Gefahrene Kilometer: 365,4.
Haben wir schon das Beste an unserem
Truck-(Camper) erwähnt? Für Walter ist das ganz klar die
Sitz-Kühlklimaanlage. Die beste Erfindung für längere Fahrten mit
Autos mit Ledersitzen. Aber auch sonst haben wir mit unserem
Triebwagen eine Menge Glück gehabt. Er fährt sich tadellos und ist
gut ausgestattet.
Vier nicht ganz alltägliche Anzeigen;
wer weiß, was die dritte Anzeige von links anzeigt?
Die schräge Nacht am Exit Glacier ging
schnell vorüber. Hin und wieder ein Auto gehört, aber ein Bär hat
jedenfalls nicht an unserem Camper gerüttelt. Vor dem Frühstück
schauen wir uns natürlich den namensgebenden Gletscher dieser Straße
einmal an:
Zurück in Seward gibt es ein deftiges
(und teures) Frühstück in einer kleinen Bäckerei. Dabei wird nun
endgültig klar, dass Christina diese Reise nicht ohne regelmäßiges
Pancake-Frühstück fortführen kann.
Wir spazieren durch die kleine
Innenstadt und durch den Hafen.
Seward bietet wie Valdez eine Menge
Bootstouren zu umliegenden Gletschern an, die ebenfalls ins Wasser
kalben. Auch hier gibt es Tiere und Landschaften zu bestaunen.
Ursprünglich wollten wir beide Bootstouren machen. Nach unserer
tollen Valdez-Tour waren wir dann aber doch gesättigt und konnten
uns keine Steigerung vorstellen. Zumal der Preis für so eine Tour
auch nicht unbeachtlich ist und die Touren auf dem Papier sehr
ähnlich wirken.
Deshalb kehren wir Seward den Rücken
zu und erkunden lieber die Kenai-Halbinsel. 38 Meilen nördlich von
Seward biegen wir nach Westen auf den Sterling Highway ab.
Es ist
viel auf den Straßen los, der Verkehr ist dicht. Das ist auch kein
Wunder, denn wir kommen schon bald an den Kenai River, ein riesiger
Fluss voller Lachse und beliebter Ausflugsort für die Einwohner um
Anchorage. Rund um Cooper Landing finden sich unzählige kleine
Unterkünfte, Campgrounds und kommerzielle Angelangebote. Ein Blick
auf den sehr schön angelegten "Russian River Campground"
zeigt: Wir müssen in einer Autoschlange warten, um überhaupt am
besetzten Pförtnerhäuschen vorbeizukommen und einmal über den
Campground zwecks Erkundung zu fahren.
Etwas besser wird es auf der Skilak
Lake Road, die ein Stück parallel zum Sterling Highway verläuft und
eine etwas bessere Schotterpiste ist. Der "Hidden Lake
Campground" ist auch zu empfehlen, wenn auch schon am frühen
Nachmittag zum großen Teil besetzt. Statt hier zu übernachten,
machen wir die kurze Wanderung zur Kenai River Schlucht und zum Fluss
hinunter. Wer den Fluss aufmerksam beobachtet, kann die Lachse
springen sehen.
Zentrum der Kenai-(Sport-)Fischer ist
die 4.400 Einwohner Großstadt Soldotna. Dort hängt auch der 44
Kilogramm schwere "King Salmon"-Lachs, der 1985 aus dem
Kenai gezogen wurde. Unser Reiseführer belehrt uns, dass etwa 5% der
hier gefangenen Lachse weit über 30 Kilogramm wiegen, wenn sie nach
sieben Jahren im Meer zu ihren Laichgründen zurückkehren.
Wir haben fast die Westküste der
Halbinsel erreicht und biegen mit der Straße Richtung Südwestspitze
ab. Vor uns liegt ein ganz besonderes Land: Russisch-Alaska. Für
jeden anhand der Straßen- und Städtenamen ersichtlich: Ninilchik,
Dimitri Road, Kasilof, Nikolaevsk, Stariski und nicht zu vergessen
die "Kalifornsky Beach Road".
Bereits 1791 kamen in diese Gegend
russische Pelzhändler, die es mit den hier ansässigen Indianern und
dem harten Winter zu tun bekamen. Sie haben hauptsächlich Seeotter
gejagt. 1867 wurde dieses Stück Land (zusammen mit dem Rest von
Alaska) von den USA für einen (damals sehr umstrittenen) Spottpreis
gekauft.
In Ninilchik halten wir an einer
schönen russisch-orthodoxen Kirche. Sie ist Zentrum der umliegenden
Gemeinde der "Old Believers".
Im Inneren kommen wir ins
Gespräch mit einer Socken strickenden Dame, die noch Russisch
sprechen kann und davon erzählt, wie sie als Kind aus Russland in
dieses Land übersiedelte.
Und dann fällt unser Blick aufs Ende
der Welt.
So fühlt es sich an, wenn man am westlichsten Punkt des
nordamerikanischen Straßennetzes angelangt ist und auf das vor einem
liegende Meer und die dahinter aufragenden, schneebedeckten Berge
blickt. Hier beginnt die Inselkette der Aleuten, die sich über die
internationale Datumsgrenze durch die Beringsee bis nach Russland
ziehen und dabei den Pazifik vom arktischen Meer trennt.
Und die
sogenannten Berge sind in Wirklichkeit Vulkane und Teil des "Ring
of Fire": die Mount Iliamna, Mount Redoubt und der St. Augustine
sind noch immer aktiv und waren es zuletzt 2008. Ein erhebendes
Gefühl der Abgelegenheit umgibt uns.
Wenig später erreichen wir wirklich
das Ende der Straße und des Lands.
Wir sind in Homer angelangt. Die
Stadt mit etwa 5.000 Einwohnern nennt sich selbst
"Heilbutt-Hauptstadt der Welt".
Sie liegt am Südwestzipfel
der Halbinsel, umgeben vom Meer und einer umwerfenden Berglandschaft.
Weiter geht es (für uns) nicht mehr.
Wobei das nicht so ganz stimmt: Ein
bisschen geht noch was. Wir übernachten nämlich auf dem "Spit",
einer kleinen Landzunge, die sieben Kilometer in das Meer hineinragt.
Hier endet die menschliche Welt fürs Erste. Da drüben gibt es nur
Bären und Schnee.
Wir genießen Homer.
Seine schönen
Häuser auf und die Aussicht vom "skyline drive", die
vielen Weißkopfseeadler auf dem Spit und den Blick vom Campground.
Nicht zu verheimlichen ist natürlich, dass wir hier auch den bislang
teuersten Campingplatz reserviert haben (73 US-$!).
Wenn wir schon einmal hier sind, darf
natürlich ein leckeres Fisch-Dinner nicht fehlen: Heilbutt für
Christina und einen King Salmon für Walter. Sehr lecker.
Fazit Tag 11:
Unser nächstes Auto wird eine
Sitz-Klimaanlage haben.
Auch wenn es spät kommt und wohl nicht mehr von Belang ist. Denke die vierte Anzeige, müsste die Temperatur des Getriebeöls anzeigen.
AntwortenLöschenWie immer alles wunderschön von euch beschrieben und bebildert. Da freut man sich auf den Rest der Reise. ;-) :-)
Cool, Getriebe haben wir auch getippt! ;)
LöschenDie Anzeige ist jedenfalls auch nie in den roten Bereich gerutscht :)
Ach vergessen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Bayreuth.
Alex