Dienstag, 5. Februar 2013

Ko Pha Ngan nach Donsak nach Surat Thani nach Bangkok



Wir freuen uns auf Bangkok und die Kulturroute. Nach der eindrucksvollen Zeit in Indien hat es gut getan, dass wir gleich in die Sonne zum Auftanken geflogen sind. Jetzt haben wir aber große Lust auf Abwechslung.

Nach dem Packen und Frühstücken checken wir aus. Das Hotel hat uns sehr gut gefallen, was auch am niedrigen Aktionspreis für die Übernachtung lag. Das Zimmer war bislang das schönste auf der Reise. Trotzdem hatte man das Gefühl, dass das „Blue Hill Resort“ kaum gebucht wird. Wir haben während unserer Zeit hier nur vier bis sechs andere Gäste gesehen.

Der Pickup sollte um 9:00 Uhr abfahren, damit wir ohne Eile vor Abfahrt der Fähre um 10:00 Uhr noch die Tickets kaufen können. Die Fahrt vom Hotel zum Pier dauert normalerweise ca. 10-15 Minuten. Er steht tatsächlich pünktlich abfahrbereit vor dem Ausgang, allerdings muss zuerst ein anderer Hotelgast in die andere Himmelsrichtung nach Hat Rin zu seiner Fähre gebracht werden. Das würde nur fünf Minuten dauern. Okay, kein Problem. Also steigen der Fahrer, drei Hotelgäste, ein Mitarbeiter aus dem Restaurant und eine weitere Mitarbeiterin, die voller Freude verkündet, dass sie nur zum Spaß mitfahre, ein. Nach zehn Minuten haben wir zwar den anderen Hotelgast abgeliefert, halten aber auf dem Rückweg ins Hotel noch in Hat Rin an. Der Grund: zwei Plastiktüten, gefüllt mit frischer Milch werden am Straßenrand gekauft und ein kurzer Plausch gehalten. Das hat wiederum zur Folge, dass wir 25 Minuten nach Abfahrt wieder am Hotel halten, weil a) die Milch mit dem Restaurant-Mitarbeiter ins Restaurant muss und b) die andere Mitarbeiterin eine dritte Mitarbeiterin sieht und diese überredet, mit nach Thong Sala zu fahren. In dieser Konstellation erreichen wir aber zu unserer Erleichterung 50 Minuten nach Abfahrt den Pier. Da vorne sei unsere Songserm-Fähre, erklärte unser Fahrer. Verwirrung. Wir wollen doch aber die Raja-Fähre nehmen?! Ein bestürztes Gesicht und die Antwort, dass wir dann schnell zum anderen Pier fahren müssen, folgen. Dort angekommen, mittlerweile ist es kurz vor 10:00 Uhr, sehen wir überhaupt gar keine Fähre, aber dafür umso mehr Schilder mit der Aufschrift „Songserm“. In diesem Moment pausiert die andere Mitarbeiterin ihr hitziges Gespräch mit der dritten Mitarbeiterin und fragt uns, ob wir denn nicht mit der Raja-Fähre fahren wollten? Ja, etwas anderes hat doch nie jemand behauptet! Sie dreht sich zum Fahrer um und stellt fest, dieses Pier hier ist falsch, das vorherige war der richtige Abfahrtsort. Um diesen Umweg reicher, fahren wir im Schneckentempo zurück zum anderen Pier, springen aus dem Auto, lösen ein Ticket am Raja-Ticketschalter und betreten die Fähre, die nach uns die Türen schließt und ablegt.

(Die heutigen Bilder sind alle mit dem iPhone aufgenommen, daher entschuldigt bitte die schlechte Qualität. Die Kamera war für den Reisetag tief weggepackt.)


Am Raja-Ticketschalter konnte man ein Ticket für die Fähre und für den Raja-eigenen Zubringerbus zum Bahnhof kaufen. Preis: 380 Baht. Zusammen mit den 100 Baht für den entspannten Pickuptransport liegen wir momentan bei nur 480 Baht pro Person. Mal sehen, ob uns noch das Zugticket einen Strich durch die Rechnung macht. Die Fahrt mit der Fähre selbst war ereignislos, wenn man davon absieht, dass uns vorher alle Travel Agencies enorme Verspätungen mit Raja prognostizierten, wir laut Fahrplan nach 2h30 in Donsak ankommen sollten und tatsächlich nach 2h29 am Festland anlegten.

Die Suche nach dem Zubringerbus gestaltete sich dann auch leichter als erwartet. Zwar gab es auf dem großen Parkplatz vor dem Pier eine Reihe von Bussen, Minivans und Songthaews, die natürlich alle jegliche Erwähnung des Namens „Raja“ vermieden, doch wurden wir nach wenigen Metern von einer Busschaffnerin energisch herüber gewunken, die ohne Probleme unsere Tickets akzeptierte und uns versicherte, zum Bahnhof zu fahren. Auf so einer Reise muss man lernen, ein Gefühl zu entwickeln, ob man es gerade mit einem dubiosen Schlepper oder dem identisch aussehenden Original zu tun hat. Wir glaubten diesmal an das Original.

Nachdem noch einige Thailänder und andere Touristen in den Bus stiegen, waren wir uns sicher, den richtigen erwischt zu haben. Das Gefühl verflüchtigte sich allerdings etwas, als wir alle nach einer Stunde mitten in Surat Thani an einem Busbahnhof (d.h. in Thailand am Straßenrand, vor einem Geschäft, das aussieht wie eine Travel Agency) aussteigen mussten. Kurz darauf wurde uns aber erklärt, dass wir nur in einen anderen Bus umsteigen müssen. Die halbstündige Wartezeit verbrachten wir damit, eine geschälte und in Stücke geschnittene Ananas von einem der fliegenden Motorrollerhändler für 20 Baht (= 50 Cent) zu verspeisen. Es war 14:00 Uhr als uns die freundliche (Raja-?Bus-?Travel Agency-?)Mitarbeiterin bat, ihr zu folgen, um 100m weiter um die Straßenecke in einen Minivan zu steigen, der uns nun endlich zum Bahnhof bringen würde. Eine halbe Stunde später standen wir mit unseren Rucksäcken vor dem Surat Thani Bahnhof.


Am Ticketschalter (der zu unserer Überraschung nicht wie eine Travel Agency aussah) konnten wir aus einer Auswahl von neun Zügen nach Bangkok wählen. Darunter auch der uns gestern von den Travel Agencies angepriesene Nachmittagszug, der Bangkok um 5:00 Uhr in der Früh erreichte. Wir entschieden uns lieber für den Expresszug mit Abfahrtszeit 21:04 Uhr, der Bangkok angenehmer um 08:35 Uhr erreichen sollte. Expresszug darf er sich nennen, weil er die 627km von Surat Thani nach Bangkok in 11,5 Stunden schafft. Das bedeutet atemberaubende 54 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Wir kaufen Tickets für die zweite Klasse mit Klimaanlage und Schlafplatz im „upper bed“, das im Vergleich zum „lower bed“ zwar kein Fenster hat und etwas kleiner ist, aber dafür weniger kostet. Jetzt kam unser Moment der Wahrheit: Was kostet die Zugfahrt und damit die Reise von Ko Pha Ngan nach Bangkok insgesamt? Das Zugticket liegt bei 680 Baht pro Person, womit wir alles zusammengerechnet 1160 Baht pro Person gezahlt haben. Im Ergebnis sparen wir dadurch 540 Baht (ca. 13,50 €) pro Person gegenüber dem Kombiticket der Travel Agencies, was mehr als ein Drittel unseres Tagesbudgets ist!

Die knapp sieben Stunden Wartezeit verbringen wir mit Blogschreiben in einem angrenzenden Kaffee und beim Essen an einer leckeren Garküche in einer Seitenstraße. 


Zurück am Bahnhofgleis setzen wir uns neben die wartenden Thailänder, darunter einige buddhistische Mönche in den typischen orangenen Gewändern, und ein paar anderen Rucksackreisenden. Es gibt ein paar Monitore, die entweder aus sind oder Werbung zeigen. Der aktuelle Zugfahrplan ist eine große handbeschriebene Tafel, die neben dem Office des „Station Masters“ steht. Abfahrtsgleise und Verspätungen sind in entsprechende Felder eingetragen. Abgesehen von unserem haben alle Züge eine Verspätungsmeldung von 20 bis 120 Minuten. Bevor ein Zug einfährt wird dreimal eine am Gleis hängende Glocke geläutet, gefolgt von einer Lautsprecherdurchsage, gefolgt von abermaligem dreimaligem Läuten. Fünf Minuten nach unserer planmäßigen Abfahrtszeit wird die Zugtafel aktualisiert: Jetzt haben auch wir 50 Minuten Verspätung.


Eine Stunde später liegen wir auf unseren gegenüberliegenden „upper beds“ 17 und 19 im Wagen 4 und wackeln und ruckeln Richtung Bangkok. 




Unsere großen Rucksäcke haben wir auf dem Boden im Gang deponiert und unsere Wertsachen über die kleine Leiter zum Kuscheln mit ins Bett genommen. 



Trotz des hellen Flurlichts ist Schlafenszeit, jedenfalls zeugt davon das Schnarchen unter unseren Betten. Das von einer Speisewagenmitarbeiterin kurz nach dem Einsteigen angepriesene Frühstück haben wir mit Blick auf die Preise nicht bestellt, trotz ihres entrüsteten „no breakfast for you?“. Unsere Schlafkojen ziehen wir mit einem Vorhang zu und legen uns in die bereitgelegte Bettwäsche. Während man noch darüber nachdenkt, ob heute die Fähre mehr gewackelt hat oder dieser Zug, schläft man bereits ein...

Fazit Tag 34:

Nach Flugzeug, Auto, Fahrradrikscha, Motorradrikscha, Bus, Minivan, Songthaew, Autofähre und Schnellboot fahren wir heute das erste Mal Zug auf dieser Reise.

Was haben wir heute gelernt? Man kommt in Thailand auch ohne vorherige Ticketbuchung gut von A nach B. Nach dem ersten Praxistest lohnt es sich, die einzelnen Tickets eigenständig ohne Zwischenmann direkt zu kaufen. Die von den Travel Agencies angebotenen (Kombi-)Tickets sind (wegen der anfallenden Provision) teurer. Der geringere Preis bedeutet aber mehr Aufwand und geringere Planungssicherheit beim Reisen.

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