Dienstag, 12. Juli 2016

Palmer nach Seward


Gefahrene Kilometer: 328,2.

Anchorage ist nicht die Hauptstadt von Alaska. Sie fühlt sich aber mit ihren 300.000 Einwohnern und ihrer flächenmäßig großen Ausdehnung wie eine solche an. Besonders wenn man viele Tage in ländlichen Gebieten verbracht hat. Außerdem ist sie uns jedenfalls viel bekannter als die eigentliche Hauptstadt und ihr Name hat schon immer den Reiz von einem Gefühl am Ende der Welt ausgelöst. Der "Ankerplatz" liegt auf einem Stück Schwemmland zwischen zwei Meeresarmen des Cook Inlet und vor den Bergen der Chugach Mountains. Obwohl Anchorage, wie fast jede amerikanische Großstadt, natürlich auch Verkehrsstaus, unübersichtliche und unschöne Straßenzüge mit Tankstellen, Lagerhäusern und Fastfood-Märkten aufweist, kann man sich über die landschaftliche Einbettung mit Meer und Bergen nicht beschweren. Noch dazu gibt es nur wenige Städte dieser Größe, von deren Zentrum man in acht Kilometern in der Wildnis ist oder in der regelmäßig Bären im Vorgarten erscheinen können.

Wir finden Anchorage jedenfalls gar nicht mal so schlecht, als wir auf dem insgesamt 6-spurigen (!) Highway bei strahlend blauem Wetter und 20 Grad in die Stadt einfahren. Erster Stop: Lake Hood.


Dieser See ist der größte Wasserflugplatz der Welt.


An Spitzentagen kommt es hier zu bis zu 1000 Starts und Landungen. Das können wir bestätigen.


Mit dem Auto kann man dann auch auf den angrenzenden normalen Klein-Flughafen fahren. Sollte aber den Schildern Beachtung schenken, wonach die Flugzeuge hier Vorfahrt haben.


Nagut, ich gebe den zweiten Stop auch zu: Frühstück bei Denny's! Denny's, der all-american Diner, ist sicherlich nicht der Ausdruck höchster Kochkünste. Für uns ist er aber Tradition und ein Stück typisch amerikanischer Diner-Kultur. Auf unserer Weltreise sind wir in den USA regelmäßig bei den immer identisch aussehenden Filialen eingekehrt.

Wir durchqueren Anchorage und fahren dann entlang des sogenannten Turnagain Arm Richtung Süden.


Der Turnagain Arm heißt so, weil Captain Cook 1779 auf seiner Suche nach der Nordwest-Passage zwischen Pazifik und Atlantik hier ein Durchkommen erhofft hatte, aber dann nach einigen Seemeilen feststellen musste, lediglich in eine Bucht eingesegelt zu sein und "umdrehen" musste.


Außergewöhnlich ist hier, dass der Tidenhub bis zu 10 Meter betragen kann und wie eine kleine Sturmflut zwei Mal am Tag die Bucht hineinrollt. Wir halten am Beluga Point (ohne die ganzjährig hier lebenden Beluga Wale zu sehen) und genießen die schneebedeckten Berge und die darauf immer wieder zu entdeckenden weißen Dall-Schafe.


Ein Grund warum wir die Fahrt auf die Kenai Halbinsel auch genießen können ist, dass wir wie geplant unter der Woche die Strecke fahren. Am Wochenende kann der Verkehr einen schon ziemlich nerven, wenn die Einwohner von Anchorage zum Wochenende auf ihre Halbinsel düsen und dabei schon mal die eine oder andere Vekehrsregel außer Acht lassen.


Wir machen einen Abstecher auf die Straße in Richtung Girdwood und steuern die alte Crow Creek Mine an. Kurz davor beginnt der Wanderweg des Winner Gorge Trails, den wir erwandern.


Warum gerade diesen Trail unter den unzähligen in den Chugach Mountains? Weil er eine handbetriebene Hängegondel über eine tiefe Schlucht hat!



Die Hand Tram ist sehr zu empfehlen. Weniger schon die vielen nervenden Mücken, die aber wenigstens nicht stechen.


Nächster Stop ist das Alaska Wildlife Conservation Center. Hier kann man die in Alaska lebenden Tiere aus nächster Nähe in einer großen weitläufigen Anlage sehen.




Das Center beheimatet dabei nur verletzte, ehemals eingesperrte oder elternlos aufgefundene Tiere, die sie wieder hochpäppeln. Wir sehen: Moose, Elk (= unser Hirsch), Braunbär, Moschusochsen, Weißkopfseeadler und Porcupine.





Das tolle Wetter hält bis zu unserem Tagesziel: Seward. Die Stadt mit dem Hafen im Süden der Halbinsel ist ebenso wie Valdez Ausgangspunkt vieler Bootstouren. Leider sind auch unter der Woche bei kurzfristiger Ankunft die Campingplätze direkt am Meer alle schon besetzt (über 152!), daher verbringen wir die Nacht an der Straße zum Exit Gletscher in einem der zahlreichen "pullouts" im Wald. Hier sind wir wenigstens komplett allein und die Übernachtung ist kostenlos. Dafür stehen wir so schräg, wie noch nie: Unser eigentlich halb leerer Black Water Tank soll plötzlich voll sein und unser Trinkwasser leer. Nun ja, das gibt sich wieder am nächsten Morgen.

Fazit Tag 10:

Wirkliche Regentage bisher: 0.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen