Gefahrene Kilometer: 574.
Wir hätten gut und gerne eine Woche in
Homer verbringen können. Vermutlich wären wir kostentechnisch auf
einen anderen Campground gezogen, aber die Aussicht hätten wir uns
noch weiter gegönnt. Natürlich ist Homer auch ein beliebter
Ausflugsort für einheimische Touristen und die Stellplätze sind
heiß begehrt. Wir empfinden sie aber trotzdem noch authentisch und
erfahrenswert.
Und weil wir nichts verheimlichen
wollen, zeigen wir auch, dass man nicht immer idyllisch abgeschieden,
alleine im Wald übernachten kann.
Und wenn wir schon dabei sind, wie sieht eigentlich ein typisches Frühstück bei uns aus?
Was immer wieder erstaunlich ist: Man
ist gefühlt am Ende der Welt und trotzdem funktioniert das Internet.
Naja, nicht besonders gut. Aber es reicht, um mit den Eltern zu
skypen, ihnen die schneebedeckten Gipfel zu zeigen und mit 10
Sekunden versetztem Ton aneinander vorbeizukommunizieren.
Heute ist ein Fahrtag. Wir haben
nämlich eine Verabredung mit dem größten Berg Nordamerikas und dem
ihn umgebenden Nationalpark. Dafür müssen wir aber in seine
Reichweite gelangen. Daher fahren wir zurück über die volle Kenai
Peninsula. Gefühlt kommen uns bereits die ganzen Menschenmassen für
den Wochenendausflug aus Anchorage entgegen. Dies ist ein
Planungstipp, die wir so weitergeben können: Anchorage und die Kenai
Peninsula nach Möglichkeit am Wochenende vermeiden.
Was wir natürlich nicht vermeiden ist
der Besuch im Denny's zum Mittagessen. Und weil Christina noch nie im
IHOP (= International House of Pancakes) war, ein Dessertbesuch
ebendort. Aber: Die besten Pancakes unserer Reise waren es nicht.
Wir kaufen für und 100 US-$ im Fred
Myer ein und tanken in der Supermarkt-eigenen Tankstelle voll. Wie
tankt man hier eigentlich? Unterschiedlich. Man sollte immer Diesel
(meistens der grüne Zapfhahn) in den Tank füllen. Nur die Bezahlung
funktioniert unterschiedlich: Entweder mit Kreditkarte direkt an der
Säule. Karte rein und wieder raus, sie wird anerkannt, man wählt
den Betrag aus, den man prä-authorisieren möchte und legt los
(manchmal muss man noch die Pumpe anwerfen, indem man die Halterung
des Zapfhahns nach oben drückt). Am Ende gibt es ne Quittung für
die tatsächlich getankte Menge. Oder die Karte wird nicht erkannt,
dann heißt es in die Tankstelle gehen: Dort entweder den Perso
abgeben oder die Kreditkarte als Pfand, die Tanksäule wird
freigeschaltet, man tankt und bezahlt im Inneren. Warum ich diese
Banalitäten erzähle? Nicht selten sieht man Touristen etwas
unschlüssig die Zapfsäulen anstarren und erfolglos den Zapfhahn
drücken. So sahen wir natürlich am Anfang nicht aus...
Und dann passiert es. Das erste Mal auf
der Reise. Wir geraten in einen Stau. Es geht nur stockend voran. Es
ist (wohl) Feierabend in Anchorage und wir geraten auf dem Weg aus
der Stadt Richtung Norden mitten hinein. Stau in Alaska, wer hätte
das gedacht.
Gerade als wir aus dem Stau
hinausbeschleunigen können, ertönt ein Piepen im Cockpit. Heute ist
der Tag der ersten Male. Unser "Diesel Exhaus Fluid" ist
bald leer. Wir sollen nachfüllen. Ansonsten wird unsere
Geschwindigkeit in 82 Kilometern auf 80 km/h die Stunde begrenzt.
Sagt mir so der Bordcomputer. Auf diese Möglichkeit hat uns unser
Vermieter hingewiesen, aber gemeint, es sei unwahrscheinlich, dass es
während unserer drei Wochen passieren würde.
Glücklicherweise sind wir in der Nähe
der Städte Wasilla und Willow, beides "große" Städte im
Umland von Anchorage. In einem Autozubehör-Laden erwerben wir 2
Gallons von der blauen Exhaus-Flüssigkeit und füllen geschätzte 5
Liter nach. Laut Anzeige alles wieder ok.
Am frühen Abend erreichen wir die
Talkeetna Road. Eine Stichstraße zur gleichnamigen Siedlung, die
u.a. Ausgangspunkt für Flugreisen zum Denali ist. Und die einen
ersten möglichen Blick auf den Denali, den höchsten Berg
Nordamerikas, ehemals Mount McKinley genannt, bietet. Vorab gilt es
aber zu wissen: Aufgrund der gewöhnlichen Witterungsbedingungen
bekommen nur etwa 30 % der Alaska-Besucher den Berg tatsächlich zu
sehen. Für den Großteil der Reisenden ist er in Wolken verhangen.
Doch wir haben Glück und können den
Riesen erkennen (besser noch als es auf dem Bild den Anschein hat).
Was während der Autofahrt zunächst wie eine riesige Wolke aussah,
stellte sich im Ergebnis als Berg heraus.
In Talkeetna selbst können wir leider
nicht übernachten. Der einzige RV (= recreational vehicle, also z.B.
unser Truck-Camper als Wohnmobil) Campground ist leider schon voll.
Also fahren wir 40 Kilometer weiter und übernachten auf dem His&Her
Campground. Das "Office" ist in einer, nennen wir sie mal,
urigen Bar integriert. Während uns die Stammgäste (die mit großer
Wahrscheinlichkeit in den entlegenen und schwer zu erreichenden
Holzhütten in der uns umgebenden Wildnis wohnen) interessiert und
unverhohlen betrachten, nimmt die wirklich nette Bardame unsere 35
US-$ entgegen und erklärt uns, wie wir auf unseren Stellplatz
kommen. Der entpuppt sich als direkt an einem schönen kleinen See
gelegen, mit nur einem anderen Wohmobil als Nachbarn.
Fazit Tag 12:
Auf den Straßen Alaskas in einem Ford
F-350 kann man den ganzen Tag lang fahren.
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