Mittwoch, 13. Juli 2016

Seward nach Homer


Gefahrene Kilometer: 365,4.

Haben wir schon das Beste an unserem Truck-(Camper) erwähnt? Für Walter ist das ganz klar die Sitz-Kühlklimaanlage. Die beste Erfindung für längere Fahrten mit Autos mit Ledersitzen. Aber auch sonst haben wir mit unserem Triebwagen eine Menge Glück gehabt. Er fährt sich tadellos und ist gut ausgestattet.


Vier nicht ganz alltägliche Anzeigen; wer weiß, was die dritte Anzeige von links anzeigt?


Die schräge Nacht am Exit Glacier ging schnell vorüber. Hin und wieder ein Auto gehört, aber ein Bär hat jedenfalls nicht an unserem Camper gerüttelt. Vor dem Frühstück schauen wir uns natürlich den namensgebenden Gletscher dieser Straße einmal an:


Zurück in Seward gibt es ein deftiges (und teures) Frühstück in einer kleinen Bäckerei. Dabei wird nun endgültig klar, dass Christina diese Reise nicht ohne regelmäßiges Pancake-Frühstück fortführen kann.

Wir spazieren durch die kleine Innenstadt und durch den Hafen. 


Seward bietet wie Valdez eine Menge Bootstouren zu umliegenden Gletschern an, die ebenfalls ins Wasser kalben. Auch hier gibt es Tiere und Landschaften zu bestaunen. Ursprünglich wollten wir beide Bootstouren machen. Nach unserer tollen Valdez-Tour waren wir dann aber doch gesättigt und konnten uns keine Steigerung vorstellen. Zumal der Preis für so eine Tour auch nicht unbeachtlich ist und die Touren auf dem Papier sehr ähnlich wirken.

Deshalb kehren wir Seward den Rücken zu und erkunden lieber die Kenai-Halbinsel. 38 Meilen nördlich von Seward biegen wir nach Westen auf den Sterling Highway ab. 


Es ist viel auf den Straßen los, der Verkehr ist dicht. Das ist auch kein Wunder, denn wir kommen schon bald an den Kenai River, ein riesiger Fluss voller Lachse und beliebter Ausflugsort für die Einwohner um Anchorage. Rund um Cooper Landing finden sich unzählige kleine Unterkünfte, Campgrounds und kommerzielle Angelangebote. Ein Blick auf den sehr schön angelegten "Russian River Campground" zeigt: Wir müssen in einer Autoschlange warten, um überhaupt am besetzten Pförtnerhäuschen vorbeizukommen und einmal über den Campground zwecks Erkundung zu fahren.

Etwas besser wird es auf der Skilak Lake Road, die ein Stück parallel zum Sterling Highway verläuft und eine etwas bessere Schotterpiste ist. Der "Hidden Lake Campground" ist auch zu empfehlen, wenn auch schon am frühen Nachmittag zum großen Teil besetzt. Statt hier zu übernachten, machen wir die kurze Wanderung zur Kenai River Schlucht und zum Fluss hinunter. Wer den Fluss aufmerksam beobachtet, kann die Lachse springen sehen.


Zentrum der Kenai-(Sport-)Fischer ist die 4.400 Einwohner Großstadt Soldotna. Dort hängt auch der 44 Kilogramm schwere "King Salmon"-Lachs, der 1985 aus dem Kenai gezogen wurde. Unser Reiseführer belehrt uns, dass etwa 5% der hier gefangenen Lachse weit über 30 Kilogramm wiegen, wenn sie nach sieben Jahren im Meer zu ihren Laichgründen zurückkehren.

Wir haben fast die Westküste der Halbinsel erreicht und biegen mit der Straße Richtung Südwestspitze ab. Vor uns liegt ein ganz besonderes Land: Russisch-Alaska. Für jeden anhand der Straßen- und Städtenamen ersichtlich: Ninilchik, Dimitri Road, Kasilof, Nikolaevsk, Stariski und nicht zu vergessen die "Kalifornsky Beach Road".

Bereits 1791 kamen in diese Gegend russische Pelzhändler, die es mit den hier ansässigen Indianern und dem harten Winter zu tun bekamen. Sie haben hauptsächlich Seeotter gejagt. 1867 wurde dieses Stück Land (zusammen mit dem Rest von Alaska) von den USA für einen (damals sehr umstrittenen) Spottpreis gekauft.


In Ninilchik halten wir an einer schönen russisch-orthodoxen Kirche. Sie ist Zentrum der umliegenden Gemeinde der "Old Believers". 


Im Inneren kommen wir ins Gespräch mit einer Socken strickenden Dame, die noch Russisch sprechen kann und davon erzählt, wie sie als Kind aus Russland in dieses Land übersiedelte.

Und dann fällt unser Blick aufs Ende der Welt. 


So fühlt es sich an, wenn man am westlichsten Punkt des nordamerikanischen Straßennetzes angelangt ist und auf das vor einem liegende Meer und die dahinter aufragenden, schneebedeckten Berge blickt. Hier beginnt die Inselkette der Aleuten, die sich über die internationale Datumsgrenze durch die Beringsee bis nach Russland ziehen und dabei den Pazifik vom arktischen Meer trennt. 


Und die sogenannten Berge sind in Wirklichkeit Vulkane und Teil des "Ring of Fire": die Mount Iliamna, Mount Redoubt und der St. Augustine sind noch immer aktiv und waren es zuletzt 2008. Ein erhebendes Gefühl der Abgelegenheit umgibt uns.

Wenig später erreichen wir wirklich das Ende der Straße und des Lands. 


Wir sind in Homer angelangt. Die Stadt mit etwa 5.000 Einwohnern nennt sich selbst "Heilbutt-Hauptstadt der Welt". 


Sie liegt am Südwestzipfel der Halbinsel, umgeben vom Meer und einer umwerfenden Berglandschaft. Weiter geht es (für uns) nicht mehr.

Wobei das nicht so ganz stimmt: Ein bisschen geht noch was. Wir übernachten nämlich auf dem "Spit", einer kleinen Landzunge, die sieben Kilometer in das Meer hineinragt. 


Hier endet die menschliche Welt fürs Erste. Da drüben gibt es nur Bären und Schnee.


Wir genießen Homer. 



Seine schönen Häuser auf und die Aussicht vom "skyline drive", die vielen Weißkopfseeadler auf dem Spit und den Blick vom Campground. Nicht zu verheimlichen ist natürlich, dass wir hier auch den bislang teuersten Campingplatz reserviert haben (73 US-$!).


Wenn wir schon einmal hier sind, darf natürlich ein leckeres Fisch-Dinner nicht fehlen: Heilbutt für Christina und einen King Salmon für Walter. Sehr lecker.



Fazit Tag 11:

Unser nächstes Auto wird eine Sitz-Klimaanlage haben.



3 Kommentare:

  1. Auch wenn es spät kommt und wohl nicht mehr von Belang ist. Denke die vierte Anzeige, müsste die Temperatur des Getriebeöls anzeigen.
    Wie immer alles wunderschön von euch beschrieben und bebildert. Da freut man sich auf den Rest der Reise. ;-) :-)

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    1. Cool, Getriebe haben wir auch getippt! ;)
      Die Anzeige ist jedenfalls auch nie in den roten Bereich gerutscht :)

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  2. Ach vergessen.
    Liebe Grüße aus Bayreuth.
    Alex

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