Dienstag, 30. April 2013

Tapawera nach Kaiteriteri


Zurückgelegte Kilometer: 91

Pünktlich zum nächsten Nationalpark meint es das Wetter wieder gut mit uns. Die Regenwolken hab sich verzogen und die Sonne bescheint unser Frühstücksmüsli. Von Tapawera legen wir die letzten Kilometer bis Motueka zurück. Unsere Umgebung sieht auch merklich anders aus. Wir sehen hohe Hecken, die die Tabak-, Hopfen-, Obst- und Weinplantagen vor dem Wind schützen.

Motueka ist das Zentrum der Region. Im i-SITE, dem Touristeninformationszentrum, informieren wir uns über die Aktivitäten im Abel Tasman Nationalpark, die Route des Abel Tasman Coast Track, eines der neuseeländischen „Great Walks“, und wie das Wetter die nächsten Tage werden soll. Für heute fahren wir erst einmal paar Kilometer weiter zum Badeort Kaiteriteri. Nach einigen steilen Hängen und kurvigen Straßen sehen wir die Ortschaft, die sich hinter dem langen schönen Sandstrand befindet.


Kaiteriteri besteht aus ein paar Häusern, Restaurants, Ausflugshütten und einem teuren, aber direkt am Strand gelegenen Campingplatz. Hier quartieren wir uns auf einem Stellplatz mit Meerblick ein.


Der Abel Tasman Nationalpark ist bekannt für seine tollen Sandstrandbuchten und die bewaldeten Hügel, ist beliebt für das Kayaken im Meer und für das Wandern auf seinem Great Walk und kann mit dem Wassertaxi oder Ausflugsboot erkundet werden. Zwar scheint die Sonne, aber für „Sea Kayaking“ erscheint es uns etwas zu kalt. Wir wollen gerne ein Stück auf dem Great Walk wandern und die Buchten des Parks sehen. Also entscheiden wir uns für einen Bootsausflug mit dem Familienunternehmen Wilsons. Wir werden morgen die Küste einmal fast der Länge nach abfahren, in einer Bucht herausgelassen, um ein Stück zurückzuwandern. Am nächsten Strand werden wir wieder eingesammelt und zurück nach Kaiteriteri gebracht. Für den Rest des heutigen Tages genießen wir das schöne Wetter, den Strand und den Blick auf die gegenüberliegende Küste der Tasman Bay mit Nelson in der Ferne.


Fazit Tag 118:

Auch Neuseeland hat schöne Strände.

Was haben wir heute gelernt? Man sollte in Neuseeland immer genug Geld dabei haben. Die Fahrt zum nächsten Geldautomaten kann sonst eben mal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen.


Montag, 29. April 2013

Hokitika nach Tapawera


Zurückgelegte Kilometer: 349

Heute haben wir einen straffen Zeitplan (Christina sei Dank), um die vielen Kilometer von hier bis zum Abel Tasman Nationalpark an der Nordspitze der Südinsel zurückzulegen. Trotzdem bleibt nach dem Frühstück Zeit, einen Spaziergang durch Hokitika zu machen. Schließlich wirbt die Stadt ja auch mit „holidays like you used to have … but with better coffee!“. Hokitika wurde durch Jade und Gold geprägt, war eine Zeit lang Sitz der Provinzregierung und hatte während des Goldrushes Neuseelands geschäftigsten Hafen. Geschäftig ist heute das falsche Wort, um diese kleine aber sympathische Stadt zu bezeichnen. Wahrzeichen ist der Glockenturm von 1903, der mitten auf der Kreuzung zweier Einkaufsstraßen steht. 


Man sieht ein paar schöne Gebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert und die Kaianlagen an der Mündung des Hokitika Revers. 


Im Kino, das ab 11 Uhr die ersten Filme zeigt, soll es laut dem Erfahrungsbericht zweier Freunde aus Hamburg hervorragenden Kaffee geben. Da müssen wir natürlich Cappuccino (und ein Muffin) bestellen und können bestätigen, dass Hokitika guten Kaffee hat.

Unseren ersten Halt machen wir unweit von Hokitika in der Westküstenmetropole Greymouth. Mit 10.000 Einwohnern kann sie sich im Neuseeland der Südinsel zu Recht so nennen. Wir tanken voll und gehen im großen Supermarkt einkaufen. Unser heutiges Schnäppchen: 200g feinste Cadbury Schokolade für 69 Cent. Außerdem machen wir einen Abstecher um die Erua Moana Lagune herum zur Spitze der südlichen Hafenmole. 


Hier sehen wir, wie die großen schäumenden Wellen an die Flutmauer von Greymouth schlagen und dass die Mole ein beliebter Ausflugspunkt für Spaziergänger ist.


Von Greymouth folgen wir weiter der Küstenstraße SH-6, die sich abwechselnd über Berge und dann wieder am Ufer entlang schlängelt. Nach ungefähr 30km haben wir den Paparoa National Park erreicht. Seine größte Attraktion sind die an der Küste gelegenen sog. „Pancake Rocks“. Dabei handelt es sich um eine Felsformation, die laut Reiseführer vor 30 Mio. Jahren aus aufeinandergeschichteten Ablagerungen von Kalksedimenten und Tonmineralien entstanden ist, die durch jahrelange Erosion mittlerweile so aussieht wie gestapelte Pancakes. 


Ein Rundweg führt auch zu den „blowholes“, Löcher im Gestein, durch die Gischt meterhoch nach oben geschossen wird, wenn die großen Wellen der Tasman Sea an den Klippen brechen.



Weiter nördlich kommen wir zur nächsten großen Stadt der Küste: Westport. Wir fahren jedoch nicht in die alte Kohle- und Industriestadt, sondern besuchen das Cape Foulwind 12km westlich. James Cook gab dem Kap diesen Namen, weil sein Schiff hier von starkem Wind und heftigem Regen erzitterte. Wir sind aber nicht wegen des Windes hier, sondern wegen der großen Fellrobbenkolonie, die sich auf den vielen Felsen vor der Küste tummeln. 


Die männlichen Fellrobben können bis zu 2,5m lang und massige 200kg schwer werden. Die bis zu 90kg schweren Weibchen sehen dagegen viel schlanker aus. 


Vom Aussichtspunkt hat man einen tollen Blick auf die auf den Steinen liegenden und im Wasser schwimmenden Tiere.


Bei der Weiterfahrt lassen wir Westport links liegen und folgen der SH-6 in ihrem Lauf weg von der Küste quer über den nördlichen Teil der Südinsel in Richtung Nelson. Es ist das Flusstal des Buller River, durch das wir fahren. Die SH-6 ist hier eine Scenic Road, die den Blick auf eine tolle Landschaft freigibt, die durch nach Erdbeben erfolgte Erdrutsche geformt wurde. Den Buller River kann, wer will, auf Neuseelands längster Ein-Personen-Hängebrücke überqueren. Die „Buller Gorge Swingbridge“ sieht ganz nett aus, ist uns aber die 5 $ pro Person nicht wert. 


Außerdem haben wir ja unseren straffen Zeitplan, nach dem wir noch ein bisschen näher an den Nationalpark kommen wollen. Deswegen geht es die SH-6 weiter, biegen wir bei Motupiko auf die SH-61 in nördlicher Richtung nach Motueka, dem Tor zum Abel Tasman Nationalpark, ab und schaffen es mit dem letzten Tageslicht bis nach Tapawera, einem kleinen Nest unweit unseres morgigen Tagesziels. Wir übernachten auf einem urigen Campingplatz, der von erneut unfassbar freundlichen Neuseeländern geführt wird. Als so ziemlich einzige Gäste haben wir voll ausgestattete Küche für uns alleine und genießen den Abend unter einem klaren Sternenhimmel tief im Wald.

Fazit Tag 117:

„Seit wir Schokolade haben, macht die Weltreise noch viel mehr Spaß.“

Was haben wir heute gelernt? Nicht jeder braune flugunfähige Vogel mit einem Schnabel, auf den man nur in Neuseeland trifft, ist ein Kiwi. Es kann auch ein Weka sein. Die Verwechslungsgefahr ist so groß, dass viele Touristen das oft am Wegesrand vorzufindende „Maori-Huhn“ für ein Kiwi halten.



Sonntag, 28. April 2013

Fox nach Hokitika

Zurückgelegte Kilometer: 208

So erstaunlich mild es am Fuße des Fox Glaciers war, so kalt wurde die Nacht in Fox. Dass wir den heater in Christchurch dazugebucht haben, scheint immer mehr eine unserer besten Entscheidungen hier in Neuseeland gewesen zu sein. Und wenn man ihn auch nur morgens für ein paar Minuten anmacht, um schneller aus dem Schlafsack zu steigen.

Ein weiterer beliebter Aussichtspunkt auf den Gletscher und die ihn umgebenden Alpen ist der Peak View Point auf dem Weg zum Gillespies Beach 10km von Fox entfernt. An sonnigen Tagen hat man von hier einen Panoramablick auf die Bergkulisse. Selbst an regnerischen Tagen wie heute konnten wir noch den Gletscher am Horizont erkennen. Nur fototauglich war die Aussicht nicht.

Die SH-6 windet sich auf nur 25km von Fox durch die Berge nach Franz Josef. Der Franz Josef Gletscher ist der Raser unter den Gletschern. Nur sich bewegende Eismassen werden als Gletscher bezeichnet. Aufgrund von Hangneigung, Struktur des Eises, Temperatur, Eismasse oder Wasserzuflüsse, um nur ein paar Faktoren zu nennen, kommt es zu Gletscherbewegungen. Da schwache Bindungskräfte zwischen übereinanderliegenden Eisschichten herrschen können, kann es dazu kommen, dass sich höhere Schichten schneller bewegen als darunterliegende. Beim Franz Josef wurden schon Spitzenfließgeschwindigkeiten von 8m am Tag gemessen.


Der 10km lange Gletscher ist zu seinem für Neuseeland ungewöhnlichen Namen gekommen, weil ihn laut Reiseführer der deutsche Geologe Julius von Haast nach Kaiser Franz Josef I. von Österreich benannte, um einen Gruß an seinen befreundeten österreichischen Kollegen in Wien zu richten, der mit Haast mehrmals Expeditionen nach Neuseeland unternommen hatte. Von dieser freundschaftlichen Geste gerührt wandern wir den Franz Josef Glacier Valley Walk zur Abrisskante der Eismasse. 


Heute haben wir Glück mit Wetter und Sicherheitsmaßnahmen: Der Weg ist zu seiner vollen Länge bis 300m vor den Gletscher freigegeben. Das bedeutet zwar, dass wir 1h30 hin und zurück wandern müssen, dafür haben wir aber eine tolle Aussicht auf die ganze Länge von Franz Josef, der im Gegensatz zum Fox Glacier auch keinen Knick um die Berge zu machen scheint.


Auffällig ist der Kontrast von blauem Eis zu den grauen Berghängen und das regelmäßige Knattern der Hubschrauber, die alle fünf Minuten ihre Sightseeing-Flüge über unseren Köpfen machen. Und wenn wir richtig darüber nachdenken, sind Fox und Franz Josef die ersten beiden Gletscher, die wir in unserem Leben gesehen haben. Es hat sich definitiv gelohnt, nach Fox nochmal hierher zu kommen.


Von Franz Josef ist es nicht mehr weit nach Okarito, einer kleinen Ansammlung von Häusern an der Küste. Es gibt hier den Trig Walk, ein Wanderweg, der auf einen Punkt oberhalb des Dorfes führt, von dem man die Berge sehen kann, die sich wiederum in der Lagune spiegeln sollen. Leider sind die Berge durch die tiefhängenden Wolken nicht zu sehen, daher verzichten wir auf den Ausflug und genießen lieber den Ausblick auf das Meer und die Klippen vom Strand aus. Etwa auf der Höhe von Okarito soll 1642 der erste Europäer, Abel Tasman, Neuseeland gesehen haben. Darüber hinaus kann man von dem schönen Dorf aus nächtliche Ausflüge in den lokalen Wald machen, um die nachtaktiven Kiwis zu Gesicht zu kriegen. Die Touren kosten aber wohl mindestens 60 $ pro Person.


Für uns geht es weiter Richtung Norden. Wir wollen noch ein paar Kilometer machen, um am nächsten Tag vor den Toren des Abel Tasman Nationalparks zu sein, der ein großer Programmpunkt auf unserer Rundreise ist. Die Umgebung präsentiert sich mit grünen Wiesen und Wäldern weniger herbstlich als die Vegetation an der Ostküste. Hier werden Ausstellungen über Goldabbau gezeigt, es gibt Vogelkolonien zu besichtigen und in Pukekura wird Possum in allen Formen angeboten: als Mahlzeit, als Sitzkissen oder als Mütze. Wir beschließen, in Hokitika, eine etwas größere Stadt an der Westküste, die Nacht zu verbringen. Unser Campground liegt zwar nicht wie alle anderen direkt am Strand sondern in der Nähe eines Fabrikgebäudes, dafür ist er aber deutlich günstiger. Und es gibt keine Warteschlangen in der geräumigen Küche.

Fazit Tag 116:

Franz Josef fließt schnell.

Was haben wir heute gelernt? In den Wäldern von Okarito lebt der Rowi, die seltenste Kiwi-Art. Um ihn besser gegen gefräßige Wiesel und andere Räuber zu schützen, werden die Eier regelmäßig aus den Nestern genommen und die Vögel in speziellen Zentren großgezogen. Erst wenn der Rowi über ein Kilo wiegt, kann er sich im Kampf gegen seine Feinde behaupten und wird zurückgebracht.



Samstag, 27. April 2013

Haast nach Fox


Zurückgelegte Kilometer: 172

Die nächsten beiden Tage stehen im Zeichen der Gletscher. Wir wollen die berühmten Eisfelder von Fox und Franz Josef besichtigen, die sich von fast 3000m Höhe bis in die Regenwaldzone des Voralpenlandes erstrecken. Aber zunächst mussten wir die Nacht in Haast überstehen. Der vorausgesagte Sturm zog tatsächlich auf und ließ den Van bedenklich hin und her wackeln. Bedenklich jedenfalls für die eine von uns, während der andere seelenruhig weiterschlief. Große Regentropfen verursachten ein lautes Stakkato und das Stromkabel klopfte an die Seitenwand, was manche von uns veranlassten, dies als Tiergeräusche zu interpretieren.

Nach der stürmischen Nacht folgte aber ein sonniger Morgen. Da wir uns im Holiday Park eine 24-stündige WiFi-Verbindung für 5 $ gekauft hatten, nutzen wir die Gelegenheit, um mit unserer Familie in Deutschland zu skypen, die am zu Bett gehen war, während wir gerade frühstücken. Bevor wir von Haast die Küstenstraße SH-6 folgend nach Nordosten in Richtung Fox fahren, machen wir noch einen kleinen Abstecher in den südlichsten zu befahrenden Teil der Westcoast, die Jackson Bay. 


In der Nähe von Okuru laufen wir den „Hapuka Estuary Walk“, der durch einen mit Schilf bewachsenen Küstenstreifen und Regenwald führt. 


Ein Holzsteg leitet uns über das Wasser, bis wir hinter einer Biegung an eine Stelle kommen, an der der Steg überschwemmt ist. Der heftige Regen in der letzten Nacht hat wohl zusammen mit der jetzt einsetzenden Flut seine Spuren hinterlassen. 


Man kann erkennen, wie das Wasser Zentimeter um Zentimeter steigt. Damit wir nicht mit unseren Wertsachen baden gehen, machen wir uns lieber sofort auf den Rückweg. Tatsächlich sind Teile des Weges, die wir vor ein paar Minuten passiert haben, schon von Wasser bedeckt. Mit ein paar beherzten Sprüngen kommen wir aber noch locker aus der Gefahrenzone.


In Haast tanken wir den Camper voll und genießen die Fahrt an der Steilküste. 


Den vermutlich besten Ausblick über dieses kleine Vorgebirge hat man am Knights Point. Die Straße, die hier vorbeiführt, wurde erst nach 1965 gebaut und ab 1995 asphaltiert. Ziemlich spät, wenn man bedenkt, dass der State Highway 6 die einzige Verkehrsader an der Westküste ist. So erscheint das Motto von Haast, „on the edge of the wilderness“, für diese Region passend. 


Eine kleine Infotafel am Aussichtspunkt des Knights Points erklärt, dass man bei einer Fahrt über das Meer in westlicher Richtung in 1700km auf Tasmanien stoßen, während in südwestlicher Richtung erst die Antarktis die nächste Landmasse sein würde.

Bevor wir Fox erreichen gibt es für die hungrigen Camperinsassen noch eine besondere Stärkung: In einer kleinen Lachsfarm gönnen wir uns Kaffee und eine frische Lachsschnitte aus „Vollkorn“-Brot.


In Fox sind wir am Westland National Park, der zur großen South West New Zealand World Heritage Area gehört. Der Westland National Park wird hauptsächlich wegen seiner beiden Gletscher, Fox Glacier und Franz Josef Glacier, von Besuchern frequentiert. Das Besondere an ihnen ist, dass sie sich, begünstigt durch ihre Lage in einer der niederschlagsreichsten Regionen der Erde, durch alle Vegetationszonen bis in die Regenwaldumgebung in Küstennähe auf 300 Höhenmetern ziehen und somit relativ einfach zu besichtigen sind. Nachdem wir uns einen Stellplatz in der Fox Glacier Lodge, die etwas günstiger ist als der Top10 Holiday Park, gesichert haben, fahren wir die 6km zum Fox Glacier Carpark nördlich des Flusses und nehmen den Fox Glacier Valley Walk zum Gletscher. Der leichte „Track“ dauert nur 45min hin und zurück, weil es nur bis 600m an den Gletscher herangeht. Auf Grund der ständigen Gefahr von Eisabbrüchen und sonstigen Gletscherbewegungen wird der Besucherzugang täglich überwacht und jeden Morgen bewertet. Je nach äußeren Bedingungen kann man näher an die Gletscherzunge heranlaufen oder muss an einem entfernteren Aussichtspunkt stoppen. 


Wir vermuten, dass der Weg heute wegen der starken Regenfälle der letzten Tage verkürzt wurde. Man läuft durch das Fox River Flusstal, sieht vereinzelt Wasserfälle an den Hängen und passiert den tiefblau schimmernden Fluss selbst. 


Am Aussichtspunkt können wir trotz der tiefen Wolken den Fox Glacier gut erkennen. Wer hätte gedacht, dass man für eine Gletscherbesichtigung nicht in tiefste Winterkleidung gepackt sein muss. Beeindruckend auch die Nähe zwischen riesiger Eismasse und grünem Regenwald.


Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Lake Matheson, der am Rande des Städtchens Fox liegt.


Gerade im Sommer verschlägt es viele Besucher zum Rundgang um den See, weil sich der Mount Cook, der weniger als 30km Luftlinie hinter den Gletschern liegt, und die anderen höchsten Gipfel Neuseelands im Wasser spiegeln. 


Obwohl große Teile der Alpen bei uns wolkenverhangen sind, genießen wir den wirklich schönen 5km langen Rundgang, der durch dichten Wald führt und mehrere Aussichtspunkte bereit hält. 


Man sollte nicht vergessen, eine Taschenlampe mitzunehmen, da es auf dem Rückweg schon dunkel sein kann.

Der Abend ist vom Alltag auf einem Campingplatz bestimmt. Während die Camper tagsüber unterwegs waren, treffen sich alle am Abend in der Küche zum Kochen. Die übliche Tageszeit und der übliche Ort andere Reisende kennenzulernen und sich auszutauschen. In diesem Campingplatz ist jedoch zum ersten Mal die kleine Küche dem Andrang nicht gewachsen und es bildet sich eine Warteschlange an den Herdplatten. Wir hatten Glück als eine der Ersten da gewesen zu sein und so konnte uns Christina das Stück Heimat zubereiten, das wir uns für diesen Abend aufgespart hatten: Bratkartoffeln mit (zugegeben neuseeländischen) Bratwürstchen. Morgen geht es zur Stadt Franz Josef mit seinem gleichnamigen Gletscher und wir hoffen, dort etwas näher an das große Eis zu kommen.


Fazit Tag 115:

Neuseelands Südinsel ist „on the edge of the wilderness“.

Was haben wir heute gelernt? Laut Wikipedia sind Gletscher die größten Süßwasserspeicher der Welt und nach den Ozeanen die größten Wasserspeicher der Erde. Außerdem haben sie in den letzten Eiszeiten Landschaften geformt und gewaltige Täler erschaffen. Die Südinsel Neuseelands ist ein ansehnliches Beispiel dafür.


Freitag, 26. April 2013

Queenstown nach Haast


Zurückgelegte Kilometer: 221

Unser heutiges Tagesziel ist das Dorf Haast an der Westküste. Um dahin zu kommen, werden wir das Land der Seen verlassen und die Southern Alps überqueren müssen. Nur wenige Kilometer nach unserer Abfahrt in Queenstown halten wir in Arrowtown. Die kleine Stadt war eine der typischen Goldgräberstädte im 19. Jahrhundert in Otago. 


Nachdem am 25. Mai 1861 ein australischer Goldsucher beachtliche Funde gemacht hat, begann ein mehrere Jahre dauernder Goldrausch in dieser Region. Viele Museen und historische Monumente erinnern heute an diesen Teil der neuseeländischen Geschichte. In Arrowtown sind über 50 Gebäude aus dieser Ära bewahrt worden und in der Innenstadt Anziehungspunkt vieler Touristen sind. Interessant ist ein kleiner Fußweg am Ufer des Bush Creek, der durch eine historische chinesische Siedlung führt. Als die weißen Goldsucher die nahegelegenen Claims verließen, kamen Chinesen und holten noch die letzten Gramm Gold aus dem Boden. 


Es ist aus heutiger Sicht kaum vorzustellen, wie sich in der damaligen Zeit Gerüchte über Goldfunde über solch weite Strecken wie nach Asien bewegten und dort Leute animierten, ihr bisheriges Leben aufzugeben und stattdessen in einem weit entfernten Land nach Gold zu suchen. Ganz zu schweigen von der schwierigen Reise, die man auf sich nehmen musste, um ans andere Ende der Welt zu kommen.

Von Arrowtown fahren wir auf die Crown Range Road in Richtung Wanaka. Es ist eine Passstraße, die sich auf bis zu 1076m hochwindet und schon nach wenigen Kilometern über steile Serpentinen die Crown Terraces erklimmt. 


Durchschnittliche Fahrtgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Dafür ist die Aussicht im südlichen Abschnitt zurück auf Queenstown und die hügelige Landschaft einen Stopp an den ausgeschilderten Aussichtspunkten wert.


Am Ende der Crown Range Road steht das schöne Wanaka. 


Wanaka ist ein beliebter Ferienort für Neuseeländer laut Reiseführer steigen hier die Immobilienpreise wie nirgendwo sonst im Land. Wie jede größere Stadt in dieser Region, die etwas auf sich hält, hat sie mit dem Lake Wanaka einen großen und schönen See zu ihren Füßen. Wir können nachvollziehen, warum hier so viele Menschen urlauben und wohnen wollen: tolle hügelige Lage, große Uferzone und Bäume, die der Stadt ein buntes herbstlichen Bild bescheren.


Wir verbringen ein paar Stunden hier und gönnen uns ausnahmsweise ein Restaurantbesuch: Das Mittagsangebot Burger mit Pommes für Walter und Fish&Chips für Christina für je 10 $ hat uns gelockt. An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass der Burger extrem gut geschmeckt hat! Und weil ein solches Essen einen anständigen Nachtisch verdient hat, gibt es noch ein Stück Schokokuchen und Kaffee im Café um die Ecke.


So gestärkt wagen wir uns an die Fahrt auf dem Haast-Pass über die Alpen. Pünktlich zur Weiterfahrt zieht das Wetter zu und Regen setzt ein. Wir verlassen die Region mit dem trocken wirkenden Tussock-Gras und sehen stattdessen dichten Regenwald um uns herum. Der letzte Posten Zivilisation vor den Bergen ist Makarora mit seinem DOC Visitor Centre und einer Tankstelle mit Restaurant und Bar. Der Regen wird stärker und aus dem dichten wird triefender Regenwald. Wenn das Wetter schlecht ist, dann wirken die meisten Landschaften trüb und traurig. Regen macht die Umgebung trostlos. Nicht so aber (in diesem Teil) von Neuseeland. Wir sind fasziniert von dem Schauspiel, das sich links und rechts, über und unter uns ereignet: Die Hänge der Southern Alps verwandeln sich in Wasserfälle, die nur hin und wieder durch feste Vegetation unterbrochen sind. 


Aus jedem kleinen Rinnsal an der Felswand wird ein eindrucksvoller Wasserstrahl, den man am liebsten fotografieren möchte. Die Bäche werden zu reißenden Flüssen. Man möchte nach jeder Straßenbiegung anhalten und das Bild, das sich einem bietet, festhalten.

Auf dem Weg über die Alpen gibt es immer wieder ausgeschilderte Haltepunkte, an denen man aussteigen kann (und sollte) und wenige Minuten zu landschaftlichen Sehenswürdigkeiten spazieren kann: donnernde Wasserfälle, dichter Regenwald oder ein breites Flussbett. 


Die Broschüre „Walks along the Haast Highway“, die man sich auch kostenlos runterladen kann, informiert über die verschiedenen Tracks. Und dann haben wir es plötzlich geschafft. Wie auf Kommando verschwindet der Regen und die Wolken verschwinden. Im beginnenden Sonnenuntergang fahrenn wir in das große Flusstal des Haast River ein, der mit seinem breiten Schotterbett eine große Schneise in die Bergkette schlägt. In wenigen Kilometern wird er in die Tasman Sea münden. Wir halten aber noch vor dem Meer in Haast, eine kleine freundliche Ansammlung von Häusern. Haast ist die einzige größere Versorgungsstation auf den 260km zwischen Wanaka, wo wir herkommen, und Fox, wo wir hinwollen. Wir beziehen einen Stellplatz im Top10 Holiday Park und die super freundliche Neuseeländerin Norma gibt uns noch ein paar wertvolle Tipps für Wanderungen in der Umgebung und auf dem morgigen Weg nach Fox. Weil die Nacht sehr stürmisch und regnerisch werden soll, werden wir wenigen Wohnwagen nah beieinander positioniert. Der Abend präsentiert sich noch von seiner besten Seite und spendiert uns einen farbenfrohen Sonnenuntergang, während uns eine Brise Meeresluft entgegenweht.

Fazit Tag 114:

Neuseeland ist auch bei Regen schön.

Was haben wir heute gelernt? Die Westküste Neuseelands gehört zu den regenreichsten Regionen der Welt. Über diese uns bei Fahrtantritt noch nicht bekannte Information sind wir nur durch Zufall gestolpert. Und die Hinweise von oben haben natürlich auch geholfen. Die vorherrschenden Westwinde treffen auf die Wetterscheiden der Gebirgsketten, sodass sich die Tiefdruckgebiete an der Westküste in aller Ruhe ausregnen können. Jahresniederschläge mit bis zu 7000mm im Milford Sound gehören zu den höchsten der Welt. Im nur etwa 100km entfernten Alexandra, das aber auf der anderen Gebirgsseite liegt, werden zum Vergleich nur 350mm gemessen.


Donnerstag, 25. April 2013

Te Anau nach Queenstown


Zurückgelegte Kilometer: 206

Nach den eindrucksvollen letzten beiden Tagen gönnen wir uns heute eine entspannte Weiterfahrt. Der Wecker klingelt erst um 09:00 Uhr und die in fast allen Campingplätzen vorgeschriebene Check-out Time von 10:00 Uhr schaffen wir nicht ganz. Nicht weiter schlimm, wenn so wenig los ist wie jetzt.


Wir füllen unseren Wassertank im Van auf und fahren los. Bilder können wir in der Bibliothek von Te Anau leider nicht hochladen, denn sie hat wegen dem ANZAC Day zu.

Es geht über einen kleinen Umweg nach Osten in Richtung Norden zurück in die Seenlandschaft und Berge. Unser Ziel ist der Southern Lakes District, der in der Region Otago liegt und einen ganzjährigen Tourismus bedient: Es gibt schneesichere Pisten auf den Bergen, Wanderwege, Jet-Bootfahrten und anderen Wasser- und Wintersport.

Unterwegs machen wir eine kurze Rast im 100-Seelen-Dorf Garston. Die Einwohner werben damit, dass am weitesten vom Meer entfernte Dorf Neuseelands zu sein. Den entsprechenden Nachweis in Form eines Schilderbaums haben wir fotografiert.


Mehr als 25km bevor man Queenstown erreicht, trifft man auf den Lake Wakatipu, an dem die Stadt liegt. Die Straße wird zur Uferstraße, von der man einen tollen Ausblick auf das Wasser hat. 


Der Lake Wakatipu ist der drittgrößte Binnensee Neuseelands und mit knapp 85km auch der längste. Früher in absoluter Abgeschiedenheit gelegen, kommen heute immer mehr Besucher, um hier Actionsport, wie Bungee-Jumping, zu betreiben.


Und Queenstown ist die Hauptstadt dieser Vergnügungssuchenden. Mit 10.000 Einwohnern muss sie schon als groß gelten, nicht zuletzt aufgrund von 1,5 Mio. Besuchern pro Jahr. Vielen Leuten ist die Stadt mit ihrem Angebot an Jet-Bootfahrten, Bungee-Variationen und den vielen Reisebussen, die von hier in den Milford Sound starten, zu laut und hektisch. Angeblich wurde hier sogar das kommerzielle Bungee-Jumping erfunden. Auf uns wirkt sie gar nicht so überladen, aber Neuseeländer haben ja auch vielleicht einen anderen Vergleichsmaßstab. Wir freuen uns über die Rückkehr in die Zivilisation und gehen im örtlichen Supermarkt unsere Vorräte für die nächsten Tage auffrischen und unseren Kühlschrank wieder füllen.


In der Küche unseres Campingplatzes lernen wir eine kanadisch-amerikanische Familie kennen, die auf eine einjährige Weltreise aufgebrochen ist. Das war vor fünf Jahren. Es hat ihnen so gut gefallen, dass sie beschlossen haben, weiterzureisen, von unterwegs zu arbeiten und die Kinder selbst zu unterrichten. Nach einer Fahrradtour durch Europa bis Afrika und einiger Zeit in Südamerika reisen sie jetzt mit dem Wohnmobil durch Neuseeland. Wir sind also gewarnt, was passieren kann, wenn man zu lange von zu Hause weg ist.

Fazit Tag 113:

10.000 Einwohner können manchen zu viel sein.

Was haben wir heute gelernt? Der ANZAC Day ist ein Halbtagesfeiertag in Neuseeland, an dem der Gefallenen in den beiden Weltkriegen gedacht wird. ANZAC steht für Australian and New Zealand Army Corps und der Gedenktag findet am Jahrestag der verlustreichen Schlacht von Gallipoli zur Zeit des Ersten Weltkrieges statt, in der viele australische, neuseeländische und tongaische Soldaten umgekommen sind.