Gefahrene Kilometer: 0,6.
Auf dem Rücken schwimmende Seeotter,
Wasserfälle, drei Wale, stinkende Seelöwen-Kolonien, zwei
verschiedene Arten von Puffins (Lunde), Weißflankenschweinswale
(sehen aus wie Delfine mit plattem Gesicht), Weißkopfseeadler über
dem Meer, darüber ein blauer Himmel und dahinter ein fünf Kilometer
breiter und 60 Meter hoher ins Meer kalbender Gletscher.
Keine schlechte Ausbeute für einen Tag
auf einem Boot. Auf der Lu-Lu Belle um genau zu sein.
Das
vergleichsweise kleine Ausflugsboot wird von ihrem bereits
pensionierten Kapitän Fred Myers zielsicher in den Prince William
Sound im Golf von Alaska gesteuert. Fred ist ein Unikat. Er erscheint
pünktlich um 11:00 Uhr zur Abfahrzeit am Steg, begrüßt jeden der
ca. 40 Gäste einzeln per Handschlag und erzählt auf der Tagestour
Geschichte um Geschichte.
Was auch nicht schlecht ist: Dank des
geringen Tiefgangs der Lu-Lu Belle können wir so nah an das
Highlight des Ausflugs herankommen, wie kein anderes Schiff: Es geht
zum Columbia Gletscher, dem bekanntesten, aber auf jeden Fall am
leichtesten zu erreichende Gletscher in den Chugach Mountains.
Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von
Valdez erklärt uns Fred, warum die vielen Fischkutter noch vor Anker
liegen.
Jedes Jahr werden die zurückkommenden, laichenden Lachse
gezählt. Erst wenn die Zähler mit der Menge der Schwärme zufrieden
sind, bekommen die Fischer das "go" für ein bestimmtes
Zeitfenster (12 oder 24 Stunden) raus aufs Meer zu fahren und zu
fischen. Dabei kommen wir auch an lokalen (und dem einen oder anderen
auch aus dem Fernsehen aus Serien auf D-MAX wie "Deadliest
Catch" oder die Shrimp-Fischer im arktischen Meer bekannten)
Berühmtheiten vorbei, die in ihren Booten im Winter im stürmischen
arktischen Meer nach Shrimps suchen.
Wenig später passieren wir die große
Endstation der mächtigen Trans-Alaska Pipeline. Das schwarze Gold
von Valdez, das Öl, wird hier in die Frachter verladen und weiter zu
den Raffinerien im südlichen USA verschifft.
Das Öl hat dabei eine
Reise von 800 (!) Meilen hinter sich. Es wird in Prudhoe Bay,
nördlich des Polarkreises an der Beaufortsee, gefördert. Allerdings
frieren dort im hohen Norden alle Häfen ein, sodass kein Schiff
ganzjährig Prudhoe Bay anlaufen könnte. Der erste ganzjährig,
eisfreie Hafen ist Valdez. Also bauen die Amerikaner einfach 800
Meilen von Pipelines quer durch Alaska und pumpen das Öl durch das
ganze Land. Etwa 380 Meilen verlaufen davon unter der Erde, der Rest
oberirdisch auf über 78.000 Pfeilern, die gekühlt im
Permafrost-Boden versenkt wurden. Sechs Tage Reisezeit, 13 Flüsse
und drei Gebirge später kommen zwischen 1,4 und 2,1 Millionen Barrel
Öl täglich in Valdez an.
Solche interessanten Geschichten sind
aber nur das Rahmenprogramm für die Hauptattraktionen dieser
Bootsfahrt: das sind die Tierwelt und die Landschaft von Valdez.
Bei
erstaunlich geringem Wellengang genießen wir die Bergkulisse am Golf
von Alaska. Mit Mütze, Handschuhen, Fleece, Jacke und heißem Kaffee
kann man es auch gut ganz oben auf dem Ausguck des Bootes aushalten.
Von dort sehen wir zum Beispiel gleich zu Beginn die Seeotter, die
super gechillt auf dem Rücken im Meer treiben, vorbeifahrende
Schiffe beglotzen und aussehen, als ob sie sich dabei den Bauch
kraulen.
Walters persönliches Highlight war die
Suche nach den Buckelwalen.
Hin und wieder haben wir eine
Rückenflosse aus dem Wasser auftauchen, einen Wasserstrahl in die
Luft schießen und vor dem Abtauchen eine mächtige Schwanzflosse aus
dem Wasser kommen sehen.
Sieht man die Schwanzflosse, weiß man, dass
der Wal wieder auf Tauchgang geht. Bis zu 45 Minuten lang. Das macht
es den Fotografen nicht gerade leicht, schnell ein gutes Foto zu
schießen.
In den Buchten sehen wir kleine
Puffins,
übel schreiende und riechende Seelöwen
und majestätische
"Bald Eagle".
Und dann kommen die ersten untrüglichen
Anzeichen für den großen Gletscher: Eisschollen. Kleine Eisberge.
Das Eis dieser Gletschersplitter schimmert in einem so klaren und
starken blau, dass es sich deutlich von seiner Umgebung abhebt.
Und
aus den ersten Anzeichen wird schnell ein dichtes Eismeer, durch das
sich die Lu-Lu Belle zielsicher durchmanövriert.
Der mächtige
Columbia Gletscher ist schon Meilen früher zu sehen. Bereits mit 10
Kilometern Abstand kann man seine Größe und Urgewalt erahnen.
Dieser drittgrößte Gletscher Alaskas ist etwa fünf Kilometer
breit. Beeindruckend ist jedoch, wenn man wie wir davor anhält, die
blaue Wand, die sich in der Größe eines Hochhauses vor einem
erhebt.
Und dann wird still gewartet. Bis es
ein Knall durch die Bucht jagt und ein riesiges Stück dieses
Gletschers aus dieser Wand ablöst und mit großem Getöse ins Meer
fällt.
Das Kalben der Gletscher. Es kann dann noch gut eine Minute
dauern, bis die dadurch ausgelösten Wellen das Boot erreichen und
die Lu-Lu Belle schaukeln lassen.
Die Rückfahrt verbringen wir bei einem
typisch gesunden amerikanischen Essen (einem Chili Dog: Hot Dog mit
Chili con Carne, geschmolzenen Käse und Zwiebeln überträufelt) und
dem Ausblick auf eine Schule (?) von "dall's porpoises", zu
deutsch das wunderschöne Wort Weißflankenschweinswale, die wie
Delfine aussehen, und einige Kilometer unser Boot begleiten.
Zurück im Hafen von Valdez stellen wir
fest, dass Fred uns fast zehn Stunden durch den Prince William Sound
geschaukelt hat (trotz der "nur" gebuchten acht Stunden),
dass die 125 US-$ p.P. eine gut angelegte Investition waren und dass
uns Fred mit einem guten Gefühl und per Handschlag in den Abend
entlässt.
Fazit Tag 8:
Wer hätte gedacht, dass man in Alaska Sonnenbrand bekommen kann.
UPDATE: Ein Gletscher Video-Extra...
Wer hätte gedacht, dass man in Alaska Sonnenbrand bekommen kann.
UPDATE: Ein Gletscher Video-Extra...
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