Zurückgelegte Kilometer: 247
Der neue Tag fängt leider genauso an
wie der letzte aufgehört hat: mit Regen aus dunklen Wolken. Das
heißt für uns, dass wir das Cape Farewell, den nördlichsten Punkt
der Südinsel, streichen und stattdessen schon in Richtung Picton
fahren, von wo man mit der Fähre nach Wellington auf die Nordinsel
übersetzen kann.
Bevor wir die Golden Bay verlassen
fahren wir noch zu den Waikoropupu Springs, kurz Pupu Springs, 5km
westlich von Takaka.
Die Springs sind eine der wasserreichsten
Quellen der Welt. Pro Sekunde werden 14.000 Liter Wasser ausgestoßen,
was laut Reiseführer ausreiche in fünf Sekunden den Jahresverbrauch
eines deutschen 2-Personen-Haushalts zu decken. Das Wasser ist zudem
so klar, dass Sichtweiten von bis zu 63m gemessen wurden.
Für die
Maori sind die Quellen schon immer ein heiliger Ort gewesen, dessen
Wasser die spirituelle und physische Quelle des Lebens ist.
Über die Takaka Hill Road fahren wir
zurück nach Motueka. Die Straße, die vorgestern noch tolle
Ausblicke auf die Küsten geboten hat, ist heute so nebelverhangen,
dass man froh ist, wenn man die nächste Kurve sieht. Von Motueka
steuern wir an der Küste entlang das wirtschaftliche und
touristische Zentrum der Region an, die Städte Richmond und Nelson.
In Richmond füllen wir unseren Kühlschrank wieder auf und machen
zwei bahnbrechende Entdeckungen. Zum einen finden wir heraus, dass
Soda Water, also Wasser mit Kohlensäure, genauso teuer ist wie
stilles Wasser (vermutlich trinken die Neuseeländer bei diesen
Preisen sowieso das Wasser aus dem Hahn). Zum anderen ist unser
Schnäppchen des Tages der Kauf von zwei Avocados für je 1 $.
In einem schönen Park in Nelson
verbringen wir unsere Kaffeepause.
Die Stadt mit den 45.000
Einwohnern betreibt den wichtigsten Fischereihafen des Landes.
Außerdem wirbt sie damit, geografisch nicht ganz korrekt, der
Mittelpunkt Neuseelands zu sein.
Von hier geht es weiter in Richtung
Picton. Dabei kommen wir in die Region Marlborough. Die Gegend ist
eines der großen Weinanbaugebiete auf der südlichen Erdhalbkugel
und Neuseelands produktivster Weinstandort. Wo vor 40 Jahren nur
Obstbäume standen, wird jetzt hauptsächlich Weißwein angebaut.
Noch bekannter ist die Region aber wohl
wegen der Marlborough Sounds. Die Sounds sind ein verzweigtes Netz an
Wasserstraßen und Buchten zwischen bewaldeten Halbinseln und
sonnenverwöhnten kleinen Inseln. Das türkisfarbene Wasser, die
schmalen Strände und die 2500 Sonnenstunden pro Jahr (damit die
sonnigste Region im ganzen Land und mit der französischen Riviera
vergleichbar) locken wohlhabende Großstädter aus Wellington in
Ferienhäuser und Naturverliebte in ein abgeschiedenes Leben im
Grünen.
Und natürlich gibt es auch einen Wanderweg, den Queen
Charlotte Track, der am Queen Charlotte Sound entlang führt, der
71km lang ist und in 3 bis 5 Tagen erwandert werden kann.
Die Straße wird entsprechend hügeliger
und führt durch grüne Wälder, die an Werbeprospekte über Kanada
erinnern. Wie zur Bestätigung sieht man immer öfter mit Baumstämmen
beladene Lastwagen die Hügel erklimmen.
Als wir die Stadt Havelock
passieren kommen wir auf den Queen Charlotte Drive. Eine
Sightseeing-Straße, wie es in Reiseführer-Sprache wohl heißen
würde, die auf Grund der Serpentinen nicht schneller als mit 30 km/h
befahren werden kann, dafür aber fantastische Ausblicke auf den
Pelorus Sound und später auf den Queen Charlotte Sound bietet.
Noch
viel länger braucht man, wenn man an allen Aussichtspunkten anhält.
Bemerkenswert: Die vielen kleinen Häuser und Anwesen, die in den
kleinsten Buchten auszumachen sind oder neben der Straße inmitten
der Bäume auftauchen.
Schließlich erreichen wir Picton, das
mit 4.000 Einwohnern die größte Stadt in den Marlborough Sounds
ist. Sie liegt am Queen Charlotte Sound und ist jedem
Neuseeland-Reisenden wegen seines Fährterminals bekannt: Nur von
hier kann man mit der Fähre zur Nordinsel fahren und umgekehrt.
Deshalb bleiben die meisten Besucher auch maximal nur eine Nacht,
wenn sie denn nicht am selben Tag weiterreisen. Pictons Innenstadt
ist dabei schöner als man es für eine solche Transitstadt vermuten
würde.
Wir widersetzen uns dem Trend und
werden zwei Nächte in Picton bleiben. Bevor wir übermorgen mit der
Fähre nach Wellington auf die Nordinsel übersetzen, wollen wir
morgen (der positiven Wetterprognose vertrauend) einen Bootsausflug
in die Marlborough Sounds machen. Dabei werden wir nicht irgendein
Boot nehmen, sondern fahren auf dem Boot der neuseeländischen Post
und begleiten den Postboten bei der Auslieferung der „mail“ an
die wenigen Bewohner in den entlegenen Winkeln der Sounds.
Fazit Tag 121:
Neuseeland ist Weinbauland.
Was haben wir heute gelernt? Die
Marlborough Sounds sind nicht mit den Fjorden aus Milford zu
vergleichen. Während Fjorde von Gletschern ausgeformt werden, sind
die Sounds in Marlborough dadurch entstanden, dass der Meeresspiegel
stieg und die tiefen Täler der Region überflutete.
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