Sonntag, 9. Juni 2013

Canyonlands Nationalpark


Zurückgelegte Meilen: 165

Der Canyonlands Nationalpark ist ein weiterer Nationalpark, der eine Landschaft beschützt, die durch den Colorado River geschaffen wurde. Zusammen mit dem Green River haben beide Flüsse tiefe Schluchten in das Colorado Plateau geschliffen, die es in Sachen eindrucksvoller Aussichten durchaus mit dem Grand Canyon aufnehmen können. Ein großer Vorteil dieses Parks ist, dass er nicht die großen Besuchermassen anzieht. Das liegt auch daran, dass der Canyonlands Nationalpark durch seine Flüsse in drei grundverschiedene Bereiche aufgeteilt ist. Der am leichtesten zugängliche, am meisten frequentierte und auch von uns angesteuerte Teil ist die „Island in the Sky“, eine Hochebene, von der man hervorragend die Canyons und Flussläufe sehen kann. Im Südosten erreicht man über einen meilenlangen Umweg die „Needles“, ein von vielfältigen Steinformationen geprägtes Gebiet, für das man lange Wanderungen unternehmen und sich ein 4WD-Fahrzeug besorgen muss. Schließlich ist da noch „Canyonlands – the Maze“, eine Schluchtengegend, die zu den entlegensten und am schwierigsten erreichbaren Gebieten in den USA gehört und nur mit hervorragenden Offroad-Jeeps zu erkunden ist.

Da der 08.06. ein Samstag ist, fiel uns die Entscheidung nicht schwer, zunächst zur Island in the Sky im Canyonlands zu fahren, um dem zu erwartenden Besucheransturm im Arches zu entgehen. Von Moab bis zum Visitor Center sind es etwa 33 Meilen. Man fährt auf dem Highway 191 nach Norden am Arches vorbei und biegt dann links auf den Highway 313, der einen in den Park bringt. Auf diesem Weg sieht man schon sehr früh die „Island“, eine riesige Plateau-Insel, die sich in den Himmel hebt und auf der wir uns in den nächsten Stunden bewegen werden.


Eine steile Serpentinenstraße bringt uns in die Höhe und noch vor dem Parkeingang gibt es einen schönen Aussichtspunkt für den Monitor und Merrick Butte. 


Statt der kargen sandigen Landschaft von Moab umgibt uns ab hier in weiten Teilen eine einladende Grassteppe.


Am Visitor Center halten wir an, um uns über einen Hike zu einem eher unbekannten Ort zu informieren. Wir wollen zur „False Kiva“, einer runden Steinruine, die sich in einer riesigen Felsnische befindet und einen herrlichen Blick auf die Canyonlandschaft freigibt. Bekannt geworden durch ein Bild des Fotografen Tom Till, findet sich diese archäologische Stätte auf keinen offiziellen Parkunterlagen. Der Weg dorthin führt über offenes Gelände und ist nicht ausgeschildert. Ein netter Ranger, der eigentlich Lehrer ist und in seinen Sommerferien hier im Nationalpark ehrenamtlich tätig ist, gibt uns wertvolle Tipps wie man einige Hindernisse auf dem Weg zur False Kiva umgeht und an welchen Landschaftsformen man sich orientieren kann.

Bevor wir uns auf den Weg machen halten wir noch an zwei offiziellen View Points des Parks. Zunächst am Aussichtspunkt auf den Shafer Trail in der Nähe des Visitor Centers. 


Der Shafer Trail ist eine raue Offroadpiste, die einen 430 Meter tiefer in den Canyon bringt. Von hier fahren wir zum kurzen Trail zum Mesa Arch. Der Mesa Arch ist ein natürlicher Steinbogen, der sich über einem 250 Meter tiefen Abgrund befindet und zu einem klassischen Wahrzeichen des amerikanischen Südwestens geworden ist. 


Dieser Arch, der sich verwirrenderweise nicht im Arches Nationalpark befindet, entfaltet seine besondere Schönheit wenige Minuten nach Sonnenaufgang, wenn ihn ein rotes Glühen umgibt. Das bedeutet für einen von uns, dass er wieder mitten in der Nacht aufstehen muss, damit die andere von uns tolle Bilder machen kann. Im Hellen erkunden wir die Umgebung, durch die wir in weniger als 24 Stunden im Dunkeln laufen müssen.

Am späten Nachmittag begeben wir uns auf den Trail zur False Kiva. Rucksack, Kameratasche, Stativ und eine Gallone Wasser werden aufgesattelt, nachdem wir an einem namenlosen Parkplatz an der Straße zum Upheaval Dome geparkt haben. 

Ein seltenes Bild, Christina trägt ihr Stativ selber:


Ein paar Hundert Meter die Straße zurück nehmen wir einen unscheinbaren Trampelpfad, der uns in ein trockenes Flussbett führt. Es gilt sich an den im Vorfeld recherchierten Landmarken zu orientieren, einen steilen Abhang zu umgehen und nach den Steinhaufen Ausschau zu halten, die uns signalisieren auf dem richtigen Pfad zu sein. 


Nach etwas unter einer Stunde und mehrmaligem Nachlesen unserer Wegbeschreibung erreichen wir schließlich die beeindruckende Felswand, in der sich die Nische mit der False Kiva befindet. Ein letzter steiler Anstieg vom Nordende der Felswand und wir können endlich die Steinruine sehen.

False Kiva wird so genannt, weil die Experten sich nicht sicher sind, ob es sich bei dieser Stätte wirklich um eine Kiva, ein von den Pueblo-Indianern für Zeremonien genutzter Raum, handelt. Wir genießen den fantastischen Ausblick auf die Canyonlands, die uns umgebende Stille und das Hochgefühl, nach einem abenteuerlichen Hike diesen Ort gefunden zu haben. 


In einer kleinen Metallbox findet sich ein Gästebuch, in dem man eine kurze Nachricht hinterlassen kann. Das ist auch das Einzige, was man von seinem Besuch hier zurücklassen sollte, damit diese kulturell bedeutsame Stätte in diesem Zustand noch den nächsten Wanderern erhalten bleibt.

Als wir nach einem schnelleren Rückweg wieder am Auto sind, ist die Sonne bereits am Untergehen. Deswegen beeilen wir uns, um noch rechtzeitig in den „Dead Horse Point State Park“ zu kommen. Dieser kleine State Park in der Nähe des Canyonlands Nationalpark bietet an seinem Aussichtspunkt am Ende der Parkstraße einen hervorragenden Blick auf den Colorado River, wie er 600 Meter tiefer eine 180 Grad Biegung vollzieht. Aber auch das restliche Panorama erinnert einen unwillkürlich an einen Grand Canyon in Kleinformat. 


Es mag hier zwar nicht so tief wie am Original in die Tiefe gehen, aber die Landschaft ist mit den La Sal Mountains im Hintergrund vielleicht noch etwas abwechslungsreicher.


Im letzten Licht des Tages fahren wir die 33 Meilen zurück nach Moab. Mit müden Beinen fallen wir wenig später ins Bett, nicht gerade begeistert von der Aussicht in wenigen Stunden für den Sonnenaufgang am Mesa Arch wieder aufzustehen. Man müsste meinen, wir hätten mittlerweile etwas Gewöhnung an dieses absurd frühe Aufstehen, aber unsere Körper sind am 09.06. als um 03:00 Uhr in der Nacht der Wecker klingelt komplett anderer Meinung.

Immerhin steuern wir zielsicher die nächste Tankstelle an, die uns mit dem nötigen Kaffee versorgt. Warum wir so früh für den Sonnenaufgang aufstehen? Zum einen brauchen wir von Moab eine Stunde bis wir am Mesa Arch stehen. Zum anderen ist die aufgehende Sonne am Mesa Arch ein beliebter Spot unter Fotografen, die ziemlich früh da sein wollen, um sich am richtigen Ort zu positionieren. Obwohl wir eine Stunde vor Sonnenaufgang auf den Parkplatz biegen, sind wir nicht die Ersten. Ein gleichzeitig mit uns ankommender Amerikaner läuft schnellen Schrittes an uns vorbei und am Arch selbst haben sich bereits zwei Koreaner mit dem Equipment eines ganzen Fotoladens aufgestellt: vier Stative, zwei Canon 5D M III, eine Canon 1D, eine Canon 5D M II, diverse L-Objektive und eine stinknormale Digi-Cam. Insgesamt finden sich noch vor Sonnenaufgang etwa 12 Fotografen vor dem dunklen Steinbogen ein.


Und jedes Mal wenn man sich an solchen Morgen fragt, ob es sich lohnt, so früh aufzustehen, geht die Sonne auf und erweckt die Landschaft zum Leben. Die ersten Sonnenstrahlen werden von der Felswand unterhalb des Steinbogens in Richtung Mesa Arch reflektiert und lassen ihn von unten leuchten. 


Es entstehen Farben, die man während des Tages nicht zu Gesicht bekommt. Abgesehen von den ebenfalls erwachten Stechmücken erleben wir wieder einen tollen Tagesanfang. Der lodernde Mesa Arch ist unser erinnerungswürdiger letzter Eindruck vom Canyonlands Nationalpark.


Fazit Tag 158 und 159:

Diese Insel ist einen Besuch wert.

Was haben wir heute gelernt? Laut Wikipedia verdankt der „Dead Horse Point State Park“ seinen Namen Pferdehaltern aus dem 19. Jahrhundert, die das schmale Hochplateau als natürliche Koppel für ihre Pferde nutzten. Auf der kleinen Fläche kam es häufig zu Nahrungsengpässen, die für manche Pferde tödlich endeten.


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