Dienstag, 30. Juli 2013

New York - Tage 1, 2, 3 und 4

Celebration nach New York.

Der 27.07. ist wieder ein Reisetag und das heißt konkret Wecker auf 4:30 Uhr. Unser Flug von Delta mit Ziel John F. Kennedy Flughafen in New York startet um 7:20 Uhr auf dem internationalen Flughafen von Orlando. Unsere Rucksäcke haben wir am Vorabend nach längerer Pause mal wieder packen müssen. Vertraute Handgriffe, die wir zum vorletzten Mal durchführen.

Dass Tim und Holly es sich nicht haben nehmen lassen, uns an einem Samstag um 5:00 Uhr zum Flughafen zu fahren, ist ein weiteres Zeichen ihrer überragenden Gastfreundschaft. Wir sind froh, dass wir in Celebration eine längere Station unserer Reise einlegen konnten. Wir fliegen mit Delta, was bedeutet, dass wir bei der Gepäckabgabe und am Gate-Schalter dafür sorgen müssen, zwei zusammenhängende Plätze zu erhalten, was im Vorfeld beim Online-Checkin und am Kundentelefon nicht möglich war.

Etwa zwei Stunden nach dem Start sehen wir aus dem Fenster die Skyline der größten Stadt der USA. Die Ansammlung riesiger Hochhäuser sieht von hier oben noch wie ein Modell aus dem Hamburger Miniatur Wunderland aus. Mit dem JFK-AirTrain fahren wir vom Flughafen – vorbei am erst kürzlich abgerissenen historischen PanAm-Terminal – zur Jamaica Station, von der wir mit der Subway nach Manhattan kommen.

Die New Yorker U-Bahn gehört zu den weltweit ältesten Untergrundbahnen und sieht auch so aus: Sie ist laut, dreckig, aufregend und dank Film und Fernsehen das Sinnbild für die U-Bahn schlechthin. Zudem ist der Plan auf den ersten Blick unübersichtlich, vor allem wenn man wissen will, an welchem Tag eine Haltestelle angefahren wird und an welchem nicht.

Unser Hotel im Stadtteil Chelsea finden wir trotzdem. Wir haben im Internet das „Hampton Inn Manhattan-Chelsea“ in der 108 West und 24th Street gebucht. Die Lage ist prima, der Preis (120 € pro Nacht) für den Big Apple ist moderat und wir wollten in unserem letzten (!) Hotel der Reise etwas mehr Komfort haben als in unserem ersten. Wir bekommen ein Zimmer im 16. Stock mit Blick auf das fast fertige One World Trade Center und Lower Manhattan. 


Alles ist sauber und Frühstück ist inklusive und vergleichsweise üppig.

Nach dem Einchecken erstmal Brainstorming: New York, „concrete jungle where dreams are made of“, so viel zu sehen und zu tun, womit also loslegen? Wir erstellen eine Rangliste mit unseren Lieblingsorten und halten dann geradewegs … auf ein Nickerchen zu. Zu unserer Verteidigung: Die Nacht war kurz, die Rucksäcke schwer und eine gewisse Müdigkeit ist an Reisetag Nummer 207 nicht von der Hand zu weisen. Aber am frühen Nachmittag hält uns nichts mehr auf. Mit einem warmen cream cheese bagel und einem Kaffee in den Händen spazieren wir zum „Flatiron Building“, das nur einen Block entfernt steht. 


Wo sich die beiden Verkehrsadern Broadway und 5th Avenue kreuzen, entstand eines der eindrucksvollsten Hochhäuser New Yorks, das mit seinem Grundriss in Bügeleisenform zum Kultbild dieser Großstadt geworden ist.

Vom Flatiron Building spazieren und fahren wir Richtung Südspitze Manhattans. Je näher man kommt, desto riesiger ragt das höchste Gebäude der USA in den Himmel. Das One World Trade Center ist Teil des neuen World Trade Center Areals, das am „Ground Zero“ entsteht. Trotz der medialen Übersättigung, die man in diesem Zusammenhang erfahren hat, verspürt man ein komisches Gefühl, an dem Ort zu stehen, an dem das vielleicht bedeutendste Ereignis dieses Jahrhunderts stattgefunden hat. Wie viele andere Ereignisse hat unsere Generation erlebt, bei denen man sich noch genau daran erinnert, wo man zu dem Zeitpunkt war und was man getan hat?


Unweit vom World Trade Center befindet sich die Wall Street. Wir laufen durch den Finanzdistrikt der Stadt und passieren das Gebäude der New York Stock Exchange. Herrlich, wie inmitten dieser modernen Hochglanzwelt die kleine Trinity Church steht, ein Relikt aus einer anderen Zeit. Natürlich machen wir auch einen Schlenker zum „Wall Street Bull“ bzw. „Charging Bull“, doch ein Foto von ihm bekommen wir nicht: Mit der Erfahrung der letzten Monate können wir zweifelsfrei feststellen, dass sich vor uns gerade der Super-GAU für jeden normalen Besucher und Fotografen ereignet. Eine indische und eine asiatische Reisegruppe ist gleichzeitig um, vor, hinter, unter und auf dem Stier. Wir beobachten das Treiben nur kurz und schlendern zum Abschluss des Tages weiter zum Battery Park, womit wir das südliche Manhattan-Ufer erreicht haben und atlantisches Wasser erblicken können. Von hier sieht man den geschäftigen Bootsanleger der Staten Island Ferry, die Einwanderungsinsel Ellis Island und natürlich die grüne Freiheitsstatue.


Am nächsten Tag stehen Stadtspaziergänge auf dem Programm. Wer nicht genug gefrühstückt hat, der kann den unzähligen Schildern nach an jeder Ecke entweder ein Bagel nach Brot und Belag der Wahl kaufen oder ein „slice pizza“ verdrücken. Highlights des Tages sind das altehrwürdige Gebäude der New York Public Library mit den zwei wachenden Löwen und der leuchtende und überfüllte Times Square. 


Eigentlich wollten wir auch das Empire State Building erklimmen, aber das neblige Wetter mit geringen Sichtweiten belehrt uns eines Besseren. Wohl dem, der mehrere Tage in dieser Stadt zur Verfügung hat. 


Stattdessen zählen wir die gelben Taxen am Flatiron Building.


An Tag 3 besuchen wir die mit Abstand günstigste Touristenattraktion in New York: Wir fahren mit der Staten Island Ferry von Manhattan nach, wie der Name schon sagt, Staten Island. Trotz des eher unbekannten Ziels ist die Fähre randvoll mit Passagieren (die meisten Touristen), da man während der etwa 25-minütigen Fahrt einen tollen (und kostenfreien) Blick auf die Freiheitsstatue hat. 


Am Zielfähranleger muss man das Boot verlassen, steigt aber einfach am anderen Gate in die nächste Fähre und genießt auf der Rückfahrt die beeindruckende Skyline von New York. Erst hier fällt uns auf, wie viel höher das One World Trade Center im Vergleich zu den anderen Hochhäusern eigentlich ist.


Zurück in Manhattan laufen wir ein Stück weit am Ufer entlang und nehmen dann am Pier 11 ein Boot über den East River nach Brooklyn. Der mit etwa 2,5 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste „borough“ ist u.a. mit der berühmten Brooklyn Bridge mit Manhattan verbunden. 


Dieses neugotische Ingenieurswerk lässt sich nicht nur vom Brooklyn Bridge Park zu seinen südlichen Füßen bewundern, sondern auch während eines Spaziergangs über die Brücke.


Sofern man den Aufgang einige Blocks vom Ufer entfernt entdeckt hat, steht der Überquerung des East Rivers 85 Meter über dem Wasser nichts mehr im Weg. Nur auf die gnadenlos schnell heranbrausenden Fahrradfahrer sollte man aufpassen. Im Übrigen hat man von der Brücke eine ganz andere Perspektive auf die Stadt und auf die jüngere Manhattan Bridge.


Für Fotos während des Sonnenuntergangs und der blauen Stunde (bei heute fantastischem Wetter) wollen wir auf das General Electric Building, besser bekannt als Rockefeller Center. Von hier man die vielleicht beste Hochhausaussicht auf die Stadt der Hochhäuser. 



Damit man aber die 70 Stockwerke bzw. 266 Meter mit dem Fahrstuhl nach oben schnellen darf, muss man zunächst ewig lange in einer Schlange stehen und viel für das Ticket bezahlen. Oder man kauft noch in der Schlange auf seinem Smartphone, dank des WLANs des angrenzenden Kaffeeladens, ein zeitgebundenes Ticket, das kein Schlangestehen erfordert und die Wartezeit deutlich verkürzt. Auf jeden Fall gehört der Besuch des Rockefeller Centers, nicht nur wegen der ohrenbedrückenden Fahrstuhlfahrt, zum Pflichtprogramm eines New York Aufenthalts. Die Aussicht, sei es zum Empire State Building 


oder zum Central Park, ist grandios. 


Von der Höhenluft hungrig geworden, gibt es heute Abend auf dem Weg zurück ins Hotel eine New Yorker Spezialität: einen Hot Dog am Würstchenstand.

Der 30.07. ist unser letzter Tag in New York, denn morgen geht es zu unserer nächsten Station der Reise: Frankfurt am Main. Zum Abschluss haben wir uns passenderweise den Besuch des Empire State Buildings, einer weiteren New Yorker Ikone, aufgehoben. Wer schon das Rockefeller Center hoch findet, der muss an der 350 Fifth Avenue noch höher hinaus. 103 Stockwerke, 381 Höhenmeter und eine unfassbar lange Warteschlange gilt es zu überwinden. Wenn man Pech hat, kriecht man mehrere Stunden nach vorne, bis man den Fahrstuhl erreicht hat. Hinzu kommt, dass man beim Ticketkauf entscheiden muss, ob man „nur“ bis zum 86. Stock (ohne umgebende Glasscheiben) oder auch noch zur Aussichtsplattform im 102. Stock (mit Glasscheiben) möchte. Wer beides will, der darf (momentan) stolze 44 $ pro Person zahlen. Ganz nach dem Motto, dass Zeit Geld ist und wir nicht mehr so viele Reiseziele ansteuern werden, beschließen wir, uns im Vorfeld online zwei Expresstickets für schlappe 67 $ pro Person zu kaufen. Trotz dieser horrenden Summe können wir diese Investition für Kurzzeitbesucher nur weiterempfehlen. Mit den Expresstickets darf man jede Schlange überspringen und ist in kurzer Zeit in einem Fahrstuhl Richtung oben angelangt. Das erhebende Gefühl an den stockwerkübergreifenden Warteschlangen vorbei zu spazieren, ist im Preis inbegriffen. Und wer im 86. oder 102. Stock aus dem Fahrstuhl tritt (und sich dann durch die Menschenmassen gekämpft hat), der vergisst auch den blutenden Geldbeutel. 


Die Aussicht auf New York ist genial. Es ist die schiere Zahl an monströsen Hochhäusern, bis auf den letzten Quadratmeter dicht an dicht auf der kleinen Halbinsel namens Manhattan gedrängt, die einen über diesen menschlichen Lebensraum staunen lässt. 


Dennoch: Wer es allein aus fotografischer Sicht betrachtet, der sollte sich lieber für den Besuch des Rockefeller Centers entscheiden, da man von dort schönere Perspektiven hat und das Empire State Building als Motiv gewinnt.

Wieder unten angelangt, erholen wir uns von unserem Höhenrausch bei einem Spaziergang durch den Central Park. 


Wie ein geradlinig abgegrenzter Krater in dem Wald aus Hochhäusern erstreckt sich die grüne Lunge New Yorks vier Kilometer durch das Zentrum von Manhattan. Zwischen all den möglichen Aktivitäten ist es vielleicht am entspannendsten, bei einem Kaffee den Softballspielern auf den „Heckscher Ballfields“ beim Versuch eines Home-Runs zuzusehen. 

Zum Abend zieht es uns wieder ans Ufer des East Rivers hin. Nicht nur die Brooklyn, auch die Manhattan Bridge lässt sich zu Fuß erkunden. 


Schließlich machen wir am Abend im Brooklyn Bridge Park noch Bekanntschaft mit einem deutschen Fotografen aus Brandenburg. Es ist sein erster Tag auf einer mehrere Monate dauernden Reise. Nach einigen Tagen in New York soll es noch in den amerikanischen Südwesten und nach Hawaii gehen. Ob wir zufällig von der „Wave“ an der Grenze zwischen Utah und Arizona gehört hätten oder ob man auf Hawaiis Big Island Lavaströme sehen könnte? Und wohin wir eigentlich reisen würden? Wer Symbolik sucht, der findet wahrscheinlich immer welche, aber es erschien irgendwie passend, an unserem letzten Reiseabend auf jemanden wie ihn zu treffen. „Morgen fliegen wir nach Hause.“


Fazit Tage 207, 208, 209 und 210:

Grew up in a town
that is famous as a place of movie scenes,
noise is always loud
there are sirens all around
and the streets are mean,
if i can make it here
i can make it anywhere“
(Alicia Keys)



Was haben wir heute gelernt? New York bedeutet Nackenstarre. In keiner einer anderen Stadt hat man den Blick die ganze Zeit nach oben gerichtet, während man durch die Straßen läuft. Es ist der bizarre Größenunterschied zwischen Mensch und Architektur, der New York zum Prototyp einer Großstadt macht.


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