Gefahrene Kilometer: 383.
Fairbanks ist das Tor zu Alaskas
Norden.Von hier aus kann man auf dem Dalton Highway, der
schlechtesten also für das Auto gefährlichsten Straße Alaskas
(jahreszeitbedingt) über 666 Kilometer zu den Ölfeldern an die
Prudhoe Bay fahren. Oder man bucht einen Flug an die Beringsee um
sich Städte wie Kotzebue anzusehen.
Wir nutzen den Regentag lieber, um uns
das Museum of the North der University of Alaska anzusehen. Angeblich
Alaskas architektonischer Meilenstein. Mit Sicherheit aber ein sehr
interessantes und toll ausgestattetes Info-Zentrum. Im Erdgeschoss
findet sich die Ausstellung zur Geschichte und Natur des hohen
Nordens, im ersten Stock eine Kunstgalerie.
Neben beeindruckenden
ausgestopften Bären lernen wir eine Menge über "Beringia",
die Landmasse der letzten Eiszeit, die als Brücke zwischen Asien und
Amerika diente. Wir erfahren wie schwierig es war, den Kauf Alaskas
von den Russen im eigenen Land politisch durchzusetzen und welch'
beeindruckende Leistung es war, die Trans-Alaska Pipeline zu bauen.
Natürlich dürfen auch prächtige Gold-Nuggets nicht fehlen.
Bevor wir uns die Pipeline aus der Nähe
anschauen, ist es Zeit für eine Mahlzeit. Und was essen wir am
liebsten? Genau, ein spätes Frühstück. An dieser Stelle sei das
"Cookie Jar" in Fairbanks von uns empfohlen. Dort hatten
wir auch den ersten richtig guten (also starken) Kaffee der Reise!
Schon verrückt, wie uns diese Öl
pumpenden Rohre meilenweit am Straßenrand begleiten. Auf Stelzen
verlegt, damit das warme Metall nicht den Permafrostboden schmilzt
und die ganze Konstruktion einsinken lässt.
An dieser Stelle mussten
die Planer den Tanana-Fluss überqueren. Das ist die zweitlängste
Brücke (der 13 Brücken insgesamt) auf dem 800 Meilen Weg von Norden
nach Süden.
Von Flüssen ist auch die Landschaft um
uns herum geprägt. Viele mächtige, breite Flüsse und Flusssysteme
durchziehen diese Gegend. Man kann sich gut vorstellen, wie ein
Auswanderer ohne Ausrüstung vor so einem Naturhindernis steht und
nicht weiß, wie es weitergehen soll.
Und urplötzlich gehen Kindheitsträume
in Erfüllung: Wir stehen unvermittelt am Nordpol / North Pole! Wie
jedes (amerikanische) Kind weiß, wohnt hier der Weihnachtsmann.
Wenige Augenblicke später begrüßt uns auch eine überlebensgroße
Version von Santa Clause gleich neben seinem Santa Clause House.
Wer
sich also schon immer gefragt hat, wo die Wunschzettel landen: Genau
hier in North Pole, Alaska.
Danach erreichen wir Delta Junction. An
dieser Abzweigung führt der Richardson Highway, auf dem wir bislang
unterwegs waren, nach Süden bis nach Valdez. Die andere Straße, die
in Delta Junction offiziell endet, ist die berühmteste Straße im
hohen Norden: Der ALCAN, der Alaska-Canada Highway. Diese Straße hat
Alaska und den Yukon erst mit dem restlichen Kontinent verbunden. Am
Visitor Center steht ein kleines Monument, das uns mitteilt, das hier
nach 1.422 Meilen Asphalt und Schotter auf unwägbarem
Permafrostboden Schluss ist.
1942 wurde mit dem Bau der Straße
begonnen. Auslöser war die Bombardierung von Pearl Harbor und die
plötzliche Erkenntnis, den Nordwestzipfel des Landes den Japanern
nicht ungeschützt auszuliefern. Nur 8 Monate und 12 Tage nach
Baubeginn war die Straße fertig.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Wer sich eine Karte bei googlemaps oder gerne auch eine richtige
Landkarte zur Hand nimmt, der kann sehen, was wir auf dem Abschnitt
ab Delta Junction Richtung Tok sehen: Eine schnurgerade Linie an
Asphalt. Soweit der Horizont reicht. Und darüber hinaus. Selten so
lange geradeaus gefahren.
Einschlafen sollte man trotzdem nicht.
Denn dann würde man verpassen, wie vor einem ein Schwarzbär in
einem ziemlich lustigen Laufstil über die Straße rennt und im Wald
verschwindet. Oder man hält Ausschau nach den Waldbränden, von
denen wir im Visitor Center erfahren haben. Wir konnten diese Info
zunächst gar nicht glauben, da es draußen den ganzen Tag (und wohl
auch die letzten Tage) regnet. Das stört die Brände in der Nähe
von Delta Junction und Tok allerdings nicht. Angeblich kann das Feuer
unter der Erde entlangrasen und an einer ganz anderen Stelle wieder
zum Vorschein kommen. Glücklicherweise bekommen wir das nicht zu
sehen.
Wer in dieser Gegend einen Snack sucht,
dem sei die "Delta Meat & Sausage Co." empfohlen. Im
Verkaufsraum dieser Fleischerei kann man die verschiedenen Würstchen
und Fleischsorten probieren und ein paar abgepackte Versionen von
"Alaska Grown Homemade Sausages from Reindeer, Buffalo, Elk,
Yak, Beef & Pork" mitnehmen. Faszinierend sind aber auch die
an der Wand hängenden Fotos von den Inhabern, wie sie mit Gewehr
neben geschossenen Bären, Büffel oder Hirschen posieren.
Am Abend erreichen wir Tok. Zum zweiten
Mal auf unserer Reise. Im Mittelpunkt der von uns gefahrenen 8
übernachten wir wieder im Sourdough RV Campground. Hier essen wir
nicht nur ein leckeres hausgemachtes Chili in einer Schüssel aus
Sauerteigbrot,
sondern dürfen auch von der typisch amerikanischen
Gastfreundschaft profitieren: Die Inhaber teilen mit uns frisch in
Valdez gefangenen Heilbutt, den sie mit Freunden am Nachbartisch als
Dinner vorbereitet haben.
Fazit Tag 16:
Spicy Reindeer-Würstchen gehen immer.
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