Gefahrene Kilometer: 0.
Make noise! Lärm machen! Das ist der
Verhaltenstipp Nr. 1, wenn man sich als Mensch ins Land der Bären
wagt. Dadurch soll der Bär rechtzeitig von unserer Anwesenheit
erfahren und kann dann ganz gemütlich weglaufen. Denn Menschen
stehen nicht auf seiner Futterliste. Sollte es dennoch zu einer
unerwarteten Bärenbegegnung kommen, schlagen die Info-Broschüren
der Nationalparks das folgende Vorgehen vor:
Ruhig bleiben, den Bär ansprechen. Den
Bär dadurch wissen lassen, dass man ein Mensch ist. Langsam
zurückweichen, nicht rennen. Was auch hilft: Sich groß machen, zum
Beispiel in dem man die Arme noch oben streckt. Auf jeden Fall den
Rucksack nicht fallen lassen! Nur für den Fall und nur in dem
Moment, wenn der Bär dich angreift und dich berührt, auf den Boden
fallen lassen und tot spielen. Nicht schreien, rufen und kämpfen.
Für gewöhnlich handele es sich nämlich um einen "defensive
attack". Ahja.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf
klingelt in unserem Camper ausnahmsweise ein Wecker. Es ist 6:30 Uhr.
Die erste Nacht im Nationalpark haben wir sehr gut geschlafen, auch
vielleicht wegen des Regens, der die letzten Stunden auf das Dach
geprasselt hat. Nach dem Frühstück warten wir an unserer
Bus-Haltestelle. Pünktlich um 7:40 Uhr kommt der Bus mit den
Fahrgästen an, die bereits um 6:30 Uhr am Visitor Center losgefahren
sind. Es sind noch einige Sitzplätze frei. Der grüne aussortierte
Schulbus wird immer alle zwei Stunden halten, um Gelegenheit für
einen Toilettenbesuch zu bieten. Und er hält jederzeit, wenn jemand
"Wildlife", also Tiere sichtet.
Und davon gibt es einige im Park: 300
bis 350 Grizzlys leben hier, etwa 2.200 Dallschafe, 2.400 Caribou
(also Rentiere), 1.600 Moose (Elche), ein Rudel Wölfe bestehend aus
52 Tieren und viele Rotfüchse. Auch nicht zu vergessen: die vielen
Arctic Ground Squirrel (arktische Ziesel), die während des
Winterschlafs ihre Körpertemperatur auf bis zu 2 Grad Celsius
herabkühlen können. Dabei schlafen sie allerdings gar nicht. Sie
müssen sich regelmäßig durch Zittern wieder aufkühlen, um dann
für kurze Zeit einzuschlafen. Und wieder abkühlen und so weiter.
Wir blicken auf weite, unberührte
Landschaft und sehen schon bald die ersten Dallschafe in den
Berghängen stehen.
Spätestens nach dem Sable Pass beginnt die
baumlose Tundra. Und hier gibt es heute für uns viele Caribous, eine
Menge Caribous zu sehen.
Die Wolken hängen so tief, dass man den
Denali (natürlich) nicht sieht, dafür hat aber der Regen aufgehört.
Und das ist perfektes Wetter, um die Grizzly-Mama zu erblicken, wie
sie mit ihren beiden kleinen Bärenjungen (oder -mädchen) durch das
hohe Gras wandert. Schon ganz cool.
Fast genauso cool war auch, einen
Rotfuchs vor einer Herde von Caribous zu beobachten, wie er ein
kleines Squirrel jagt, erlegt und dann davon trägt. Ob man das dann
wie der deutsche Familienvater neben uns mit "Nice, jetzt haben
wir sogar einen 'kill' gesehen.' kommentiert, bleibt jedem selbst
überlassen.
Am schönsten ist die Landschaft am
Polychrome Pass. Hier genießt man eine meilenweite Aussicht auf die
vielfarbigen Berghänge der Alaska Range. Je nachdem wie das Licht
einfällt, wechseln die Farben. Gleichzeitig ist das hier aber auch
die engste Stelle für die vielen Reisebusse. Auf einer
Schotterpiste, die in den Hang gesprengt wurde. Leuten mit Höhenangst
ist der Blick nach links unten nicht zu empfehlen.
An der Toklat Contact Ranger Station
haben wir Gelegenheit, die Größe und das Gewicht der Geweihe mit
eigener Hand zu erfahren.
Endstation unserer Tour ist das Eielson
Visitor Center. Wir haben knapp 3 Stunden hierher (ab Teklanika
Campground) gebraucht. Wie überall im Park gibt es hier nichts zu
essen oder trinken, dafür aber interessante Tier- und
Landschaftsexponate und viele Info-Broschüren.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz
steigen wir in "Ken's" Bus ein. Ken arbeitet schon seit
vielen Jahren im Park und kennt daher auch ziemlich viele Geschichten
über das Leben in Alaska und rund um den Denali. Mit Erzählungen
über die vielen erfolgreichen und auch nicht erfolgreichen
Besteigungen des höchsten Bergs Nordamerikas sehen wir auf der
Rückfahrt auch unsere kleine Grizzly Familie wieder. Und natürlich
eine Menge Caribous. Und kurz vor Schluss sogar einen zweiten
einsamen, braun leuchten Grizzly-Bär, wie er durch die Landschaft
streift.
Um 13:30 Uhr sind wir am Teklanika Rest
Stop angelagt, der etwa 1 Meile von unserem Campingplatz entfernt
ist.
Hier steigen wir aus und laufen den restlichen Weg zurück zum
Camper. Dabei fragen wir uns allerdings, wie man einen "defensive
attack" eines Bären von einem "aggressive attack"
unterscheidet...
Fazit Tag 14:
Selber fahren macht mehr Spaß.
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