Samstag, 16. Juli 2016

Denali Nationalpark

Gefahrene Kilometer: 0.

Make noise! Lärm machen! Das ist der Verhaltenstipp Nr. 1, wenn man sich als Mensch ins Land der Bären wagt. Dadurch soll der Bär rechtzeitig von unserer Anwesenheit erfahren und kann dann ganz gemütlich weglaufen. Denn Menschen stehen nicht auf seiner Futterliste. Sollte es dennoch zu einer unerwarteten Bärenbegegnung kommen, schlagen die Info-Broschüren der Nationalparks das folgende Vorgehen vor:

Ruhig bleiben, den Bär ansprechen. Den Bär dadurch wissen lassen, dass man ein Mensch ist. Langsam zurückweichen, nicht rennen. Was auch hilft: Sich groß machen, zum Beispiel in dem man die Arme noch oben streckt. Auf jeden Fall den Rucksack nicht fallen lassen! Nur für den Fall und nur in dem Moment, wenn der Bär dich angreift und dich berührt, auf den Boden fallen lassen und tot spielen. Nicht schreien, rufen und kämpfen. Für gewöhnlich handele es sich nämlich um einen "defensive attack". Ahja.


Mit diesem Wissen im Hinterkopf klingelt in unserem Camper ausnahmsweise ein Wecker. Es ist 6:30 Uhr. Die erste Nacht im Nationalpark haben wir sehr gut geschlafen, auch vielleicht wegen des Regens, der die letzten Stunden auf das Dach geprasselt hat. Nach dem Frühstück warten wir an unserer Bus-Haltestelle. Pünktlich um 7:40 Uhr kommt der Bus mit den Fahrgästen an, die bereits um 6:30 Uhr am Visitor Center losgefahren sind. Es sind noch einige Sitzplätze frei. Der grüne aussortierte Schulbus wird immer alle zwei Stunden halten, um Gelegenheit für einen Toilettenbesuch zu bieten. Und er hält jederzeit, wenn jemand "Wildlife", also Tiere sichtet.


Und davon gibt es einige im Park: 300 bis 350 Grizzlys leben hier, etwa 2.200 Dallschafe, 2.400 Caribou (also Rentiere), 1.600 Moose (Elche), ein Rudel Wölfe bestehend aus 52 Tieren und viele Rotfüchse. Auch nicht zu vergessen: die vielen Arctic Ground Squirrel (arktische Ziesel), die während des Winterschlafs ihre Körpertemperatur auf bis zu 2 Grad Celsius herabkühlen können. Dabei schlafen sie allerdings gar nicht. Sie müssen sich regelmäßig durch Zittern wieder aufkühlen, um dann für kurze Zeit einzuschlafen. Und wieder abkühlen und so weiter.

Wir blicken auf weite, unberührte Landschaft und sehen schon bald die ersten Dallschafe in den Berghängen stehen. 


Spätestens nach dem Sable Pass beginnt die baumlose Tundra. Und hier gibt es heute für uns viele Caribous, eine Menge Caribous zu sehen. 


Die Wolken hängen so tief, dass man den Denali (natürlich) nicht sieht, dafür hat aber der Regen aufgehört. Und das ist perfektes Wetter, um die Grizzly-Mama zu erblicken, wie sie mit ihren beiden kleinen Bärenjungen (oder -mädchen) durch das hohe Gras wandert. Schon ganz cool.



Fast genauso cool war auch, einen Rotfuchs vor einer Herde von Caribous zu beobachten, wie er ein kleines Squirrel jagt, erlegt und dann davon trägt. Ob man das dann wie der deutsche Familienvater neben uns mit "Nice, jetzt haben wir sogar einen 'kill' gesehen.' kommentiert, bleibt jedem selbst überlassen.

Am schönsten ist die Landschaft am Polychrome Pass. Hier genießt man eine meilenweite Aussicht auf die vielfarbigen Berghänge der Alaska Range. Je nachdem wie das Licht einfällt, wechseln die Farben. Gleichzeitig ist das hier aber auch die engste Stelle für die vielen Reisebusse. Auf einer Schotterpiste, die in den Hang gesprengt wurde. Leuten mit Höhenangst ist der Blick nach links unten nicht zu empfehlen.


An der Toklat Contact Ranger Station haben wir Gelegenheit, die Größe und das Gewicht der Geweihe mit eigener Hand zu erfahren.


Endstation unserer Tour ist das Eielson Visitor Center. Wir haben knapp 3 Stunden hierher (ab Teklanika Campground) gebraucht. Wie überall im Park gibt es hier nichts zu essen oder trinken, dafür aber interessante Tier- und Landschaftsexponate und viele Info-Broschüren.


Auf dem Rückweg zum Campingplatz steigen wir in "Ken's" Bus ein. Ken arbeitet schon seit vielen Jahren im Park und kennt daher auch ziemlich viele Geschichten über das Leben in Alaska und rund um den Denali. Mit Erzählungen über die vielen erfolgreichen und auch nicht erfolgreichen Besteigungen des höchsten Bergs Nordamerikas sehen wir auf der Rückfahrt auch unsere kleine Grizzly Familie wieder. Und natürlich eine Menge Caribous. Und kurz vor Schluss sogar einen zweiten einsamen, braun leuchten Grizzly-Bär, wie er durch die Landschaft streift.


Um 13:30 Uhr sind wir am Teklanika Rest Stop angelagt, der etwa 1 Meile von unserem Campingplatz entfernt ist. 


Hier steigen wir aus und laufen den restlichen Weg zurück zum Camper. Dabei fragen wir uns allerdings, wie man einen "defensive attack" eines Bären von einem "aggressive attack" unterscheidet...

Fazit Tag 14:


Selber fahren macht mehr Spaß.

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