den Pavillon der bescheidenen Vorausschau, über eine
Treppe durch das Tor des Palastes der Bescheidenheit, in die Halle
des bescheidenen Friedens und sieht in einem Innenhof die drei Hallen
des bescheidenen Rückblicks, der bescheidenen Ehrlichkeit und der
bescheidenen Heiligkeit.
Tu Duc zog sich regelmäßig in seine
Grabanlage zurück und schrieb hier mehr als 4000 Gedichte und genoss
Theatervorstellungen, die bis zu 100 Tage andauern konnten.
Vielleicht musste er sich auch von seinen 103 Konkubinen erholen, die
nach seinem Tod zwei Jahre lang in einem eigens dafür erbauten
Gebäude an seinem Grab ausharren mussten.
Gegen Mittag sind wir zurück im Hotel,
checken aus und steigen in einen der sog. Open Tour Busse, die extra
für Touristen die wichtigsten Städte und Sehenswürdigkeiten in
Vietnam miteinander verbinden.
Die Fahrt geht in das etwa 130km
südlicher gelegene Hoi An. Unterwegs müssen wir den Wolkenpass
überqueren. Was für ein Name für eine Gebirgsstraße! Es sind
Straßen wie diese, die Lust auf Reisen machen, die es alleine um des
Weges wegen zu befahren gilt, die einem Anstrengungen abfordern, aber
oben mit tollen Ausblicken auf fremde Landschaften belohnen. Der
Wolken- oder Hai-Van-Pass bildet die natürliche geographische Grenze
zwischen Nord- und Südvietnam. Er stellt mit den ihn umgebenden bis
zu 2600m hohen Truong Son-Bergen eine Wetterscheide dar. Im Winter
verhindert er, dass kalte Luftmassen in den Süden vordringen. Die
Wolken bleiben in Hue hängen und das nur 30km weiter südlich
befindliche Da Nang freut sich über gutes Wetter.
Auf dem Weg fahren wir an Grabmälern
vorbei, die sich mitten in den Reisfeldern befinden, an Mopedfahrern,
die sogar Kühlschränke auf den Rücksitz geschnallt haben und am
Verkehrsknotenpunkt und Badeort Da Nang.
Am späten Nachmittag kommen wir in Hoi
An an. Das kleine Städtchen hat eine tolle Altstadt mit kleinen
Gassen, liegt in der Nähe des Strandes und soll mit seinen
freundlichen Bewohnern und interessanten Bauwerken eine einzigartige
Ausstrahlung haben. Einen ersten Vorgeschmack davon bekommen wir in
unserem Hotel. Nachdem wir den fünf Damen hinter der Rezeption
mitgeteilt haben, dass wir eine Reservierung haben, schallt es im
Chor zurück: „Ah, you are Walter!! And Christina!! Welcome!! How
are you?? Walter!! And Christina!!“ Noch nie war jemand so
glücklich, dass wir bei ihm übernachten. Wir bekommen einen
Stadtplan, eine detaillierte Beschreibung der Lage des Hotels und der
wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Tipps für gute Restaurants, Tipps
für günstige Geschäfte, Infos über Touren und dann auch noch
unseren Zimmerschlüssel. Nachdem die Rucksäcke in unserem neuen zu
Hause für die nächsten Tage verstaut wurden, machen wir noch einen
ersten Erkundungsspaziergang in die Stadt. Dafür laufen wir wieder
an der Rezeption vorbei und es ertönt erneut: „Walter!!
Christina!! How are you??“ Das kann ja noch anstrengend werden die
nächsten Tage.
Fazit Tag 68:
Über den Wolkenpass durch die
Wetterscheide in den Süden.
Was haben wir heute gelernt? Vietnam
ist DMZ. DMZ steht für Demilitarized Zone (entmilitarisierte Zone)
und war die Umschreibung für einen 10km breiten Landstreifen entlang
des 17. Breitengrades, der nach dem Ende des Ersten Indochinakrieges
auf der Genfer Konferenz 1954 als Pufferzone zwischen dem neuen Nord-
und Südvietnam eingerichtet wurde. Die Zone befand sich etwa 100km
nördlich von Hue. Sie wurde während des Vietnamkrieges zum
Hauptschauplatz des Kriegsgeschehens und ist eine der am stärksten
vom Krieg versehrten Regionen der Welt.
Der Bus sah aber schon ganz ordentlich aus, ganz ohne grüne Mitfahrer?
AntwortenLöschenWas für eine Einstellung haben die Bewohner den Amis gegenüber?
Liebe Grüße aus Wü
Stimmt, waren aber auch hauptsächlich Touristen an Bord.
LöschenIch glaube, das kommt ganz auf die Region an. Der Norden Vietnams ist noch weitaus kommunistischer geprägt als der Süden. Entsprechend unterschiedlich können die Meinungen ausfallen. Für die junge Generation spielt das aber m.M. weniger eine Rolle. Die USA gilt da schon eher als Vorbild in Sachen Lebensstil, Kleidung und Musik...