Dienstag, 14. Mai 2013

/ Montag, 13. Mai 2013 - Aloha!


Auckland nach Honolulu.


Wir wachen am Morgen des 14. Mai auf und werden am Abend des 13. Mai wieder schlafen gehen. Eine kleine Zeitreise steht uns heute bevor. Zunächst werden wir aber von einem Taxi an unserem Hostel abgeholt. Das am Vorabend bestellte „Discount Taxi“ fährt uns zum Festpreis von 35 NZ-$ zum Flughafen.

Unser Fahrer ist Kemal, gebürtiger Inder, der aus Delhi kommt und seit acht Jahren mit seiner Familie in Neuseeland lebt. Seine volle Aufmerksamkeit und ein strahlendes Gesicht sind uns sicher, nachdem wir ihm erzählen, seine Heimatstadt vor ein paar Monaten besucht zu haben. Überrascht, dass wir dort so gut mit dem Essen klar gekommen sind, und uns über die verschiedenen Arten des nordindischen Nebels belehrend lauschen wir Geschichten aus seinem Leben. Kemal wollte eigentlich immer Pilot werden, musste aber als guter Sohn vorher drei andere Dingen erledigen: Sein Vater wollte, dass er in der Cricket-Nationalmannschaft spielt. Seine Mutter wollte, dass er einen Abschluss an einer IT-Universität macht. Und sein Großvater wollte, dass er im Militär dient, so wie es Kemals Vater, der Großvater selbst und alle anderen männlichen Vorfahren gemacht haben und dabei auch unter den Briten gedient hatten.

Da der Großvater schon älter war, erledigte Kemal das mit dem Militärdienst als Erstes. Der Dienst an der Waffe führte ihn nicht nur in bewaffnete Auseinandersetzungen in der Region Kaschmir, sondern über Umwege tatsächlich in die Cricket-Nationalmannschaft Indiens: die Nationalmannschaft des indischen Militärs. Schließlich schrieb sich Kemal auch an einer Universität ein und erlangte dort einen Abschluss. Der gute Sohn hatte alle drei Aufgaben erfüllt und die Familie war glücklich. Nur das mit dem Pilotwerden klappte leider nicht: Nachdem er bei einem Schusswechsel an der indisch-pakistanischen Grenze in das Knie geschossen wurde, konnte er das Aufnahmeverfahren für die Pilotenausbildung nicht mehr bestehen. Dafür hat er aber eine nette Frau in Neuseeland gefunden und ist über das Leben in diesem Land sehr glücklich. Außerdem können ihn nun seine Eltern in Neuseeland besuchen kommen. Die würden nämlich jedes Jahr in ein anderes Land fliegen und dort bei Familienmitgliedern übernachten.
„You know, I have relatives in every country in the world: in Frankfurt in Germany, Spain, France, England, Italy, in the USA, this year my parents are flying to Canada and Mexico, South Africa, Australia and many more. I could go wherever I want and I don't need to stay in a Hotel!“
„Kemal, can I ask you something?“
„Sure.“
„Are you by any chance a Sikh?“
„Yes, I am! You know, there is a Sikh Community here in Auckland!“
Davon sind wir überzeugt. Wir müssen insgeheim schmunzeln und an den guten alten Raj in Delhi denken. Schon während der ersten Tage hat er uns eine Weisheit für unsere ganze Reise beigebracht: potatoes and Sikhs are everywhere! Das gilt selbst am anderen Ende der Welt.

Das Einchecken am Flughafen verläuft reibungslos. Nur die freundliche Mitarbeiterin am Schalter von Air New Zealand hält die Schlange hinter uns eine Weile auf, als sie sich völlig begeistert unsere Reiseroute im Computer anschaut. Mit einer Boeing 767-300 werden wir uns auf den 7027 Kilometer langen Weg über den pazifischen Ozean machen. Dabei überqueren wir den Inselstaat Tonga, passieren die Fidschi-Inseln, die Cook-Inseln, Samoa, Tuvalu und lassen Kiribati links liegen. Es ist das polynesische Dreieck, durch das wir fliegen und das mit Hawaii, Neuseeland und den Osterinseln seine Eckpunkte hat. Zugegeben, man hat schon ein komisches Gefühl, wenn man bedenkt, über wie viel Wasser man da gerade mit einer nur zweistrahligen Maschine fliegt.

Bevor wir aber überhaupt starten, müssen wir noch eine wichtige Aufgabe erledigen: Auf Grund der strikten Einfuhrbestimmungen von Hawaii müssen wir nach 131 Tagen auf Reise unsere „Notfall-Peanuts“ vernichten. Diese Erdnusstüte haben wir bei unserer Abreise von Walters Schwester in Deutschland für schlechte Zeiten bekommen. Wie man sehen kann, hat sie es bis nach Neuseeland geschafft.


Die 8 Stunden und 45 Minuten im Flugzeug vergingen dann schneller als gedacht. Highlight unterwegs: das Überqueren der Datumsgrenze. Wir reisen in der Zeit zurück, aus dem 14. wird der 13. Mai. Es ist schon dunkel als wir um 21:45 Uhr Ortszeit in Honolulu auf US-amerikanischem Boden landen. Auf dem kurzen Weg vom Flugzeug in das klimatisierte Ankunftsgebäude spürt man schon die warme und exotische Urlaubsbrise. Freundliche, wohl genährte Hawaiianer in landestypischen Hemden weisen uns den Weg zur Einreisekontrolle. Die Schlange ist erwartungsgemäß lang, aber die Einreise gestaltet sich unerwartet problematisch. Die elektronische Voranmeldung über ESTA haben wir natürlich vor zwei Wochen erledigt. Ein altes Studenten-Visum in Christinas Reisepass, das sie kurzfristig wegen ihrer Doktorarbeit nicht annehmen konnte, wird ihr allerdings zum Verhängnis. Das hat vier Gespräche mit unterschiedlichen Zollbeamten und eine Menge Fragen zur Folge. Am Ende kann das Problem aber behoben werden und wir dürfen US-amerikanischen Boden betreten.

Nach der Gepäckausgabe werden wir von einem Reiseagenten begrüßt. Auf Hawaii haben wir im Gegensatz zu allen anderen Reisestationen Unterkünfte, Mietwagen und inner-hawaiianische Flugverbindungen vorgebucht. 

Hier unsere Flugroute für Hawaii:


Vom Reiseagenten kriegen wir ein paar Voucher und selbstverständlich zwei Blumenketten überreicht. Er bringt uns dann zum Bus-Shuttle des falschen Mietwagenunternehmens, was wir mit einem Blick auf unseren Voucher während der Fahrt noch bemerken. Da wir die einzigen an Bord sind, bringt uns der Busfahrer aber freundlicherweise zur richtigen Mietwagenstation.

Und hier bei „Thrifty“ hat dieser lange Tag noch ein letztes Highlight für uns parat: Der Mitarbeiter verkündet uns, dass sie leider kein midsize-car mehr verfügbar haben und uns daher zwei andere höherklassige Alternativen zur Wahl stellen. Entweder ein Jeep Liberty oder, wenn die paar Rucksäcke alles an Gepäck sind, was wir haben, das glänzend weiße, 309 PS starke Ford Mustang Cabrio, das vor der Tür steht. Für was haben wir uns wohl entschieden?


Der Tag der Zeitreise endet also damit, dass wir mit offenem Verdeck unter hawaiianischer Musik in das in der Dunkelheit funkelnde Honolulu fahren...

Fazit Tag 132:

Hinzugekommene Gegenstände: 1 Ford Mustang.

Was haben wir heute (erneut) gelernt? Potatoes and Sikhs are everywhere.

1 Kommentar:

  1. Eine Schweigeminute für meine Salznüsse! ;). Es ist immer schwer einen treuen Wegbegleiter zu verlieren.
    Nun zu dem anderen: Mein armer Mann ist total ausgeflipt. Cooles Auto. Gut, daß ihr uns nicht gleich erreicht habt. ;))

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