San Francisco nach Salinas nach Los
Angeles.
Zurückgelegte Meilen: 501
Eine kleine Reiseempfehlung für San
Francisco: Niemals am Tag nach dem Independence Day einen
Aussichtspunkt für das berühmteste Wahrzeichen der Stadt anfahren.
Wir haben es jedenfalls getan und herausgefunden, dass am südlichen
Viewpoint der Golden Gate Bridge die Hölle los ist. Der
Besucherparkplatz ist hoffnungslos überfüllt und verursacht bereits
einen meilenlangen Rückstau. Christina springt daher nur schnell aus
dem Auto, während Walter langsam im Kreise rollt, bis das begehrte
Foto im Kasten ist. Schließlich hatten wir ja kaum Fotos von der
Golden Gate Bridge...
Am 05.07. biegen wir auf die California
State Route 1 und verabschieden uns langsam von der schönen City by
the Bay. Teure und große Anwesen säumen die Straße, die am Meer
aus San Francisco führt. Der Highway 1 beginnt etwa 230 Meilen
nördlich von San Francisco und endet knapp 60 Meilen südlich von
Los Angeles. Unterwegs führt er an einer der schönsten
Küstenabschnitte der USA vorbei und schlängelt sich dabei über
Klippen und Schluchten. Er ist deshalb einer der beliebtesten und
bekanntesten scenic roads des Landes. Und das bemerken wir auch
ziemlich schnell, denn der Verkehr wird Meile um Meile dichter. Auf
der kleinen Landstraße, die der Highway 1 nunmal ist, kommt man nur
langsam voran. Dafür wird man mit einer tollen Aussicht auf das Meer
und die Küste belohnt.
Nach dem Mittagessen halten wir am
Leuchtturm am Pigeon Point. Der 1871 errichtete Feuerturm ist der
größte seiner Art an der US-amerikanischen Westküste. Ein
fotogener und beliebter Stopp 50 Meilen südlich von San Francisco.
Mittlerweile neigt sich der Nachmittag schon zu Ende und wir müssen
versuchen, noch ein paar Meilen nach Süden zu schaffen. Ein Stau und
der allgemein dichte Verkehr sorgen aber dafür, dass wir es nur noch
ins schöne Monterey schaffen.
Die restaurierte Touristenstadt ist für
ihren Hafen, die vielen Geschäfte und das Monterey Bay Aquarium
bekannt. Leider ist sie auch ein teures Unterkunftspflaster. Die
Hotelpreise spielen an diesem Wochenende mit durchschnittlich 180 $ +
tax die Nacht besonders verrückt, sodass uns nichts übrig bleibt,
als ein Stück ins Inland nach Salinas zu flüchten. Salinas wird von
den Amerikanern gerne als „Salatschüssel der Welt“ bezeichnet,
da hier nach einer Angabe vier Fünftel des gesamten amerikanischen
Salat wächst bzw. nach einer anderen Angabe über 30% der weltweiten
Salatproduktion stattfindet. Für uns ist allerdings viel
interessanter, dass wir mithilfe des Internetzugangs im lokalen
McDonald's das letzte und mit 75 $ günstigste Zimmer der ganzen
Gegend in einem Hotel in Downtown Salinas kurzfristig buchen konnten.
Das „Hotel“ entpuppt sich bei der Ankunft dann eher als „Hostel“
und liegt in der offensichtlich vor kurzem revitalisierten
Innenstadt, die aber bei Einbruch der Dunkelheit komplett verlassen
wirkt. Im Inneren finden wir die „Rezeption“ unbesetzt vor. Es
dauert eine Viertelstunde bis ein älterer Inder mit Spazierstock das
Hotel betritt, uns freundlich auf einer unbekannten Sprache begrüßt
und dann lautstark nach seinem (unserer Vermutung nach) Sohn schreit,
der als offensichtlicher Inhaber unser Geld kassiert und uns in ein
Zimmer führt. Nach so vielen Wochen schließt sich für uns ein
Kreis.
Unser Zimmer mit Bad ist zwar einfach,
aber erstaunlich sauber und mit viel Mühe eingerichtet. In
Anbetracht der lauten rauchenden Nachbarn, der dünnen Türen und des
zwielichtigen Viertels merken wir jedoch an diesem Abend, nach 184
Nächten in Hotels, Hostels, schmierigen Unterkünften, Campern und
Flugzeugsitzen, dass wir uns riesig darauf freuen, endlich bei
Freunden in einem richtigen zu Hause zu übernachten.
Am frühen Morgen des 06.07. wachen wir
auf und stellen erfreut fest, dass wir die Nacht schadlos überstanden
haben. Die Rucksäcke werden in den Jeep gepackt und wir verlassen
Downtown Salinas, das im Hellen gar nicht mal so übel aussieht. Wir
frühstücken in Monterey, verschicken in der örtlichen Postfiliale
ein letztes Paket mit nicht mehr benötigten Ausrüstungsgegenständen
nach Deutschland und sind dann wieder auf dem Highway No. 1. Unser
erster Halt ist ein paar Meilen weiter südlich an der Bixby Creek
Bridge. Die 218 Meter lange Brücke ist ein beliebter Fotostopp und
Drehort für Autowerbungen.
Danach erreichen wir die Gegend um Big
Sur, die landschaftlich besonders reizvoll ist. Die Straße wird hier
ziemlich kurvig und wir können verstehen, warum bei Walters
Schwester bei ihrer Highway No. 1 Befahrung „laotische
Verhältnisse“ eingetreten sind. Für Motorradfahrer und Leute, die
Spaß am Autofahren haben, ist die Strecke natürlich traumhaft.
Auf
den nächsten Meilen ist das Land nur spärlich besiedelt und
Imbisslokale sind Mangelware. Keine idealen Bedingungen für hungrige
Reisende. Umso glücklicher sind wir aber dann, als wir etwa 50
Meilen südlich von Big Sur das „Ragged Point Inn & Resort“
am Straßenrand entdecken, dass uns bei strahlendem Sonnenschein mit
Live Musik und leckerem Barbecue lockt.
Nur 10 Meilen später müssen wir
erneut anhalten, denn es gibt bei Piedras Blancas Tiere zu sehen:
eine riesige Kolonie von See-Elefanten liegt faul am Strand. Obwohl
diese größten Robben der Welt einen ganz schönen Gestank
verbreiten, ist es natürlich wieder schön, die riesigen Tiere in
der freien Wildbahn zu sehen. Erinnerungen an Neuseeland werden wach.
Anschließend wird es aber Zeit, dass wir schneller nach Los Angeles
kommen, denn wir müssen morgen einen Flieger kriegen. Bei San Luis
Obispo verlassen wir daher den Highway No. 1 und folgen nun dem
Highway 101. 240 Meilen später schaffen wir es noch im letzten
Tageslicht in unser Hotel in der Nähe des Flughafens von Los
Angeles. Das „Baymont Inn“ bietet für 79 $ + tax schöne Zimmer
und eine gute Lage für Reisende.
Unsere Rundreise im amerikanischen
Südwesten ist zu Ende. Wir hatten fantastische sechs Wochen in
atemberaubenden Landschaften und Temperaturen. Morgen fliegen wir in
kleiner Abweichung zu unserer ursprünglichen Flugroute mit US
Airways über einen Zwischenstopp im hitzegeplagten Phoenix nach
Detroit. Dort werden wir eine Woche bei einem guten Freund aus
Walters High School Zeit verbringen, bevor es dann in einem
transamerikanischen Roadtrip mit dem Auto nach Orlando geht.
Fazit Tage 185 und 186:
USA ist Highway No. 1.
Was haben wir heute gelernt? Salinas
ist nicht nur die Salatschüssel der USA, sondern auch der Geburtsort
von Literaturnobelpreisträger John Steinbeck. Er hat seine
Heimatstadt als Handlungsort in seinem Roman „East of Eden“
verewigt. Uns hat er mit seinem empfehlenswerten Reisebuch „Travels
with Charley – In Search of America“ begleitet, in dem er von
seinen Erlebnissen berichtet, als er mit seinem Hund in einem Camper
quer durch das Land gereist ist.
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