Montag, 18. Juli 2016

Fairbanks nach Tok

Gefahrene Kilometer: 383.

Fairbanks ist das Tor zu Alaskas Norden.Von hier aus kann man auf dem Dalton Highway, der schlechtesten also für das Auto gefährlichsten Straße Alaskas (jahreszeitbedingt) über 666 Kilometer zu den Ölfeldern an die Prudhoe Bay fahren. Oder man bucht einen Flug an die Beringsee um sich Städte wie Kotzebue anzusehen.


Wir nutzen den Regentag lieber, um uns das Museum of the North der University of Alaska anzusehen. Angeblich Alaskas architektonischer Meilenstein. Mit Sicherheit aber ein sehr interessantes und toll ausgestattetes Info-Zentrum. Im Erdgeschoss findet sich die Ausstellung zur Geschichte und Natur des hohen Nordens, im ersten Stock eine Kunstgalerie. 


Neben beeindruckenden ausgestopften Bären lernen wir eine Menge über "Beringia", die Landmasse der letzten Eiszeit, die als Brücke zwischen Asien und Amerika diente. Wir erfahren wie schwierig es war, den Kauf Alaskas von den Russen im eigenen Land politisch durchzusetzen und welch' beeindruckende Leistung es war, die Trans-Alaska Pipeline zu bauen. Natürlich dürfen auch prächtige Gold-Nuggets nicht fehlen.


Bevor wir uns die Pipeline aus der Nähe anschauen, ist es Zeit für eine Mahlzeit. Und was essen wir am liebsten? Genau, ein spätes Frühstück. An dieser Stelle sei das "Cookie Jar" in Fairbanks von uns empfohlen. Dort hatten wir auch den ersten richtig guten (also starken) Kaffee der Reise!


Schon verrückt, wie uns diese Öl pumpenden Rohre meilenweit am Straßenrand begleiten. Auf Stelzen verlegt, damit das warme Metall nicht den Permafrostboden schmilzt und die ganze Konstruktion einsinken lässt. 


An dieser Stelle mussten die Planer den Tanana-Fluss überqueren. Das ist die zweitlängste Brücke (der 13 Brücken insgesamt) auf dem 800 Meilen Weg von Norden nach Süden.


Von Flüssen ist auch die Landschaft um uns herum geprägt. Viele mächtige, breite Flüsse und Flusssysteme durchziehen diese Gegend. Man kann sich gut vorstellen, wie ein Auswanderer ohne Ausrüstung vor so einem Naturhindernis steht und nicht weiß, wie es weitergehen soll.


Und urplötzlich gehen Kindheitsträume in Erfüllung: Wir stehen unvermittelt am Nordpol / North Pole! Wie jedes (amerikanische) Kind weiß, wohnt hier der Weihnachtsmann. Wenige Augenblicke später begrüßt uns auch eine überlebensgroße Version von Santa Clause gleich neben seinem Santa Clause House. 


Wer sich also schon immer gefragt hat, wo die Wunschzettel landen: Genau hier in North Pole, Alaska.


Danach erreichen wir Delta Junction. An dieser Abzweigung führt der Richardson Highway, auf dem wir bislang unterwegs waren, nach Süden bis nach Valdez. Die andere Straße, die in Delta Junction offiziell endet, ist die berühmteste Straße im hohen Norden: Der ALCAN, der Alaska-Canada Highway. Diese Straße hat Alaska und den Yukon erst mit dem restlichen Kontinent verbunden. Am Visitor Center steht ein kleines Monument, das uns mitteilt, das hier nach 1.422 Meilen Asphalt und Schotter auf unwägbarem Permafrostboden Schluss ist. 


1942 wurde mit dem Bau der Straße begonnen. Auslöser war die Bombardierung von Pearl Harbor und die plötzliche Erkenntnis, den Nordwestzipfel des Landes den Japanern nicht ungeschützt auszuliefern. Nur 8 Monate und 12 Tage nach Baubeginn war die Straße fertig.



Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wer sich eine Karte bei googlemaps oder gerne auch eine richtige Landkarte zur Hand nimmt, der kann sehen, was wir auf dem Abschnitt ab Delta Junction Richtung Tok sehen: Eine schnurgerade Linie an Asphalt. Soweit der Horizont reicht. Und darüber hinaus. Selten so lange geradeaus gefahren.


Einschlafen sollte man trotzdem nicht. Denn dann würde man verpassen, wie vor einem ein Schwarzbär in einem ziemlich lustigen Laufstil über die Straße rennt und im Wald verschwindet. Oder man hält Ausschau nach den Waldbränden, von denen wir im Visitor Center erfahren haben. Wir konnten diese Info zunächst gar nicht glauben, da es draußen den ganzen Tag (und wohl auch die letzten Tage) regnet. Das stört die Brände in der Nähe von Delta Junction und Tok allerdings nicht. Angeblich kann das Feuer unter der Erde entlangrasen und an einer ganz anderen Stelle wieder zum Vorschein kommen. Glücklicherweise bekommen wir das nicht zu sehen.

Wer in dieser Gegend einen Snack sucht, dem sei die "Delta Meat & Sausage Co." empfohlen. Im Verkaufsraum dieser Fleischerei kann man die verschiedenen Würstchen und Fleischsorten probieren und ein paar abgepackte Versionen von "Alaska Grown Homemade Sausages from Reindeer, Buffalo, Elk, Yak, Beef & Pork" mitnehmen. Faszinierend sind aber auch die an der Wand hängenden Fotos von den Inhabern, wie sie mit Gewehr neben geschossenen Bären, Büffel oder Hirschen posieren.

Am Abend erreichen wir Tok. Zum zweiten Mal auf unserer Reise. Im Mittelpunkt der von uns gefahrenen 8 übernachten wir wieder im Sourdough RV Campground. Hier essen wir nicht nur ein leckeres hausgemachtes Chili in einer Schüssel aus Sauerteigbrot, 


sondern dürfen auch von der typisch amerikanischen Gastfreundschaft profitieren: Die Inhaber teilen mit uns frisch in Valdez gefangenen Heilbutt, den sie mit Freunden am Nachbartisch als Dinner vorbereitet haben.

Fazit Tag 16:


Spicy Reindeer-Würstchen gehen immer.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen