„Big Island“
Zurückgelegte Meilen: 361
Die Insel Hawaii ist die größte der
US-amerikanischen Inseln. Sie ist gleichzeitig das jüngste Eiland
der hawaiianischen Inselgruppe. Das macht sie zu einem der besten
Ausflugsziele für all diejenigen, die Vulkane entdecken möchten.
Hawaii wurde und wird von fünf verschiedenen Schildvulkanen geformt,
wovon einer erloschen (Kohala), einer schlafend (Mauna Kea), einer
zeitweise aktiv (Hualalai) und zwei aktiv sind (Mauna Loa und
Kilauea). Der Kilauea speit seit 1983 regelmäßig flüssiges Gestein
und ist die Hauptattraktion im Hawaii Volcanoes National Park. Dank
seiner beiden aktiven Vulkane wächst die Insel immer weiter. Laut
Wikipedia hat Hawaii durch die Lavaströme zwischen 1983 und 2002 220
Hektar an Land dazugewonnen.
Ob die Lava momentan fließt,
beantwortet uns der Mitarbeiter der Mietwagenstation mit seiner
Begrüßung: „You are very lucky, the lava is flowing!“ Diesmal
gibt es als midsize-car einen Dodge Avenger, der kleiner als der Ford
Fusion wirkt. Die Flüge hierher waren ohne besondere Zwischenfälle.
Pro Gepäckstück mussten wir wie üblich 17 $ zahlen. Von Lihue auf
Kauai ging es zunächst innerhalb von 36 Minuten nach Kahului auf
Maui und nach einer Wartestunde mit dem nächsten Flieger von
Hawaiian Airlines in etwa 20 Minuten nach Kona auf Big Island.
Unser
Hotel ist eine große aber schöne Anlage an einer Steinküste am
Meer gelegen. Ein Pool mit Liegen, eine Salzwasserlagune und ein
geräumiges Zimmer mit Balkon: Wie war das noch mit diesem Camper in
Neuseeland? Zum Abendessen gibt es „old fashioned hamburgers“ bei
„Wendy's“ und bei einem Cocktail an der Hotelbar planen wir den
morgigen Tagesausflug zu den Vulkanen.
Am 20.05. klingelt unser Wecker um
08:00 Uhr. Für die Fahrt zum Volcanoes Nationalpark und zurück soll
man laut Reiseführerangaben 9-12 Stunden einplanen. Man fährt mindestens 250 Meilen und kriegt ein Gefühl für die Größe der Insel.
Mit
6.500 Quadratkilometern könnten fast alle anderen hawaiianischen
Inseln hier Platz finden. Nicht weit südlich von Kona treffen wir
das letzte Mal auf unserer Reise auf Spuren von Captain James Cook.
Hier in der Keakakekua Bay fand der große Entdecker, der die bis
dahin unbekannte Südsee auf die Karten der Welt gebracht hatte, ein
tragisches Ende: Im Zuge eines Streits über ein gestohlenes Beiboot
wurde James Cook von Einheimischen an diesem Strand getötet.
Von der Bay ist es nicht mehr weit zum
Black Sand Beach, einer der Sehenswürdigkeiten der Insel. Bevor wir
dort Rast machen, holen wir uns in einem typischen amerikanischen
roadside Diner belegte Sandwiches zum Mitnehmen. Pick-up Trucks
stehen vor dem Eingang, man sieht die aus etlichen Filmen bekannten
und überall gleich aussehenden Sitzecken mit Ledergarnitur und altem
Tisch dazwischen und findet die Bedienung zwischen den Gästen, wie
sie die Kaffeebecher auffüllt.
Der schwarze Sand des Black Sand Beach
besteht aus alten Lava-Fragmenten, die an dieser Stelle im Meer
erkaltet sind. Der von Einheimischen und Touristen frequentierte
Strand ist auch ein beliebter Tummelplatz für Grüne
Meeresschildkröten. Die unter Schutz stehenden und lange Zeit vor
dem Aussterben bedrohten Tiere kommen regelmäßig an Land, um sich
von ihrer Suche nach Futter in küstennahen Gebieten zu erholen.
Nachdem wir bzw. eine von uns sich
endlich von den Schildkröten losreißen konnte, setzten wir unsere
Fahrt in Richtung Vulkane fort. Immer öfter wird die grüne
Küstenlandschaft, die uns bislang umgab, von toten steinernen
Trassen abgelöst. Der Übergang ist jedes Mal abrupt. Dies sind die
Pfade, die die Lava bei früheren Eruptionen genommen hatte.
Man kann
vereinzelt tote Bäume sehen, die zwischen den schwarzen Steinen
emporragen. Kurz vor dem Parkeingang hat uns die Straße auf über
1000 Höhenmeter emporgehoben und Hinweisschilder warnen uns vor der
„fault area“: Hier muss mit Verwerfungen, Bruchstellen im Gestein
gerechnet werden und man soll darauf vorbereitet sein, plötzlich
große Löcher in der Straße zu entdecken.
Die Eintrittskarte zum Volcanoes
National Park kostet 10 $ pro Auto und ist eine Woche gültig. Wir
fahren zum Visitor Center und lassen uns von einem Ranger über die
aktuellen Trails und befahrbaren Wege informieren. Es gibt zwei
„Scenic Roads“, die man mit dem Auto befahren und an
gekennzeichneten Haltestellen erkunden kann. Die eine, der „Crater
Rim Drive“, ist zwar zur Hälfte auf Grund hoher Konzentration von
Schwefeldioxidgas gesperrt, führt aber ganz nah an einen lodernden
Krater des Kilauea heran. Wenn es dunkel ist, kann man das rote
Leuchten aus dem Inneren des Krater sehen. Die andere Straße führt
hinunter zur Küste und in die Nähe des aktuellen Lavastroms, der
sich ins Meer ergießt. Mit etwas Glück und einem Fernglas kann man
das flüssige Gestein in der Ferne fließen sehen. Es gibt
tatsächlich die Möglichkeit direkt an die Lava zu kommen. Dafür
muss man aber vom Ende der Straße etwa 10 Meilen über unbefestigte
Gesteinslandschaft zum Strom hin und 10 Meilen wieder zurück hiken.
Dazu hätten wir heute um 4:30 Uhr aufstehen müssen, um die ganze
Wanderung bis zur Dunkelheit zu schaffen.
Bevor wir uns den Nationalpark näher
anschauen, verlassen wir das Gelände noch einmal und machen einen
kurzen Abstecher weiter in den Norden nach Hilo, die Hauptstadt der
Insel. Einst ein Zentrum des Zuckerrohranbaus lebt sie heute vom
Tourismus und der Orchideenzucht. Uns interessieren zwei schöne
Wasserfälle, die man gut mit dem Auto erreichen kann.
Nachdem wir uns mit insgesamt 1 Liter
Kaffee im örtlichen 7Eleven versorgt haben, geht es nun endlich
näher zu den Vulkanen. Es ist zwar nicht beängstigend, aber
durchaus Respekt einflößend, wenn man bedenkt, dass der Kilauea der
aktivste Vulkan auf der Welt und der Mauna Loa gleich um die Ecke der
weltweit größte Vulkan ist. Wir fahren zunächst auf der Crater Rim
Road und staunen über das tote Land, das uns umgibt und aussieht,
als ob hier erst vor ein paar Wochen Lavaströme alles versengt
hätten.
Die Schwefel- und Wasserdampfquellen erinnern uns an Rotorua
in Neuseeland. Nur dass hier überall Schilder stehen, die einen vor
hoher Konzentration des gefährlichen Schwefeldioxid warnen. Sollte
die Luft „schlecht riechen“ oder man Probleme mit der Atmung
haben, sei es am Besten, das Gebiet sofort zu verlassen.
Unvergleichlich ist dagegen der Blick vom Kilauea Overlook auf den
Halemaumau Krater und auf die Kilauea Caldera, ein riesiger durch den
Einsturz eines großen Vulkankraters entstandener Kessel.
Als Nächstes geht es die 29km lange
„Chain of Craters Road“ hinunter zur Küste und zu den aktuellen
Lavaströmen. Die Straße muss alle paar Jahre ausgebessert werden,
nachdem neue Lavaströme beschließen, über die Straße zu fließen.
Unterwegs gibt es weitere Aussichtspunkte, um ältere Vulkankegel zu
bestaunen.
Wir halten an der Thurston Lava Tube und durchwandern die
550 Jahre alte tropfende Lava-Röhre.
Es wird bereits dunkel, als wir
die Küste und das Ende der Straße erreichen. In der herannahenden
Dunkelheit kann man dann tatsächlich ein rotes Glühen am Horizont
erkennen. Durch das Zoom-Objektiv der Kamera können wir sehen, wie
sich viele Kilometer entfernt rot glühende Lava in den pazifischen
Ozean ergießt. Ein wirklich besonderes Naturschauspiel.
Auf dem Rückweg zum Vulkankegel müssen
wir wieder 1000 Höhenmeter überwinden und dabei wie in einem
Flugzeug durch dichte Nebel- und Wolkenschichten steigen. Wieder oben
am Kilauea Overlook sehen wir in der Dunkelheit zwar nicht mehr den
Krater, aber dafür das rote Leuchten, das aus seinem Inneren kommt.
Ein faszinierender Tag, der uns so nah an glühende Lava gebracht
hat, wie noch nie zuvor in unserem Leben.
Die Rückfahrt zum Hotel führt uns
wieder über die halbe Insel und zieht sich. Müde aber glücklich
fallen wir schließlich gegen 23 Uhr in unser Bett. Mit unserem
Abstecher nach Hilo und den vielen Fotostopps (die Schildkröte lässt
grüßen) ist es dann ein 15 Stunden Tagesausflug geworden. Den
nächsten Tag nutzen wir deshalb zur Erholung: Ausschlafen, sonnen
und schwimmen ist angesagt. Big Island wird uns mit seinen
beeindruckenden Vulkanen lange in Erinnerung bleiben. Morgen fliegen
wir dann auf unsere vierte und letzte hawaiianische Insel: Maui. Auf
Maui sind wir ein Tag länger als auf den anderen Inseln. Genug Zeit,
sich von Hawaii zu verabschieden und letzte Vorbereitungen für Los
Angeles und die Westküste der USA zu treffen.
Fazit Tage 138, 139 und 140:
Hawaii ist aktive Vulkanlandschaft.
Was haben wir heute gelernt? Big Island
ist nicht nur die jüngste und größte, sondern auch die südlichste
Insel der hawaiianischen Inselgruppe. Das bedeutet gleichzeitig, dass
das Südkap der Insel, Ka Lae, der südlichste Punkt des
US-amerikanischen Territoriums ist.
Aber die schildkröten sich ja auch wikrlich schön!!!
AntwortenLöschenL.g. aus Zell