Zurückgelegte Kilometer: 135
Der heater muss angesichts der kalten
Nasen diesen Morgen Schwerstarbeit verrichten. Wer hatte nochmal die
Idee Gebirgswandertouren zu machen?! Aber nach einem warmen Kaffee
sieht die Welt schon gleich viel weniger kalt aus und wir
beschäftigen uns mit dem Plan für heute.
Der Tongariro National Park ist 768 qkm
groß, gehört seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist laut
Wikipedia sogar der älteste Nationalpark Neuseelands. Es sind seine
drei großen aktiven Vulkanberge, die jedes Jahr viele Besucher
anziehen. Der größte Vulkan ist der Mount Ruapehu, der durch
zahlreiche Eruptionen gewachsen ist. Einer seiner vielen Krater ist
aktiv und bringt den „Crater Lake“ regelmäßig zum Brodeln. Der
schönste der drei Vulkane ist unserer Meinung aber der 2291m hohe
Mount Ngauruhoe mit seinem kreisrunden Kegel. Seine beeindruckende
Form hat ihm eine zentrale Rolle in Herr der Ringe beschert: Er ist
der Schicksalsberg von Mordor. Und es ist die aus dem Film bekannte,
unwirklich scheinende raue Landschaft, die den Nationalpark von
Tongariro zu einem Wander- und Bergsteigeldorado machen.
Wir für unseren Teil haben uns wegen
der Kälte gegen das „Alpine Crossing“ entschieden. Stattdessen
machen wir drei kleinere Walks und Tracks, die dank des tollen
Wetters heute schöne Aussichten auf die Vulkane bieten sollten. Nach
dem Frühstück fahren wir mit dem Auto von Whakapapa die Bruce Road
zum Iwikau Village. Die Straße windet sich auf 1600m hoch und
unterwegs zeigt sich der schneebedeckte Mount Ruapehu in all seiner
Pracht vor dem blauen Himmel.
Iwikau Village ist ein kleiner Skiort,
der momentan sehr verlassen wirkt. Vom Parkplatz laufen wir den
kurzen unbefestigten Weg zur Meads Wall, einem Grat oberhalb der
Seilbahnstation. Man hat einen tollen Blick auf Mount Ngauruhoe zur
einen und Mount Ruapehu zur anderen Seite.
Wieder zurück in Whakapapa laufen wir
den Ridge Walking Track, der in 40 Minuten und 1,2 Kilometern auf
eine Anhöhe führt, von der man das Panorama der umliegenden Berge
genießen kann. Der Weg führt zunächst durch dichten Buchenwald
bevor es in alpines Grasland geht. Von hier oben sieht man, wie sich
trotz guter Wettervorhersage jetzt dichte dunkle Wolken um die beiden
Vulkane sammeln, während bei uns noch die Sonne scheint. Bislang
bereuen wir es nicht, das Crossing nicht gemacht zu haben.
Als dritte Wanderung machen wir den
Taranaki Falls Walking Track. Das ist ein 6 Kilometer langer Rundweg,
der etwa 2 Stunden dauert und durch unterschiedliche
Vegetationsformen führt. Es geht durch alpines Grasland, dichten
grünen Buchenwald,
entlang von Bergbächen
über eine Schlucht zu
den Taranaki Wasserfällen. Das Wasser fließt hier über erkaltetes
Lavagestein, das vor 15.000 Jahren vom Mount Ruapehu ausgespuckt
wurde.
Auf dem Rückweg zeigt sich der vulkanische Boden des
Nationalparks, der nur von wenigen Pflanzen bewachsen ist und durch
Wind, Regen und Frost geformt wird.
Zurück am Camper verabschieden wir uns
von Tongariros Vulkanen und setzen unsere Reise in Richtung Norden
fort. Wir hatten einen abwechslungsreichen Tag und sind froh, auf das
Crossing und etwaige Erfrierungen verzichtet zu haben. Vom
Nationalpark führt uns die SH 47 nach Turangi, wo wir auf den Lake
Taupo, den größten See des Landes stoßen.
Wir folgen seiner
Ostflanke zur namensgleichen Stadt Taupo. Sie liegt am Nordende des
Sees, hat 25.000 Einwohner und beherbergt uns heute Nacht.
Fazit Tag 126:
Neuseeland ist Vulkanland.
Was haben wir heute gelernt? In
Neuseeland ist es nicht ungewöhnlich in der Gemeinschaftsküche
eines Campingplatzes auf 20 (!) kochende und sich schreiend
miteinander unterhaltende Asiaten zu treffen. Dabei kann es sich
beispielsweise um Südkoreaner handeln, die sich durch die
Vermittlung eines Reiseveranstalters erst kennengelernt haben und mit
vier großen Campervans, in denen jeweils fünf Personen schlafen, im
Konvoi das Land erkunden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen