Dienstag, 26. März 2013

Phnom Penh nach Siem Reap



Affordable luxury. Das wurde uns von der Busgesellschaft versprochen und dafür haben wir nur allzu gern unsere Dollarscheine auf den Tisch gelegt. Der Morgen begann jedoch noch wenig luxuriös. Es roch vielmehr nach Reisealltag, als der Wecker um 06:45 Uhr klingelte. Die Sonne hatte schon damit begonnen, die Zimmertemperatur trotz Klimaanlage und Ventilator noch oben zu treiben und der Verkehr auf der Straße war schon in vollem Gange. Nach einem schnellen Frühstück, bestehend aus vier Donuts aus einer kambodschanischen Bäckerei und einem Kaffee aus dem nächsten Supermarkt, standen wir mit unseren Rucksäcken und Roel und Leoni im Hoteleingang.


Unser Bus sollte um 08:45 Uhr in Phnom Penh abfahren und etwa sechs Stunden später in Siem Reap ankommen. Die Reiseagentur, bei der wir unsere Tickets gekauft hatten, notierte unsere Hoteladresse und versprach, dass wir um 08:15 Uhr abgeholt und zur Bushaltestelle gebracht werden. Natürlich war um 08:15 Uhr keiner an unserem Hotel. Und auch fünf und zehn Minuten später nicht. Allerdings fuhren auf der Straße vor unserem Hotel die ganze Zeit kleine Vans vorbei, die voller Touristen waren und deren Fahrer offensichtlich nach Hotels Ausschau hielten. 15 Minuten später baten wir unseren Hotelmitarbeiter bei der Reiseagentur anzurufen. Alles kein Problem, der Wagen sei in ein paar Minuten da. Fünf Minuten vor der planmäßigen Busabfahrt wurden wir dann leicht nervös und riefen ein zweites Mal an. Diesmal war die unerwartete Antwort, dass der Bus vor unserem Hotel gehalten hätte, aber wir nicht da gewesen wären. Ahja. Man würde ihn aber noch ein zweites Mal vorbeischicken. Ein paar Minuten später hielt tatsächlich ein kleiner Van vor Pich Guesthouse und brachte uns zu unserem Bus, der noch auf uns wartete.


Und jetzt wurde es tatsächlich luxuriös. Zumindest für südostasiatische Verhältnisse. Unsere großen Rucksäcke, die bisher immer achtlos in den Kofferraum geworfen wurden, bekamen ein Gepäckzettel und wir einen Abriss. Der Giant Ibis Bus, so hieß die Busgesellschaft, war groß und sauber und sah sogar funktionstüchtig aus. Die Klimatisierung funktionierte und ein Busmitarbeiter brachte jedem zwei Flaschen Wasser. Das Ungewöhnlichste war jedoch, dass es sogar regelmäßig kleine Ansprachen per Mikrofon gab: eine Begrüßung, wo wir gerade waren, wie lange die Fahrtzeit noch dauern würde, wann und wie lange es Pausen geben würde. Nur das versprochene WiFi während der Fahrt funktionierte nicht. Dafür wurden von einer vermutlich selbst gebrannten DVD auf einem großen Monitor Filme gezeigt. Leider konnte man wohl nicht nach vorne oder zurück spulen, sodass jedes Mal, wenn wir eine Pause hatten, ein neuer Film von vorne gezeigt wurde. So haben wir den Anfang, die Mitte, aber nicht das Ende, von einer ziemlich flachen asiatischen Komödie, Planet of the Apes und dem neuen Teil von Ice Age gesehen.


Die Fahrt ging durch flaches Land, das von trockenen und staubigen Feldern dominiert wurde. Der Nordostmonsun bringt jetzt gegen Ende der Trockenzeit heiße Luft und wenig Regen nach Kambodscha und führt so zu dem etwas ausgedörrten Landschaftsbild. 


Die Straße besteht entgegen der Angabe ein oder zwei Jahre alter Reiseberichte nicht mehr aus Sand, sondern ist geteert und wird den Baustellen zu Urteilen nach in der nächsten Zeit noch breiter werden. Man sieht vereinzelt kleine Städte und Dörfer. Obwohl das Wirtschaftswachstum im letzten Jahrzehnt kräftig zugelegt hat, profitiert der Großteil der Bevölkerung, der auf dem Land lebt, kaum davon. So konzentriert sich zum Beispiel der immer stärker werden Tourismus ganz stark auf die Tempelanlagen von Angkor und auf Phnom Penh. Das führt dazu, dass Kambodscha immer noch auf der Liste der Least Developed Countries steht und jeder Dritte unterhalb der Armutsgrenze lebt.


Unser Bus erreicht Siem Reap pünktlich gegen 15:00 Uhr. Der Ort der Niederlage der Siamesen ist Provinzstadt, die Stadt in der Nähe der Tempelanlagen und dadurch mittlerweile Touristenhochburg. Die Straßen sind gesät mit Hotels, Restaurants und Kneipen. Der nahegelegene Flughafen versorgt sie alle mit einem zuverlässigen Strom an Touristen. Tagsüber wirkt Siem Reap jedoch fast wie ausgestorben, da sich alle Besucher auf Tagesausflügen zu den Tempeln befinden. Erst nach Sonnenuntergang leuchten die vielen Reklameschilder und die „Pub Street“ ist voller Menschen. Für uns ist Siem Reap aber auch die Hauptstadt der TukTuks. Die vielen dreirädrigen Fortbewegungsmittel bringen einen zu den Tempeln, zu entfernteren Zielen in der Umgebung oder von Hotel zu Kneipe und zurück. Und so müssen wir uns durch eine Traube von TukTuk-Fahrern zu unseren Rucksäcken vorkämpfen, die aus dem Bus ausgeladen werden. Hier findet unser affordable luxury ein jähes Ende. Zu viert nehmen wir ein TukTuk, das unter unserem Gewicht und dem der Rucksäcke ächzend losrollt. Wir fahren zum Jasmine Garden Resort, das Christina auf Grund der guten tripadvisor-Bewertungen als erste Anlaufstelle auserkoren hat. Es liegt an einer kleinen Sandstraße, die mehr aus Löchern als Weg besteht. Dafür werden wir von einer kleinen grünen Oase empfangen. Zur Begrüßung (und wie wir später erfahren werden, jedes Mal wenn wir am Abend von unseren Tagesausflügen zurückkommen) gibt es feuchte kalte Handtücher zur Erfrischung. Die Zimmer sehen gut aus, die Mitarbeiter sind freundlich und der Übernachtungspreis von 16 $ pro Zimmer ist schnell ausgehandelt. Nur der TukTuk-Fahrer möchte uns an Ort und Stelle überreden, eine mehrtätige (und wie uns scheint teure) Tempeltour bei ihm zu buchen. Er fährt beleidigt von dannen, als wir nach seiner Telefonnummer fragen und uns Bedenkzeit erbeten. Es stellt sich im Nachhinein als unser Glück heraus, denn sonst hätten wir Mr. Savvy und sein ansteckendes Lachen nicht kennengelernt.

Am Abend stellt sich Vorfreude ein. Auf dem Papier ist nämlich der Besuch hier ein Highlight unserer Tour. Die nächsten drei Tage werden wir die Tempel von Angkor, darunter das berühmte Angkor Wat, die seit 1992 zum Weltkulturerbe zählen, besichtigen. Es sind diese beeindruckenden Überreste des prachtvollen Khmer-Reiches, die über eine Fläche von mehr als 300 qkm verstreut Faszinierte aus aller Welt anzieht. Mit einem über das Hotel gebuchten TukTuk-Fahrer werden wir uns ab morgen selbst ein Bild von den Ruinen im tropischen Dschungel machen.

Fazit Tag 83:

Busfahren mit Giant Ibis ist wirklich affordable luxury.

Was haben wir heute gelernt? Dass wir im fünften Land und nach 83 Tagen auf Reise zum ersten Mal Opfer eines Diebstahls geworden sind. Zugegeben, es wurden uns zwar nur zwei Karabinerhaken entwendet, aber ein schlechter Nachgeschmack bleibt trotzdem. Die beiden hingen immer an unseren großen Rucksäcken und müssen in der Zeit zwischen Ausladen der Rucksäcke aus dem Bus in Siem Reap und Ankunft im Hotel abgenommen worden sein. Der unzufriedene TukTuk-Fahrer steht in dringendem Tatverdacht.

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