Donnerstag, 20. Juni 2013

Zion Nationalpark - Tage 1, 2, 3 und 4


Kanab nach Hurricane.

Zurückgelegte Meilen: 265

Am Mittag des 17.06. steht fest, dass wir irgendwann noch einmal in den Südwesten der USA reisen müssen, um dann endlich die Wave zu sehen. Leider wurde unsere Kugel auch bei der vierten und unserer letzten Lotterieteilnahme (wieder etwa 50 Anwesende) nicht gezogen. Richtig traurig können wir darüber gar nicht sein, denn dafür fahren wir heute zu einem der beliebtesten Naturschutzgebiete in der Gegend: Es geht zum Zion Nationalpark.

Die Fahrt von Kanab nach Springdale, der Ortschaft am Parkeingang, führt über den Highway 89 und dann über den sehenswerten Highway 9 in Richtung Nordwesten. Auf dieser Route durchquert man das pittoreske Zion Plateau und passiert die Haltebucht für das „Checkerboard Mesa“. Die horizontalen Linien dieses Schachbrett-Tafelbergs entstanden entlang der unterschiedlichen Sandsteinschichten, die hier abgelagert wurden, während die vertikalen von Verwitterungsprozessen geschaffen wurden.


Etwa zwei Meilen nach dem Checkerboard Mesa erreicht man den Parkeingang und kurz danach geht es in geschwungenen Serpentinen hinab in das Tal. Von hier oben sieht man die fantastische Berglandschaft, die man später nur von unten bestaunen wird und die die ersten Siedler veranlasst hat, die Gegend als Tempel Gottes zu bezeichnen. Während man also im Grand Canyon in die Tiefen der Schluchten hinunterblickt, muss man im Zion seine Augen die meiste Zeit nach oben richten. Ein weiterer Unterschied ist die grüne Vegetation hier, die tolle Farbkontraste mit den roten Steinen schafft.

Wir fahren zunächst nach Springdale und versuchen bei der großen Auswahl an Hotels und Motels eine bezahlbare Unterkunft für uns zu finden. Leider vergeblich. Das günstigste Zimmer mit Queenbett hat immer noch 110 $ plus tax gekostet. Da wir hier vier Nächte bleiben wollen, fahren wir lieber weiter ins 20 Meilen entfernte Hurricane und hoffen auf günstigere Angebote. In der 15.000 Einwohnerstadt sind die Unterkünfte (und Essens- und Spritpreise) wie zu erwarten deutlich günstiger. Wir quartieren uns in der Travelodge für 56 $ inkl. tax pro Nacht ein. Dort planen wir die nächsten Tage. Morgen wollen wir in die „Virgin Narrows“ hiken. Die Narrows sind eine steile enge Felsschlucht, durch die der Virgin River fließt. Da man für diese Wanderung durch den Fluss waten muss, mieten wir im Outfitter in Springdale die nötige Ausrüstung: Neoprensocken, wading-shoes und wading-sticks für 20 $ pro Person. Übermorgen wollen wir zur Entspannung den Hauptcanyon des Nationalparks mit dem Shuttlebus erkunden. Am dritten und letzten Tag soll es dann auf die spannende Wanderung zur „Subway“ gehen. Für diese Tageswanderung, die die meiste Zeit durch einen Fluss und über mannshohe Steinbrocken führt, braucht man allerdings ein „wilderness permit“, für das man sich kurzfristig in einem online-Losverfahren bewerben kann. Anders als bei der Wave kann sich hier jeder von uns für zwei Tickets bewerben. Vor dem Schlafengehen geben wir also noch schnell unsere Daten ein und bezahlen die 5 $ pro Antrag für das Losverfahren.

Um die Menschenmassen zu vermeiden und das beste Licht in den Narrows zu genießen, muss man leider am frühen Morgen mit dem Hike beginnen. Das heißt, dass wir zum wiederholten Mal unseren Wecker auf 5 Uhr stellen und in der Dunkelheit des 18.06. die 20 Meilen zum Nationalpark zurücklegen. Wir parken am Visitor Center, schlüpfen in die engen Neoprensocken und die klobigen wading-shoes und nehmen mit Stativ, wading-sticks, Kameratasche und Rucksack ausgerüstet den zweiten Shuttle-Bus des Tages in den Zion Canyon (in der high-season ist die Straße für den privaten Autoverkehr gesperrt). Eine halbe Stunde später steigen wir an der letzten Haltestelle der Stichstraße, „Temple of Sinawava“, aus und starten um 7 Uhr mit der Wanderung.

Zunächst läuft man noch eine Meile auf einem asphaltierten Weg neben dem Fluss entlang, bevor man dann in das kalte Nass steigen muss. Der Virgin River wird ab hier zu beiden Seiten von steilen Felswänden begrenzt und führt über ein steiniges Flussbett. Es kostet etwas Überwindung ins knöchel- bis knietiefe Wasser zu steigen, aber der erste Kälteschock ist dank der Neoprensocken schnell vergessen. 

Nach den letzten Beschwerden diesmal etwas leichter: Wer findet Walter?


Wir waten flussaufwärts und versuchen die tiefen Wasserstellen zu umgehen, indem wir uns im zickzack durch den Virgin River vorkämpfen. 


Die wading-shoes bieten mit ihrer Gummisohle guten Halt auf den rutschigen Steinen und die wading-sticks helfen bei stärkeren Strömungen. 


Um diese Uhrzeit ist zudem kaum etwas los und wir haben die atemberaubende Schlucht fast für uns alleine. 



Außerdem macht es eine Menge Spaß zur Abwechslung durch einen Fluss zu wandern.


Je weiter flussaufwärts wir kommen, desto enger wird die Schlucht. 


Kurz vor der Kreuzung mit dem „Orderville Canyon“ erreichen wir die „Wall Street“, eine fantastische Engstelle des Virgin Rivers, die zu dieser Tageszeit in schönes Licht getaucht ist. 


Die steilen Felswände scheinen golden zu leuchten. 



Ein paar Flussbiegungen nach dem Orderville Canyon machen wir nach drei gelaufenen Meilen auf einer kleinen Sandbank Rast und wärmen unsere Füße in der nun hereinstrahlenden Sonne auf.


Nach dem Mittagssnack machen wir uns gegen 11 Uhr auf den Rückweg. 


Was während des Hinwegs dank des indirekten Lichts noch tolle Fotomotive geliefert hat, liegt jetzt in der Sonne und wirkt etwas ausgewaschen. Dafür kommen wir mit weggepacktem Stativ deutlich schneller voran. Mittlerweile kommen uns auch etliche Tageswanderer entgegen. Insbesondere Familien mit Kinder haben ihren Spaß im jetzt angenehm kühlen Nass. Nach einer weiteren Stunde wird es dann so voll, dass sich eine lange Menschenschlange bildet, die sich in die Narrows schiebt. Unmöglich jetzt menschenleere Fotos wie heute Morgen zu machen. Wir sehen aber, dass man eine wading-Ausrüstung offensichtlich nicht braucht: Ein älteres Ehepaar stapft in ihren Turnschuhen und Jeans durch den knietiefen Virgin River.

Nach knapp sechs Stunden sind wir wieder an der Shuttle-Bus Haltestelle. Während wir auf dem Hinweg noch vier Stunden gebraucht haben, konnten wir den Rückweg (stromabwärts) ohne Fotostopps in 1:50h zurücklegen. Unsere Füße bedanken sich, als wir am Auto endlich aus den doch etwas ungemütlichen wading-shoes schlüpfen. Wir fahren schnell zurück nach Hurricane und bekämpfen unseren großen Hunger im JR's. Zurück im Hotel erfahren wir dann, dass einer unserer beiden Anträge für die „Subway permits“ für übermorgen in der Lotterie gezogen wurde! Endlich ein Losverfahren nach unserem Geschmack. Morgen werden wir also gemütlich mit dem Shuttle-Bus fahren, um dann am nächsten Tag die 16 Kilometer Wanderung zur Subway in Angriff nehmen zu können.

Die Hauptattraktionen im Zion Nationalpark liegen entlang des Zion Canyon Scenic Drives, einer 10 Kilometer langen Stichstraße. 


Am 19.06. parken wir wieder am Visitor Center und nehmen von dort den Bus. Parken mitten am Tag bedeutet bei den aktuellen Besuchermassen, dass man eine halbe Stunde nach einem Platz suchen muss. Der Zion Nationalpark ist für uns der gefühlt am meisten besuchte Park, den wir bislang gesehen haben.

Wir steigen u.a. am „Weeping Rock“ aus und laufen etwas an der Straße weiter, um einen schönen Blick auf die berühmte Felsformationen zu haben, die sich „Great White Throne“ nennt.


Das andere große steinerne Wahrzeichen des Parks ist der „Watchman“. Dieser Berg liegt in der Nähe des Visitor Centers, lässt sich aber am besten vom Flussbett in der Nähe der Brücke vor der Stichstraße fotografieren.


Bevor wir am späten Nachmittag wieder nach Hurricane fahren, treffen wir die letzten Vorbereitungen für den Subway Hike. Wir leihen uns erneut wading-Ausrüstung aus, holen unsere gewonnenen „permits“ ab (eine muss hinter der Windschutzscheibe im Auto bleiben und die andere bei sich geführt werden), für die wir noch 6 $ pro Person zahlen müssen, und informieren uns über die aktuelle Wassertiefe des Flusses und den zu laufenden Trail. Danach geht’s schnell ins Bett, denn morgen klingelt der Wecker wieder ziemlich früh.

Ziemlich früh bedeutet um genau zu sein 4:20 Uhr. Wir wollen rechtzeitig am Trailhead sein, um im ersten Dämmerlicht los zu laufen. Die besten Fotos von der Subway, dem heutigen Tagesziel, lassen sich nur bis „mid-morning“ machen, weil sie danach direkt von der Sonne beschienen wird. Also sitzen wir am 20.06. um kurz vor 5:00 Uhr mit zwei starken Kaffee im Auto und fahren Richtung Zion Nationalpark. Um zur Subway zu kommen, muss man allerdings nicht in den Hauptteil des Parks fahren, sondern vorher (aus Westen kommend) in der kleinen Ortschaft Virgin auf die Kolob Terrace Road abbiegen, die in einen weniger besuchten Teil des Nationalparks führt.

Als wir das Auto am Parkplatz um 5:30 Uhr stehen lassen, ist die Sonne zwar noch nicht aufgegangen, aber schon so hell, dass man den Weg erkennen kann. Auf der ersten Meile gibt es nämlich noch einen klar erkennbaren Trail. 


Die Schwierigkeit im ersten Teilstück liegt aber darin, dass man sich auf einem Plateau befindet und über einen rutschigen, steinigen Pfad etwa 100 Höhenmeter hinunter in ein Flussbett kommen muss.

Hier der Blick hinunter (aufgenommen auf dem Rückweg):


Das klappt diesmal ohne Verluste und das Stativ kommt auch unbeschadet unten an. Wir haben bloß jetzt schon keine Lust darauf, diesen Berg nachher mit etwa 14 Kilometern in den Beinen wieder hoch zu kraxeln.

Ist man im Flussbett, wird der Weg nicht unbedingt leichter, aber macht (zumindest uns) mehr Spaß. Den einen Trail gibt es nicht mehr. Man sieht hin und wieder verschiedene Pfade und muss selbst entscheiden, welchem man folgt. Ziel ist es, immer weiter flussaufwärts zu kommen. Das Flussbett sieht jedoch ganz anders aus als noch in den Narrows. Hier versperren unzählige Steine, von Kieselsteinen bis zu mannsgroßen Brocken, den Weg. 


Deshalb klettern wir entweder über Steine, waten durch flache Stellen des Flusses oder folgen einem Pfad am Ufer. Richtig schnell kommen wir aber nicht voran. 


Überraschenderweise begegnen wir auf dem kompletten Hinweg keinem anderen Wanderer, obwohl jeden Tag 80 permits vergeben werden.

Nach etwa drei Stunden erreichen wir die Kaskaden, eines der beiden schönen Fotomotive kurz vor der eigentlichen Subway. 



Wir machen jetzt schon einige Fotos, da auch diese Wasserfälle bei unserem Rückweg in der prallen Sonne liegen werden.


Direkt nach den Kaskaden liegt der zweite lohnenswerte Stopp auf dem Hinweg: der „Crack“. Der Fluss schießt an dieser Stelle durch einen glatten Riss im Sandstein.


Vom Crack sind es dann nur noch wenige Minuten bis zur Subway mit seinen schimmernden Wasserpools. Das Sandsteinufer verengt sich hier so stark, dass es über das Flussbett ragt und so eine Art Röhre, wie bei einer U-Bahn, bildet. 


Das Flussbett hat in diesem vielleicht weniger als 100 Meter langen Abschnitt bizarr geformte tiefe Pools, in denen sich das Wasser sammelt und in unterschiedlichen Farben schimmert. 


Wir sind um 9:30 Uhr gerade noch rechtzeitig da, denn die ersten Sonnenstrahlen suchen schon ihren Weg in die Röhre.


Um zum Ende der Subway zu gelangen, muss man etwa vier hüft- bis oberkörpertiefe Pools durchqueren. 


Es lohnt sich in das ziemlich kalte Wasser zu steigen, denn man wird mit einem höhlenartigen Raum belohnt, in dem sich ein kleiner Wasserfall befindet. 


Noch glücklicher ist, wer sich mit Kamera und Stativ auf die Schultern seines Partners setzen kann und trockenen Bauches zum Wasserfall getragen wird!

An der Subway machen wir nach einer ausgiebigen Pause kehrt. Wer weiter flussaufwärts wandern will, braucht für die Überwindung des Höhenunterschieds am Wasserfall auf jeden Fall Kletterausrüstung inkl. Seile. Erst auf dem anstrengenden (weil nun heißen) Rückweg begegnen wir den ersten anderen Leuten. Trotzdem werden wir bis zum Ende des Tages nur 12 andere Menschen gezählt haben. Wir fragen uns, wo die Leute mit den 68 anderen permits sind?

Wie erwartet ist am Ende der steile Aufstieg zum Parkplatz noch eine harte Bewährungsprobe bei über 30 Grad im Schatten, zumal mit wading-sticks und -shoes und Kameratasche und Stativ und Rucksack und Gallone Wasser. Aber nach insgesamt fast 9 Stunden und etwa 16 zurückgelegten Kilometern sind wir zwar ziemlich müde aber mit vielen Fotos im Gepäck wieder am klimatisierten Auto. Die Wanderung zur Subway war ein anstrengendes Highlight zum Abschied vom Zion Nationalpark. Morgen verlassen wir diesen vergleichsweise grünen Nationalpark und fahren zu den heißen roten Steinen im „Valley of Fire“, unsere letzte Station vor der vielleicht berühmtesten Oase der Welt: Las Vegas.

Fazit Tage 167, 168, 169 und 170:

Zion ist der bislang grünste Nationalpark auf unserer Südwestentour.

Was haben wir heute gelernt? Es gibt drei verschiedene Phasen der Dämmerung. Am Abend tritt zuerst die bürgerliche Dämmerung ein, die noch Lesen im Freien erlaubt. Die Sonne steht hier erst 6 Grad unter dem Horizont. Wir sind zu Beginn der bürgerlichen Dämmerung zur Subway los gewandert. Danach folgt die nautische Dämmerung, während der man noch den Horizont und schon einige Sterne sehen kann (Sonne bis zu 12 Grad unter dem Horizont). Schließlich endet die Verdunklung mit der astronomischen Dämmerung (Sonne bis zu 18 Grad unter dem Horizont), an deren Ende maximale Dunkelheit erreicht ist.


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