Montag, 6. Mai 2013

Wellington nach Levin


Zurückgelegte Kilometer: 125

Die Wasserknappheit von Wellington muss letzte Nacht ein Ende gefunden haben. Das Gewitter vom Vorabend ist in einen dauerhaften Regen übergegangen, der von Windböen begleitet wurde. Wir wachen auf, frühstücken und stellen fest, dass noch keine Besserung in Sicht ist. Die Fahrt zum nächsten Supermarkt wird zum Kampf gegen den Wind. Unser schmaler aber ziemlich hoher Campervan bietet eine hervorragende Angriffsfläche und wird nach Belieben hin und her geworfen.

Nach dem Einkaufen geht es in die Innenstadt der „coolest little capital“, wie sich Wellington selbst nennt. Die Hauptstadt ist mit 450.000 Einwohnern im Großraum die zweitgrößte in Neuseeland nach Auckland. Neben der Konzentration an politischer Macht möchte man gerne kulturelles Zentrum des Landes sein. Universitätsstadt ist man schon, außerdem ist hier die aufstrebende Filmindustrie im Vorort Miramar angesiedelt. Wir vermuten, dass wir eine schöne überschaubare Großstadt vor uns haben, die mit den Hügeln und dem Meer eine tolle Lage hat. Sicher können wir uns darüber nicht sein, denn wir sehen alles durch einen trüben Schleier aus Regen.

An vielen Straßenecken sehen wir Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, die vollgelaufene Keller auspumpt. Die thematischen Spaziergänge, die wir mit Hilfe der Broschüren aus dem i-SITE geplant haben, fallen jedenfalls ins Wasser. Stattdessen fahren wir mit einer über 100 Jahre alten Wellingtoner Institution: dem „Cable Car“. Die Kabelbahn bringt einen von der Hauptstraße im Finanzdistrikt die 610 Meter zur 120 Meter höher gelegenen Kelburn Station, von der man einen schönen Blick auf Wellington hat.


Unterwegs gibt es Haltestellen für die Universität und Studentenwohnheime.


Vom Cable Car fahren wir mit dem Auto zu einem weiteren Aussichtspunkt auf die Stadt. Der Mount Victoria Lookout liegt 200m hoch und grenzt an einen beliebten Park, der Drehort für einige Szenen aus dem ersten Teil von Herr der Ringe war. Danach geht es die kurvigen Straßen wieder bergab und zu den Regierungsgebäuden. In Erinnerung wird uns das „beehive“ bleiben, das Regierungsgebäude in Bienenkorbform. Und dann haben wir auch schon genug von dem vielen Regen, entschuldigen uns bei Wellington für die vermutlich zu kurze Besuchszeit und biegen auf den State Highway 1 in Richtung Norden.


Erschreckend: der viele Verkehr! Und die Tatsache, dass wir nach etwa zweieinhalb Wochen auf der spärlich besiedelten Südinsel Neuseelands normales Verkehrsaufkommen und Menschenansammlungen nicht mehr gewohnt sind. Wir malen uns das Schreckensszenario aus, jetzt wieder zurück nach Südostasien fliegen zu müssen. Die dichtere Besiedlung der Nordinsel lässt sich jedenfalls darauf zurückführen, dass hier mehr als drei Millionen der insgesamt etwa 4,5 Mio. Einwohner leben.

Während der Fahrt wird auf Grund der Radiomeldungen deutlich, dass wir ein ungewöhnlich heftiges Unwetter in Wellington erlebt haben. Parkhäuser sind überschwemmt worden, Feuerwehr ist im Dauereinsatz und Straßenzüge wurden abgesperrt. Darüber hinaus hören wir am Abend, dass es sogar ein kleines Erdbeben mit 3,8 auf der Richterskala in der Hauptstadt gegeben haben soll, von dem wir aber nun wirklich gar nichts mitbekommen haben.

Heute kommen wir noch bis Levin, einem kleinen Städtchen an den westlichen Ausläufern der Tararua Range. Eine besondere Erwähnung ist unser heutiger Schlafplatz wert: Im örtlichen Campingplatz gönnen wir uns ausnahmsweise eine Übernachtung in einer „cabin“. Vielleicht lag es am vielen Regen der letzten Tage oder am vergleichsweise günstigen Preis (52 $ die Nacht), dass wir uns diesen Luxus eines richtigen Schlafzimmers mit eigener privater Toilette gönnen. Nach den Tagen im Camper braucht diese Einraumhütte den Vergleich mit dem Marina Bay Sands nicht zu scheuen.

Fazit Tag 124:

Zurück in der Zivilisation.

Was haben wir heute gelernt? Die „coolest little capital“ trägt auch den Spitznamen windy Wellington.


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