Donnerstag, 7. Juli 2016

Haines nach Tok

Gefahrene Kilometer: 725,7 (!).

Zu Beginn dieses Tages steht es 2:0. Wie wir später erfahren werden, leider nicht für Deutschland. Sondern für Walter. Gegen Christina. In Sachen Tiersichtungen. Am Ende dieses Tages wird er seine Führung sogar ausgebaut haben.


Zunächst wird aber gefrühstückt. Wir verlassen unseren Campingplatz direkt nach dem Aufwachen und fahren eine Meile runter an die Lutak Road und bereiten dort unser Porridge vor.


Den Ausblick dabei könnten wir auch gern öfter haben: ein schöner Fluss eingerahmt von Bergen und Angler auf der Suche nach Fisch. Aber leider keine Bären. Spätestens im September kann man nicht mehr getrost das Auto verlassen, weil Straße und Flussufer von unzähligen Grizzly-Bären gesäumt sind, die Jagd auf die laichenden Lachse machen. Heute am 7. Juli warten wir jedoch vergeblich.

Nicht weiter schlimm, denn wir haben noch viel Weg vor uns: Das Wetter ist gut, wir haben noch Lust am Autofahren und wir wollen den Extratag durch die Anreise nach Haines auf dem Landweg wieder reinholen.


Deswegen ist unser Tagesziel Tok, Alaska. Dafür reisen wir zunächst wieder nach Kanada ein, um dann wieder auszureisen.


Auf dem Weg bis zur Grenze sehen wir noch zwei Bald Eagle am Straßenrand. Die Grenze passieren wir in wenigen Minuten. No firearms, no alcohol except a bottle of wine, no cash in an amount exceeding 10,000 $.

Und immer wieder "Construction" Schilder.


Langsamer fahren und dann vor einem Bauarbeiter mit einem Stop-Schild anhalten. Sobald der Gegenverkehr durch die Baustelle gekommen ist, wird mit dem Kollegen per Funkspruch der Verkehr umgedreht. So wie die Vegetation ist auch für die Straßen der hier im Norden omnipräsente Permafrost der entscheidende Umwelteinfluss. Sobald ein Boden mehr als 2 Jahre gefroren ist, nennt man in Permafrost. Dabei kann es aber vorkommen, dass die obere Erdschicht für einige Meter wieder schmilzt. Das wurde beim Bau des historischen Alaska Highways und der anderen Straßen nicht bedacht und für keine Wärme-Isolierung gesorgt. Deswegen ist die Straße im Laufe der Jahre an vielen Stellen beim Schmelzen abgesackt und diese Stellen müssen ausgebessert werden. So oder so fühlt man sich immer wieder an den Wellengang auf einem Schiff erinnert, wenn man mit dem Auto hoch und runter hüpft.

Dann ist es bereits früh auf unserer Rundreise soweit: Ungefähr als das Spiel Deutschland gegen Frankreich angepfiffen wird, tritt Walter in die Bremsen, Christina wacht auf und beide sehen am Straßenrand, zwischen Asphalt und Waldrand, wie ein Schwarzbär genüsslich eine Mahlzeit zu sich nimmt.


Es ist immer wieder ein beeindruckendes Schauspiel, wilde Tiere in ihrer natürlichen Umwelt zu treffen und zu beobachten. Obwohl kleiner als ein Grizzly ist auch dieser Schwarzbär von erstaunlicher Größe. Genau dafür sind wir hier im Yukon & Alaska.



Wenig später sind wir in Haines Junction und laden unsere Akkus in der urigen Village Bakery mit leckerem (aber wie überall hier schwachem) Kaffee und Brownie und Apple Crumble auf. Über das Internet erfahren wir, dass der italienische (!!) Schiedsrichter wegen Schweinis Handspiel einen Elfmeter für Frankreich pfeift, Griezmann trifft und zu allem Übel auch noch Boateng ausgewechselt werden muss. Wir können nicht lange trauern, sondern fahren mit Höchsttempo von 90 bis manchmal 110 km/h weiter Richtung Norden.

Wo wir auf den Kluane Lake treffen. Dieser immens große See wurde stark durch die letzten Gletscher geprägt. Nachdem sich die letzten Eismassen zurückgezogen hatten, veränderte sich die Fließrichtung des Wassers und der See suchte sich einen neuen Abfluss.


Schließlich sind wir wieder an der Grenze. Alaska zum zweiten.


Problemfracht heute: Zitrusfrüchte. Haben wir aber glücklicherweise nicht an Bord. Dafür gewinnen wir wieder eine Stunde Zeit und tanken an der nächsten Tankstelle voll. Dieser Reiseführer-Ratschlag ist uns mittlerweile auch in Blut übergegangen: Sobald man eine Tankstelle sieht, sollte man auch tanken. Wer weiß, wann die nächste kommt.

Die Landschaft verändert sich.


Draußen sehen wir eine Taiga an uns vorbeiziehen, die mit vielen kleinen, streichholzförmigen Bäumen bewaldet ist. Dabei fahren wir immer schön dem schlechten Wetter weg. Die Entfernungen und die Distanzen sind hier oben im Norden so groß, dass man wunderbar die verschiedenen Wetterfronten und Regengebiete mit dem Auge erspähen kann.

Nach über 700 km haben wir unser Tagesziel in Tok erreicht: der Sourdough RV Campground, der mit viel Liebe, alten Fotos und urigen Bildern eingerichtet ist. Heute schließen wir uns mal am Strom an und genießen Luxus vor dem Schlafengehen: eine lange heiße Dusche!


Fazit Tag 5:

Es steht 3:0 für Walter in Sachen Tiersichtungen.


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