Zurückgelegte Meilen: 99
Täglich grüßt das Murmeltier und wir
stehen wieder Schlange bei der Wave Lotterie. Heute sind sogar 88
Wanderwillige da. Da ist es auch kein Wunder, dass es leider wieder
nicht klappt mit den begehrten Genehmigungen. Eine asiatische
Reisegruppe verfällt in einen Jubelschrei als ihre Nummer gezogen
wird und zieht damit böse Blicke der restlichen Leute im Raum auf
sich. Wir halten uns jedenfalls nicht lange im Visitor Center auf,
denn wir haben Termine und noch spannende Dinge vor.
Um 11:00 Uhr müssen wir für unsere
Foto-Tour am Antelope Canyon sein, daher wollen wir die knapp 75
Meilen von Kanab nach Page schnell hinter uns bringen. Page hat zwar
nur knapp 7.000 Einwohner, ist aber dank seiner Lage am Lake Powell
und an der Glen Canyon National Recreation Area ein beliebtes
Ausflugsziel. Lake Powell ist einer der größten Stauseen der
Welt und entstand als man Mitte der 1960er Jahre den Colorado River
durch den Glen Canyon Damm staute. Unterwegs begegnen uns zahlreiche
Pick-ups, die Anhänger mit Booten ziehen, und wir sehen einige
Hafenanlagen, die alle möglichen Wassergeräte beheimaten. Man muss
aber aufpassen, dass die schönen Boote nicht bald auf dem Trockenen
liegen, da der Wasserspiegel des Sees in den letzten Jahren wegen
Trockenperioden und zunehmender Wasserentnahme stetig gesunken ist.
Wir halten gar nicht erst in Page,
sondern fahren gleich zum Antelope Canyon Parkplatz ein paar Meilen
hinter der Stadt. Der Antelope Canyon ist ein sog. Slot Canyon, eine
sehr schmale Schlucht, die durch Wasser geschaffen wird. Leicht
erodierbarer Sandstein wird nach Sturzfluten aus Sommergewittern
weggespült und glatt geschliffene und farbenreiche Canyonwände
bleiben zurück. Slot Canyons findet man häufig in der
Colorado-Hochebene, die sich zwischen Utah, Colorado, Arizona und New
Mexico erstreckt. Der Antelope Canyon ist der meist besuchte und auf
Grund seiner Lichtstrahlen und Farben der vielleicht spektakulärste
Slot Canyon im Südwesten der USA. Täglich ab 11:00 Uhr entstehen
für einige Stunden mit dem Auge sichtbare Lichtstrahlen, die sich
ihren Weg durch die schmale Schlucht bahnen.
Ein Highlight für Fotografen und die
Touranbieter. Der Antelope Canyon liegt auf Reservatsgrund der
Navajo-Indianer und kann nur mit einer Genehmigung, die momentan 6 $
pro Person kostet, und einer Tour besucht werden, die man bei einem
der vielen Anbieter bucht. Die Preise für die Touren sind in den
letzten Jahren auf Grund der immer stärker werdenden Nachfrage in
astronomische Höhen geschnellt. Während Walters Schwestern vor etwa
acht Jahren noch 40 $ pro Person für die Fototour bezahlt haben,
müssen wir satte 80 $ pro Person auf den Tisch legen. Das ist
mittlerweile so viel wie für einen Ganzjahrespass für alle
Nationalparks in den USA. Da muss man natürlich gründlich
überlegen, ob sich der Besuch dieser Canyons wirklich lohnt. Man
kann auch eine normale Canyon Tour buchen, die „nur“ 40 $ kostet,
ist dann aber nur eine Stunde in der Schlucht. Wenn man ernsthaft
Fotos machen möchte, sollte man aber die Foto-Tour buchen. Dann ist
man min. zwei Stunden im Antelope Canyon und mit etwas Glück sorgt
der fähige Guide dafür, dass niemand durch das Bild läuft. Das ist
in Anbetracht der Menschenmengen, die täglich durch den Canyon
geschleust werden, kein leichtes Unterfangen.
Wir haben unsere Tour bei „Antelope
Canyon Navajo Tours“ (die Namen der Touranbieter ähneln sich bis
auf die Reihenfolge der einzelnen Wörter) gebucht und hatten mit
Leon einen sehr guten Guide, der uns hervorragend den Canyon frei
hielt. Leon ist indianischer Abstammung und er erzählte uns, dass
das Grundstück mit dem Antelope Canyon seinem Bruder und Onkel
gehört. Seine Großmutter hatte noch auf dem Plateau neben dem
Eingang der Schlucht gelebt.
Mit einem rustikalen 4WD Jeep werden
wir vom Parkplatz mit zehn anderen Reisenden zum Canyon gefahren. Die
Fahrt dauert 20 Minuten und führt über ein sandiges Flussbett, das
einen gut durchschüttelt. Wir parken direkt vor dem Eingang und
betreten die sofort eng zulaufende Schlucht. Die leuchtenden
Sandsteinwände und die wandernden Lichtstrahlen im Antelope Canyon
sind ein faszinierender Anblick, für Nicht-Fotografen und erst Recht
für Leute mit Kameras.
Man sieht die unterschiedlichsten
Farbeffekte, die glatt polierten Wände und die engen Windungen des
Weges.
Richtig eng wird es aber, weil sich immer wieder andere
Reisegruppen an uns vorbeischlängeln und -drücken, während Leon
alle Stative mit aufgesattelter Kamera so in Position bringt, dass
jeder ein Foto machen kann.
Neben dem hohen Preis ist diese hektische
und gezwungene Art Fotos zu machen, der große Nachteil dieses
Canyons. Ob die Bilder den Aufwand wert sind, muss jeder für sich
entscheiden. Uns hat unser erster Slot Canyon jedenfalls trotz der
vielen Menschen gefallen.
Etwa drei Stunden später sind wir
zurück am Auto und fahren ins über 35 Grad heiße Page, um uns ein
Motel für die Nacht zu suchen. Am Ende checken wir im Motel 6 ein,
das 60 $ plus tax die Nacht kostet und über einen kalten Pool
verfügt, in dem wir uns von der Hitze Arizonas erholen.
Zum Sonnenuntergang machen wir aber
noch einen kleinen Abstecher zu einem berühmten Fotomotiv: der
„Horseshoe Bend“ des Colorado Rivers. Etwa 5 Kilometer auf dem
Highway 89 (der hier noch nicht gesperrt ist) südlich von Page
findet man am Ende eines Parkplatz den etwa 1 Kilometer langen
sandigen Trail, der zur bekannten Flussschleife führt. Derselbe
Fluss, der den Grand Canyon geformt hat, verläuft hier in einem
spektakulären hufeisenförmigen Mäander. Der Anblick ist großartig,
aber nichts für Leute mit Höhenangst. Nach wenigen Schritten ist
man direkt an der Abrisskante, die ansatzlos und fast senkrecht 300
Meter in die Tiefe führt. Es gibt kein Gitter oder Geländer, das
einem Sicherheit vermittelt. Während wir beim Grand Canyon mit der
Tiefe der Schlucht gerechnet haben, sind wir beim Horseshoe Bend über
die derart steilen Steinwände überrascht. Ein Anblick, der
ordentlich Bauchkribbeln verursacht.
Fazit Tag 155:
Der amerikanische Südwesten ist ohne
den Colorado River nicht denkbar.
Was haben wir heute gelernt? Die Klamm
ist die deutsche Entsprechung für den englischen Slot Canyon.
Schwierig, passende Worte für die Bilder zu finden...diese Konturen, die Lichtstrahlen. Großartig!
AntwortenLöschenUnd was durfte Walter dazu beitragen? :-)
Oh wow! me gusta.
AntwortenLöschenWahnsinns Bilder!! Da müssen wir nach eurer Reise mal über die Copyright Modlitäten verhandeln. ;-) Da sind so einige dabei, die möchte man sich einfach ausdrucken und an die Wand hängen. Viel Spaß noch und noch viele schöne Erlebnisse, im leider letzen verbliebenen Reisemonat. Lg Alex
AntwortenLöschen