Freitag, 10. Mai 2013

Rotorua nach Auckland


Zurückgelegte Kilometer: 300

Es gibt Tage, da wacht man auf und fragt sich, in welcher Stadt man sich gerade befindet. Heute Morgen musste man nur die Schiebetür des Vans aufmachen, tief einatmen und sofort war klar: Wir sind noch in Rotorua.

Aber nicht mehr lange, denn übermorgen müssen wir schon unseren Camper in Auckland zurückgeben. Das wiederum heißt, dass wir überlegen müssen, was wir bis dahin noch sehen wollen. Der Besuch von Hobbingen ist eine Option. Wahrscheinlich stellt sich jeder Neuseelandreisende, der die Bücher von Tolkien gelesen und die Verfilmung von Jackson gesehen hat, die Frage, ob er das Filmset in der Nähe von Matamata besichtigen soll. Während vor ein paar Jahren von den Höhlenhäusern der Hobbits nur spärliche Holzverkleidungen zu sehen waren, ist die Kulisse seit dem Dreh des Vorgängerfilms erhalten geblieben. Dagegen spricht allerdings der astronomische Preis von 75 $ pro Person für die nicht mal zwei Stunden dauernde Führung und die Tatsache, dass man die aus dem Film bekannten grünen Hügel in der ganzen Region um Matamata kostenlos sehen kann. In Anbetracht des regnerischen Wetters beschließen wir daher, lieber etwas zu sehen, was für jeden Neuseeland ist: Kiwis. Und zwar die flugunfähigen Tiere und nicht die Menschen.

Dafür machen wir einen kleinen Trip nach Westen durch die grünen fetten Hobbithügel in der Nähe von Cambridge und Matamata. 


Unser Ziel ist das Städtchen Otorohanga, das sich damit brüstet eines der besten Kiwi-Häuser im Land zu haben und auch sonst alle möglichen Nationalsymbole in den Straßen der Stadt ausstellt. Der „Kiwi House & Native Bird Park“ besteht aus einem Hauptgebäude und einem kleinen umzäunten Areal mit Rundgang. Hauptattraktion ist das Nachthaus, in dem man die nachtaktiven, nur in Neuseeland lebenden Kiwis tagsüber beobachten kann. Es gibt drei Hauptarten dieses Vogels: Brown Kiwi, little spotted Kiwi und large spotted Kiwi. 


Wir sehen drei herumrennende Exemplare des Brown Kiwi und ein Riesenexemplar des large spotted Kiwi: Atu, ein Weibchen, das, wenn es sich aufrichtet, einem Menschen sogar bis zur Hüfte reicht.


Kiwis sind schon faszinierende Geschöpfe. Sie haben einen langen Schnabel, wobei die Nasenlöcher vorne an der Spitze angebracht sind. Da sie keine Flügel haben (nur zwei kleine Stummel an der Seite), bewegen sie sich nur auf ihren beiden kraftvollen Beinen vor. Sie können schnell laufen, aber sehen dabei aus, als ob sie jeden Moment mit ihrem fleischigen Körper nach vorne überkippen. Außerdem sind die Eier, die sie legen, verglichen mit anderen Vogeleiern extrem groß.

Neben Kiwis sehen wir eine Vielzahl von Vögeln und den Tuatara, Neuseelands lebendes Fossil. Die kleinen Reptilien sind die einzigen noch lebenden Nachfolger der Dinosaurier. 


Unter den vielen Vögeln stechen der majestätische neuseeländische Falke, den man regelmäßig über Landstraßen fliegen sieht, die Papageienart Kaka und das Sumpfhuhn Pukeko hervor.



Nachdem wir nun ein lebendes Exemplar des Kiwi gesehen haben, können wir beruhigt nach Auckland aufbrechen. Der Weg dahin führt an Hamilton vorbei, mit 130.000 Einwohnern eine Großstadt nach neuseeländische Maßstab und größte Stadt ohne direkten Zugang zum Meer. Nach Hamilton wird der Verkehr merklich dichter und plötzlich finden wir uns auf einer mehrspurigen Autobahn wieder, die einen zielsicher in die größte Stadt in Neuseeland bringt. Mit den letzten Sonnenstrahlen schaffen wir es zu unserem Holiday Park in der Nähe des Flughafens von Auckland. Wir sind etwas wehmütig (und zugegebenermaßen auch froh) als wir heute das Licht in unserem Toyota ausmachen: Es ist unsere letzte Nacht im Camper. Morgen werden wir schon in einem Hostel übernachten und den süßen Luxus eines richtigen Zimmers genießen.

Fazit Tag 128:

Lieber Kiwi als Hobbit.

Was haben wir heute gelernt? Neuseeland beheimatete vor langer Zeit noch eine andere Gattung von flugunfähigen Laufvögeln: die Moas. Die meisten Moas waren wohl so groß wie Truthähne. Es gab jedoch auch Arten, die 180kg bzw. 270kg schwer werden konnten und deutlich größer waren als die heutigen Kiwis. Moas hatten auf den raubtierfreien neuseeländischen Inseln so gut wie keine Feinde, weshalb sie wohl weder ein Flucht- noch Abwehrverhalten kannten. Das wurde ihnen zum Verhängnis als am Ende des 13. Jahrhunderts die ersten polynesischen Einwanderer Neuseeland erreichten und die Tiere innerhalb kurzer Zeit ausgerottet wurden.


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