Samstag, 4. Mai 2013

Marlborough Sounds


Zurückgelegte Kilometer: 0

Wir nutzen die späte Abfahrt des Bootes und schlafen uns diesen Morgen etwas aus. Das Wetter ist mit blauem Himmel und Sonnenschein wie von uns bestellt. Nach dem Frühstück buchen wir im i-SITE das Ticket für unsere morgige Fähre auf die Nordinsel. Der Preis für die Überfahrt mit dem Auto hängt von der Länge des Fahrzeugs ab. Für uns und unseren Campervan zahlen wir dank Studentenrabatt 256 $.

Heute wird ein ziemlich teurer Tag, denn das Postboot nimmt uns leider nicht kostenlos mit. Die Fahrt führt in solch schöne Gegenden der Marlborough Sounds, dass die Boote längst zu Sightseeing-Katamaranen umfunktioniert wurden, um die Besucher mitnehmen zu können, die die exotische Paketübergabe miterleben wollen. Für das Ticket zahlen wir (auch mit Studentenrabatt) 82 $ pro Person. Dafür gibt es aber kostenlosen Kaffee unterwegs und weil heute Samstag ist, fahren wir die längste Auslieferungsroute der Woche.


Abfahrt ist pünktlich um 13:30 Uhr. Von Picton geht es in den Queen Charlotte Sound Richtung offenes Meer. 


Der „Postboote“ gibt auch ein paar Informationen über das Leben im Sound: Es gibt etwa 600 Häuser in den zahlreichen Buchten, wovon 20% das ganze Jahr über bewohnt sind. Der Rest sind Ferienhäuser. Die meisten Einwohner haben einen Stromanschluss, nur wenige müssen mit Generatoren auskommen. Es ist tatsächlich beeindruckend zu sehen, wie große Strommasten und Stromleitungen zu einzelnen verloren wirkenden Häusern in den großen grünen Buchten führen. 


Viele haben zwar eigene Boote und oft gibt es auch eine Landverbindung zu den größeren Städten, aber die Post und viele Bestellungen werden über unser Boot abgewickelt. Die Post kommt etwa zweimal die Woche vorbei, wobei auch Bierkisten, zusammengestellte Pakete aus dem Supermarkt oder andere Waren ausgeliefert werden.


Für viele Bewohner scheint die Ankunft des Postbootes zudem willkommene Kontaktaufnahme zur Außenwelt zu sein. Man wartet auf dem Bootssteg vor seinem Haus, tauscht Pakete und Briefe aus und hält ein Schwätzchen mit dem Kapitän. 


Laut Reiseführer werden manchmal sogar Unterrichtsmaterialien für schulpflichtige Kinder ausgeliefert. In der East Bay fahren wir heute die ersten Häuser an. Es erscheint wie aus einer anderen Welt, wenn am Ufer der grünen Hügel plötzlich ein Bootssteg in Sichtweite kommt, dahinter im Wald versteckt ein Haus auszumachen ist und auf dem Steg ein Mensch steht, um seine Post entgegenzunehmen. 


Unser Postboote/Kapitän merkt sich die verschiedenen Einwohner übrigens weniger an ihren Namen als an ihren Haustieren. Die meisten haben Hunde, die ebenfalls am Steg auf das Boot warten und nicht selten voller Neugierde in das schwimmende Gefährt gesprungen sind. 


Aus diesem Grund hat der gute Postbote immer etwas Futter für die Tiere dabei, um sie vom Boot wegzulocken. Neben Hunden gibt es jedoch auch noch ganz andere Haustiere zu sehen:


Am Cape Jackson ist der äußerste Punkt der heutigen Route erreicht. Die Halbinsel ragt bereits ins offene Meer hinaus, was sich auch am Wellengang bemerkbar macht. Der Bewohner des einsamen Häuschens, das hier steht, muss uns mit seinem Ruderboot entgegenkommen, weil wir nicht anlegen können. Die Paketübergabe findet dann entsprechend auf dem Wasser steht. Vom Cape Jackson fahren wir wieder in den Sound hinein und genießen den Blick, den schon James Cook auf seinen Südseereisen hatte: Auf allen seinen drei Expeditionen ankerte er in der vor uns liegenden kleinen Bucht „Ship Cove“, um seiner Mannschaft eine Pause zu gönnen und sein Schiff zu reparieren. An dieser Stelle gibt es für uns Besucher einen kleinen Stopp für einen Landgang. Gelegenheit, die Bucht kurz zu erkunden und die Infotafeln über den britischen Entdecker zu lesen.


Danach geht es weiter durch die türkisblauen Buchten der Sounds, an kleinen Pensionen vorbei, in denen man Urlaub machen kann, und es wird der ein oder andere Fahrgast eingesammelt, der mit dem Boot zurück ans Festland will. 


Wir sind schon auf dem Rückweg und Walter gerade dabei die perfekte Bucht für sein zukünftiges Haus ausfindig zu machen, als uns der Marlborough Sound noch ein Highlight schenkt: Vor unserem Boot taucht eine Schule Delfine auf. Mit großen Sprüngen nähern sich die Tiere unserem Boot und scheinen in Anbetracht der vielen gezückten Kameras ein paar Kunststückchen aufzuführen. 


Sie begleiten uns eine Weile, schwimmen neben und unter unserem Boot entlang und verabschieden uns mit erhobenen Schwanzflossen. 


Im Licht der untergehenden Sonne fahren wir zurück nach Picton und können festhalten, dass wir diesen Postboten um seinen täglichen Arbeitsweg beneiden.


Fazit Tag 122:

Wir haben uns in die Marlborough Sounds verliebt.

Was haben wir heute gelernt? Es wohnen in den Sounds natürlich auch Familien mit Kindern. Während Kinder an gewöhnlichen Wohnorten, wie in Städten oder auf dem Land, meistens auf der Straße vor dem Haus spielen, wird das bei den jungen Sound-Einwohnern eher schwierig. Dafür gehen sie einer anderen Aktivität nach: Windsurfen. Mit Brett und Segel kommen sie ohne Probleme von Bucht zu Bucht. Sollte jedoch der Wind mal wieder plötzlich aufhören zu wehen, was laut unserem Kapitän hier öfter passiert, müssen sie von ihren Eltern mit dem Boot nach Hause gebracht werden.

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