Dienstag, 11. Juni 2013

Moab nach Torrey


Zurückgelegte Meilen: 207

Unsere vier schlafarmen Nächte in Moab sind wie im Flug vergangen. Wir verlassen den östlichsten Punkt unserer Rundreise und unsere bislang längste Station im Südwesten. Der Highway 191 bringt uns in den Norden, wo wir seit langem wieder auf eine große Interstate treffen. Wir bleiben aber nur kurz auf der I-70 Richtung Westen. Im gefühlten Niemandsland biegen wir auf den kleineren Highway 24 ab, der uns wieder Richtung Süden führt. In den nächsten Tagen werden wir uns so stufenweise weiter in den Südwesten vorarbeiten bis wir Las Vegas erreicht haben.

Es gibt drei Gründe, warum wir den langsameren und deutlich weniger befahrenen Highway 24 nehmen. Erstens ist es der beste Weg zum noch langsameren Highway 12. Der Highway 12 ist eine „All-American Road“, eine Scenic Road, die Sehenswürdigkeiten von nationaler Bedeutung aufweist, und gilt gemeinhin als schönste asphaltierte Straße in Utah. Zweitens kommt man über den Highway 24 zum Capitol Reef Nationalpark, den wir heute Nachmittag erkunden wollen.

Und schließlich wollen wir drittens dem „Little Wild Horse Slot Canyon“ einen Besuch abstatten. 


Nach der tollen Erfahrung im Antelope Canyon haben wir Lust bekommen einen weiteren Slot Canyon zu durchwandern, den aber nicht so unfassbar viele Leute besuchen. Der Little Wild Horse Canyon im San Rafael Swell ist da ein geeigneter Kandidat. Obwohl er unter Einheimischen beliebt und eine Hauptattraktion des San Rafael Swells ist, trifft man wohl nur eine Handvoll anderer Menschen an einem Tag im Canyon. Dafür hat er aber auch nicht die tollen Farben und Lichtstrahlen eines Antelope. Er liegt im San Rafael Swell, ein zerfurchtes Bergplateau, das als eines der wenigen im amerikanischen Südwesten noch kein Nationalpark- oder National Monument-Status hat.

Um den Canyon zu erreichen, biegen wir am Hinweisschild für den „Goblin Valley State Park“ vom Highway 24 ab. Abseits jeglicher Zivilisation fahren wir Straße bis zum Eingang des State Parks. Im Visitor Center für das Goblin Valley informieren wir uns über die aktuelle Wetterprognose für die Gegend, um nicht während gefährlicher „Flash Floods“ im Slot Canyon zu sein. Diese nach heftigen Sommergewittern vorkommenden Sturzfluten formen und polieren die Slot Canyons, können aber gefährlich sein, wenn man sich gerade in den engen Schluchten aufhält. Vor dem Goblin Valley State Park folgt man dann einem kleinen Hinweisschild für den Slot Canyon und biegt rechts ab. Nach etwa fünf Meilen erreicht man einen Parkplatz auf der rechten Seite, der den „trailhead“, also den Startpunkt der Wanderung markiert.

Mit dem Stativ, ausreichend Wasser und Speicherkartenkapazität bewaffnet folgen wir dem Trail, der hinunter in ein sandiges Flussbett führt. Dieses verengt sich nach einer Weile und wir gelangen an ein Hindernis: eine kleine Felswand. Über diese muss man entweder klettern (sofern man kann) oder man nimmt den kaum sichtbaren Trampelpfad, der ein paar Meter vorher links beginnt und über einen kleinen Hügel an der Felswand vorbeiführt. Nach der Kurve gelangt man wieder zurück ins Flussbett und steht an einer Weggabelung. Links geht es zum Bell Canyon und rechts in den Little Wild Horse Canyon.


Von hier dauert es nicht mehr lange bis man in den engen Bereich der Schlucht kommt. Unterwegs begegnen uns interessante Sandsteinformationen an den Wänden, die aussehen wie Löcher in einem Schweizer Käse.


Nach den Steinen wird es so eng, dass man den Rucksack abziehen und sogar seitlich laufen muss, um weiter vorwärts zu gelangen. Nicht unbedingt zu empfehlen für Leute mit Platzangst. 


Uns macht es aber Spaß sich hier von Kurve zu Kurve vorwärts zu arbeiten. 


Interessant und fotogen sind die Formen der glatt geschliffenen Wände. 



In dieser trockenen Umgebung ist es kaum vorstellbar, dass es Wassermassen sind, die die Schluchten wie mit Schmirgelpapier bearbeiten.


Nach ein paar Stunden drehen wir um und machen uns wieder auf den Rückweg. Erst jetzt treffen wir auf andere Besucher, die auf einer Tageswanderung durch den Bell und Little Wild Horse Canyon sind. Wir können einen Abstecher zu diesem schönen Slot Canyon also nur empfehlen.


Wir fahren zurück auf den Highway 24, der bis Hanksville in südlicher Richtung verläuft und ab dort nach Westen abknickt. Eine Warnung für alle, die hungrig von diversen Tageswanderungen zurückgekommen sind und durch diese Gegend fahren: Hier findet man so gut wie keine Restaurants und Imbissläden. In der einen Tankstelle in Hanksville sagt uns der Inhaber, dass er vor ein paar Stunden jemanden in die nächste Stadt losgeschickt hatte, um frische Hot Dogs zu holen. In der zweiten holen wir uns dann ein paar Cracker mit Käse, die uns über die nächsten Stunden retten.

Am späten Nachmittag erreichen wir dann den Capitol Reef Nationalpark. 


Capitol Reef liegt aufgrund seiner etwas schlechten Verkehrsanbindung abseits der großen Besucherströme, was nicht bedeutet, dass dieser Nationalpark keinen Besuch wert ist. Hauptattraktion von Capitol Reef ist die „Waterpocket Fold“, eine über 100 Kilometer lange geologische Falte, die den Blick auf gebogene Bodenschichten freigibt. 


Die verschiedenen Schichten haben unterschiedliche Farbtöne und präsentieren sich in Klippen-, Bergrücken-, Canyon- oder Monolithen-Form.


Einen kostenlosen ersten Eindruck erhält man, wenn man nur Highway 24 entlang fährt, der den nördlichen Teil des Nationalparks durchquert. 


Sehenswert ist aber auch der Scenic Drive im kostenpflichtigen Bereich, der als Stichstraße etwa 7 Meilen in den Park hineinführt.


Als wir Capitol Reef verlassen ist es schon spät und wir sind müde. Wir entschließen uns daher, im nahegelegenen kleinen Torrey (182 Einwohner) eine Unterkunft zu suchen, um morgen in aller Frische den Highway 12 genießen zu können. Überraschenderweise gibt es eine Reihe von Motels und Hotels in dem kleinen Städtchen. Wir landen im empfehlenswerten Chuckwagon Motel und bekommen vom überaus freundlichen Personal ein liebevoll eingerichtetes Zimmer über dem General Store für 60,60 $. Die Landschaft um Torrey ist zudem eine wohltuende Abwechslung zu den trockenen Gegenden der letzten Tage. Auf 2000 Höhenmeter gelegen breitet sich hier grüne waldige Vegetation mit kühler frischer Luft aus.

Fazit Tag 161:

Spitzer Stein: 1 Christinas Hose: 0

Was haben wir heute gelernt? Die Nummerierung der amerikanischen Interstate Highways erfolgt nach einem System, das einem anzeigt, in welche Richtungen die Straßen verlaufen. Haupt-Interstates erhalten ein- bis zweistellige Nummern. Interstates mit geraden Nummern verlaufen von Osten nach Westen, während Interstates mit ungeraden Nummern von Norden nach Süden führen. Je höher die geraden Nummern, desto weiter nördlich befindet sich die Straße. Je höher die ungeraden Nummern, desto weiter östlich befindet sie sich. Die verkehrsreichsten Interstates erhalten innerhalb dieses Systems Nummern, die durch 5 teilbar sind.


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