Freitag, 8. Juli 2016

Tok zum Grizzly Lake


Gefahrene Kilometer: 252,3.

Der Wassertank ist immer noch nicht leer. Wir sind schon 5 Tage unterwegs und die Anzeige steht weiterhin beharrlich bei 2/3. Dafür ist der Gray Water Tank nach einmal Händewaschen bereits zu 1/3 voll. Der Black Water Tank braucht zwei Spülungen für 1/3, hält dann aber mindestens doppelt so lange bis er die 2/3 Marke erreicht. Wichtige Informationen für das Leben in einem Camper. Wir füllen heute trotzdem den Wassertank auf. Sicherheitshalber.

Nach einem leckeren Frühstück im Sourdough RV Park 




mit Pancakes, kanadischem Ahornsirup und gebratener Rentierwurst (sehr zu empfehlen!) 


machen wir ein paar Einkäufe in Tok. Tok ist eine kleine, betriebsame Stadt am Kreuzungspunkt der vier wichtigsten Straßen für eine Alaska-Yukon Rundreise. Sozusagen im Mittelpunkt der "klassischen 8". So sehen wir nicht nur einige Touristen, sondern auch viele Locals, die wohl von weiter entfernten, einsamen Homesteads zum Wocheneinkauf in die Stadt trudeln. Nur echt mit verwaschenem Dialekt und Sechsmonatsbart. Nur sehr böse Zungen würden hier an das Wort Hillbillys denken.

Unsere wichtigste Besorgung: Bärenspray. Nicht zum Anlocken, sondern zum Loswerden. Sollte es nämlich trotz Bärenglöckchen und lauten, schlecht gesungenen Wanderliedern dazu kommen, dass sich ein Bär uns zu sehr nähert, soll dieses Spray einen Angriff abwehren. Reichweite für 40 US-$: 10 Meter.

Warum gerade heute Bärenspray? Weil wir auf die Nabesna Road fahren.


Die Nabesna Road ist eine berühmte Sackgasse, die ein Stück weit in den riesigen Wrangell-St. Elias Nationalpark führt. Sie ist zum großen Teil eine wacklige Schotterpiste mit vielen Schlaglöcher. Dafür ist sie aber wenig besucht und bietet einen Blick in ein Stück wilde, unberührte Natur. 


Die 68 km lange Nabesna Road wurde gebaut, um eine Erzmine zu versorgen. Entlang der Straße hatten sich zeitweise bis zu 800 Menschen niedergelassen. Sie waren dem Regierungsaufruf zum Einrichten von Homesteads gefolgt, d.h. Land fast geschenkt zu bekommen, wenn man dieses sinnvoll und dauerhaft bewirtschaftet. Die meisten haben allerdings den kargen Boden und die harten Winter unterschätzt. Nur kurze Zeit später waren es 50 Menschen, die ganzjährig in der Nähe der Straße wohnten und wohnen.




All das erfahren wir in der Ranger Station am Beginn der Straße und aus dem CD-Audioguide, der uns die 68km begleitet. Er und die Rangerin in der Station warnen uns auch vor den schwierigsten Passagen auf der Nabesna Road: Wir müssen 3 Flüsse überqueren, von denen man nie wissen kann, wie hoch und stark das Wasser gerade fließt.


2 davon sind nur kleine Bäche. Und von dem 3. lassen wir uns trotz unserem Gewicht nicht abschrecken: Wir schalten das erste Mal auf 4x4 um und überqueren im Ergebnis ohne Probleme die Furt.


Wir können den Abstecher nach Nabesna nur empfehlen: Der Blick auf die Berge des Wrangell-St. Elias Nationalpark, Mount Sanford und Mount Drum, ist überragend. 



Die Landschaft unterwegs ist vielfältig und beeindruckend. Menschen trifft man nur wenige an den entlang der Straße gelegenen Campgrounds. 



Und wer trotzdem noch ein Auge für die vielen Schlaglöcher hat und immer wieder langsam fährt, der kann diesen Ausflug in Alaskas Natur auch genießen.



Eine Übernachtung an einem der Campgrounds entlang der Nabesna Road sparen wir uns für unseren nächsten Alaska Urlaub auf. Stattdessen fahren wir den Tok Cut-off weiter und parken am Grizzly Lake RV Park direkt an einem wunderschönen See. 


Grizzlys sehen wir hier aber keine. Und viel wichtiger: auch keine Stechmücken. Die gab es komischerweise an der Nabesna Road zuhauf. Wir lernen die nette Mitinhaberin Cathy Knighten kennen, die uns sofort sympathisch ist, weil sie erst vor wenigen Jahren gute Freunde in Hamburg besucht hat und dabei zum Hafengeburtstag in Blankenese "chicken" und "Spargel" gegessen haben will. Die exotischsten Gäste in diesem Jahr sind wir dennoch nicht: Laut ihrer Strichliste sind dies Besucher aus Namibia und Liechtenstein.

Fazit Tag 6:


Wer Einsamkeit sucht (und ein Reserverad dabei hat), ist auf der Nabesna Road genau richtig. 


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