Dienstag, 16. Juli 2013

Detroit nach Celebration - Tage 1, 2 und 3


Detroit nach Asheville nach Walterboro nach Celebration.

Durchquerte Bundesstaaten: Michigan, Ohio, Kentucky, Tennessee, North Carolina, South Carolina, Georgia, Florida


Am 14.07. geben wir am Flughafen von Detroit unseren letzten Mietwagen der Reise ab und treffen auf Tim und Holly, einem Lehrerehepaar, das Walter in seiner Highschool-Zeit in Detroit kennengelernt hat und die zwischenzeitlich in das sonnige Florida gezogen sind. Anlässlich einer Hochzeit waren sie zu Besuch in Michigan und so kommt es, dass wir in ihrem vollgepackten Auto mit ihrer süßen dreijährigen Enkelin und unseren Rucksäcken inklusive Baseballschläger auf die Interstate 75 Richtung Süden biegen.

Vor uns liegen knapp 2.000 Kilometer, also eine Strecke wie von Hamburg nach Madrid, die Holly und Tim schon häufig gefahren sind und meist mit einer oder zwei Übernachtungen abfrühstücken. Wir fahren am Vormittag los und überqueren bald die erste Bundesstaatengrenze nach Ohio. „The Buckeye State“ ist zwar Herkunftsstaat der Serienfigur Ted Mosby aus „How I met your mother“, aber ansonsten eher weniger glamourös. Soweit das Auge sehen kann, erstreckt sich flaches Ackerland, das durch keinerlei geografische Erhebungen aufgelockert wird. Außerdem muss Ohio damit leben, Lieblingsstaat der Nachbarn aus Michigan zu sein, wenn es darum geht, Witze zu erzählen. Es dauert aber nicht lange und wir passieren die große Handelsstadt Cincinnati, am Ohio River gelegen, der die Grenze zu Kentucky markiert.

Kentucky ist der „Bluegrass State“, benannt nach dem grünen Wiesen-Rispengras, das im Frühling bläuliche Knospen produziert und auf großen Feldern den Eindruck eines blauen Schleiers erzeugt. Für uns Europäer ist „Bluegrass“ vielleicht bekannter als Bezeichnung für eine Form der amerikanischen Country-Musik, die man leichthin als „Hillbilly“-Musik assoziiert. Man nehme eine Geige, ein Banjo und eine Mandoline und reichere amerikanische Volksmusik mit etwas Swing und Blues an und schon erhält man typische amerikanische Südstaatenmusik. In Kentucky sind wir also praktisch im Süden der USA angelangt. Wir kommen an der „Pferde-Hauptstadt der Welt“ Lexington vorbei und erreichen im Süden des Bundesstaats das zerklüftete Cumberland-Plateau, den südlichen Ausläufer des Appalachen-Plateaus.

Die I-75 führt uns hier über dicht bewaldete Hügel und in grüne Täler. Wenige Meilen nach Williamsburg verlassen wir Kentucky und befahren Tennessee. „The Volunteer State“ war während des amerikanischen Sezessionskriegs Mitglied der Konföderation und ist damit der erste richtige Südstaat auf unserer Reise. Heute ist Tennessee erfreulicherweise für andere Dinge berühmt. Wikipedia nennt den Blues, den Rock'n'Roll, die Country-Musik und natürlich den Whiskey. Wir streifen zwar nur den nordöstlichen Zipfel des Staats, bekommen aber einen Eindruck der Blue Ridge Mountain Gegend. Bei Knoxville verlassen wir die Interstate 75 in östlicher Richtung, um uns nach einem langen und anstrengenden Tag in der Nähe von Asheville eine Unterkunft für die Nacht zu suchen. Asheville liegt bereits in North Carolina, dem fünften Bundesstaat auf der heutigen Strecke mit dem Spitznamen „Old North State“. Zu Abend essen wir standesgemäß in der Restaurantkette „Cracker Barrel“, die sich voll und ganz Südstaaten-Flair verschrieben hat. Durch einen altmodisch gestalteten „Old Country Store“ mit Schaukelstühlen erreicht man das Restaurant, das traditionelle Südstaatengerichte und -beilagen, wie fried chicken, biscuits mit Honig oder Marmelade, cornbread, mashed potatoes oder sweet potatoes, anbietet. Den Südstaatenakzent der Bedienung gibt es gratis dazu.

Nachdem wir gestern etwa 626 Meilen zurückgelegt haben, gehen wir es am 15.07. etwas ruhiger an. Bevor es wieder auf die Straße in den Süden geht, besuchen wir in der Nähe von Asheville das größte Privathaus der USA und die amerikanische Antwort auf die europäischen Schlösser: das Biltmore Estate. 


Das Biltmore Estate besteht aus einem schlossartigen Haupthaus im Renaissancestil, das von einer kilometerlangen Parkanlage umgeben ist. Gebaut wurde es von George Vanderbilt II., einem Multimillionär aus der berühmten Familie der Vanderbilts. Das Biltmore Haus hat eine Gesamtfläche von über 16.000 qm, weist 250 Zimmer auf, besaß 1895 fertiggestellt bereits einen Swimmingpool, der durch Thomas Edisons Glühlampen, die technische Neuerung der Zeit, beleuchtet wurde, eine Bowlingbahn und einen Fitnessraum. Es war Drehort für Filme wie Richie Rich und Hannibal und ist heute ein Besuchermassen anziehendes Museum, das den Amerikanern die Idee europäischer Schlösser vermittelt.

Wir verbringen den Vormittag mit der Museumsführung und fahren erst nach dem Mittagessen weiter in Richtung Florida. Statt wieder zurück zur I-75 zu fahren, nehmen wir den Weg zur Atlantikküste. Über die Interstate 26 gelangen wir von North nach South Carolina, dem „Palmetto State“. Vorbei an Spartanburg und der Hauptstadt Columbia biegen wir ein paar Meilen vor Charleston und der Küste auf die Interstate 95, die küstennah bis in den Süden von Florida führt. Bei Walterboro halten wir für die Nacht und stellen beim Aussteigen fest, dass wir nun auch Südstaatenklima erreicht haben: Eine allzu bekannte Schwüle umgibt uns.

Der 16.07. wird unser dritter und letzter Fahrtag. Einige Meilen nach Walterboro passieren wir die Grenze nach Georgia. Aufgrund der hier hervorragend wachsenden Früchte wird er „the Peach State“ genannt. Die Straße führt hier kerzengerade durch bewaldete Sümpfe an berühmten Städten wie Savannah vorbei. Unsere Umgebung erinnert an die Endsequenz aus dem Film „Easy Rider“, Südstaatenfeeling pur.

Ein paar Gewitterfronten später halten wir am Straßenrand und trinken leckeren Orangen- und Grapefruitsaft. Wir sind am Welcome Center des Bundesstaats Florida, das jedem Besucher ein kostenloses Glas Saft anbietet, um zu demonstrieren, wofür der „Sunshine State“ berühmt ist. So kurz vor dem Ziel hebt sich die Laune der Autoinsassen und wir beschließen, den Nachmittag bei schwülem aber sonnigem Wetter in der Küstenstadt St. Augustine zu verbringen. 


Ein Besuch der historischen Altstadt und der Castillo de San Marcos zeigt einem die insbesondere spanische Geschichte der ältesten von Europäern gegründeten Siedlung in den USA.


Schließlich begeben wir uns auf die letzten Meilen dieser Fahrt quer durch die USA. Wir folgen der I-95 noch bis Daytona Beach und biegen dann ins Landesinnere Richtung Orlando ab. Unzählige mit Alligatoren verseuchte Seen begleiten uns am Wegesrand. Wenig später haben wir es geschafft. Nach über 1200 Meilen und acht Bundesstaaten haben wir Celebration erreicht, eine Planstadt der Walt Disney Company, in der Nähe der Themenparks gelegen und die auf dem städtebaulichen Konzept einer „idealen Stadt“ gründet. Wir freuen uns darauf, die nächsten zehn Tage hier bei Tim und Holly zu verbringen und dabei das Lebenswerk von Walt Disney näher kennenzulernen.

Fazit Tage 194, 195 und 196:

24 astronauts were born in Ohio. What is it about your state that makes people want to flee the earth?

Was haben wir heute gelernt? Dass es sehr praktisch sein kann, einen kleinen Bildschirm an der Rückseite der Fahrerkopfstütze zu befestigen, wenn man kleine Kinder an Bord hat. Und dass wir jetzt alle Episoden von „Mickey Mouse Clubhouse“ kennen. „Oh Toooodles!!!“

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