Freitag, 15. Juli 2016

Talkeetna in den Denali Nationalpark


Gefahrene Kilometer: 314,7.

Denali bedeutet "der Große" in der Sprache der Athabaska-Indianer. Eine treffende Bezeichnung für den mit 6.194 Metern höchsten Berg Nordamerikas. Dabei heißt er erst seit kurzem wieder Denali. Viele Jahre kannte man ihn nur unter Mount McKinley, benannt nach einem eher unbekannten US-Präsidenten. Der Gipfel dieses weißen Giganten steckt etwa 200 Tage im Jahr in den Wolken und ist dann nicht zu sehen. Um ihn herum erstreckt sich der gleichnamige US-Nationalpark, der mit seiner weitläufigen Landschaft und der Tierwelt von Arctic Ground Squirrel über Dallschafe zu Grizzly-Bären besticht.


Aber bevor wir den Eingang des Nationalparks passieren konnten, mussten wir erst einmal den Morgen auf unserem Campground überstehen. Um genau zu sein das Duschen. Schon mal versucht mit 16 Quartern (= 25 Cent Stücke) eine Dusche erfolglos in Gang zu bekommen, daraufhin den unfassbar schlecht gelaunten Campground Besitzer zu rufen (O-Ton nach mehrmaligem Rufen: "What do you want?!"), der dann grummelig mit einer Knarre am Hosenbund (Unverständliches nuschelnd) an dir vorbeimarschiert und die Dusche anwirft? Falls dir genau das schon einmal passiert ist, weißt du ja, wie schnell man duschen, sich anziehen, den Motor anwerfen und den Campingplatz verlassen kann. Fairerweise muss wohl an dieser Stelle erwähnt werden, dass wir den Inhaber dieses Etablissements beim morgendlichen Zeitunglesen gestört haben. (Offensichtlich muss man aber da bereits eine Waffe griffbereit haben.)

Ehe wir uns versehen, sind wir aber wieder auf dem Parks Highway und genießen die schöne Straßenführung. Und am "Denali Viewpoint South" merken wir, dass wir einen der wenigen fast wolkenfreien Tage erwischt haben: Der Große präsentiert sich uns überaus freigiebig. Am Denali ist vermutlich so beeindruckend, dass er sich gefühlt aus dem Nichts, also aus dem Flachland erhebt. Ihn umgibt keine Riesengebirge, das den Eindruck seiner Höhe abmildern könnte.


Dann erreichen wir den Nationalpark und steuern zunächst das Visitor Center an. Hier gibt es Infos über den Park, eine interessante Ausstellung über seine Bewohner und die Anmeldung für die sog. "Disco Hikes": Das sind ("Discovery") Wanderungen, von einem Ranger geführt, die querfeldein durch den Park gehen. Wir wählen die anstrengende Variante mit 1.100 Höhenmetern und 5-7 km Länge und freuen uns darauf, in zwei Tagen dafür am Campground mit einem Bus abgeholt zu werden.

Der zweite Stop nach dem Visitor Center sollte dann das Wilderness Access Center sein: Hier bezahlt man für seinen Campingplatz, den man hoffentlich schon reserviert hat, und reserviert bzw. bezahlt das Ticket für den Ausflugsbus. Wieso eigentlich Ausflugsbus? Weil die über 100km lange Stichstraße, die in den Nationalpark führt, nach wenigen Kilometern für den Privatverkehr gesperrt ist. Um den Park wirklich zu sehen, muss man entweder eine Tour in einem Bus mit Reiseführer oder in einem grünen Bus ohne Kommentator buchen. Letztere sind aber durchaus beliebt, weil die Busfahrer auch eine Menge über den Park erzählen können. Wenn sie denn Lust haben. Die Busse selbst sehen wie amerikanische Schulbusse aus und verfügen entsprechend über keinen besonderen Komfort.

Wir haben eine grüne Bustour für den nächsten Tag gebucht, die bis zum Eielson Visitor Center fährt (4h hin und 4h zurück). Theoretisch kann man jederzeit aussteigen und einen anderen Bus wieder zurücknehmen. Einen garantierten Sitzplatz hat man allerdings nur in dem Bus mit der vorher gewählten Uhrzeit.

Es gibt im Denali drei große Campingplätze. Den Riley Creek am Parkeingang, den Savage River an Meile 13 am Ende der Straße für den Privatverkehr und den Teklanika River. Wir haben den "Tek" gebucht. Das Besondere an ihm ist, dass man für min. 3 Nächte buchen muss, der Platz an Meile 29 liegt und man damit mit dem eigenen Auto weiter in den Park darf und dass man dadurch bei den morgendlichen Busfahrten erst 1h10 später in den Bus zusteigen kann. Der Preis dafür ist allerdings, dass man während seines Aufenthalts nicht wieder zum Parkeingang zurückkehren darf (ohne dass man wieder neue Tickets kaufen muss). Daher gibt es für uns am Wilderness Access Center das Busticket für den 6:30 Uhr Bus (der uns dann um 7:40 am Campingplatz aufsammelt), die Genehmigung, um mit dem Auto in den Park zu fahren, und die Campingplatz-Reservierung.

Nach so viel Organisatorischem stärken wir uns das letzte Mal für die nächsten Tage in einem Lokal, das ein echter (Geheim-)Tipp ist. In Healy (also ein paar Meilen nördlich des Parkeingangs die Straße Richtung Fairbanks nach Norden) steht Rose's Cafe, ein sympathisches kleines Diner, das auch hervorragendes Frühstück anbietet. Das testen wir natürlich. Und sind von der Größe der Kinder (!) Pancakes umgehauen.



Am Nachmittag begeben wir uns auf den Weg in den Park. 


Unterwegs kann man für 5 $ im Riley Creek Campground noch einmal dumpen, denn das geht nicht mehr im Teklanika. Heute ist der erste richtige Regentag, den wir hier erleben. Bisher war das Wetter für Alaska und den Yukon ausgesprochen gut. Wir hatten uns darauf eingestellt, dass Tage wie heute der Standard seien.

Am Check-Point für den Privatverkehr zum Tek zeigen wir einem Ranger unsere Genehmigung. Dabei erzählt er uns, warum Teile des Savage Rivers Campgrounds und die dortigen Wanderwege vorübergehend gesperrt seien: "due to human-bear-interactions". Wegen Mensch-Bär-Interaktionen, die dort vor kurzem stattgefunden haben. Selbstverständlich fragen wir ihn darauf, was man sich denn unter solchen "interactions" vorstellen muss? Nun ja, seinem Bericht zu Folge hat die Geschichte seinen Anfang genommen, als vor einigen Wochen ein Bär auf einen Teil des Campingplatzes spaziert ist, auf ein paar Touristen getroffen ist, die dann voller Panik mit ihrem Rucksack nach ihm geworfen haben und abgehaut sind. Der Rucksack war für den Bären ein tolles Spielzeug und überdies gab es dadrin auch etwas zu essen. Das führt bei einem Bären dazu, dass er von nun an Menschen mit Futter assoziiert. Was problematisch für zukünftige Begegnungen sein könnte. (In der Regel werden solche Bären, oder Bären die Menschen angegriffen haben, erschossen, um weiteres Ungemach zu vermeiden. Davon kann man halten, was man will.) Dieser Bär wurde nicht gefunden, der Campingplatz für einige Tage gesperrt. Pünktlich zum Unabhängigkeitstag musste er aber wieder geöffnet werden. Und was passiert am ersten Tag? Genau, der Bär spaziert wieder in den Campingplatz. Ein paar Touristen sehen, wie der Bär in einiger Entfernung auf sie zukommt. Anstatt sich zurückzuziehen oder Lärm zu machen, werfen sie sich auf den Boden und spielen tot. Das ist gar nicht mal albern, sondern eine offiziell empfohlene Verhaltensweise von Rangern. Wenn der Bär dich angreift. Und dich bereits berührt! Erst dann. In dieser Geschichte kam der Bär neugierig näher und schaute sich die Touristen natürlich einmal an. Mit den Worten des Rangers ist am Ende nichts Schlimmes passiert, keine schwerwiegenden Verletzungen bei den Besuchern, "the bear just nibbled a little bit on the tourist", der Bär hat also nur etwas an ihnen geknabbert!


Zur Beruhigung können wir berichten, dass wir auf den 29 Meilen zum Campingplatz (für die wir 1 Stunde gebraucht haben) keine Bären gesehen haben. Und auch der Teklanika war bärenlos, dafür aber schön an einem Fluss gelegen. Wenn auch nicht ganz klein, denn es gibt hier 52 Stellplätze, die einigermaßen nah beieinander liegen.

Für morgen stellen wir ausnahmsweise den Wecker. Wir werden um 7:40 Uhr von unserem Bus abgeholt.

Fazit Tag 13:

Wir haben den Denali gesehen!



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