„The Garden Isle“
Zurückgelegte Meilen: 211
Am Vormittag des 16.05. fliegen wir mit
einer kleinen, aber fast komplett besetzten, Boeing 717 nach Lihue
auf Kauai. Vorher finden wir noch Zeit mit unserer Familie zu skypen,
die bei 12 Stunden Zeitunterschied schon den Abend des 16. Mai
genießt. Außerdem müssen wir vor Abflug leider den Ford Mustang
wieder abgeben, mit dem wir nur zu gern auch die restlichen Inseln,
die restliche Zeit unserer Reise und eigentlich auch die restliche
Zeit unseres Lebens verbracht hätten.
Wie so häufig in den USA bekommt man
im Flughafen von Honolulu seine Bordkarte nur am Automaten.
Reservierungsnummer eingeben, restliche Daten ausfüllen und schon
wird die Bordkarte plus Gepäckmarkierung ausgedruckt. Die Rucksäcke
können dann an einem Abgabepunkt eingecheckt werden. Flugzeuge der
Hawaiian Airlines fliegen fast stündlich von Insel zu Insel. So wird
Fliegen wirklich wie Busfahren. Wir starten schnell, erreichen kurz
unsere Flughöhe und gehen dann gleich wieder in den Landeanflug
über. Zeit für ein Getränk und etwas Werbung über die neue Insel
bleibt aber.
Mit dem Shuttle geht es wieder zur
Mietwagenstation von „Thrifty“. Diesmal gibt es wirklich nur das
von uns gebuchte „midsize car“: ein Ford Fusion. Wir wollen nicht
meckern, schließlich ist der gut motorisierte Wagen immer noch
riesig für zwei Personen mit ein bisschen Gepäck.
Kauai ist die älteste der
hawaiianischen Inseln und entsprechend ihrem Spitznamen auch die
grünste.
Man findet auf ihr dichte Vegetation, Regenwald,
Gebirgsformationen und die obligatorischen Strände mit den großen
Wellen.
Als viertgrößte hawaiianische Insel beherbergt sie 65.000
Einwohner. Auffallend: Die vielen wilden Hühner, die man an fast
jeder Straßenecke sehen kann. Tausende von ihnen gackern über die
Insel, weil sie kaum natürliche Feinde haben.
Bevor wir in unserem neuen Hotel
einchecken kaufen wir im nächsten „Foodland“ Äpfel,
Vollkornbagels und Frischkäse zum Frühstück. Kaffee und
dazugehörige Maschine gab es bis jetzt immer im Hotelzimmer. Exkurs
Kaffee: Alle Kaffeetrinker, die den Wachmacher gerne stark zu sich
nehmen, haben es in den USA nicht leicht. In vielen Cafés,
Supermärkten oder Tankstellen wird eine Flüssigkeit angeboten, die
sich zwar Kaffee nennt und auch so aussieht, aber schmeckt, als ob
sie zur Hälfte mit Wasser verdünnt wurde. Sicherlich gibt es
Ausnahmen und Orte, an denen man starken Kaffee finden kann. Wir
haben diese jedenfalls noch nicht entdeckt und denken mit etwas
Wehmut an die Trinkkultur in Laos und Vietnam zurück. Was man den
Amerikanern aber nicht vorwerfen kann: Den Kaffee gibt es bereits in
der kleinsten Größe in riesigen Bechern und häufig für 1 $ mehr
auch einen Refill. So kann man seinen Wasserhaushalt im grünen
Bereich halten und schläft gleichzeitig nicht ein.
Unser neues Hotel heißt Aston Aloha.
Es ist eine große Anlage, die direkt am Meer liegt. Negativ wird in
uns in Erinnerung bleiben, dass man beim Einchecken eine extra „fee“
für den Parkplatz und das Internet in Höhe von 10 $ pro Nacht
bezahlen muss. Ärgerlich ist, dass einem das vorher nicht
kommuniziert wurde und man nicht die Möglichkeit hat, auf beides zu
verzichten. Positiv ist dagegen die tolle Lage inmitten eines
Palmenwalds und unser Zimmer mit Meerblick und Gartenzugang per
Schiebetür.
Vielleicht lag es aber an dieser
Schiebetür oder am schon älteren und zuweilen löchrigen Interieur,
dass unsere erste Nacht auf Kauai als „die Nacht der Maus“ in die
Reiseannalen eingehen wird. Es war schon spät als Walter aus den
Augenwinkeln das erste Mal den huschenden Schatten vernahm. Schneller
als eine Kakerlake, zu schnell um überhaupt etwas zu erkenne, lag
der Verdacht schnell auf Nagetier. Unter Einsatz unserer beiden
Reiselampen entdeckten wir die Maus dann unter dem Sofa. Was tun?
Eine von uns wollte die Maus zwar aus dem Zimmer haben, aber das arme
verängstigte Tierchen dabei am Leben belassen. Mit Eimer, Rampe und
Muffin-Resten bauten wir letztendlich eine auf uns äußerst gelungen
wirkende Falle und gingen schlafen. Die Maus freute sich vermutlich
über die überraschende Speise, bediente sich an unserem Muffin,
ohne daran zu denken im Eimer zu bleiben und weckte uns alle paar
Stunden zum Dank, in dem sie raschelnd die Gardine hoch und runter
kletterte.
Am nächsten Morgen, dem 17.05., melden
wir natürlich „die Nacht der Maus“ an der Rezeption und widmen
uns dem geplanten Tagesausflug über die Insel.
Der Weg sollte uns in
den Westen der Insel bis zum „Waimea Canyon“ führen. Durch einen
Tunnel aus Bäumen fahren wir zunächst nach Koloa.
Ein für
amerikanische Verhältnisse historisches Städtchen, das aus
zahlreichen Gebäuden aus der Plantagenzeit besteht. Nicht weit von
hier liegt am Strand das „Spouting Horn“, ein durch die Wellen
des Meers verursachter Geysir. Das Gestein ist erkaltete Lava, die
nun vom Wasser ausgehöhlt wird.
Weiter Richtung Westen fahren wir am
Fort Elizabeth vorbei, das 1817 von einem russischen Zarenvertreter
gebaut wurde. Wir erreichen Waimea. Die Stadt steht an der Stelle, an
der James Cook das erste Mal in Hawaii ankerte. Von hier kann man auf
die Canyon Road abbiegen, die einen ins Landesinnere und Meter für
Meter nach oben bringt. Das Ziel ist der Waimea Canyon Lookout. Er
bietet einen Ausblick auf etwas, das man auf einer pazifischen Insel
wohl überhaupt nicht erwartet hätte.
Der Waimea Canyon ist eine
grüne Gebirgsschlucht, die 914 Meter tief ist und bezeichnenderweise
auch „Grand Canyon of the Pacific“ genannt wird.
Vor uns liegt
die Arbeit von Millionen von Jahren.
Wir folgen der Canyon Road weiter und
kommen zu einem weiteren fabelhaften Logout.
Diesmal geht der Blick
auf Berge und das Meer: die Na Pali Steilküste.
Blicken wir zu den
Stränden, sehen wir mit 50cm Regen pro Jahr einen besonders
trockenen Flecken der Erde. Drehen wir uns um und blicken ins
Landesinnere zum Mount Waialeale, dann sehen wir mit 10 Meter Regen
pro Jahr eine der regenreichsten Gegenden der Welt. Es sind diese
Naturextreme, die Hawaii so interessant machen.
Auf der Rückfahrt halten wir noch an
ein paar Stränden.
Wir sehen eine Hochzeit am Meer mit
Ukulele-Spieler, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, und Surfer, die
bis zum Sonnenuntergang auf die perfekte Welle warten.
Zurück im
Hotel erfahren wir, dass wir umziehen dürfen. Was aus unserer Maus
geworden ist, kann uns keiner sagen. Wir müssen uns aber bei dem
kleinen Nager bedanken, dank dem wir für die nächsten beiden Nächte
im „Cottage“ übernachten dürfen: ein Bungalow mit großem
Schlafzimmer, Bad, Wohnzimmer, zwei Fernsehern und Küche.
Auch am letzten Tag hält es uns nicht
im Hotel oder am Strand. Wir wollen den Norden von Kauai erkunden. In
der Nähe von Wailua besuchen wir zwei Wasserfälle: die Opeakaa
Falls und die Wailua Falls. Letzterer zeigt sich deutlich fotogener,
weil man näher rankommt.
Dafür gibt es an den Opeakaa Falls eine
schöne Aussichtsplattform mit Blick auf das grüne Tal des Wailua
Rivers.
Noch vor Hanalei, unserem Tagesziel,
finden wir den Lookout für die „Taro Fields“. Taro ist eine
immergrüne krautige Nutzpflanze, die u.a. auch Wasserbrotwurzel
genannt wird. Die stärkehaltigen Knollen werden von den Polynesiern
als Nahrungsquelle genutzt.
Wir verbringen etwas Zeit an einem
Strand in der Nähe, der über einen steilen Pfad zu erreichen ist,
den man mithilfe der gespannten Seile hinabklettern kann.
Hanalei im Norden der Insel ist unser
Endpunkt für heute. Vor kleinen Ferienhäusern erstreckt sich ein
langer schöner Sandstrand, der ein beliebter Ausflugspunkt zum
Sonnenuntergang ist. Es ist Wochenende und die strandnahe öffentliche
Parkanlage ist von den Einheimischen zur Barbecue-Meile umgestaltet
worden.
In der Abenddämmerung geht es für uns
zurück ins Hotel. Morgen fliegen wir über Maui, wo wir in einen
anderen Flieger umsteigen müssen, auf die größte und namensgebende
Insel: Hawaii. Hauptattraktion: der Hawaii Volcanoes National Park.
Fazit Tage 135, 136 und 137:
Kauai ist ein Garten mit Bergen und
Stränden.
Was haben wir heute gelernt? Alle
hawaiianischen Insel sind vulkanischen Ursprungs. Hawaiis
Schildvulkane sind die größten Vulkane der Erde. Der Mauna Kea zum
Beispiel liegt laut Wikipedia 4205 Meter über dem Meeresspiegel und
reicht bis 5400 Meter in das Meer hinein. Er wäre damit der größte
Berg der Erde. Die Inseln sind wie auf einer Perlenkette aufgereiht
und diese Perlenkette ist in Millionen von Jahren gedacht immer in
Bewegung. Während an der einen Seite immer neue Perlen aus dem
Wasser steigen, versinken auf der anderen Seite die alten Perlen
wieder im Meer. Aus diesem Grund ist die größte Insel Hawaii auch
die jüngste, während Kauai die älteste, aber kleinste der vier
Hauptinseln ist.
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