Las Vegas nach Ridgecrest.
Zurückgelegte Meilen: 306
Wir checken im amerikanischen Reich der
Pharaonen aus und laufen ein letztes Mal durch die nach Alkohol,
Zigaretten und schnellem Glück riechende Casinohalle hinaus ins
Freie. Nach einem halbwegs gesunden Frühstück im Starbucks
(Oatmeal, Joghurt, Bagel und Kaffee) fühlen wir uns gerüstet, um in
den heißesten und trockensten Ort Nordamerikas vorzudringen.
Südlich von Las Vegas biegen wir auf
den Highway 160, der uns in Richtung Westen bis zur kleinen Stadt
Pahrump führt. Dort nehmen wir die unbezifferte Bell Vista Road, die
uns über die Grenze nach Kalifornien und an die sog. Death Valley
Junction bringt. Mittlerweile haben wir die grüne Oase Las Vegas
schon vergessen, denn wir sehen nur noch heiße sandige Wüste um uns
herum. An der Junction nehmen wir den Highway 190, der in das Tal des
Todes führt und den wir für den Großteil des Tages folgen werden.
Das Death Valley ist eine der
trockensten Gegenden der Erde, weil es von mehreren Gebirgszügen
umgeben ist, die jegliche Regenwolken vom Tal abhalten. Hinzu kommt,
dass es auf Grund seiner Lage unterhalb des Meeresspiegels unfassbar
heiß ist. Laut Wikipedia wurde 1913 mit 56,7 Grad Celsius die
höchste je aufgezeichnete Temperatur gemessen. Passenderweise fahren
wir pünktlich zur aktuell im amerikanischen Südwesten herrschenden
Hitzewelle in den Nationalpark. Die Temperaturanzeige in unserem Jeep
steigt jedenfalls unaufhörlich nach oben.
Unsere erste Anlaufstelle ist das
Visitor Center in Furnace Creek. Wir steigen aus dem klimatisierten
Wagen aus und werden sofort von der Hitze erschlagen. Man hat das
Gefühl, dass man sich vor einem überdimensionalen Haartrockner
befindet, der einem heiße trockene Luft entgegen pustet. Dies ist
der mit Abstand heißeste Ort unserer Weltreise und gleichzeitig der
heißeste Ort, an dem wir in unserem Leben bislang gewesen sind. Das
Thermometer vor dem Visitor Center zeigt unfassbare 123 Grad
Fahrenheit bzw. 51 Grad Celsius im Schatten an!
Bei diesen
Temperaturen artet jede körperliche Aktivität schnell zu
Schwerstarbeit aus. Überall sieht man Hinweisschilder, dass man viel
trinken soll, da man in dieser trockenen Hitze gar nicht merkt, wie
viel Flüssigkeit man ausscheidet. An längere Spaziergänge oder
Hikes ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Eigentlich wollten
wir im Death Valley übernachten, aber uns ist so heiß (und die
Hotelpreise sind so hoch), dass wir beschließen, nur den Nachmittag
hier zu verbringen und dann weiter zu fahren.
Zunächst besichtigen wir den tiefsten
Punkt unserer Reise und den mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel
gelegenen tiefsten Punkt Nordamerikas: das Badwater Basin.
Faszinierend sind die in der Hitze glitzernden „Salzseen“.
Wir
fahren ein kleines Stück auf der unbefestigten West Side Road, um
etwas näher an die in Sechsecke gesprengte trockene Salzkruste zu
kommen.
Danach geht es auf dem Artists
Drive, der an den Hängen der Black Mountains entlang und an äußerst
farbigen Gesteinsformationen vorbei führt.
Unterwegs begegnet uns
eine Gruppe Autotester, für die das Death Valley ebenfalls berühmt
ist. Es sind drei Erlkönige von BMW, die wir da sehen können.
Schließlich folgen wir dem Highway 190
bis zu den „Mesquite Flat Sand Dunes“. Wir steigen aus und laufen
ein paar Schritte in diese bis zu 50 Meter hohen Sanddünen hinein,
die man unter anderem aus den Star Wars Filmen kennt. Bei den
Temperaturen ist jeder Schritt anstrengend. Sicherlich kein
geeigneter Ort für Leute mit Kreislaufproblemen oder Angst vor
Schlangen. Die Sanddünen sind nämlich der Lebensraum für
Seitenwinder-Klapperschlangen.
Nach den Sand Dunes geht es raus aus
dem Tal des Todes. Dafür müssen wir aber mehrere Höhenzüge
überqueren. Die nächsten 20 Meilen führt die Straße ohne
Unterbrechung Höhenmeter für Höhenmeter nach oben. Schilder am
Straßenrand warnen vor Motorüberhitzung und empfehlen die
Klimaanlage auszuschalten. Unser Jeep meistert den 1500 Meter hohen
Towne Pass und die 10 bis 15 Grad kühlere Außentemperatur. Wir
fahren ins wieder heißere Panamint Valley und genießen die tolle
Aussicht auf die Berge. Hinter dem Panamint Valley gelangen wir dann
zum nächsten, noch höheren Gebirgszug. Auch diese steile
Serpentinen hält der Jeep Patriot aus und wir halten am Father
Crowley Point, der beeindruckende Aussichten auf die Täler und Berge
gewährt.
Ab hier geht es stetig abwärts. Das
kommende Tal ist jedoch viel wasserreicher und daher grüner als die
bisherigen. Wir sehen am Horizont eine ungemein riesige Wolkenfront
und es dauert einige Momente bis wir begreifen, dass es sich dabei
nicht um Wolken sondern um die im Himmel thronenden Gipfel der Sierra
Nevada handelt. Ein wirklich imposanter Anblick. Dieser monströse
Gebirgszug teilt den Highway 190, auf dem wir uns immer noch
befinden, in zwei Teile. An dieser Stelle ist noch keine Straße
gebaut worden, die die grünen Gipfel der Sierra hätte überwinden
können.
Da wir zum Sequoia und King's Canyon
Nationalpark wollen, die im westlichen Hang des Gebirges gelegen
sind, müssen wir die Sierra Nevada an ihrem südlichen Ende
umfahren. Dafür biegen wir am Fuße ihrer Ostflanke auf den Highway
395 ab, der uns nach Süden bringt. In der Nähe von Indian Wells
entscheiden wir uns wegen der späten Uhrzeit und der einbrechenden
Dunkelheit, in der 26.000 Einwohnerstadt Ridgecrest zu Abend zu essen
und in einem vergleichsweise günstigen, aber nicht besonders gut
klimatisierten, Motel 6 für 54 $ inkl. tax zu übernachten.
Fazit Tag 177:
51 Grad sind zu heiß zum Atmen.
Was haben wir heute gelernt? Im Death
Valley Nationalpark wurde am 12. Juli 2012 ein neuer Temperaturrekord
aufgestellt: Es wurden 41,7 Grad Celsius gemessen. Das hört sich
zunächst nicht besonders heiß an. Das war jedoch die heißeste je
gemessene Tiefsttemperatur in der Nacht.
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