Donnerstag, 27. Juni 2013

Death Valley Nationalpark


Las Vegas nach Ridgecrest.

Zurückgelegte Meilen: 306

Wir checken im amerikanischen Reich der Pharaonen aus und laufen ein letztes Mal durch die nach Alkohol, Zigaretten und schnellem Glück riechende Casinohalle hinaus ins Freie. Nach einem halbwegs gesunden Frühstück im Starbucks (Oatmeal, Joghurt, Bagel und Kaffee) fühlen wir uns gerüstet, um in den heißesten und trockensten Ort Nordamerikas vorzudringen.

Südlich von Las Vegas biegen wir auf den Highway 160, der uns in Richtung Westen bis zur kleinen Stadt Pahrump führt. Dort nehmen wir die unbezifferte Bell Vista Road, die uns über die Grenze nach Kalifornien und an die sog. Death Valley Junction bringt. Mittlerweile haben wir die grüne Oase Las Vegas schon vergessen, denn wir sehen nur noch heiße sandige Wüste um uns herum. An der Junction nehmen wir den Highway 190, der in das Tal des Todes führt und den wir für den Großteil des Tages folgen werden.

Das Death Valley ist eine der trockensten Gegenden der Erde, weil es von mehreren Gebirgszügen umgeben ist, die jegliche Regenwolken vom Tal abhalten. Hinzu kommt, dass es auf Grund seiner Lage unterhalb des Meeresspiegels unfassbar heiß ist. Laut Wikipedia wurde 1913 mit 56,7 Grad Celsius die höchste je aufgezeichnete Temperatur gemessen. Passenderweise fahren wir pünktlich zur aktuell im amerikanischen Südwesten herrschenden Hitzewelle in den Nationalpark. Die Temperaturanzeige in unserem Jeep steigt jedenfalls unaufhörlich nach oben.

Unsere erste Anlaufstelle ist das Visitor Center in Furnace Creek. Wir steigen aus dem klimatisierten Wagen aus und werden sofort von der Hitze erschlagen. Man hat das Gefühl, dass man sich vor einem überdimensionalen Haartrockner befindet, der einem heiße trockene Luft entgegen pustet. Dies ist der mit Abstand heißeste Ort unserer Weltreise und gleichzeitig der heißeste Ort, an dem wir in unserem Leben bislang gewesen sind. Das Thermometer vor dem Visitor Center zeigt unfassbare 123 Grad Fahrenheit bzw. 51 Grad Celsius im Schatten an! 


Bei diesen Temperaturen artet jede körperliche Aktivität schnell zu Schwerstarbeit aus. Überall sieht man Hinweisschilder, dass man viel trinken soll, da man in dieser trockenen Hitze gar nicht merkt, wie viel Flüssigkeit man ausscheidet. An längere Spaziergänge oder Hikes ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Eigentlich wollten wir im Death Valley übernachten, aber uns ist so heiß (und die Hotelpreise sind so hoch), dass wir beschließen, nur den Nachmittag hier zu verbringen und dann weiter zu fahren.

Zunächst besichtigen wir den tiefsten Punkt unserer Reise und den mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel gelegenen tiefsten Punkt Nordamerikas: das Badwater Basin. Faszinierend sind die in der Hitze glitzernden „Salzseen“. 


Wir fahren ein kleines Stück auf der unbefestigten West Side Road, um etwas näher an die in Sechsecke gesprengte trockene Salzkruste zu kommen.


Danach geht es auf dem Artists Drive, der an den Hängen der Black Mountains entlang und an äußerst farbigen Gesteinsformationen vorbei führt. 


Unterwegs begegnet uns eine Gruppe Autotester, für die das Death Valley ebenfalls berühmt ist. Es sind drei Erlkönige von BMW, die wir da sehen können.

Schließlich folgen wir dem Highway 190 bis zu den „Mesquite Flat Sand Dunes“. Wir steigen aus und laufen ein paar Schritte in diese bis zu 50 Meter hohen Sanddünen hinein, die man unter anderem aus den Star Wars Filmen kennt. Bei den Temperaturen ist jeder Schritt anstrengend. Sicherlich kein geeigneter Ort für Leute mit Kreislaufproblemen oder Angst vor Schlangen. Die Sanddünen sind nämlich der Lebensraum für Seitenwinder-Klapperschlangen.


Nach den Sand Dunes geht es raus aus dem Tal des Todes. Dafür müssen wir aber mehrere Höhenzüge überqueren. Die nächsten 20 Meilen führt die Straße ohne Unterbrechung Höhenmeter für Höhenmeter nach oben. Schilder am Straßenrand warnen vor Motorüberhitzung und empfehlen die Klimaanlage auszuschalten. Unser Jeep meistert den 1500 Meter hohen Towne Pass und die 10 bis 15 Grad kühlere Außentemperatur. Wir fahren ins wieder heißere Panamint Valley und genießen die tolle Aussicht auf die Berge. Hinter dem Panamint Valley gelangen wir dann zum nächsten, noch höheren Gebirgszug. Auch diese steile Serpentinen hält der Jeep Patriot aus und wir halten am Father Crowley Point, der beeindruckende Aussichten auf die Täler und Berge gewährt.


Ab hier geht es stetig abwärts. Das kommende Tal ist jedoch viel wasserreicher und daher grüner als die bisherigen. Wir sehen am Horizont eine ungemein riesige Wolkenfront und es dauert einige Momente bis wir begreifen, dass es sich dabei nicht um Wolken sondern um die im Himmel thronenden Gipfel der Sierra Nevada handelt. Ein wirklich imposanter Anblick. Dieser monströse Gebirgszug teilt den Highway 190, auf dem wir uns immer noch befinden, in zwei Teile. An dieser Stelle ist noch keine Straße gebaut worden, die die grünen Gipfel der Sierra hätte überwinden können.

Da wir zum Sequoia und King's Canyon Nationalpark wollen, die im westlichen Hang des Gebirges gelegen sind, müssen wir die Sierra Nevada an ihrem südlichen Ende umfahren. Dafür biegen wir am Fuße ihrer Ostflanke auf den Highway 395 ab, der uns nach Süden bringt. In der Nähe von Indian Wells entscheiden wir uns wegen der späten Uhrzeit und der einbrechenden Dunkelheit, in der 26.000 Einwohnerstadt Ridgecrest zu Abend zu essen und in einem vergleichsweise günstigen, aber nicht besonders gut klimatisierten, Motel 6 für 54 $ inkl. tax zu übernachten.

Fazit Tag 177:

51 Grad sind zu heiß zum Atmen.

Was haben wir heute gelernt? Im Death Valley Nationalpark wurde am 12. Juli 2012 ein neuer Temperaturrekord aufgestellt: Es wurden 41,7 Grad Celsius gemessen. Das hört sich zunächst nicht besonders heiß an. Das war jedoch die heißeste je gemessene Tiefsttemperatur in der Nacht.


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