Freitag, 31. Mai 2013

San Diego zum Joshua Tree Nationalpark


Zurückgelegte Meilen: 299

Heute verlassen wir Kaliforniens Pazifikküste und fahren in nordöstlicher Richtung ins Landesinnere. Auf den geraden Highways kommt für uns zum ersten Mal eine technische Besonderheit zu Tragen, die man fast immer in amerikanischen Autos vorfindet: der Tempomat. Anstatt über Meilen hinweg selbst darauf zu achten, dass man die gefühlt ungemein niedrige Höchstgeschwindigkeit von 65 mph (105 km/h) bzw. ganz selten auch 75 mph (120 km/h) hält, lässt man einfach das Fahrzeug mit eingestelltem Tempomat die Geschwindigkeit automatisch fahren. Ein kurzer Tipp auf die Bremse und man übernimmt wieder selbst das Kommando. Jetzt fehlt nur noch, dass ein Computer das Auto lenkt und man ein Nickerchen machen kann. Übrigens haben wir die Erfahrung gemacht, dass der Tempomat auf geraden Straßen ziemlich gut funktioniert, während er bei steilen Anstiegen unnötig stark runterschaltet und dabei ordentlich Sprit verbraucht.

Zwischenstation auf dem Weg zum Joshua Tree Nationalpark ist das südlich davon gelegene Städtchen Palm Springs. Es liegt eingebettet zwischen den San Bernardino Mountains, den San Jacinto Mountains und den Santa Rosa Mountains, was zur Folge hat, dass die Stadt kaum eine Regenwolke sieht und stattdessen in einem Wüstenklima schwitzt. Als wir die Bergketten überqueren dominiert daher eine karge und staubige Landschaft. Zu unserer Überraschung sehen wir aber auch großflächige Windkraftanlagen aus dem Boden wachsen, die mit ihrem riesenhaften Aussehen das Erscheinungsbild der Wüste verändern. Der Reiseführer behauptet in diesem Zusammenhang, dass Kalifornien bei der Nutzung von Windenergie weltweit führend sei.

Palm Springs ist das Erholungsgebiet für die Menschen aus der Region um Los Angeles. Mit über 300 Sonnentagen, über 90 Golfplätzen bei nur etwa 45.000 Einwohnern und vielen abgeschirmten Resorthotels ist die Stadt auch unter Personen aus der Filmbranche beliebt. 


Für uns ist erstaunlich, wie aus dem staubigen Nichts der Wüste diese grüne Oase voller Palmen ent- und bestehen kann.


Von Palm Springs machen wir einen Bogen in nördlicher Richtung zu Joshua Tree, der Stadt am Westeingang des gleichnamigen Nationalparks. Wir übernachten heute Nacht in einem Motel eine Meile vom Eingang entfernt. Nach dem Einchecken geht es gleich zum Visitor Center, in dem wir uns den „America the Beautiful Pass“ für 80 $ kaufen. Dieser ermöglicht dem Passinhaber und min. drei weiteren Erwachsenen Zutritt in alle Nationalparks (und andere bestimmte Erholungsgebiete) in den USA. Besucht man mehrere Nationalparks, lohnt sich der Kauf des Passes relativ schnell. Das Ticket für den Joshua Tree kostet normalerweise pro Auto 15 $.

Außer Tickets gibt es im Visitor Center wertvolle aktuelle Hinweise von einem überaus freundlichen Ranger und eine kostenlose Karte. Für uns geht es zunächst auf den Park Boulevard, ein „Scenic Drive“, der den West- mit dem Nordeingang verbindet. Schon nach wenigen Meilen sieht man die Hauptattraktion des Parks: die Joshua Trees. 


Die bis zu 15 Meter hohen und stachelig aussehenden Joshua Trees sind keine Bäume, sondern gehört zur Gattung der Palmlilien. Ihren einprägsamen Namen haben sie den Mormonen zu verdanken, die in den dünnen ausgestreckten Ästen die biblische Figur Jahwe sahen, der zu Gott betet. Die Joshua Trees befinden sich in einer Landschaft, die vor allem eins ist: Wüste. Hier treffen die Mojave- und Sonorawüste aufeinander. Neben Büschen und Kakteen leben hier aber auch Tiere, wie der „Roadrunner“, laut Reiseführer auch „Rennkuckuck“, der Steinadler, Kojoten, Klapperschlangen, Präriehasen u. a.


Der Park Boulevard führt uns zum „Cap Rock“, wo wir bei einem kleinen Trail interessante Steinformationen sehen. Laut Rangerinfo ähnelt diese Steinkulisse einem Tier. Wer kann es erraten?


Vom Cap Rock fahren wir zum Barker Dam, einem von Farmern gebauten Damm, der ein Regenwasserbecken entstehen ließ. Wir haben jedoch bei dem Hike nur ein ausgetrocknetes Flussbett gesehen.


Zurück am Cap Rock biegen wir vom Park Boulevard ab und fahren hoch zum Keys View, einem 1580 Meter hohen Aussichtspunkt auf die Santa Rosa Mountains und das Coachella Valley. Beeindruckend ist der Blick auf eine Erdfalte in der Ferne. 


Dort verläuft der berühmte San-Andreas-Graben, die Erdbebenfalte, an der die nordamerikanische und pazifische Erdplatte sich treffen. Würden wir ein ganzes Jahr an der Hinweistafel am Keys View stehenbleiben, wären wir 6cm weiter nach Nordwesten gedriftet.

Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg zum Cholla Cactus Garden, der an der nach Süden führenden Pinto Basin Road liegt. Unterwegs halten wir kurz, um die andere Steinformation zu fotografieren, die uns der Ranger gezeigt hatte. Welches Teil eines Skeletts kann man hier erkennen?


Im Cholla Cactus Garden kann man wunderbar die farbigen Bigelow-Kakteen sehen, die auch „Jumping Cholla“ genannt werden. Ihre spitzen Dornen scheinen einen anzuspringen und wir können bestätigen, dass die Gefahr durchaus real ist. 


Von den Kakteen fallen kleine Kugeln ab, die komplett in Dornen gehüllt sind. Ein leichter Windstoß kann sie in Bewegung versetzen. Man sollte also Vorsicht walten lassen, wenn man durch die Kakteen wandert, auf der Suche nach einem schönen Fotomotiv. Und man sollte geschlossene Schuhe und nicht etwa Sandalen dabei tragen. Davon kann mittlerweile Christina ein Lied singen, die die restliche Stunde im Nationalpark mit einem langen Dorn im Fuß verbrachte. Die Kaktusspitzen scheinen mit Widerhaken ausgestattet zu sein und lassen sich nicht so einfach wieder rausziehen.


Aber diese kleine Einschränkung ist ja kein Hindernis zum richtigen Zeitpunkt noch ein paar schöne Sonnenuntergangsbilder von den Joshua Trees zu machen. 


Erst als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, verlassen wir den Park und fahren zurück ins Motel. 


Dort widmen wir uns dem Dornenproblem und können nach einer ausgiebigen google-Suche folgende Lösung für andere Leidtragende empfehlen: Körperteil gut in Wasser einweichen lassen, dem Partner eine Zange (keine Pinzette) in die Hand drücken und ihn den Fremdkörper möglichst gerade und schnell rausziehen lassen.

Und weil wir heute noch etwas Energie übrig haben und uns von den Kakteen nicht einschüchtern lassen wollen, fahren wir kurz vor Mitternacht noch einmal zum Park hinaus. Der in völliger Dunkelheit liegende Joshua Tree Nationalpark bietet gute Bedingungen, um Sterne zu beobachten. 


Es gibt nur etwas Lichtverschmutzung aus Richtung der Großstädte an der kalifornischen Pazifikküste, die aber so gering ist, dass man trotzdem solche Fotos von der Milchstraße machen kann.


Fazit Tag 150:

Der Joshua Tree ist auch nachts einen Besuch wert.

Was haben wir heute gelernt? Wir haben keine Ahnung von Sternbildern.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen