Donnerstag, 28. Februar 2013

Vang Vieng nach Luang Prabang



Der Bus ist heute ein Minivan. Klingt komfortabler, ist es aber nicht. Wir werden aber fast pünktlich vor unserem Hotel abgeholt. Christina nimmt nach ihren Erfahrungen mit der letzten Busfahrt sicherheitshalber eine Reisetablette, macht es sich hinten neben dem gestapelten Gepäck gemütlich und kennt die folgenden Stunden auch nur aus Erzählungen. Walter sitzt zwei Reihen weiter vorne. Die anfängliche Freude genug Platz zu haben verblasst schnell, als ca. 20 min nach Abfahrt in einem kleinen Vorort ein älteres laotisches Pärchen zusteigt. Unsere Rucksäcke und Beine müssen weichen, denn für die beiden werden die Notsitze ausgeklappt. Mal sehen wie sie die Fahrt überstehen werden, denn in anderen Reiseberichten liest man immer wieder, dass gerade die Einheimischen mit der Strecke zu kämpfen haben. Von den nächsten sechs Stunden geht es nämlich fünf Stunden ununterbrochen gewundene Serpentinen den Berg hoch und wieder runter. Aus dem laotischen Tiefland fahren wir in das gebirgige Nordlaos. Die Straße wird schmaler, die Steigungen größer. Vor den Kurven wird gehupt, denn manchmal fährt man auf der Gegenfahrbahn, wenn der Untergrund dort besser ist.


Die Landschaft ist auf jeden Fall wunderschön. Wir sehen tiefe Täler, grüne geschwungene Berge und kleine langgezogene Dörfer, die auf den Hügelspitzen sitzen. Die Kinder auf den Fahrrädern sind aber um ihren Schulweg nicht zu beneiden. Mit dieser beschwerlichen aber zugleich beeindruckenden Anfahrt wächst unsere Vorfreude auf Luang Prabang. Man hat das Gefühl, sich einer abgelegenen Stadt zu nähern, die sich inmitten eines schützenden Gebirges befindet. Wieder ein Stück Abenteuer, das man durch einen Flug, den es nach Luang Prabang natürlich gibt, nicht erleben würde.


Anderer Meinung sind nach zwei Stunden sicherlich Walters laotische Sitznachbarn. In weiser Voraussicht haben sie den Fahrer kurz nach dem Zusteigen gebeten, am nächsten Straßenstand anzuhalten und ein paar Plastiktüten zu erwerben. Der Laote hat sich dann gleich eine geschnappt, den Kopf vornübergebeugt in die Arme gelegt und die Augen geschlossen. Nicht unbedingt die beste Herangehensweise, um Übelkeit zu vermeiden. Und so war es wenig verwunderlich, als besagte zwei Stunden nach Fahrtantritt sein stetes Stöhnen anderen Geräuschen wich und die Plastiktüte zum Einsatz kam. Löblich war aber durchaus, dass er sich eine Plastiktüte genommen hat. Seine neben Walter sitzende Ehefrau hatte mit einer auf den Mund gepressten Hand offensichtlich auch mit dem schwankenden Bus zu kämpfen, verzichtete aber darauf, eine Plastiktüte griffbereit zu haben und vertraute lieber ihrem eisernen Willen. Glücklicherweise blieb eine Kettenreaktion aus.

Nach weiteren vier Stunden Fahrt nahmen die Serpentinen ein Ende und eine fast gerade Straße führte uns in die alte Königstadt Luang Prabang. Die beiden Elemente, die das Stadtbild prägen, sind bei einem ersten Spaziergang gleich zu erkennen: mehr als 30 aktive buddhistische Klöster und unter Denkmalschutz stehende französische Kolonialarchitektur. Luang Prabang ist aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung seit 1995 UNESCO-Weltkulturerbe. Wir haben den Eindruck, in einer heißen, lebendigen und sympathischen 47.000 Einwohner zählenden Stadt gelandet zu sein. Die große Auswahl an Besichtigungen und Aktivitäten lässt auf ein paar spannende Tage hoffen.


Fazit Tag 57:

Beim Busfahren nicht nach unten schauen.

Was haben wir heute gelernt? Laos ist bergig. Etwa drei Viertel des Landes besteht aus Gebirgszügen und Plateaus. Die Annamitische Kordillere (oder Truong-Son-Gebirge) bildet im Osten eine natürliche Grenze zu Vietnam und sorgt mit seinen bis zu 2500 Höhenmetern dafür, dass Taifune das Land nicht erreichen.


Mittwoch, 27. Februar 2013

Vang Vieng - Tage 1 und 2


Wir können es kaum glauben. Aber es steht eindeutig vor uns auf dem Frühstückstisch in einer kleinen Schale. In unserem Hotel ist das Frühstück bei Zimmerbuchung wieder inklusive und wir dürfen zwischen verschiedenen Gerichten wählen. Und unsere Wahl fällt auf: Müsli mit Joghurt. Was für eine Wohltat nach den weißbrot- und eierlastigen Tagen zuvor.


Heute ist Klettern angesagt. Mit Adam von Adam's Climbing School fahren wir für eine Halbtageseinheit zu einer geeigneten Karstfelswand. Die Klettertour kostet inklusive Ausrüstung 180.000 Kip pro Person, also etwa 18 €. Adam hat eine Zeit lang in Freiburg gelebt und geklettert, bevor er nach Krabi in Thailand gegangen ist. Als die Bäuche der Touristen dort immer dicker wurden und die Kletterinteressierten immer weniger, ist er wieder zurück nach Laos gegangen und hat jetzt seine Schule in Vang Vieng. Mit dem Auto geht es bis zu einem Fluss kurz vor der Felswand. 


Ein Fährmann (!) bringt uns in kleinen Gruppen auf die andere Seite. Wenige Meter weiter wartet die ca. 20m hohe Karstwand, die es zu bezwingen gilt. 


Eine kurze Einführung von Adam in die Sicherungstechnik des Vorstiegs und toprope und schon kann es losgehen. 


Die porösen Karstfelsen eignen sich hervorragend zum Klettern, da man sich in den vielen Spalten gut festhalten kann. 


Wir müssen uns bei unserem ersten Aufstieg erstmal an die Höhe gewöhnen. Die Indoor-Kletterhallen in Hamburg sind da doch kleiner. Danach können wir aber die insgesamt fünf verschiedenen Routen, die Adam uns zeigt, genießen.

Froh, nur die Halbtagestour gebucht zu haben, entspannen wir den restlichen Tag in einem der vielen Restaurants mit Liegefläche. Und was passt richtig gut zu so einem relaxten Nachmittag? Genau, ein paar Folgen „friends“ im Fernsehen gucken. Diese Serie läuft hier nämlich aus irgendeinem unerfindlichen Grund in allen Restaurants auf großen Flatscreens von der ersten Folge der ersten Staffel bis zur letzten Folge der letzten Staffel in Endlosschleife auf Englisch den ganzen Tag. Es hat aber auch etwas Vertrautes, dass man am anderen Ende der Welt ebenfalls verfolgt, ob Ross und Rachel endlich zueinander finden.


Am nächsten Tag mieten wir uns zwei Mountainbikes und touren durch die Vang Vieng umgebenden Karstformationen. 


Was sich auf dem Papier idyllisch anhört, kann bei sengender Hitze und Geröllstraße schnell anstrengend werden. Während unser Reiseführer auf den ersten Kilometern eine gute Straße verspricht, erleben wir eine holprige Buckelpiste. Die Federungen der Bikes mindern die Aufschläge kaum. Wie sieht dann erst der schlechte Weg aus? Dafür gibt es entlang des Weges viele Haltemöglichkeiten, um kleine Flüsse und dunkle Höhlen zu besichtigen. Wir halten an der „Blauen Lagune“ und steigen einen steilen mit Bambusstäben gesicherten Trampelpfad zu einem Höhleneingang hinauf. 


Unten werden Taschenlampen vermietet, da es in der Höhle kein Licht gibt. Wir haben unsere eigenen Stirnlampen mitgebracht. Vor dem großen Höhleneingang spürt man die kalte und feuchte Luft im Inneren. 


Wir folgen mit Kreide auf Felsen gemalten Pfeilen. Einen richtigen Weg gibt es nicht, man muss vorsichtig über die zum Teil nassen Steine klettern. Die Größe der Höhle ist beeindruckend. Im noch etwas erleuchteten Anfangsteil befindet sich eine liegende Buddha-Statue, die im Inneren des Berges einen unwirklichen Eindruck auf uns macht. 


Dahinter wird es stockdunkel. Wir wandern noch ein Stück weiter in den Berg hinein und sind von der Schwärze und Stille beeindruckt. Die Höhle scheint noch endlos weiter nach unten zu führen, wir kehren aber um, solange wir noch den Rückweg kennen. Ein tolles Erlebnis, gerade weil die Höhle noch so ursprünglich wirkt. Man fragt sich natürlich, wie lange das noch so bleibt oder ob es hier in fünf oder zehn Jahren einen ausgeschilderten und eingegrenzten Weg geben wird, der unter Neonbeleuchtung eine Vielzahl von Touristen ins Berginnere führen wird.


Am Ende des Tages und unseres Aufenthalts in Vang Vieng können wir festhalten, dass uns die Stadt und ihre Landschaft gut gefallen hat. 


Die Karstformationen sind einen Ausflug wert. Für uns geht es morgen weiter und das heißt, dass wir mit dem Bus sechs Stunden über eine berüchtigte Serpentinenstraße in die Weltkulturerbe- und die nach Meinung vieler schönste Stadt Südostasiens fahren. Es geht nach Luang Prabang.

Fazit Tage 55 und 56:

Wer kam eigentlich auf die Idee sich bei dieser Hitze soviel zu bewegen?

Was haben wir heute gelernt? Vorstieg meint im Bergsport eine Route mit Seilsicherung von unten zu klettern. Der Vorsteiger hängt während der Besteigung das Seil in regelmäßigen Abständen in Zwischensicherungen ein. Der sichernde Partner steht am Boden und gibt das Seil langsam aus. Nicht für Anfänger geeignet. Eine andere Sicherungsform ist die toprope-Sicherung. Hierbei führt das Seil vom Kletterer nach oben, wird dort umgelenkt und wieder auf den Boden zum sichernden Partner geleitet. Letzterer holt das Seil während des Kletterns fortlaufend ein. Für Anfänger geeignet.


Montag, 25. Februar 2013

Vientiane nach Vang Vieng


Endlich wieder Busfahren! Und zwar geht es nach Vang Vieng. Eine Kleinstadt, die vielen Südostasienreisenden ein Begriff für exzessive Partys und das so genannte Tubing (man lässt sich in einem LKW-Reifen den Fluss herunter treiben und zieht sich unterwegs mit Seilen an die eine oder andere Bar, um ein paar Drinks oder „happy“-Produkte zu sich zu nehmen) ist. Oder genauer gesagt war. Die laotische Regierung hat beschlossen, auch wegen tödlicher Unfälle westlicher Touristen, der Party ein Ende zu setzen und viele Bars zu schließen. Daher soll es jetzt wesentlich ruhiger in Vang Vient sein, als noch vor einem halben Jahr. Damit können wir gut leben. Uns interessiert eher die schöne Landschaft in und um den Ort, die aus hohen Karstbergen und tiefen Höhlen besteht.

Zunächst aber müssen wir erst einmal dahin kommen. Und das machen wir natürlich wieder mit dem Bus. War ja so schön letztes Mal. 


Diese Fahrt ist jedoch um einiges kürzer und angenehmer. Das Protokoll unserer heutigen Tagesetappe:

7:45 Uhr. Aufstehen, packen, frühstücken.
9:20 Uhr. Vor der Rezeption auf den Bus warten, der um 09:30 Uhr abfahren soll.
9:30 Uhr. Warten.
9:55 Uhr. Immer noch warten.
10:00 Uhr. Ein Songthaew holt uns ab.
10:30 Uhr. Wir fahren durch die Stadt und halten unterwegs an einigen guesthouses, um weitere Reisende aufzusammeln.
10:45 Uhr. In einer Nebenstraße mit zahlreichen Straßenverkäufern halten wir und sehen einen großen Bus. Der Busfahrer begrüßt uns freundlich, lässt zwei Personen in den Bus einsteigen und bittet die restlichen Reisenden, nur „five minutes“ am Straßenrand auf den nächsten zu warten. Das kennen wir bereits.


11:00 Uhr. Ein Bus biegt in die Straße ein, fährt an uns vorbei und biegt um die Ecke. Einer der Straßenverkäufer, der auch Reiseleiter zu sein scheint, gibt uns zu verstehen, mit ihm mitzukommen.
11:10 Uhr. Wir finden den Bus wieder, verstauen unsere Rucksäcke im Gepäckfach und lassen uns auf die viel zu engen Sitze fallen.
11:30 Uhr. Der Bus hält an einem Busbahnhof.
11:40 Uhr. Offensichtlich will keiner mehr zusteigen, die Fahrt kann endlich losgehen.
12:00 Uhr. Christina hat ihre Kopfhörer ausgepackt und hört Musik. Walter war nicht schnell genug, er wird von einem netten älteren Schweizer, dem langweilig ist, in ein Gespräch über E-books und wie man korrekt daraus zitiert verwickelt.
12:30 Uhr. Das Gespräch handelt jetzt vom Krieg. Christinas mp3-player spielt Oasis mit Half the world away.
12:40 Uhr. Der Schweizer zeigt Walter jetzt ein Buch, das er geschrieben hat. Es ist wohl eine kritische Auseinandersetzung mit einer hinduistischen Unterströmung in Indien. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Christina hört Dire Straits.
13:00 Uhr. Walter stellt sich schlafend. Christina ist inzwischen schlecht von der holprigen und kurvigen Straße.
13:30 Uhr. Endlich da!

Vang Vieng ist ein kleiner Ort mit einer Hauptstraße, an der sich Restaurants an Bars an Massagestudios reihen. Dazwischen laufen vereinzelt Backpacker umher, die sich entweder freuen, dass nichts los ist (wir) oder die noch nicht mitbekommen haben, dass die Party vorbei ist und verzweifelt die Party suchen (viele andere). Der Fluss Nam Xong fließt wieder beschaulich stromabwärts, nur vereinzelt schwimmen ein paar traurige Gestalten in LKW-Reifen vorbei.


Die Landschaft um Vang Vieng ist tatsächlich wunderschön. Hinter dem Fluss erheben sich eindrucksvoll viele Karstberge, die mit grüner Vegetation überzogen sind. Wir wollen in dieser idyllischen Umgebung aber nicht entspannen, sondern in den nächsten Tagen mit Seil und Kletterschuhen die Karsthänge erklimmen und mit den Fahrrädern zu den naheliegenden Höhlen fahren.


Fazit Tag 54:

Die Party ist vorbei!

Was haben wir heute gelernt? Die Schweizer werden bei Visa-Gebühren immer „gemolken“. Außer in Laos. Sagte jedenfalls der nette ältere gelangweilte Schweizer auf der Busfahrt.


Sonntag, 24. Februar 2013

Vientiane


Auch in Vientiane erhalten wir unser übliches Frühstück der letzten Wochen. Zwei Scheiben Toastbrot, ein fingernagelgroßes Stück Butter, etwas übersüße künstliche Erdbeermarmelade und die obligatorischen scrambled eggs. Über mangelnden Eierkonsum können wir uns nun wirklich nicht beklagen. Nach dem (im Preis inbegriffenen) Frühstück teilen wir der Hotelrezeption mit, dass wir noch etwas bleiben und zahlen für eine weitere Nacht.

Nebenan mieten wir uns zwei Fahrräder für den Tag. 


Die Entfernungen in der größten laotischen Metropole sind gut auf zwei Rädern zu bewältigen. Unser erstes Ziel ist die „ehrwürdige Stupa“, That Luang, das Nationalsymbol von Laos. Der Verkehr strömt gemächlich die schönen breiten Boulevards entlang. Vermutlich die Hinterlassenschaft der französischen Kolonialherren, ebenso wie vereinzelte Villen, die zwischen der sonst zweistöckigen Bebauung emporragen. Die Menschen, in Erwartung der anstehenden Mittagshitze, verlangsamen ihre Schritte und suchen sich einen Platz im Schatten. Was soll so schlecht daran sein, dass diese Stadt nicht „brodelt“? Nur weil sie nicht aus allen Nähten platzt, wird sie in Reiseführern gleich mit dem irgendwie muffig klingenden Attribut „Dorf“ versehen. Wir finden so eine Hauptstadt ohne Hektik zur Abwechslung ganz nett. Und wie sollte es in diesem Land auch anders sein, als dass das kulturelle und bevölkerungstechnische Zentrum die Mentalität seiner Einwohner widerspiegelt.


Die goldene schlichte, aber schöne Stupa That Luang ist das bedeutendste religiöse Monument des Landes. Angeblich errichtete im 3. Jahrhundert v. Chr. der indische König Ashoka den ersten Grundstein dieses Denkmals über einem Haar oder Knochen des Buddha. 


Über die Jahre hinweg veränderten Angriffe, Zerstörungen, Restaurierungen und Blitzeinschläge das Aussehen That Luangs. Seine ursprüngliche Form erhielt er in den 1930er Jahren zurück, als die École Française d´Extrême Orient eine Restaurierung leitete. Die zentrale Spitze ist 45m hoch und erinnert in ihrer Form an eine geschlossene Bananenblüte, was laut Reiseführer typisch für Laos sein soll. Für das bedeutendste religiöse Monument des Landes ist es angenehm ruhig und wir treffen nur wenige andere Besucher an.


Repräsentativer Hauptsitz der Lao Buddhist Fellowship Organization:


Von That Luang fahren wir zum Patuxai, dem Siegestor. Im Zentrum der Stadt inmitten eines breiten Boulevards erinnert es an den Pariser Triumphbogen. 


Das Tor soll indische, europäische und laotische Elemente vereinen und an gefallene Soldaten erinnern. Wir steigen die sieben je 7m hohen Etagen zur oberen Plattform hinauf und genießen den Blick über die Stadt.


Von unserer nächsten Station haben wir durch Zufall im Internet gelesen, während es in unserem Reiseführer nur versteckt erwähnt wird. Wir fahren zum National Rehabilitation Centre, auf dessen Gelände das Besucherzentrum von COPE (Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise) steht, das über die immer noch zahlreichen Opfer von Blindgängern in Laos informiert. 


COPE unterstützt die Herstellung maßgefertigter Prothesen und Gehhilfen und organisiert Finanzhilfen, Schulungen und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Uns war nicht bewusst, dass Laos das am stärksten bombardierte Land der Welt ist. Es hatte das Pech, an ein Land zu grenzen, das Schauplatz des bekanntesten Stellvertreterkriegs im Zeitalter des Kalten Kriegs war. Kommunistische Nordvietnamesen und US-amerikanische Truppen fochten im Schatten der Weltöffentlichkeit ihre blutige Auseinandersetzung auch in Laos aus. Um u. a. den Ho-Chi-Minh-Pfad, der über laotisches Staatsgebiet Nachschub für mit Nordvietnam verbündete Truppen in Südvietnam transportierte, zu zerschlagen, führten die Amerikaner mehr als 580.000 Bombardierungen über Laos durch und ließen mehr als 270 Mio. Streubomben auf den Boden fallen. Bis zu 30 % dieser Bomben sind nicht explodiert, sodass heute noch etwa 80 Mio. Blindgänger schmerzhaft an den seit fast 40 Jahren beendeten Krieg erinnern. Das kostenlose Besucherzentrum macht in einer hervorragenden und bewegenden Ausstellung darauf aufmerksam, wie es immer wieder zu Detonationen kommt, wenn Bauern ihr Land bestellen, Kinder und Erwachsene Bombenüberreste zum Metallverkauf sammeln oder diese zufällig berühren. COPE versucht, die Überlebenden solcher Unfälle, die zumeist in entlegenen und armen Regionen des Landes leben, mit medizinischer Hilfe zu erreichen. Ein tragischer, aber integraler Bestandteil der laotischen Geschichte, der hier dargestellt wird.


Bevor wir zurück ins Hotel fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Wat Sisaket. Es ist das älteste erhaltene Kloster in Vientiane und zeigt mehr als 10.000 Buddha-Statuen, die im Wandelgang aufbewahrt werden und aus zerstörten Klostern stammen. Ein angenehm ruhiger und schattiger Ort, um den Tag ausklingen zu lassen.




Morgen geht es mit dem Bus weiter Richtung Norden in das kleine Städtchen Vang Vieng. Wir sind uns einig, dass Vientiane einen Abstecher wert war und wir eine interessante und angenehme Zeit im größten Dorf Südostasiens hatten.

Fazit Tag 53:

In Vientiane sieht und spürt man die französische Kolonialvergangenheit.

Was haben wir heute gelernt? In einem Stupa werden Reliquien des Buddha und von herausragenden Mönchen aufbewahrt. Ursprünglich auch ein Grabhügel für die Bestattung von Königen in Indien.  

Samstag, 23. Februar 2013

Pakse nach Vientiane



Wieso erhalten die Busse hier immer den Zusatz VIP? Sollen wir Fahrgäste uns geschmeichelt fühlen oder wird damit auf die luxuriöse Ausstattung des Gefährts hingewiesen? Beides gleichermaßen unwahrscheinlich. Auch das Attribut „sleeping“ weckt völlig falsche Erwartungen. Aber der Reihe nach. Mr. Wong hat dafür gesorgt, dass die laotische Kontrolleurin auf unseren Tickets die Plätze 1 und 3 notiert. Er verabschiedet sich und wir verstauen unsere großen Rucksäcke im Gepäckfach des Busses. Die Dreiviertelstunde bis zur Abfahrt sollen wir in einem Wartezimmer verbringen, weist uns die Busbahnhofmitarbeiterin an. Dabei handelt es sich um einen verglasten kleinen Raum, in dem bereits andere Reisende warten, auf einem kleinen Teppich eine junge Laotin ein Kind stillt und zwei andere Laoten hinter einem alten Tisch, auf dem ein demolierter Laptop steht, ein Nickerchen halten. In der Mitte des Raums sitzt eine großmütterlich aussehende Laotin neben ein paar Musikboxen mit einem USB-Stick und wechselt zwischen amerikanischen Rap- und thailändischen Popsongs hin und her. Inmitten dieser bizarren Szenerie lernen wir Patrick (aus Großbritannien), Danny und Vivienne (aus Malaysia) kennen, die ebenfalls nach Vientiane fahren wollen. Danny und Vivienne haben Patrick in Myanmar kennengelernt und sich verabredet, in Laos wieder ein Stück zusammen zu reisen. Bleibenden Eindruck hinterlassen sie bei uns mit ihren Geschichten von anderen Rucksackreisenden, die in diesem VIP-Sleeping-Bus nach Vientiane von „bed-bugs“ zerstochen wurden. Man lacht darüber, wirft einen verstohlenen Blick auf den wartenden Bus und verspürt schon den ersten Juckreiz.

Eine halbe Stunde später steigen alle in den Bus ein. 


Dieser Nachtbus hat keine Sitze, sondern tatsächlich nur Betten. Rechts und links ziehen sich Hochbetten entlang eines schmalen Ganges nach hinten. Ein Bett besteht aus zwei Liegeplätzen mit jeweiliger Nummer. 


Plätze 1 und 3 befinden sich gleich vorne links unten. Wir liegen Probe und merken gleich, dass diese Schlafstätte für Asiaten konzipiert wurde. Die Liegefläche für beide Personen ist 1m breit. Wenn Walter seinen Kopf gegen die Kante drückt und seine Füße streckt, passt er der Länge nach genau in diese Koje. Ein kleines Gitter in der Mitte des Bettes soll verhindern, dass der innen Schlafende während der Fahrt in den Gang fällt. 



Es ist wieder einer dieser Momente, in dem wir ziemlich glücklich darüber sind, zu zweit zu reisen. Alleinreisende werden diese Nacht jedenfalls ihre Liegenachbarn aus nächster Nähe einige Stunden kennenlernen. In anderen Reiseblogs wird das auch gerne mit „Löffelchen mit einem Fremden“ beschrieben.

Mit einer halbstündigen Verspätung fahren wir los. Für die ungefähr 700km nach Vientiane werden wir etwa zehn Stunden brauchen. Wir erhalten Tüten, um darin unsere Schuhe zu verpacken und in die Ablagefläche über unseren Füßen zu unseren Rucksäcken zu legen. Es werden Decken und Kissen bereitgestellt, die sichtlich schon die eine oder andere Fahrt ohne eine Wäsche quer durch Laos hinter sich haben. 


Christina entscheidet sich daher für ihre Reisedecke, während Walter angesichts der Wärme im Bus dankend auf die angebotene Decke verzichtet. Der Juckreiz meldet sich trotzdem wieder. Insgesamt herrscht aber eine Stimmung wie auf einer Klassenfahrt. Erst nach und nach verstummen die Gespräche und immer mehr Füße lugen aus den Betten in den Gang hervor. Die ersten Kilometer Fahrt haben aber bereits gezeigt, dass eines ziemlich schwierig wird: zu schlafen. Mit einer enormen Federung ausgestattet versucht der Bus jedes Straßenloch und jede Bodenunebenheit mitzunehmen, um alle paar Meter bei Überholmanövern vom rechten auf den linken und zurück auf den rechten Straßenrand zu ziehen. Die Passagiere werden fröhlich durcheinander gewirbelt. Nicht zu vergessen: Sollte man doch unerwartet in einen leichten Schlaf abdriften, hilft der Busfahrer mit seiner eindringlich lauten Hupe, die er in unregelmäßigen Abständen wie zum Gruß betätigt, schnell wieder zurück.


Immerhin gibt es etwa alle vier Stunden eine kurze Pause. Entweder geplant an einem hell beleuchteten Busbahnhof oder ungeplant in völler Dunkelheit am Rand einer Landstraße, während der Fahrer sich mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet von außen am Bus zu schaffen macht. Unsere Empfehlung: Die Pausen für einen Toilettenbesuch nutzen, da das spartanische Abort im Bus nach zwei Stunden kein Licht mehr hatte und auch sonst nur unter Aufbietung akrobatischer Fähigkeiten zu benutzen war.

Ansonsten hatten wir eine ganz normale Busfahrt. Und so erreichten wir nicht ganz ausgeschlafen gegen 6:30 Uhr den nördlichen Busbahnhof in der laotischen Hauptstadt. Von hier ging es mit einem Songthaew in die Innenstadt zu unserem Hotel in der Nähe des Mekongs. Unterwegs wurden wir Zeuge des allmorgendlichen Bettelgangs der buddhistischen Mönche. In Gruppen gehen sie in die Stadt und erhalten von knienden Einwohnern Nahrungsspenden. Ihre orangenen Roben leuchten dabei in der aufgehenden Sonne.

Vientiane zählt etwa 400.000 Einwohner und ist seit 1975 Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublik Laos und die größte Stadt des Landes. Unser Reiseführer spricht von einer „Großstadt mit Dorfcharakter“ und verspricht, dass man für die Sehenswürdigkeiten maximal zwei Tage benötige. Euphorisch geht anders. Wir wollen uns selbst ein Bild machen von diesem Gegenentwurf zu Bangkok und sind gespannt auf die Besuche des Triumphbogens, der schönen Tempel und eines Museums über die Nachwirkungen der heftigen Bombardierung des Landes während des Vietnamkrieges.

Fazit Tag 52:

Wir...sind...so...müde.

Was haben wir heute gelernt? Im Buddhismus gilt das Betteln von Nahrung ebenso wie die Gewährung solcher Gaben als heilvolle Handlung. Alle Lebensmittel müssen bis 12 Uhr zu sich genommen werden, danach wird gefastet.  

Freitag, 22. Februar 2013

Don Khone über Pakse ins Bolaven-Plateau


Am 50. Tag unserer Reise verlassen wir das Inselidyll von Don Khone und fahren zurück nach Pakse. Wir können jedem Laosreisenden einen Besuch von Si Phan Don nur empfehlen und Pan mit seinem guesthouse als freundlichen Gastgeber hervorheben. Mit seinem eigenen schwarz-gelben Longtail-Boot kommen wir trocken zurück ans Festland. Aber Vorsicht: Am schönen langen Strand droht unerwartet Gefahr durch Mitreisende! Während wir noch hinten im Boot sitzen, werden die am Bug gestapelten Rucksäcke ausgeladen und die ersten marschieren schon in Richtung wartende Minivans. Als wir am Ufer stehen zählen wir nur drei Rucksäcke. Wir können Walters großen deuter nicht sehen. Das Boot ist bereits leer, aber wir haben gesehen, wie er in Don Khone eingepackt wurde. Und dann erblicken wir ihn zufällig am Ende des Strands, wie er auf dem Rücken eines älteren Touristen Richtung Bus unterwegs ist. Ein kurzer Sprint und die Verwechslung wird aufgeklärt. Er entschuldigt sich und eilt selbst zurück zum Strand, um seinen andersfarbigen (!) nicht von deuter hergestellten (!) Rucksack zu holen. Das Auspacken am Ende des Tages wäre sicherlich sonst interessant geworden.


Mit u. a. einer sechsköpfigen schweizerischen Reisegruppe im Minivan und dem auf dem Dach verschnürten Gepäck ruckeln wir zurück in den Norden. In Pakse checken wir wieder im Hotel Pakse ein, dass noch freie Zimmer für den Tag hat. Wir wiederholen uns gerne, wenn wir wieder vom angenehmen Ambiente des rooftop-Restaurants berichten. Auch von hier oben ist Pakse eine nette kleine laotische Stadt. Am späten Nachmittag steigen wir aber hinab, um im „Sabaidy2“ guesthouse für morgen einen Ausflug in das Bolaven-Plateau zu buchen. Auf Französisch unterhalten wir uns mit dem freundlichen Manager Mr. Wong, der 26 Jahre in Strasbourg gelebt hat, und erstellen eine Fahrtroute. Bolaven, der Ort der Laven, ist Heimat verschiedener Volksgruppen, die zu den Mon-Khmer-Völkern gehören. Das Plateau ist eine im Durchschnitt 1200m hohe 10.000qkm große Hochebene. Die fruchtbare Region bietet ideale Bedingungen für den Anbau von Obst, Gemüse und Gewürzen. Berühmt ist sie jedoch für ihren Kaffee. Die Franzosen führten in den 20er Jahren den Anbau der Pflanze ein und begründeten so die lokale Kaffeeindustrie. Der Abschwung erfolgte während des Vietnamkrieges, als die USA das Plateau heftig zerbombte. Seit den 90er Jahren erleben die Plantagen jedoch wieder eine Renaissance, die den Kaffee zur wichtigsten Exportfrucht (nach Polen, Frankreich, Deutschland und Vietnam) des Landes macht.

Am frühen Morgen des nächsten Tages werden wir von Kinoy, dem „Kleinen“, unserem driver-guide abgeholt. Kinoy ist 22 Jahre alt und gehört zu der Bolaven-Volksgruppe der Katu. Als Zweitgeborener erhielt er den Namen Kinoy. Sein Englisch, das er im Umgang mit Touristen gelernt hat, ist für laotische Verhältnisse sehr gut. Wir sind heute die einzigen auf der Tour, dadurch können wir uns in Ruhe mit ihm über das Land und die Leute unterhalten.

Zunächst fahren wir zu einer Teeplantage. 


Auf diesem Hochland werden Grüner und Oolong-Tee angebaut. Kinoy zeigt uns die jungen Pflanzen mit ihren Teeblättern und erklärt uns, wie die Blätter gepflückt, geröstet und weiterverarbeitet werden. Selbstverständlich gibt es eine frische Tasse zum Probieren.



Das Bolaven-Plateau ist nicht nur landwirtschaftlich bedeutend, sondern bietet auch schöne Wasserfälle. Wir fahren zum größten, dem Tad Fane Zwillingswasserfall, der eine steile Klippe über 120m in eine beeindruckend tiefe Schlucht stürzt. Ein toller Anblick.


Danach geht es in eine kleine Kaffeeplantage. 


Starbucks à la Lao:


Der Großteil des angebauten Kaffees gehört zur Sorte Robusta, der Rest ist Arabica, wobei letztere einen höheren Marktpreis erzielt. Bei einer frischen Tasse Kaffee erzählt Kinoy ein bisschen von sich. Er hat insgesamt sechs Geschwister. Seine Familie lebt noch auf dem Bolaven-Plateau und der Großteil arbeitet auf Plantagen. Er ist der einzige, der in die Stadt nach Pakse gegangen ist. Wir fragen, wie ihm seine Arbeit mit den Touristen gefällt und wie oft er seine Familie sieht. Ihm gefalle seine Stelle bei Mr. Wong, aber man müsse in Laos nunmal, wenn man nicht bei der Regierung angestellt ist und zwei freie Tage hat, sieben Tage die Woche arbeiten. Seine Familie habe er deshalb seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Er schicke jedoch regelmäßig Geld, da seine jüngsten Geschwister auf die Schule gehen würden. Sein monatliches Einkommen beträgt 700.000 Kip, umgerechnet 70 €.


Nach dem Kaffee fahren wir zum Tad Yeuang Wasserfall. Eine steile Treppe führt zum Fuß des Falls, in dessen Pool man auch Schwimmen kann.



Zum Abschluss des Tages besuchen wir eine Art Freiluftmuseum. Hier wurden die verschiedenen Wohnhäuser der Bolaven-Völker nachgebaut und man kann sich über die vom Animismus geprägte Lebensweise der Menschen informieren. 




Der angrenzende kleine aber schöne Wasserfall wird von einer Masse von thailändischen Tagestouristen umströmt. In großen Bussen, die den Motor zwecks Klimatisierung den ganzen Tag anlassen, werden sie von Ubon Ratchathani in das Bolaven-Plateau gefahren und erkunden ihr Nachbarland. Wir sind die einzigen Langnasen vor Ort.


Zurück in Pakse bedanken wir uns bei Kinoy für die interessanten Gespräche und die gute Führung. Entspannung ist jetzt allerdings nicht angesagt, denn wir reisen noch heute Abend weiter. Wir wollen Südlaos verlassen und in die Hauptstadt Vientiane fahren. Dazu haben wir uns Tickets für einen VIP-Sleeping-Bus gekauft, der uns über Nacht und angeblich mit Betten ausgestattet zu unserem nächsten Etappenziel bringen soll. Mr. Wong fährt uns freundlicherweise zur Bus-Station und sorgt dafür, dass wir „gute“ Plätze bekommen. Wir sind gespannt, was die Nacht bringen wird...

Fazit Tage 50 und 51:

In einen voll besetzten laotischen Minivan passen immer noch fünf weitere Personen hinein.

Was haben wir heute gelernt? Die Alak, eines der animistischen Mon-Khmer-Völker im Bolaven-Plateau, verzichten auf eine Einäscherung ihrer Toten und begraben sie stattdessen im Wald. Die dafür erforderlichen Särge werden bereits zu Lebzeiten gezimmert und unter ihren Häusern zum Teil gut sichtbar aufbewahrt.