Gefahrene Kilometer: 252,3.
Der Wassertank ist immer noch nicht
leer. Wir sind schon 5 Tage unterwegs und die Anzeige steht weiterhin
beharrlich bei 2/3. Dafür ist der Gray Water Tank nach einmal
Händewaschen bereits zu 1/3 voll. Der Black Water Tank braucht zwei
Spülungen für 1/3, hält dann aber mindestens doppelt so lange bis
er die 2/3 Marke erreicht. Wichtige Informationen für das Leben in
einem Camper. Wir füllen heute trotzdem den Wassertank auf.
Sicherheitshalber.
Nach einem leckeren Frühstück im
Sourdough RV Park
mit Pancakes, kanadischem Ahornsirup und gebratener
Rentierwurst (sehr zu empfehlen!)
machen wir ein paar Einkäufe in
Tok. Tok ist eine kleine, betriebsame Stadt am Kreuzungspunkt der
vier wichtigsten Straßen für eine Alaska-Yukon Rundreise. Sozusagen
im Mittelpunkt der "klassischen 8". So sehen wir nicht nur
einige Touristen, sondern auch viele Locals, die wohl von weiter
entfernten, einsamen Homesteads zum Wocheneinkauf in die Stadt
trudeln. Nur echt mit verwaschenem Dialekt und Sechsmonatsbart. Nur
sehr böse Zungen würden hier an das Wort Hillbillys denken.
Unsere wichtigste Besorgung:
Bärenspray. Nicht zum Anlocken, sondern zum Loswerden. Sollte es
nämlich trotz Bärenglöckchen und lauten, schlecht gesungenen
Wanderliedern dazu kommen, dass sich ein Bär uns zu sehr nähert,
soll dieses Spray einen Angriff abwehren. Reichweite für 40 US-$: 10
Meter.
Warum gerade heute Bärenspray? Weil
wir auf die Nabesna Road fahren.
Die Nabesna Road ist eine berühmte
Sackgasse, die ein Stück weit in den riesigen Wrangell-St. Elias
Nationalpark führt. Sie ist zum großen Teil eine wacklige
Schotterpiste mit vielen Schlaglöcher. Dafür ist sie aber wenig
besucht und bietet einen Blick in ein Stück wilde, unberührte
Natur.
Die 68 km lange Nabesna Road wurde gebaut, um eine Erzmine zu
versorgen. Entlang der Straße hatten sich zeitweise bis zu 800
Menschen niedergelassen. Sie waren dem Regierungsaufruf zum
Einrichten von Homesteads gefolgt, d.h. Land fast geschenkt zu
bekommen, wenn man dieses sinnvoll und dauerhaft bewirtschaftet. Die
meisten haben allerdings den kargen Boden und die harten Winter
unterschätzt. Nur kurze Zeit später waren es 50 Menschen, die
ganzjährig in der Nähe der Straße wohnten und wohnen.
All das erfahren wir in der Ranger
Station am Beginn der Straße und aus dem CD-Audioguide, der uns die
68km begleitet. Er und die Rangerin in der Station warnen uns auch
vor den schwierigsten Passagen auf der Nabesna Road: Wir müssen 3
Flüsse überqueren, von denen man nie wissen kann, wie hoch und
stark das Wasser gerade fließt.
2 davon sind nur kleine Bäche. Und von
dem 3. lassen wir uns trotz unserem Gewicht nicht abschrecken: Wir
schalten das erste Mal auf 4x4 um und überqueren im Ergebnis ohne
Probleme die Furt.
Wir können den Abstecher nach Nabesna
nur empfehlen: Der Blick auf die Berge des Wrangell-St. Elias
Nationalpark, Mount Sanford und Mount Drum, ist überragend.
Die
Landschaft unterwegs ist vielfältig und beeindruckend. Menschen
trifft man nur wenige an den entlang der Straße gelegenen
Campgrounds.
Und wer trotzdem noch ein Auge für die vielen
Schlaglöcher hat und immer wieder langsam fährt, der kann diesen
Ausflug in Alaskas Natur auch genießen.
Eine Übernachtung an einem der
Campgrounds entlang der Nabesna Road sparen wir uns für unseren
nächsten Alaska Urlaub auf. Stattdessen fahren wir den Tok Cut-off
weiter und parken am Grizzly Lake RV Park direkt an einem
wunderschönen See.
Grizzlys sehen wir hier aber keine. Und viel
wichtiger: auch keine Stechmücken. Die gab es komischerweise an der
Nabesna Road zuhauf. Wir lernen die nette Mitinhaberin Cathy Knighten
kennen, die uns sofort sympathisch ist, weil sie erst vor wenigen
Jahren gute Freunde in Hamburg besucht hat und dabei zum
Hafengeburtstag in Blankenese "chicken" und "Spargel"
gegessen haben will. Die exotischsten Gäste in diesem Jahr sind wir
dennoch nicht: Laut ihrer Strichliste sind dies Besucher aus Namibia
und Liechtenstein.
Fazit Tag 6:
Wer Einsamkeit sucht (und ein
Reserverad dabei hat), ist auf der Nabesna Road genau richtig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen