Donnerstag, 13. Juni 2013

Canyons of the Escalante


Zurückgelegte Meilen: 69

Oder: der Tag der Slot Canyons. 


Wir machen uns am Vormittag in Escalante auf den Weg, um zum Mittag und Nachmittag an den beiden engen Felsschluchten zu sein. Wie auch schon vor dem Hike zum Little Wild Horse Canyon informieren wir uns über die aktuelle Wetterprognose und flash flood Gefahr. Im Visitor Center in Escalante erkundigen wir uns darüber hinaus über die Straßenverhältnisse. Denn um zu den Canyons zu gelangen, müssen wir auf die „Hole-in-the-Rock Road“. Dabei handelt es sich um eine unbefestigte Schotter- und Kiesstraße, die nur bei guten äußeren Bedingungen von normalen Fahrzeugen befahren werden kann. Diese 57 Meilen lange Piste folgt dem historischen Trail, den die ersten mormonischen Siedler angelegt haben, um eine Abkürzung über den Colorado River zur nächsten Siedlung zu schaffen. „Hole in the Rock“ ist die enge Felsspalte am Ende der Straße, die über einen steilen Abhang Zugang zum Colorado River gewährt.

Als wir fünf Meilen östlich von Escalante auf die Hole-in-the-Rock Road biegen, sind wir froh, dass wir einen, wenn auch kleinen, SUV haben. Wir, die wir sonst auf asphaltierten Straße unterwegs sind, müssen uns auf den ersten Meilen an diese unbefestigte Variante gewöhnen. Hin und wieder auftauchende sandige Stellen, Steine und Schlaglöcher lassen die Reisegeschwindigkeit von 5 bis 35 mph variieren. Übersehen kann man uns jedenfalls nicht, denn wir ziehen eine riesige Staubwolke hinter uns her.

Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir die mit einem kleinen Holzschild versehene Abzweigung zum Trailhead des „Dry Fork of Coyote Gulch“, in dem sich die beiden von uns angesteuerten Slot Canyons befinden. Diese Seitenstraße hält noch einmal riesige Schlaglöcher bereit, die wir so gut es geht umfahren. Unser erstes Ziel wird der Slot Canyon „Spooky“ sein, dessen Name wie wir später merken nicht zufällig gewählt wurde. Vom Parkplatz müssen wir zunächst einem Trail folgen, der über einen Steinabhang und große Sanddünen hinunter in das trockene Flussbett führt. 


In den sandigen Stellen kann man alten Fußspuren folgen, während man in der Felsengegend nach kleinen Steinhügeln Ausschau halten muss, die einem die Richtung weisen. Es ist ziemlich heiß, weil wir in der Mittagszeit da sind. Leider ist Spooky nur zu dieser Zeit hell genug, um schöne Fotos zu machen. Den anderen Slot Canyon, „Peek-a-Boo“, kann man entweder am Vormittag oder Nachmittag fotografieren.

Spooky ist nicht ganz so leicht zu finden, da sich die Fußspuren im Sand entweder verlaufen oder in verschiedene Richtung führen. Problematisch ist die riesige Sanddüne am Ende, die einem die Sicht auf den weiteren Weg versperrt. Sicherheitshalber lesen wir unsere Wegbeschreibung mehrmals nach und checken auf unserer GPS-Uhr, dass wir in die richtige Himmelsrichtung laufen. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Eingang des Slot Canyons. 


Spooky ist im Vergleich zu den anderen Schluchten, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, deutlich enger. 


Kurz nach dem Eingang nähern sich die beiden Wände so nah an, dass man nur noch seitlich vorwärts gehen, sonst würde man mit den Schultern stecken bleiben. 


Zusammen mit dem wenigen Licht, das von oben hereinfällt, ist das nicht die richtige Umgebung für Leute mit Platzangst. Alle anderen werden ihren Spaß haben, sich immer weiter in das zum Teil unheimliche Zwielicht des Slot Canyons vorzuarbeiten. Außerdem sollte man nicht zuviel Gepäck mitbringen. 


Während Christina mit Kamera und Stativ auf Motivfang geht, sorgt Walter dafür, dass nach und nach der Rucksack, die Gallone Wasser und die Kameratasche durch den engen Gang geschleust werden.


Wir verbringen gut eine Stunde in Spooky, ohne sein Ende zu erreichen, und kehren dann um. Um zu „Peek-a-Boo“ zu kommen, müssen wir einen Teil des Trails zurücklaufen. Man kommt im sandigen Flussbett nur langsam voran. Vergleichbar mit einem Strandspaziergang. Nur sollte man genug Wasser dabeihaben, da man sich nicht in ein kühles Meer nebenan stürzen kann. „Peek-a-Boo“ ist bei weitem nicht so eng wie Spooky, dafür hat er geschwungenere Wände und Gesteinsformationen. Außerdem muss man viel mehr klettern. So gibt es gleich zu Beginn eine Felswand, die man überwinden muss, um überhaupt in den Slot Canyon zu kommen. Löcher im Gestein geben jedoch guten Halt für Hände und Füße.


Welche, vielleicht selbstverständliche, Information wir in den Reiseberichten über diese beiden Slot Canyons vermisst haben, ist der Hinweis, dass es überall sandig ist. Ein kleiner Windstoß entfacht im Slot Canyon schnell einen kleinen Wirbelsturm. Der feine Sand dringt zudem in die Schuhe, auf und unter die Socken. Es ist daher mehr als ratsam, die Kamera in einer (Regen-)Hülle zu verpacken oder anders zu schützen. Unser Stativ knirscht jedenfalls seit diesem Ausflug ordentlich beim Aus- und Einfahren.


Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg zum Auto und keuchen über den Abhang zu Beginn, den wir jetzt erklimmen müssen. Froh darüber, dass unser Chevrolet noch keine Verschleißerscheinungen, wie platte Reifen, aufweist, fahren wir die Hole-in-the-Rock Road zurück. Auf etwa halber Strecke nach Escalante machen wir unseren letzten Stopp des Tages im „Devil's Garden“. Dieser Picknickplatz ist umgeben von versteinerten Sanddünen, bizarr geformten Steinkörpern und kleinen Arches. 


Da es keine wirklichen Trails gibt, kann man nach eigenem Belieben umherwandern und erkunden.


Ziemlich geschafft nach dem heißen und langen Tag bringen wir die letzten Meilen nach Escalante hinter uns. Welch ein süßes Gefühl, als das Auto wieder auf die asphaltierte Straße biegt, sich plötzlich lautlos fortbewegt und man nicht mehr ständig hin und her geschleudert wird. Heute Abend laden wir unsere Akkus auf, denn morgen geht es schon zum nächsten Nationalpark auf unserer Route: dem Bryce Canyon.


Fazit Tag 163:

Spooky hat gezeigt, dass wir noch nicht zu viel Fast Food gegessen haben.

Was haben wir heute gelernt? Es gibt noch viel mehr großartige Fotomotive an der Hole-in-the-Rock Road zu erkunden. Allerdings braucht man für viele davon ein höher gelegtes Allradfahrzeug, das nicht in den sandigen Seitenstraßen steckenbleiben würde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen