Freitag, 19. April 2013

Christchurch zum Peel Forest

Zurückgelegte Kilometer: 153

Vorfreude. Wir stehen nach dem Weckerklingeln zügig auf, frühstücken schnell, checken aus und zahlen 6 NZ-$ für unsere Warmwäsche. Mit sauberen Klamotten im Gepäck fahren wir mit dem Bus zum Flughafen bzw. bis eine Haltestelle davor. Die Busfahrerin lässt zwischen den Haltestellen eine (ihre Lieblings-?) Musik-CD laufen und unterhält sich mit den Fahrgästen. Nett diese Kiwis. Unglücklicherweise vergessen wir, rechtzeitig auf den Halteknopf zu drücken und fahren bis direkt vor das Flughafen-Terminal. Ups.

Ein Anruf bei Apollo bzw. Hippie Camper, unserem Camper-Van-Vermieter, und wir werden zehn Minuten später kostenfrei abgeholt und zur Filiale in der Nähe des Flughafens gebracht. Doch bevor wir endlich unser neues Zuhause für die nächsten Wochen überreicht bekommen, müssen wir ein nerviges Verkaufsgespräch, das als Übergabegespräch getarnt ist, überstehen. Ob wir denn nicht unsere Kaution verringern, ein Komplett-Rundum-Sorglospaket oder ein halbes Rundum-Sorglospaket buchen wollen. Man müsse ja bedenken, dass nicht alle so tolle Autofahrer wie wir seien und überhaupt auch 15-Jährige hinter dem Steuer sein könnten (wirklich?!). Und nachdem wir zum fünften Mal dankend abgelehnt haben, bekamen wir endlich das Paket, das wir gebucht hatten. Immerhin waren wir auf diese Überredungsversuche vorbereitet, da schon andere Reisende davon in Reiseberichten erzählt haben. So ganz undankbare Kunden waren wir auch nicht, schließlich haben wir noch einen Tisch mit zwei Stühlen und, sehr wichtig bei den herrschenden Temperaturen, einen „heater“ zusätzlich gemietet.

Nach der Unterschrift ging es endlich hinaus zu unserem neuen Gefährt. 


Das gute Stück ist ein umgebauter Toyota, der als „Hitop Hippie Camper Van“ firmiert. Er soll Schlafplätze für 3 Personen bieten, wobei der dritte Schlafplatz wohl nur für Kinder geeignet ist. In der Fahrerkabine könnten drei Personen sitzen, zu zweit hat man eine schöne große Ablagefläche.


Ungewohnt ist natürlich, dass das Lenkrad auf der rechten Seite angebracht ist und man mit der linken Hand (!) schalten muss. Durch eine Schiebetür kommt man in den Innenraum, in dem man stehen kann. Es gibt zwei kleine Schränke, wobei sich auf dem einen die Spüle befindet und auf dem anderen der Gasherd. Das Wasser wird mit dem Hahn „gepumpt“ und den Gaskanister muss man von außen auf- oder zudrehen. Zusätzlich gibt es noch eine Mikrowelle und einen kleinen Kühlschrank. 


Mikrowelle und Steckdosen funktionieren allerdings nur, wenn man in einem Campingplatz ist, der einen externen Stromanschluss bereitstellt. Licht und Kühlschrank funktionieren immer und werden von einer zweiten Batterie betrieben. Weiter hinten hat man entweder zwei Sitzbänke mit einem Tisch in der Mitte oder das Bett, wenn der Tisch runtergeklappt, eine weitere Holzplatte danebengelegt wird und die Sitzkissen als Matratze fungieren. Bettwäsche wird gestellt.


Wir beschließen, solange es noch hell ist, das Bett zu machen und den Innenraum in dieser Variante für die meiste Zeit zu belassen. 


Unsere Gegenstände werden fest verstaut, die Rucksäcke weggepackt und die Schränke abgeschlossen. Schon stürzen wir uns in den Linksverkehr und steuern unser nächstes Ziel an: einen großen Supermarkt. Christina achtet streng darauf, dass Walter auf der richtigen Spur fährt und in die richtige Spur abbiegt, während Walter eigentlich am meisten stört, mit der linken statt der rechten Hand zu schalten.

Irgendwie schaffen wir es unversehrt auf den Parkplatz des „Pak'n'Save“, der angeblich günstigere Supermarkt in Neuseeland. Nach mehr als einer Stunde ist der Einkaufswagen voll und unser Geldbeutel um 145,98 NZ-$ leichter. Wasser kostet 99 Cent pro Flasche, den Käse kaufen wir in der 1-KG Packung, die Budget Salami liegt bei 2,99 NZ-$ und der Joghurt für 4,59 NZ-$ gibt uns den Rest. Dafür sind unsere Vorräte aufgefüllt und dank Christina hat alles seinen Platz im Van gefunden und ist bestens verstaut.


Draußen wir es bereits dunkel. Das Autoabholen und Einkaufen dauert immer länger als man denkt. Deshalb disponieren wir um und fahren heute nicht mehr zum Lake Tekapo, sondern suchen uns eine Unterkunft für die Nacht, die näher an Christchurch liegt. Wir fahren zum Peel Forest Park, der in den Canterbury Plains liegt. Die Plains sind eine fruchtbare Landschaft, die durch die Gletscherströme entstanden sind. Diese Flüsse wiederum kommen von der Bergkette, die die Südinsel durchzieht und passenderweise Southern Alps genannt werden. Bevor wir aber zu den Bergen kommen, machen wir unterwegs in dem kleinen Stück „Urwald“ Halt, der bereits seit 100 Jahren unter Naturschutz steht. Die Landschaft, die an uns vorbeizieht, ist grün und nass, denn es regnet seit der Abfahrt in Strömen. Nun gut, wir hatten ja wirklich lange gutes Wetter gehabt auf dieser Reise.

Durch die Dunkelheit führen unsere GPS-Ortung im Handy und zwei verschiedene Karten. Wir biegen von der Hauptstraße an der Küste ab und kommen auf verlassene Straßen, auf denen wir das einzige Auto weit und breit sind. Eine schöne Abwechslung zum bevölkerungsreichen Südostasien. Schließlich finden wir im Wald ein kleines beleuchtetes Häuschen (nicht ohne das erste Mal daran vorbeizufahren), in dem sich die Campingplatz-Verwaltung befindet. Alles läuft ziemlich unkompliziert: Wir füllen einen Zettel aus, bezahlen 35 $ für einen Stellplatz mit Strom und kriegen auf einer Karte gezeigt, wo wir hinfahren sollen. Der Campground ist fast leer, nur zwei andere Autos stehen noch da. Wir parken in der Nähe der Toiletten, Duschen und Gemeinschaftsküche und bereiten uns auf unsere erste Nacht im Camper-Van vor. Das Stromkabel ist schnell angeschlossen und der Wasserkübel neben dem Hinterrad unter unseren Abfluss gestellt. 


Die Anlage sieht sehr schön aus und die Einrichtungen sind sauber. Dafür wird es draußen bereits ziemlich kalt. Wir wollen trotzdem testen, ob wir die Nacht ohne heater überstehen und auch Campgrounds ohne Stromversorgung, die günstiger sind, nehmen können. Unsere treuen Schlafsäcke, die uns schon in Indien wertvolle Dienste geleistet haben, müssen uns auch jetzt wieder warmhalten.

Beim Einschlafen lauschen wir und hören: nichts. Was für eine Wohltat nach den lauten letzten Wochen. Die Stille wird nur gelegentlich von Regengüssen unterbrochen. So schlafen wir in den Wäldern von Neuseeland ein.


Fazit Tag 107:

Neuseeland ist teuer.

Was haben wir heute gelernt? Linksverkehr.


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