Samstag, 6. Juli 2013

Highway No. 1 - Tage 1 und 2


San Francisco nach Salinas nach Los Angeles.

Zurückgelegte Meilen: 501


Eine kleine Reiseempfehlung für San Francisco: Niemals am Tag nach dem Independence Day einen Aussichtspunkt für das berühmteste Wahrzeichen der Stadt anfahren. Wir haben es jedenfalls getan und herausgefunden, dass am südlichen Viewpoint der Golden Gate Bridge die Hölle los ist. Der Besucherparkplatz ist hoffnungslos überfüllt und verursacht bereits einen meilenlangen Rückstau. Christina springt daher nur schnell aus dem Auto, während Walter langsam im Kreise rollt, bis das begehrte Foto im Kasten ist. Schließlich hatten wir ja kaum Fotos von der Golden Gate Bridge...


Am 05.07. biegen wir auf die California State Route 1 und verabschieden uns langsam von der schönen City by the Bay. Teure und große Anwesen säumen die Straße, die am Meer aus San Francisco führt. Der Highway 1 beginnt etwa 230 Meilen nördlich von San Francisco und endet knapp 60 Meilen südlich von Los Angeles. Unterwegs führt er an einer der schönsten Küstenabschnitte der USA vorbei und schlängelt sich dabei über Klippen und Schluchten. Er ist deshalb einer der beliebtesten und bekanntesten scenic roads des Landes. Und das bemerken wir auch ziemlich schnell, denn der Verkehr wird Meile um Meile dichter. Auf der kleinen Landstraße, die der Highway 1 nunmal ist, kommt man nur langsam voran. Dafür wird man mit einer tollen Aussicht auf das Meer und die Küste belohnt.


Nach dem Mittagessen halten wir am Leuchtturm am Pigeon Point. Der 1871 errichtete Feuerturm ist der größte seiner Art an der US-amerikanischen Westküste. Ein fotogener und beliebter Stopp 50 Meilen südlich von San Francisco. 


Mittlerweile neigt sich der Nachmittag schon zu Ende und wir müssen versuchen, noch ein paar Meilen nach Süden zu schaffen. Ein Stau und der allgemein dichte Verkehr sorgen aber dafür, dass wir es nur noch ins schöne Monterey schaffen.

Die restaurierte Touristenstadt ist für ihren Hafen, die vielen Geschäfte und das Monterey Bay Aquarium bekannt. Leider ist sie auch ein teures Unterkunftspflaster. Die Hotelpreise spielen an diesem Wochenende mit durchschnittlich 180 $ + tax die Nacht besonders verrückt, sodass uns nichts übrig bleibt, als ein Stück ins Inland nach Salinas zu flüchten. Salinas wird von den Amerikanern gerne als „Salatschüssel der Welt“ bezeichnet, da hier nach einer Angabe vier Fünftel des gesamten amerikanischen Salat wächst bzw. nach einer anderen Angabe über 30% der weltweiten Salatproduktion stattfindet. Für uns ist allerdings viel interessanter, dass wir mithilfe des Internetzugangs im lokalen McDonald's das letzte und mit 75 $ günstigste Zimmer der ganzen Gegend in einem Hotel in Downtown Salinas kurzfristig buchen konnten. Das „Hotel“ entpuppt sich bei der Ankunft dann eher als „Hostel“ und liegt in der offensichtlich vor kurzem revitalisierten Innenstadt, die aber bei Einbruch der Dunkelheit komplett verlassen wirkt. Im Inneren finden wir die „Rezeption“ unbesetzt vor. Es dauert eine Viertelstunde bis ein älterer Inder mit Spazierstock das Hotel betritt, uns freundlich auf einer unbekannten Sprache begrüßt und dann lautstark nach seinem (unserer Vermutung nach) Sohn schreit, der als offensichtlicher Inhaber unser Geld kassiert und uns in ein Zimmer führt. Nach so vielen Wochen schließt sich für uns ein Kreis.

Unser Zimmer mit Bad ist zwar einfach, aber erstaunlich sauber und mit viel Mühe eingerichtet. In Anbetracht der lauten rauchenden Nachbarn, der dünnen Türen und des zwielichtigen Viertels merken wir jedoch an diesem Abend, nach 184 Nächten in Hotels, Hostels, schmierigen Unterkünften, Campern und Flugzeugsitzen, dass wir uns riesig darauf freuen, endlich bei Freunden in einem richtigen zu Hause zu übernachten.

Am frühen Morgen des 06.07. wachen wir auf und stellen erfreut fest, dass wir die Nacht schadlos überstanden haben. Die Rucksäcke werden in den Jeep gepackt und wir verlassen Downtown Salinas, das im Hellen gar nicht mal so übel aussieht. Wir frühstücken in Monterey, verschicken in der örtlichen Postfiliale ein letztes Paket mit nicht mehr benötigten Ausrüstungsgegenständen nach Deutschland und sind dann wieder auf dem Highway No. 1. Unser erster Halt ist ein paar Meilen weiter südlich an der Bixby Creek Bridge. Die 218 Meter lange Brücke ist ein beliebter Fotostopp und Drehort für Autowerbungen.


Danach erreichen wir die Gegend um Big Sur, die landschaftlich besonders reizvoll ist. Die Straße wird hier ziemlich kurvig und wir können verstehen, warum bei Walters Schwester bei ihrer Highway No. 1 Befahrung „laotische Verhältnisse“ eingetreten sind. Für Motorradfahrer und Leute, die Spaß am Autofahren haben, ist die Strecke natürlich traumhaft. 


Auf den nächsten Meilen ist das Land nur spärlich besiedelt und Imbisslokale sind Mangelware. Keine idealen Bedingungen für hungrige Reisende. Umso glücklicher sind wir aber dann, als wir etwa 50 Meilen südlich von Big Sur das „Ragged Point Inn & Resort“ am Straßenrand entdecken, dass uns bei strahlendem Sonnenschein mit Live Musik und leckerem Barbecue lockt.

Nur 10 Meilen später müssen wir erneut anhalten, denn es gibt bei Piedras Blancas Tiere zu sehen: eine riesige Kolonie von See-Elefanten liegt faul am Strand. Obwohl diese größten Robben der Welt einen ganz schönen Gestank verbreiten, ist es natürlich wieder schön, die riesigen Tiere in der freien Wildbahn zu sehen. Erinnerungen an Neuseeland werden wach. 


Anschließend wird es aber Zeit, dass wir schneller nach Los Angeles kommen, denn wir müssen morgen einen Flieger kriegen. Bei San Luis Obispo verlassen wir daher den Highway No. 1 und folgen nun dem Highway 101. 240 Meilen später schaffen wir es noch im letzten Tageslicht in unser Hotel in der Nähe des Flughafens von Los Angeles. Das „Baymont Inn“ bietet für 79 $ + tax schöne Zimmer und eine gute Lage für Reisende.

Unsere Rundreise im amerikanischen Südwesten ist zu Ende. Wir hatten fantastische sechs Wochen in atemberaubenden Landschaften und Temperaturen. Morgen fliegen wir in kleiner Abweichung zu unserer ursprünglichen Flugroute mit US Airways über einen Zwischenstopp im hitzegeplagten Phoenix nach Detroit. Dort werden wir eine Woche bei einem guten Freund aus Walters High School Zeit verbringen, bevor es dann in einem transamerikanischen Roadtrip mit dem Auto nach Orlando geht.

Fazit Tage 185 und 186:

USA ist Highway No. 1.

Was haben wir heute gelernt? Salinas ist nicht nur die Salatschüssel der USA, sondern auch der Geburtsort von Literaturnobelpreisträger John Steinbeck. Er hat seine Heimatstadt als Handlungsort in seinem Roman „East of Eden“ verewigt. Uns hat er mit seinem empfehlenswerten Reisebuch „Travels with Charley – In Search of America“ begleitet, in dem er von seinen Erlebnissen berichtet, als er mit seinem Hund in einem Camper quer durch das Land gereist ist.


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