Zurückgelegte Meilen: 69
Oder: der Tag der Slot Canyons.
Wir
machen uns am Vormittag in Escalante auf den Weg, um zum Mittag und
Nachmittag an den beiden engen Felsschluchten zu sein. Wie auch schon
vor dem Hike zum Little Wild Horse Canyon informieren wir uns über
die aktuelle Wetterprognose und flash flood Gefahr. Im Visitor Center
in Escalante erkundigen wir uns darüber hinaus über die
Straßenverhältnisse. Denn um zu den Canyons zu gelangen, müssen
wir auf die „Hole-in-the-Rock Road“. Dabei handelt es sich um
eine unbefestigte Schotter- und Kiesstraße, die nur bei guten
äußeren Bedingungen von normalen Fahrzeugen befahren werden kann.
Diese 57 Meilen lange Piste folgt dem historischen Trail, den die
ersten mormonischen Siedler angelegt haben, um eine Abkürzung über
den Colorado River zur nächsten Siedlung zu schaffen. „Hole in the
Rock“ ist die enge Felsspalte am Ende der Straße, die über einen
steilen Abhang Zugang zum Colorado River gewährt.
Als wir fünf Meilen östlich von
Escalante auf die Hole-in-the-Rock Road biegen, sind wir froh, dass
wir einen, wenn auch kleinen, SUV haben. Wir, die wir sonst auf
asphaltierten Straße unterwegs sind, müssen uns auf den ersten
Meilen an diese unbefestigte Variante gewöhnen. Hin und wieder
auftauchende sandige Stellen, Steine und Schlaglöcher lassen die
Reisegeschwindigkeit von 5 bis 35 mph variieren. Übersehen kann man
uns jedenfalls nicht, denn wir ziehen eine riesige Staubwolke hinter
uns her.
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen
wir die mit einem kleinen Holzschild versehene Abzweigung zum
Trailhead des „Dry Fork of Coyote Gulch“, in dem sich die beiden
von uns angesteuerten Slot Canyons befinden. Diese Seitenstraße hält
noch einmal riesige Schlaglöcher bereit, die wir so gut es geht
umfahren. Unser erstes Ziel wird der Slot Canyon „Spooky“ sein,
dessen Name wie wir später merken nicht zufällig gewählt wurde.
Vom Parkplatz müssen wir zunächst einem Trail folgen, der über
einen Steinabhang und große Sanddünen hinunter in das trockene
Flussbett führt.
In den sandigen Stellen kann man alten Fußspuren
folgen, während man in der Felsengegend nach kleinen Steinhügeln
Ausschau halten muss, die einem die Richtung weisen. Es ist ziemlich
heiß, weil wir in der Mittagszeit da sind. Leider ist Spooky nur zu
dieser Zeit hell genug, um schöne Fotos zu machen. Den anderen Slot
Canyon, „Peek-a-Boo“, kann man entweder am Vormittag oder
Nachmittag fotografieren.
Spooky ist nicht ganz so leicht zu
finden, da sich die Fußspuren im Sand entweder verlaufen oder in
verschiedene Richtung führen. Problematisch ist die riesige Sanddüne
am Ende, die einem die Sicht auf den weiteren Weg versperrt.
Sicherheitshalber lesen wir unsere Wegbeschreibung mehrmals nach und
checken auf unserer GPS-Uhr, dass wir in die richtige Himmelsrichtung
laufen. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Eingang des Slot
Canyons.
Spooky ist im Vergleich zu den anderen Schluchten, die wir
in den letzten Wochen gesehen haben, deutlich enger.
Kurz nach dem
Eingang nähern sich die beiden Wände so nah an, dass man nur noch
seitlich vorwärts gehen, sonst würde man mit den Schultern stecken
bleiben.
Zusammen mit dem wenigen Licht, das von oben hereinfällt,
ist das nicht die richtige Umgebung für Leute mit Platzangst. Alle
anderen werden ihren Spaß haben, sich immer weiter in das zum Teil
unheimliche Zwielicht des Slot Canyons vorzuarbeiten. Außerdem
sollte man nicht zuviel Gepäck mitbringen.
Während Christina mit
Kamera und Stativ auf Motivfang geht, sorgt Walter dafür, dass nach
und nach der Rucksack, die Gallone Wasser und die Kameratasche durch
den engen Gang geschleust werden.
Wir verbringen gut eine Stunde in
Spooky, ohne sein Ende zu erreichen, und kehren dann um. Um zu
„Peek-a-Boo“ zu kommen, müssen wir einen Teil des Trails
zurücklaufen. Man kommt im sandigen Flussbett nur langsam voran.
Vergleichbar mit einem Strandspaziergang. Nur sollte man genug Wasser
dabeihaben, da man sich nicht in ein kühles Meer nebenan stürzen
kann. „Peek-a-Boo“ ist bei weitem nicht so eng wie Spooky, dafür
hat er geschwungenere Wände und Gesteinsformationen. Außerdem muss
man viel mehr klettern. So gibt es gleich zu Beginn eine Felswand,
die man überwinden muss, um überhaupt in den Slot Canyon zu kommen.
Löcher im Gestein geben jedoch guten Halt für Hände und Füße.
Welche, vielleicht selbstverständliche,
Information wir in den Reiseberichten über diese beiden Slot Canyons
vermisst haben, ist der Hinweis, dass es überall sandig ist. Ein
kleiner Windstoß entfacht im Slot Canyon schnell einen kleinen
Wirbelsturm. Der feine Sand dringt zudem in die Schuhe, auf und unter
die Socken. Es ist daher mehr als ratsam, die Kamera in einer
(Regen-)Hülle zu verpacken oder anders zu schützen. Unser Stativ
knirscht jedenfalls seit diesem Ausflug ordentlich beim Aus- und
Einfahren.
Am späten Nachmittag machen wir uns
auf den Rückweg zum Auto und keuchen über den Abhang zu Beginn, den
wir jetzt erklimmen müssen. Froh darüber, dass unser Chevrolet noch
keine Verschleißerscheinungen, wie platte Reifen, aufweist, fahren
wir die Hole-in-the-Rock Road zurück. Auf etwa halber Strecke nach
Escalante machen wir unseren letzten Stopp des Tages im „Devil's
Garden“. Dieser Picknickplatz ist umgeben von versteinerten
Sanddünen, bizarr geformten Steinkörpern und kleinen Arches.
Da es
keine wirklichen Trails gibt, kann man nach eigenem Belieben
umherwandern und erkunden.
Ziemlich geschafft nach dem heißen und
langen Tag bringen wir die letzten Meilen nach Escalante hinter uns.
Welch ein süßes Gefühl, als das Auto wieder auf die asphaltierte
Straße biegt, sich plötzlich lautlos fortbewegt und man nicht mehr
ständig hin und her geschleudert wird. Heute Abend laden wir unsere
Akkus auf, denn morgen geht es schon zum nächsten Nationalpark auf
unserer Route: dem Bryce Canyon.
Fazit Tag 163:
Spooky hat gezeigt, dass wir noch nicht
zu viel Fast Food gegessen haben.
Was haben wir heute gelernt? Es gibt
noch viel mehr großartige Fotomotive an der Hole-in-the-Rock Road zu
erkunden. Allerdings braucht man für viele davon ein höher gelegtes
Allradfahrzeug, das nicht in den sandigen Seitenstraßen
steckenbleiben würde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen