Overton nach Las Vegas.
Zurückgelegte Meilen: 127
Nevada besteht zum Großteil aus
Wüstensteppe. Von der Interstate sieht man daher karge Landschaften,
augenscheinlich totes trockenes Land und nur selten Wasser. Man muss
sich diese Umgebung vorstellen, um nachvollziehen zu können, wie
unwirklich es erscheint, wenn am Horizont plötzlich die unmöglichste
Stadt unserer Reise auftaucht.
Las Vegas ist eine von Menschenhand
geschaffene Oase der Moderne mitten in der Wüste. Statt angesichts
des vorherrschenden Klimas sparsam mit ihren Ressourcen umzugehen,
lässt Las Vegas seine glitzernden Hotel- und Casinoburgen um die
Wette feiern.
Da wir „die Auen“ am helllichten
Tag erreichen, fallen uns zunächst so triviale Dinge wie der dichte
Verkehr auf. Bevor wir uns auf den „Strip“ begeben, kümmern wir
uns um praktische Dinge. In der Alamo-Filiale tauschen wir endlich
unseren Chevrolet gegen einen meilenzählenden Wagen. Diesmal fällt
unsere Wahl auf den kantigen Jeep Patriot, der zwar etwas kleiner
aber dafür mit Allradantrieb ausgestattet ist.
Danach geht es zum
Mittagessen in ein kalifornisches Original: In-N-Out Burger. Die
nunmehr in fünf westlichen Bundesstaaten vertretene Fast-Food-Kette
wirbt mit ihren qualitativ hochwertigen Produkten. So soll das
verwendete Fleisch niemals gefroren worden sein, die Pommes werden in
cholesterinfreiem Fett gebraten und der Salat frisch zubereitet. Ob
das alles stimmt, wissen wir nicht, aber wir können behaupten, dass
die Burger zu den besten zählen, die wir in den letzten Monaten
gegessen haben.
Nach dem Essen checken wir in der
riesigen schwarzen Glaspyramide ein, die das sechstgrößte Hotel der
Welt ist. Den Eingang des „Luxor Hotel and Casino“ bewacht die im
Maßstab 1 zu 2 nachgebildete Große Sphinx von Giseh.
Der Innenraum
der Pyramide ist praktisch hohl. Im Erdgeschoss befindet sich das
Casino mit unzähligen Spielautomaten und -tischen. Die Zimmer sind
in den Wänden untergebracht und können mit schräg nach oben
fahrenden Fahrstühlen erreicht werden. Ein beeindruckendes Stück
amerikanisiertes Ägypten.
Was macht man eigentlich den ganzen Tag
in Las Vegas? Wir haben uns tagsüber im und nachts außerhalb
unseres Hotels aufgehalten. Wer während der Sonnenstunden nicht in
einem der vielen Pools schwimmt, kann im Innenraum des Luxors sein
Glück an einem der vielen Automaten versuchen. Die Tageszeit spielt
in dem alles umgebenden Neon-Licht keine Rolle. Man hört die Chips
fallen und die Einarmigen Banditen drehen, man riecht den typischen
Casino-Duft, eine Mischung aus süßlichen Lufterfrischern,
Zigarettenrauch und Alkohol, und man überlegt, an welche Maschine
man sich wohl am besten hinsetzt.
Exkurs: (Vermeintliche) Tipps für
erfolgreiches Glücksspielen. Die halbe Miete ist die Wahl des
richtigen Automaten. Es gibt wohl zwei verschiedene Einstellungen der
computergesteuerten Maschinen: „tight“ oder „loose“. Ziel ist
es, einen loosen Automaten zu finden. Diese befinden sich in der
Regel an prominenten Orten im Casinogelände, die von vielen Seiten
einsehbar sind. Man möchte ja den anderen Gästen zeigen, wie viel
man in diesem Casino gewinnen kann. Gleichzeitig sind sie eher selten
in der Nähe von Spieltischen. Man möchte die Karten- oder
Roulettespieler nicht mit dem ständigen Gewinner-Klingeln von
Automaten in der Nähe ablenken. Hat man nun einen solchen Automaten
gefunden, sollte man möglichst hohe Einsätze spielen. Und die
absolut wichtigste Regel besagt, dass man nach einem größeren
Gewinn unbedingt sofort aufhören sollte zu spielen. Gewinnt man
jedoch nichts, sollte man unserer Empfehlung nach zumindest zusehen,
dass man viele kostenlose Cocktails, die einem für ein kleines
Trinkgeld von Bedienungen an den Spielautomaten gebracht werden,
trinkt, um das verspielte Geld nicht umsonst investiert zu haben.
Wenn es draußen dunkel wird, erwacht
das wahre Las Vegas.
Las Vegas ist eine Stadt der Nacht. Was am Tag
vielleicht billig und abgedroschen wirkt, ist nachts eine strahlende
und funkelnde Amüsiermetropole.
Jeden Abend spazieren wir daher am
sog. Strip entlang und staunen über die amerikanische Verrücktheit
New York, den Eiffelturm, die Pyramiden von Ägypten und andere
Sehenswürdigkeiten von Welt in fast Originalgröße nachzubauen.
Ein Highlight sind dabei sicherlich die
berühmten Wasser-Fontänen vor dem Bellagio. Alle 15 Minuten wird in
dem künstlichen See eine Show vorgeführt, die einen vergessen
lassen, dass man sich in einer der trockensten Gegenden der Welt
befindet.
Neben dem Spielen und Sightseeing ist
das Essen ein wichtiger Bestandteil eines Aufenthalts in Las Vegas.
Dank entsprechender Reiseberichte im Internet haben wir zwei
Restaurants aufgesucht, die wir nur weiterempfehlen können. Zum
einen haben wir das von außen unscheinbare „Peppermill“
aufgesucht, das mit seiner blauen Innenbeleuchtung, dem klassischen
American Diner-Interieur und den hervorragenden Burgern längst zu
einer Institution am Strip geworden ist. Zum anderen können wir das
„Steak Dinner“ in der „Ellis Island Casino und Microbrewery“
nur loben.
Um den 7,99 $ Coupon für das Steak Dinner inkl. sehr
gutem selbstgebrautem Bier zu bekommen, muss man sich im angrenzenden
Casino eine kostenlose Mitgliedschaftskarte ausstellen lassen und 1 $
an den Automaten verspielen. Wer wie wir aus dem 1 $ mit einem Spiel
10 $ macht, dem wird das Steak gleich doppelt so gut schmecken!
Auf diese Weise kann man gut und gerne
drei Tage in der größten Stadt Nevadas verbringen. Morgen verlassen
wir die Wüstenoase und fahren in eines der heißesten Täler dieser
Erde: Es geht in den Death Valley Nationalpark. Hoffentlich hält
unser neuer Wagen die extremen Temperaturen auch aus...
Fazit Tage 174, 175 und 176:
53 $ verspielt, 45 $ gewonnen und 4
Cocktails pro Person abgegriffen.
Was haben wir heute gelernt? Es gibt
ein „geheimes“ Menu im In-N-Out Burger. Traditionell wird der
Burger nur in drei Varianten angeboten: Hamburger (ohne Käse),
Cheeseburger oder als Double-Double mit zwei Scheiben Käse und zwei
Lagen Fleisch. Man kann aber anhand von „Code-Wörtern“ weitere
Bestellungen vornehmen: „3x3“ oder „4x4“ bedeutet, dass man
entsprechend viele Scheiben Käse mit entsprechend vielen Lagen
Fleisch bekommt. „Vegetarian Style“ lässt das Fleisch weg,
„Protein Style“ verpackt den Burger anstelle von Brot nur in
Salatblätter und „Animal Style“ fügt Gewürzgurken und
gebratene Zwiebeln hinzu. Zu guter Letzt kann man die Code-Wörter
auch miteinander kombinieren, so dass man zum Beispiel einen Animal
Style – Protein Style – 4x4 genießen kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen