Zurückgelegte Meilen: 343
Bevor man sich hier im Westen der USA
mit dem Auto auf die Straße wagt, sollte man den Tank auffüllen.
Wer weiß, wann es einen an die nächste Tankstelle verschlägt. Das
drittgrößte Land der Erde ist mehr als doppelt so groß wie das
Gebiet, auf das sich die Europäische Union erstreckt. Wir müssen
unser Gefühl für Entfernungen anpassen.
Von Joshua Tree fahren wir auf
scheinbar endlos geraden Straßen durch die Wüste. Hier treffen sich
die Mojave- und die Sonora-Wüste. Weit und breit sieht man keine
Städte und andere Autos. Kein Ort, an dem man gerne liegenbleiben
würde. Dass in diesem Gebiet trotzdem Menschen leben, beweisen die
Briefkästen an der Straße, die alle paar Meilen auftauchen. Sucht
man die Umgebung ab, findet man das dazugehörige Häuschen, den
Wohnwagen oder die Hütte einige Kilometer davon entfernt.
Unser Wagen macht bei 111 Grad
Fahrenheit bzw. 44 Grad Celsius Außentemperatur glücklicherweise
nicht schlapp und so erreichen wir irgendwann den Interstate Highway
40 ein gutes Stück nordöstlich von Joshua Tree. Im nahegelegenen
Needles machen wir eine Mittagspause im größten
Familienrestaurant-Unternehmen der USA und unserem bisherigen
Lieblingslokal Denny's.
Kurz nach Needles überqueren wir die
Bundesstaatsgrenze nach Arizona. Außerdem verlassen wir die I-40
wieder und fahren auf die vielleicht berühmteste Straße der
Vereinigten Staaten: die Route 66.
Die „Mother Road“, wie sie der
amerikanische Schriftsteller John Steinbeck in seinem Roman „The
Grapes of Wrath“ taufte, war eine der ersten Straßen, die den
Osten des Landes mit dem Westen verband. Von Los Angeles bis Chicago
wurden entlegene Ortschaften plötzlich an eine Straße angeschlossen
und der Highway 66 wurde zu einem Symbol amerikanischer Freiheit.
Während in den 1930er Jahren Flüchtlinge der großen Staubstürme
auf ihr in Richtung Kalifornien zogen, waren es Jahrzehnte später
Motorradfahrer die den kurvenreichen Mythos lebten.
Wir fahren eine Teilstrecke, die noch
nicht ganz so prominent ausgeschildert ist, weil sie vielleicht über
eine hohe Hügelkette und entschleunigende Serpentinen führt.
Inmitten der Berge durchquert man dann die alte Goldgräberstadt
Oatman, die heute den Route 66 Tourismus bedient und gleichzeitig mit
den auf der Straße streunenden Eseln und den markanten Charakteren
am Straßenrand trotzdem noch authentisch wirkt.
Kurz nach Oatman hat
man einen tollen Ausblick von den Black Mountains auf Teile von
Arizona.
Erst bei Kingman streift der Highway 66
wieder die I-40. Wir haben noch etwas Zeit und fahren noch das
nächste Teilstück von America's Mainstreet, die ab Kingman deutlich
ebenerdiger und schneller durch die Gegend führt. Sie führt in
einem Halbkreis von der verkehrsreichen Interstate weg, um dann in
Seligman wieder auf Letztere zu treffen. Hier verabschieden wir uns
und fahren die letzten Meilen bis Williams auf der I-40.
Williams wird unser Tor zum Grand
Canyon. Zwar liegt der Nationalpark noch 58 Meilen nördlich der
Stadt, aber hier findet man bei mehr als 25 Motels und Hotels auch
kurzfristig ein Zimmer. Die Unterkünfte in Tusayan, das nur 1 Meile
südlich vom Nationalparkeingang liegt, sind mit ziemlicher
Sicherheit schon seit Wochen ausgebucht; Hotelzimmer innerhalb des
Parks sind darüber hinaus nicht mehr zu bezahlen. Wir fahren vier
verschiedene Hotels ab und vergleichen Preise. Am Ende entscheiden
wir uns für das Knights Inn, das von einem freundlichen Inder
geleitet wird. An der Rezeption riecht es sogar wie in Indien! Er
heißt übrigens Patel und wir zahlen für zwei Nächte von Samstag
bis Montag 70 $ + tax.
Den Grand Canyon werden wir uns morgen
anschauen. Und das nicht irgendwie, sondern zum Sonnenaufgang. Völlig
unklar wie wir auf diese verrückte Idee gekommen sind, aber wir
stellen den Wecker auf 2:45 Uhr, um pünktlich am Abgrund zu stehen,
wenn die ersten Sonnenstrahlen um 5:13 Uhr die roten Steine erhellen.
Fazit Tag 151:
USA ist Route 66.
Was haben wir heute gelernt? Arizona
ist „the Grand Canyon State“.
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