Luang Prabang nach Hanoi.
Es sind mit dem Tuktuk sieben Minuten
von unserem Hotel zum Flughafen. Der „Luang Prabang International
Airport“ besticht durch seine Größe, denn er ist der kleinste
Flugplatz von dem wir jemals geflogen sind. Ein Terminal, ein viel zu
modern klingendes Wort für ein kleines Gebäude mit den Ausmaßen
des Rotenburger Bahnhofs, dient zur Abfertigung der nationalen und
internationalen Flüge. Die Internetseite des Luang Prabang
International Airport informiert unter „Quick Facts“ über die
„Capacity“: „One runway. Runway 06/24 – 7,218 feet 2,200
meters long – Asphalt“. Also immerhin keine Schotterpiste. Auf
dem Gebäude sitzt ein kleiner Tower, der die besten Tage schon
hinter sich hat. Wir hoffen, dass in dem vermodernd und verlassen
aussehenden Turm wirklich Leute sitzen und den Verkehr überwachen.
Wobei der Verkehr durchaus überschaubar ist. Vom Eingangsbereich
kann man durch eine Glasscheibe in den Sicherheits- bzw. Warteraum
blicken, der mit einer weiteren Glasscheibe vom Rollfeld abgetrennt
ist, auf dem eine kleine Maschine der Lao Airlines steht und gerade
beladen wird.
Wir suchen vergeblich nach einem Check-in für Vietnam
Airlines. Die vier Schalter sind alle mit Lao Airlines beschriftet.
Eine freundliche Laotin gibt uns zu verstehen, dass wir uns noch
etwas gedulden sollen. Zugegeben, wir sind auch zwei Stunden vor
Abflug etwas früh am Flughafen.
Ein älteres deutsches (?) Pärchen
und einige Vietnamesen sind noch im Terminal zu sehen. 20 Minuten
später öffnet unser Schalter. Ein Laote hebt ein in der Ecke
liegendes Schild, mit der Aufschrift „Vietnam Airlines“, auf und
hängt es an Schalter Nr. 1 über die Lao Airlines Beschriftung. Auf
einer Personenwaage werden unsere Rucksäcke gewogen (aktuelles
Gewicht: 14,3 kg und 11,2 kg), von einem Mitarbeiter weggetragen und
wir erhalten unsere Bordkarten.
Um die Zeit zu vertreiben, schlendern
wir noch ein bisschen draußen vor dem Terminal umher. Kurios: Dort
werden wir plötzlich von zwei Flughafenmitarbeitern (ihren Jacken
nach zu urteilen) angesprochen. Haben wir zu viele Fotos gemacht? Sie
geben uns einen Zettel und mit ein wenig Englisch und viel Händen
und Füßen bitten sie uns, das Papier auszufüllen. Offensichtlich
ein Umfragebogen, mit der Überschrift „English Grammar – Group
Exercise“. Unklar, ob das jetzt Hausaufgaben für ihren
Englischkurs oder eine Umfrage des Flughafens ist, beantworten wir
die Fragen, wie es uns in Laos gefällt, was unser schönstes
Erlebnis in Luang Prabang war, welche Stadt wir noch besichtigen
wollen und was uns an der laotischen Bevölkerung am besten gefallen
hat. Dann wird noch ein Beweisfoto von uns und einem der Mitarbeiter
gemacht und die beiden ziehen freudestrahlend von dannen.
Die Sicherheitskontrolle entspricht den
internationalen Standards. Wir müssen nur kurz vor dem Gepäckscanner
warten, da der zuständige Mitarbeiter noch beim Essen ist. Kurz nach
Sonnenuntergang können wir vom Warteraum aus sehen, wie unser
Flugzeug landet und vor unserem Fenster parkt. Die Maschine fliegt
täglich von Siem Reap (Kambodscha) über Luang Prabang nach Hanoi.
Das Gepäck, das hinter dem Cockpit verstaut ist, wird ausgeladen und
die Passagiere steigen über eine kleine Leiter hinten am Heck aus.
Die Flügel sind oben an der Kabine befestigt, die Fenster befinden
sich darunter. So kann jeder die Aussicht nach unten genießen. Und
tatsächlich hängen zwei Propellertriebwerke an den kleinen Flügeln,
die uns in die Höhe hieven sollen.
Zu unserer Überraschung beginnt
das Boarding eine Stunde vor Abflugzeit. Auf den paar Metern vom
Gebäude zum Flugzeug werden wir von einem Mitarbeiter des
Bodenpersonals abgefangen. Wir erkennen ihn wieder, es ist der Mann
mit den Englischhausaufgaben von vorhin. Mit einem riesigen Lächeln
überreicht er uns erneut ein Blatt Papier. Ein schwarz-weiß
Ausdruck des Fotos von ihm und uns, das wir vor dem Gebäude gemacht
haben. Lachend bedanken wir uns und freuen uns über die Freude des
Mannes. Ein passender Abschied von diesem Land, dem es an so viel
mangelt, dass aber reich ist an diesen freundlichen Menschen.
Wir betreten als letzte Passagiere das
Flugzeug. Die Türen werden geschlossen und wir rollen sofort los. 50
Minuten früher als geplant. Und so gut wie leer. Von den maximal 74
Sitzplätzen sind vielleicht 15 besetzt, inklusive uns und den beiden
Crewmitgliedern. Die ATR 72-500 beschleunigt kurz und ist gefühlt
sofort in der Luft. Alles geht etwas leiser und schneller als wir es
kennen. Der Flug selbst dauert nur eine Stunde und ist nicht viel
wackliger als in größeren Maschinen. Eine Stunde vor der
planmäßigen Ankunftszeit setzen wir auf vietnamesischem Boden auf.
Hanoi, „zwischen den Flüssen“, ist
die Hauptstadt der Sozialistischen Republik Vietnam und ist Heimat
von etwa 6,5 Mio. der insgesamt 91,5 Mio. Vietnamesen. Es ist die
vierte Hauptstadt unserer Reise und mit mehr Einwohnern als in ganz
Laos ein starker Kontrast zu unserer letzten Station. Der Flughafen
von Hanoi ist so wie man Flughäfen kennt, groß, steril und anonym.
Bei der Einreisekontrolle heißt es dann: Xin chào! Hallo auf
Vietnamesisch und wohl wie „Sin Tschao“ ausgesprochen. Aber wie
wir schon bei der Ankunft in Indien und beim Grenzübertritt von
Thailand nach Laos festgestellt haben, beginnt das Land erst
außerhalb des Flughafens. Wir heben also mal eben 3.000.000
vietnamesische Dong am Geldautomaten ab (1 € entspricht etwa 25.000
Dong) und treten hinaus. Unser Empfangskomitee ist schon da. Eine
Horde von Taxifahrern begrüßt uns mit lautem Rufen und Werben, bloß
ihr Taxi zu nehmen und viel Geld zu sparen. Instinktiv lassen wir sie
links liegen und suchen uns eines der vielen Festpreistaxen, die uns
für 350.000 Dong die ca. 30km in die Innenstadt bringt.
Während wir in die Stadt gefahren
werden und draußen das nächtliche Vietnam an uns vorbeizieht,
werden ein paar Dinge deutlich und lassen sich schon ein paar andere
erahnen. Wir fahren maximal 60 km/h schnell, die Fahrt kann also noch
etwas dauern. Unser Fahrer versteht kein Wort Englisch, wir kein Wort
Vietnamesisch. Zudem macht er einen eher komischen Eindruck auf uns,
wie er hin und wieder kurz laut aufstöhnt, mit sich selbst (oder
uns?) redet und die Fingernägel des kleinen Fingers lang wachsen hat
lassen. Im Radio läuft unerwartet „westliche“ Musik, Jessie J
mit ihrem Lied „Price Tag“. Sie singt „it's not about the
money, money, money“ und wäre die ersten Minuten in Vietnam gleich
eines Besseren belehrt worden. Unser Fahrer scheint das genauso zu
sehen und schaltet auf ein vietnamesisches Liebeslied um, das er
mitsingen kann. Unterbrochen wird er in regelmäßigen Abständen von
Autohupen, entweder seiner eigenen oder der anderen Fahrer. Es
drängen sich die ersten Parallelen zu Indien auf. Und wir sitzen auf
der Rückbank und erleben wieder dieses Gefühl von Abenteuer, erneut
in einem neuen Land zu sein, wie ungewohnte Eindrücke auf einen
einstürzen und alles fremd erscheint.
Mit Hilfe unserer Handy GPS-Ortung
finden wir unser Hotel. Es ist zwar schon spät und wir sind müde,
aber hungrig sind wir leider auch. Gleich um die nächste Straßenecke
finden wir, wonach wir gesucht haben. Ein kleines Plastikstuhllokal
auf dem Bürgersteig/Straße. Es heißt, je kleiner der Stuhl, desto
günstiger das Essen. Die Stühle hier sind bloße Plastikhocker,
30cm über der Erde.
Wir fühlen uns wie Riesen, als wir vor dem
passenden kleinen Tisch zwischen all den Vietnamesen Platz nehmen. Es
gibt nur Nudeln. Für den Anfang bestellen wir vegetarische Portionen
und bekommen die Nudeln mit Fleisch, wie sie an allen Nebentischen
gegessen werden. Wir müssen an Cati und Alex aus Ko Lanta denken und
feststellen, dass Vietnam kein einfaches Land für Vegetarier ist.
Unsere Nudeln schmecken gar nicht mal so schlecht, aber wir können
nicht ausschließen, dass es sich beim Fleisch um Hund gehandelt hat.
Fazit Tag 63:
Vietnam ist auf den ersten Blick
lebendiger, lauter und hektischer als Laos.
Was haben wir heute gelernt? Eine erste
schnelle Internetrecherche ergab, dass lange Fingernägel in China
zur Zeit der Qing-Dynastie ein traditionelles Zeichen dafür waren,
dass der Träger keiner körperlichen Arbeit nachgehen musste. Noch
heute werden deshalb in manchen asiatischen Ländern die Nägel des
kleinen Fingers nicht geschnitten.
wir tragen unsere klein-fingernägel seit vietnam auch lang.
AntwortenLöschenwe are 'f***ing p.i.m.p.'..:-)