Die Gesamtstatistik für unsere Weltreise findet ihr unter folgendem Link: hier klicken
Donnerstag, 1. August 2013
Mittwoch, 31. Juli 2013
/ Donnerstag, 1. August 2013 - Willkommen zurück!
New York nach Frankfurt am Main.
Aufregung und Ungeduld. Das sind die
beiden Gefühle, die sich nach dem Aufwachen im 16. Stock über den
Straßen von New York bei uns breit machen. Heute ist nämlich ein
Reisetag, wie wir ihn noch nicht hatten, mit einem Ziel, das
exotischer nicht klingen könnte. Es geht nach Hause.
Ein letztes amerikanisches
Hotelfrühstück gibt uns mit seinem Überangebot an kurzkettigen
Kohlenhydraten die nötige Energie, um unsere Rucksäcke ein letztes
Mal zu packen und um in der Hotellobby über die in den letzten
Wochen öfter gestellte Frage nachzudenken, ob nach sieben Monaten
Wehmut oder Freude mit Blick auf das Ende der Reise überwiegt.
Wahrscheinlich stellt man sich unterbewusst auf den Zeitraum ein, den
man zu Beginn bestimmt hat und fühlt sich für die Rückkehr bereit,
wenn der Tag gekommen ist. Vielleicht stellen sich Müdigkeit und
Vorfreude auf zu Hause immer im letzten Monat vor Reiseende ein, egal
ob man drei, sieben oder zwölf Monate unterwegs ist. Wir sind
jedenfalls zufrieden damit, die Zeit von Januar bis August gewählt
zu haben. Wir merken, dass sich unsere Akkus in körperlicher und
aufnahmefähiger Hinsicht dem Ende neigen. Außerdem freuen wir uns
darauf, die bekannten Gesichter und Räume, die wir so lange nur auf
einem Computer- oder Handybildschirm gesehen haben, wieder live
begrüßen zu können.
Zum JFK-Flughafen nehmen wir wie auf
dem Hinweg die U-Bahn und den AirTrain. Wie so häufig an
amerikanischen Flughäfen gibt es eine lange Schlange bei der
Abfertigung. Unseren letzten Flug, Abflugzeit 20:00 Uhr, haben wir
wieder bei Singapur Airlines. Es ist zwar der einzige Flug, den die
Fluggesellschaft von New York anbietet, dafür kommen wir aber in den
Genuss mit dem Airbus A380 zu fliegen. Es ist beeindruckend, diesen
wahrhaftigen Superjumbo vor dem Gate stehen zu sehen. Trotz einer
Spannweite von fast 80 Metern wirken die Flügel für das größte
bisher in Serienfertigung produzierte zivile Verkehrsflugzeug viel zu
klein. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie diese riesige
Maschine abheben will.
Auch der Innenraum ist spektakulär. Es
gibt zwei durchgängige Passagierdecks, die durch zwei Treppen
miteinander verbunden sind. Wir dürfen im Oberdeck Platz nehmen,
dass angeblich leiser und flugruhiger sein soll. Flugtechnisch fühlen
wir uns mit Singapur Airlines jedenfalls schon zu Hause. Die
Ausstattung mit Unterhaltungselektronik, die Größe der Sitze, der
Service mit feucht-heißen Erfrischungshandtüchern vor und nach dem
Essen sowie das Essen selbst sind hervorragend. Als Vorschau auf die
Endstatistik können wir jetzt schon feststellen, dass für uns
Singapur Airlines die beste der neun Fluggesellschaften auf unserer
Reise war.
Pünktlich um 20:00 Uhr Ortszeit
schafft es der große weiße Vogel tatsächlich sich in die Lüfte zu
schwingen. Der Airbus liegt wie ein Brett in der Luft und kommt
wirklich sehr leise daher. Die Nacht vergeht in der bekannten
Mischung aus Filmschauen, Essen und gelegentlich Schlafen. In den
Vormittagsstunden des 1. August 2013 ist dann aber nicht mehr an
Ablenkung zu denken. Wir befinden uns im Landeanflug auf Frankfurt
und unser Herz schlägt beim Anblick der geschwungenen Felder, der
befahrenen Autobahn und der dicht beisammen liegenden Ortschaften
höher. So verheißungsvoll der Aufbruch am 2. Januar war, so
einzigartig wirkt die Ankunft unter einem blauen hessischen Himmel.
Wir werden von Christinas Schwester und ihrem Freund in Empfang
genommen und können unsere Rucksäcke ablegen. Es ist kurz nach 10
Uhr an einem sonnigen Donnerstag in Frankfurt. Unsere Umrundung der
Erde ist geschafft und diese Geschichte hat ein Ende.
Oder anders ausgedrückt: Jetzt geht's
los mit dem Leben nach der Weltreise!
Fazit Tage 211 und 212:
Fliegen kann so schön sein.
USA - das Fazit
Das drittgrößte Land der Welt – in
Fläche wie Bevölkerungszahl – hat uns am längsten und auf ganz
unterschiedliche Weise beschäftigt. Wir waren von
pazifisch-polynesischer Kultur auf Hawaii, von menschenarmer heißer
Landschaften im Südwesten und von Freunden bei schwülem
Gewitterwetter im Osten umgeben.
Ein Land, wie zum Reisen geschaffen,
ständig im Mittelpunkt von Zuneigung und Kritik, das polarisiert,
aber uns in seinen Bann gezogen hat. Die Vereinigten Staaten waren
die neunte und letzte Station auf unserer Reise.
Hier unsere Vereinigten Staaten in
10 Stichpunkten:
Schier endlose Weite. Insbesondere der
Südwesten lässt einen alle Erfahrungswerte, was Entfernungen, den
Blick zum Horizont und das Vorwärtskommen angeht, über den Haufen
werfen. Es ist auch diese immense Landesgröße, die viele seiner
Einwohner dazu veranlasst, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren,
bzw. die es eben erlaubt, die nationalen Grenzen nicht überschreiten
zu müssen. „[...]
another thing I had
conveniently forgotten was how incredibly huge America is.“
(aus John Steinbeck, Travels with Charley)
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Ein halbes Dutzend Mal sind wir mitten in der Nacht aufgestanden, um
nach stundenlangen Autofahrten Steinbögen in der aufgehenden Sonne
leuchten oder Schluchten in tollen Farben erstrahlen zu sehen.
Zusammen mit etlichen Sonnenuntergängen, Nachtwanderungen und
ausgedehnten Hikes sind so viele außergewöhnliche (Foto-)Erlebnisse
herausgekommen.
Anschauungsunterricht für Probleme
einer modernen Gesellschaft: Überernährung, Verschwendung von
Ressourcen, maßloses Konsumverhalten und eine sich weiter öffnende
Wohlstandsschere.
Unser heimlicher Lieblingsflecken in
den USA: Hawaii. Exotik versprühende Orte wie Honolulu, Maui oder
Kauai, 11 der 13 Klimazonen der Welt, aktive Vulkane, seltene Tiere,
traumhafte Strände, schneebedeckte Gipfel auf dem höchsten Berg der
Erde (vom Meeresgrund gemessen), polynesische Kultur und
amerikanische Autos sind nur einige Gründe dafür.
Nationalparks. Die USA haben ein gut
organisiertes Naturschutzsystem, das den Menschen in Form von
Tagesausflügen oder Campingmöglichkeiten die Existenz
eindrucksvoller Landschaften vor Augen führt.
Wie wir die USA bereist haben: mit dem
Auto. Wie soll es auch anders sein im Land der Roadtrips.
Touristische Hochsaison. Juni und Juli
locken in diesem beliebten Reiseland Busladungen voller Besucher aus
aller Welt an. Wenn dann noch die Wochenendausflugs-affinen
Einheimischen hinzukommen, werden die freien Unterkünfte teuer und
die Ausflugsziele überlaufen.
Die USA waren für uns Vielfalt. Wir
haben 15 Stunden im Flugzeug und über 100 Stunden im Auto verbracht,
um das Land der sechs Zeitzonen zu durchqueren. Dabei haben wir
aktive Vulkane, abgelegene Inseln, unvorstellbare Schluchten,
leuchtende Farben, riesige Städte und das normale amerikanische
Leben gesehen.
Nationalstolz. Nur wenige Länder
können es mit dem offen nach außen getragenen Nationalstolz der
Amerikaner auf ihr Heimatland aufnehmen. Auffälligstes Beweisstück
ist die gehisste Nationalflagge, sei es als kleiner Wimpel im
Vorgarten oder als einfamilienhausgroße Flagge in der 3.500
Einwohner zählenden Stadt Kanab.
Was uns in Erinnerung bleiben wird: ein
Gefühl der Freiheit.
Dienstag, 30. Juli 2013
USA - Statistik
Die Statistik für unsere Zeit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten:
Hier klicken für die Statistik USA
Hier klicken für die Statistik USA
New York - Tage 1, 2, 3 und 4
Celebration nach New York.
Der 27.07. ist wieder ein Reisetag und
das heißt konkret Wecker auf 4:30 Uhr. Unser Flug von Delta mit Ziel
John F. Kennedy Flughafen in New York startet um 7:20 Uhr auf dem
internationalen Flughafen von Orlando. Unsere Rucksäcke haben wir am
Vorabend nach längerer Pause mal wieder packen müssen. Vertraute
Handgriffe, die wir zum vorletzten Mal durchführen.
Dass Tim und Holly es sich nicht haben
nehmen lassen, uns an einem Samstag um 5:00 Uhr zum Flughafen zu
fahren, ist ein weiteres Zeichen ihrer überragenden
Gastfreundschaft. Wir sind froh, dass wir in Celebration eine längere
Station unserer Reise einlegen konnten. Wir fliegen mit Delta, was
bedeutet, dass wir bei der Gepäckabgabe und am Gate-Schalter dafür
sorgen müssen, zwei zusammenhängende Plätze zu erhalten, was im
Vorfeld beim Online-Checkin und am Kundentelefon nicht möglich war.
Etwa zwei Stunden nach dem Start sehen
wir aus dem Fenster die Skyline der größten Stadt der USA. Die
Ansammlung riesiger Hochhäuser sieht von hier oben noch wie ein
Modell aus dem Hamburger Miniatur Wunderland aus. Mit dem
JFK-AirTrain fahren wir vom Flughafen – vorbei am erst kürzlich
abgerissenen historischen PanAm-Terminal – zur Jamaica Station, von
der wir mit der Subway nach Manhattan kommen.
Die New Yorker U-Bahn gehört zu den
weltweit ältesten Untergrundbahnen und sieht auch so aus: Sie ist
laut, dreckig, aufregend und dank Film und Fernsehen das Sinnbild für
die U-Bahn schlechthin. Zudem ist der Plan auf den ersten Blick
unübersichtlich, vor allem wenn man wissen will, an welchem Tag eine
Haltestelle angefahren wird und an welchem nicht.
Unser Hotel im Stadtteil Chelsea finden
wir trotzdem. Wir haben im Internet das „Hampton Inn
Manhattan-Chelsea“ in der 108 West und 24th Street
gebucht. Die Lage ist prima, der Preis (120 € pro Nacht) für den
Big Apple ist moderat und wir wollten in unserem letzten (!) Hotel
der Reise etwas mehr Komfort haben als in unserem ersten. Wir
bekommen ein Zimmer im 16. Stock mit Blick auf das fast fertige One
World Trade Center und Lower Manhattan.
Alles ist sauber und
Frühstück ist inklusive und vergleichsweise üppig.
Nach dem Einchecken erstmal
Brainstorming: New York, „concrete jungle where dreams are made
of“, so viel zu sehen und zu tun, womit also loslegen? Wir
erstellen eine Rangliste mit unseren Lieblingsorten und halten dann
geradewegs … auf ein Nickerchen zu. Zu unserer Verteidigung: Die
Nacht war kurz, die Rucksäcke schwer und eine gewisse Müdigkeit ist
an Reisetag Nummer 207 nicht von der Hand zu weisen. Aber am frühen
Nachmittag hält uns nichts mehr auf. Mit einem warmen cream cheese
bagel und einem Kaffee in den Händen spazieren wir zum „Flatiron
Building“, das nur einen Block entfernt steht.
Wo sich die beiden
Verkehrsadern Broadway und 5th Avenue kreuzen, entstand
eines der eindrucksvollsten Hochhäuser New Yorks, das mit seinem
Grundriss in Bügeleisenform zum Kultbild dieser Großstadt geworden
ist.
Vom Flatiron Building spazieren und
fahren wir Richtung Südspitze Manhattans. Je näher man kommt, desto
riesiger ragt das höchste Gebäude der USA in den Himmel. Das One
World Trade Center ist Teil des neuen World Trade Center Areals, das
am „Ground Zero“ entsteht. Trotz der medialen Übersättigung,
die man in diesem Zusammenhang erfahren hat, verspürt man ein
komisches Gefühl, an dem Ort zu stehen, an dem das vielleicht
bedeutendste Ereignis dieses Jahrhunderts stattgefunden hat. Wie
viele andere Ereignisse hat unsere Generation erlebt, bei denen man
sich noch genau daran erinnert, wo man zu dem Zeitpunkt war und was
man getan hat?
Unweit vom World Trade Center befindet
sich die Wall Street. Wir laufen durch den Finanzdistrikt der Stadt
und passieren das Gebäude der New York Stock Exchange. Herrlich, wie
inmitten dieser modernen Hochglanzwelt die kleine Trinity Church
steht, ein Relikt aus einer anderen Zeit. Natürlich machen wir auch
einen Schlenker zum „Wall Street Bull“ bzw. „Charging Bull“,
doch ein Foto von ihm bekommen wir nicht: Mit der Erfahrung der
letzten Monate können wir zweifelsfrei feststellen, dass sich vor
uns gerade der Super-GAU für jeden normalen Besucher und Fotografen
ereignet. Eine indische und eine asiatische Reisegruppe ist
gleichzeitig um, vor, hinter, unter und auf dem Stier. Wir beobachten
das Treiben nur kurz und schlendern zum Abschluss des Tages weiter
zum Battery Park, womit wir das südliche Manhattan-Ufer erreicht
haben und atlantisches Wasser erblicken können. Von hier sieht man
den geschäftigen Bootsanleger der Staten Island Ferry, die
Einwanderungsinsel Ellis Island und natürlich die grüne
Freiheitsstatue.
Am nächsten Tag stehen
Stadtspaziergänge auf dem Programm. Wer nicht genug gefrühstückt
hat, der kann den unzähligen Schildern nach an jeder Ecke entweder
ein Bagel nach Brot und Belag der Wahl kaufen oder ein „slice
pizza“ verdrücken. Highlights des Tages sind das altehrwürdige
Gebäude der New York Public Library mit den zwei wachenden Löwen
und der leuchtende und überfüllte Times Square.
Eigentlich wollten
wir auch das Empire State Building erklimmen, aber das neblige Wetter
mit geringen Sichtweiten belehrt uns eines Besseren. Wohl dem, der
mehrere Tage in dieser Stadt zur Verfügung hat.
Stattdessen zählen
wir die gelben Taxen am Flatiron Building.
An Tag 3 besuchen wir die mit Abstand
günstigste Touristenattraktion in New York: Wir fahren mit der
Staten Island Ferry von Manhattan nach, wie der Name schon sagt,
Staten Island. Trotz des eher unbekannten Ziels ist die Fähre
randvoll mit Passagieren (die meisten Touristen), da man während der
etwa 25-minütigen Fahrt einen tollen (und kostenfreien) Blick auf
die Freiheitsstatue hat.
Am Zielfähranleger muss man das Boot
verlassen, steigt aber einfach am anderen Gate in die nächste Fähre
und genießt auf der Rückfahrt die beeindruckende Skyline von New
York. Erst hier fällt uns auf, wie viel höher das One World Trade
Center im Vergleich zu den anderen Hochhäusern eigentlich ist.
Zurück in Manhattan laufen wir ein
Stück weit am Ufer entlang und nehmen dann am Pier 11 ein Boot über
den East River nach Brooklyn. Der mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern
bevölkerungsreichste „borough“ ist u.a. mit der berühmten
Brooklyn Bridge mit Manhattan verbunden.
Dieses neugotische
Ingenieurswerk lässt sich nicht nur vom Brooklyn Bridge Park zu
seinen südlichen Füßen bewundern, sondern auch während eines
Spaziergangs über die Brücke.
Sofern man den Aufgang einige Blocks
vom Ufer entfernt entdeckt hat, steht der Überquerung des East
Rivers 85 Meter über dem Wasser nichts mehr im Weg. Nur auf die
gnadenlos schnell heranbrausenden Fahrradfahrer sollte man aufpassen.
Im Übrigen hat man von der Brücke eine ganz andere Perspektive auf
die Stadt und auf die jüngere Manhattan Bridge.
Für Fotos während des
Sonnenuntergangs und der blauen Stunde (bei heute fantastischem
Wetter) wollen wir auf das General Electric Building, besser bekannt
als Rockefeller Center. Von hier man die vielleicht beste
Hochhausaussicht auf die Stadt der Hochhäuser.
Damit man aber die 70
Stockwerke bzw. 266 Meter mit dem Fahrstuhl nach oben schnellen darf,
muss man zunächst ewig lange in einer Schlange stehen und viel für
das Ticket bezahlen. Oder man kauft noch in der Schlange auf seinem
Smartphone, dank des WLANs des angrenzenden Kaffeeladens, ein
zeitgebundenes Ticket, das kein Schlangestehen erfordert und die
Wartezeit deutlich verkürzt. Auf jeden Fall gehört der Besuch des
Rockefeller Centers, nicht nur wegen der ohrenbedrückenden
Fahrstuhlfahrt, zum Pflichtprogramm eines New York Aufenthalts. Die
Aussicht, sei es zum Empire State Building
oder zum Central Park, ist
grandios.
Von der Höhenluft hungrig geworden, gibt es heute Abend
auf dem Weg zurück ins Hotel eine New Yorker Spezialität: einen Hot
Dog am Würstchenstand.
Der 30.07. ist unser letzter Tag in New
York, denn morgen geht es zu unserer nächsten Station der Reise:
Frankfurt am Main. Zum Abschluss haben wir uns passenderweise den
Besuch des Empire State Buildings, einer weiteren New Yorker Ikone,
aufgehoben. Wer schon das Rockefeller Center hoch findet, der muss an
der 350 Fifth Avenue noch höher hinaus. 103 Stockwerke, 381
Höhenmeter und eine unfassbar lange Warteschlange gilt es zu
überwinden. Wenn man Pech hat, kriecht man mehrere Stunden nach
vorne, bis man den Fahrstuhl erreicht hat. Hinzu kommt, dass man beim
Ticketkauf entscheiden muss, ob man „nur“ bis zum 86. Stock (ohne
umgebende Glasscheiben) oder auch noch zur Aussichtsplattform im 102.
Stock (mit Glasscheiben) möchte. Wer beides will, der darf
(momentan) stolze 44 $ pro Person zahlen. Ganz nach dem Motto, dass
Zeit Geld ist und wir nicht mehr so viele Reiseziele ansteuern
werden, beschließen wir, uns im Vorfeld online zwei Expresstickets
für schlappe 67 $ pro Person zu kaufen. Trotz dieser horrenden Summe
können wir diese Investition für Kurzzeitbesucher nur
weiterempfehlen. Mit den Expresstickets darf man jede Schlange
überspringen und ist in kurzer Zeit in einem Fahrstuhl Richtung oben
angelangt. Das erhebende Gefühl an den stockwerkübergreifenden
Warteschlangen vorbei zu spazieren, ist im Preis inbegriffen. Und wer
im 86. oder 102. Stock aus dem Fahrstuhl tritt (und sich dann durch
die Menschenmassen gekämpft hat), der vergisst auch den blutenden
Geldbeutel.
Die Aussicht auf New York ist genial. Es ist die schiere
Zahl an monströsen Hochhäusern, bis auf den letzten Quadratmeter
dicht an dicht auf der kleinen Halbinsel namens Manhattan gedrängt,
die einen über diesen menschlichen Lebensraum staunen lässt.
Dennoch: Wer es allein aus fotografischer Sicht betrachtet, der
sollte sich lieber für den Besuch des Rockefeller Centers
entscheiden, da man von dort schönere Perspektiven hat und das
Empire State Building als Motiv gewinnt.
Wieder unten angelangt, erholen wir uns
von unserem Höhenrausch bei einem Spaziergang durch den Central
Park.
Wie ein geradlinig abgegrenzter Krater in dem Wald aus
Hochhäusern erstreckt sich die grüne Lunge New Yorks vier Kilometer
durch das Zentrum von Manhattan. Zwischen all den möglichen
Aktivitäten ist es vielleicht am entspannendsten, bei einem Kaffee
den Softballspielern auf den „Heckscher Ballfields“ beim Versuch
eines Home-Runs zuzusehen.
Zum Abend zieht es uns wieder ans Ufer des
East Rivers hin. Nicht nur die Brooklyn, auch die Manhattan Bridge
lässt sich zu Fuß erkunden.
Schließlich machen wir am Abend im
Brooklyn Bridge Park noch Bekanntschaft mit einem deutschen
Fotografen aus Brandenburg. Es ist sein erster Tag auf einer mehrere
Monate dauernden Reise. Nach einigen Tagen in New York soll es noch
in den amerikanischen Südwesten und nach Hawaii gehen. Ob wir
zufällig von der „Wave“ an der Grenze zwischen Utah und Arizona
gehört hätten oder ob man auf Hawaiis Big Island Lavaströme sehen
könnte? Und wohin wir eigentlich reisen würden? Wer Symbolik sucht,
der findet wahrscheinlich immer welche, aber es erschien irgendwie
passend, an unserem letzten Reiseabend auf jemanden wie ihn zu
treffen. „Morgen fliegen wir nach Hause.“
Fazit Tage 207, 208, 209 und 210:
„Grew up in a town
that is famous as a place of movie
scenes,
noise is always loud
there are sirens all around
and the streets are mean,
if i can make it here
i can make it anywhere“
(Alicia Keys)
Was haben wir heute gelernt? New York
bedeutet Nackenstarre. In keiner einer anderen Stadt hat man den
Blick die ganze Zeit nach oben gerichtet, während man durch die
Straßen läuft. Es ist der bizarre Größenunterschied zwischen
Mensch und Architektur, der New York zum Prototyp einer Großstadt
macht.
Freitag, 26. Juli 2013
Celebration - Tage 1 bis 10
Kurze
Wege, weiß gestrichene Gartenzäune, saubere Straßen, ein kleiner
See mit Promenaden zum Spazierengehen, Kinder auf Fahrrädern und
lächelnde Eltern ergeben zusammen das Kleinstadtidyll, das sich
Celebration nennt und inmitten der Disney-Themenparks im Bundesstaat
Florida liegt. Obwohl Celebration auf den ersten Blick wie die Städte
aus den Filmen „Die Truman Show“ und „Pleasantville“
aussieht, handelt es sich bei ihr um keinen fiktiven Themenpark
sondern um eine reale Stadt mit etwa 9.000 Einwohnern. Es gibt
Schulen, Krankenhäuser, eine fußläufig erreich- und begehbare
Innenstadt und viele schicke Häuser. Und alles begann mit einer
Maus.
Es
war nämlich Walt Disney, der Vater von Mickey Mouse und eines der
größten Unterhaltungskonzerne der Welt, der zu Lebzeiten die Idee
hatte, eine Zukunftsstadt zu planen und zu errichten. „Experimental
Prototype Community of Tomorrow“, kurz EPCOT, wurde allerdings
nicht als echte Stadt sondern nur als beliebter Themenpark Realität.
Erst nach seinem Tod schuf der Disney-Konzern mit Celebration eine am
Reißbrett entworfene Siedlung, die eine idyllische und sichere
Kleinstadt vergangener Tage sein soll. Dafür ließ Disney seine
neuen Einwohner umfangreiche Verhaltensregeln unterzeichnen und
verteilte Handbücher, die das Zusammenleben bestimmen. Mancher fühlt
sich da vielleicht eingeengt und bevormundet, wenn ein riesiger
Medienkonzern über das äußere Erscheinungsbild seiner Heimatstadt
entscheidet. Auf der anderen Seite ist die Kriminalitätsrate
verschwindend gering, die Nachbarschaft ist sauber und schön und die
Menschen, die wir getroffen haben, sind freundlich und offen. Wozu
man auch tendieren mag, auf jeden Fall ist Celebration ein spannendes
Gesellschaftsexperiment.
Ungeachtet
dessen haben wir unsere Zeit in diesem Experiment genossen. Tim und
Holly bewirteten uns wie Ehrengäste in ihrem hübschen Reihenhaus,
das mit Flügel, alten Theaterrequisiten und Souvenirs aus der ganzen
Welt wie ein Gesamtkunstwerk eingerichtet ist. Wir erholten uns von
der mehrtätigen Fahrt in den Süden, schrieben fleißig Blogbeiträge
und hatten die Gelegenheit, unsere Reise insgesamt Revue passieren zu
lassen. Und die Maus näher kennenzulernen.
Wie
gefühlt fast jeder Einwohner von Celebration arbeiten auch Tim und
Hollys Sohn und seine Ehefrau bei Disney und gewähren uns
freundlicherweise exklusiven Zugang zu den Themenparks. Kern des Walt
Disney World Resort bei Orlando sind die vier weltberühmten Parks
und etwa 24 Hotels.
Mehr Tier- als Themenpark ist dabei „Animal
Kingdom“, mit 235 ha Disneys größte Anlage.
Neben Achterbahnen
und Musikshows kann man hier durch einen Zoo spazieren oder eine
Safari durch ein riesiges Tierschutzgebiet machen, indem es von
Giraffen, Nashörnern und Gnus nur so wimmelt.
Laut Disney soll es
hierbei nicht nur um die Unterhaltung der Gäste sondern auch um den
Schutz der Tierwelt gehen.
Wer beides genießen möchte, dem sei die
Animal Kingdom Lodge als Unterkunft empfohlen, deren Zimmerbalkone
auf das Tierschutzgebiet hinaus zeigen.
Der
Epcot-Park widmet sich menschlicher Ingenieurskunst, der Stadt der
Zukunft und in einer Art Expo-Weltausstellung internationaler
Kulturen. Im Zentrum des Parks befindet sich die riesige Kugel
„Spaceship Earth“, die einem Visionen über das Leben in der
Zukunft präsentiert. Der bekannteste Park ist jedoch sicherlich
Magic Kingdom, dessen großes Cinderella Schloss jeder aus dem
Vorspann der Disney-Filme kennt.
Magic Kingdom ist vielleicht der
Park mit dem größten Kinderanteil unter den Besuchern, denn hier
kann man auf alle bekannten Charaktere aus den Filmen in ihrer
„natürlichen“ Umgebung treffen. Ein Highlight ist die
allabendliche Licht- und Feuerwerksshow, die den Nachthimmel in allen
möglichen Farben erstrahlen lässt.
Eine ähnlich spektakuläre,
typisch amerikanisch aufgeputschte Show findet sich noch im vierten
großen Themenpark, den Hollywood Studios. In „Fantasmic“ ist
wieder Mickey Mouse die zentrale Figur, die sich durch Feuersbrünste,
Musikeinlagen und Kampfszenen durch die cineastische Geschichte von
Disney schlägt.
Natürlich
sind die Disney Parks ein riesiger, lauter und zuweilen anstrengender
Spielplatz für Ansammlungen von Kindern und ihren bei den tropischen
Temperaturen schwitzenden Eltern. Einige würden sicher die
„Gute-Laune-Fassade“ der Parks als kitschig und künstlich abtun,
aber Disney möchte gerade eine fiktive Fabelwelt sein. Zwar kann man
diesem Unternehmen mit Multimilliarden Dollar Umsatz kritisch
gegenüber stehen, doch hat es mit Figuren wie Simba, die Schöne und
das Biest und Nemo Figuren erschaffen, mit denen wir aufgewachsen und
die zu unseren Märchen der Moderne geworden sind.
Bei
soviel Unterhaltung und den vielen leckeren Abendessen, die wir von
unseren Gastgebern gekocht bekommen haben, sind die zehn Tage in
Florida schnell verflogen. Zeit, die wir gerne bei Tim und Holly und
bei Familienfesten wie Ainsleys Geburtstagsfeier verbracht haben. Und
genug Zeit, um unsere, sage und schreibe, letzte Station unserer
Weltreise zu planen: Morgen fliegen wir nach New York und werden vier
Tage in der Stadt der Städte verbringen, bevor wir die Erdumrundung
zu Ende bringen und nach Hause fliegen.
Fazit
Tage 197 bis 206:
„Don’t
worry about anything...“
Was
haben wir heute gelernt? Florida ist heiß und schwül. Aber vor
allem schwül. Erinnerungen an Südostasien werden sogar wach.
Regelmäßige nachmittägliche Gewitter und Platzregen gewährleisten
die konstant hohe Luftfeuchtigkeit. Der große Unterschied zu
Südostasien: Man kann dem einfach entgehen, in dem man sich in
irgendeinen Innenraum begibt, denn dieser ist mit hoher Sicherheit
auf zunächst gefühlte Minusgrade herunter gekühlt. Die USA sind
schließlich das Land der Klimaanlagen.
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