Unsere selbst zusammengestellte
Rundreise mit Raj beginnt. Nach dem Frühstück in unserem Hotel (2
Scheiben Toast, geschälte und geschnittene Früchte, Rührei,
Marmelade, Butter und total überzuckerten Kaffee) brechen wir auf.
Der Weg nach Agra führt aus Delhi
raus, durch den Bundesstaat Haryana (Produktionsstandort vieler
nationaler und internationaler Unternehmen) in den Bundesstaat Uttar
Pradesh, in dem Agra liegt. 200 km, die wir in ca. 5h zurücklegen.
Woran das liegt? Am komplett verrückten
Verkehr. Der gestrige Eindruck bestätigt sich: die Inder scheinen
keine Verkehrsregeln, Straßenbegrenzungen oder Geisterfahrer zu
kennen. Mal kann man drei nebeneinander fahrende Verkehrsteilnehmer
überholen, mal muss man warten und erst mal das auf der eigenen
Fahrbahn entgegenkommende Fahrzeug passieren lassen. Das Fahrtempo
rangiert zwischen 20 und 50 km/h, bei freier Fahrbahn sollen max. 90
km/h erlaubt sein. Trotzdem kann man das Wunder erleben, dass alle
voran kommen und sich niemand über den Haufen fährt.
Unausweichlich: sobald unser Fahrer
aussteigt und die Mautgebühren bezahlt, wird unser Auto von
Bettlern, Verkäufern und (ja, zum ersten Mal sehen wir sie)
dressierten, manchmal sogar verkleideten Affen, die Kunststückchen
am Fenster vorführen, belagert.
Mittags kamen wir in Agra an. Wie
beschreibt man Agra? Unser Fahrer Raj tut es so: „Today you see
Agra. It is a very small city, only 2 million people are living
there.“ Hier steht der Taj Mahal, laut Reiseführer das schönste
Gebäude der Welt. Es hat ein riesiges Fort, aber ist gleichzeitig
ein ziemlich lauter, dreckiger und anstrengender Ort. Achja, oder wie
Raj bei unserer Ankunft sagt: „Oh, Agra is also famous for one more
thing: its mental institution. It has the biggest mental hospital in
India. That's why we also call it the mental city. And because of the
drivers here.“
Vor den Toren von Agra besuchten wir in
Sikandra das Grabmahl von Akbar, dem Großen. Er war der dritte und
bedeutendste Mogul des Mogulreiches, das von 1526 bis 1858 in Indien
bestand. Sein Grabmahl gilt als ein architektonisches Meisterwerk.
Danach fuhren wir zu unserem Hotel. Raj
wollte uns zunächst ein Hotel vorschlagen, das nah am Taj Mahal
liegen würde. Der Preis erschien uns aber etwas hoch, also
beschlossen wir, auch aus Prinzip, erstmal zu einem von uns vorher im
Internet gefundenen Hotel zu fahren. Wir lassen uns zwei Zimmer
zeigen, die sauber sind und nehmen eins davon für einen im Vergleich
zu Raj's Hotel günstigeren Preis. Trotzdem bleibt nach den
Verhandlungen das Gefühl, dass wir mit dem Preis wahrscheinlich noch
weiter nach unten hätten gehen können. Immerhin ist diesmal das
Frühstück inklusive und WiFi (trotz mehrerer Stromausfälle während
des Abends) in der Lobby und im Restaurant verfügbar.
Was uns an Delhi erinnert: Man tritt
auf die Straße und nach zwei Schritten wird man umzingelt von
Indern: „Need a rikscha? ; Where are you going? ; Where are you
from?“ Daher heute Taktikänderung: Statt mit „No, thank you“
zu antworten, antwortet man mit „Ich verstehe nicht“ auf Russisch.
Das scheint tatsächlich den einen oder anderen zu irritieren, da er
seine standardisierten englischen, deutschen oder spanischen Sätze
nicht anwenden kann. Gibt es keine russischen Touristen in Indien?
Heute hat das Taj Mahal geschlossen,
wir besuchen es am nächsten Morgen. Dafür ging es am Nachmittag in
das riesige Agra Fort. Es ist eine kleine von roten Sandsteinmauern
umschlossene Stadt. Im Inneren befindet sich eine für die
Öffentlichkeit geschlossene Moschee. Die Hälfte des Geländes wird
außerdem vom Militär genutzt und ist abgesperrt. Das Agra Fort gilt
als eines der bedeutendsten Forts und war Heimat vieler Mogulkaiser,
wie Akbar und Shah Jahan, Letzterer ließ den Taj Mahal für seine
verstorbene Ehefrau bauen. Kurios: Am Eingang werden wir von einem
Polizisten bei der Kontrolle gefragt, ob wir einen Laptop dabei
hätten. Haben wir. Er sagt uns daraufhin, dass wir den Laptop leider
nicht hineinnehmen können, wir ihn nach einigen Metern aber für
etwas Geld in einer Art „Garderobe“ bei zwei Indern abgeben
können. Wir sagen ok, gehen weiter zur Garderobe, entscheiden uns
aber dagegen und spazieren versuchsweise weiter zur zweiten Kontrolle
mit Metallscanner. Der Metallscanner schlägt nicht aus, wir werden
nicht weiter gefragt und kommen um einige Rupien reicher ins Fort ;)
Hier einer der vielen Affen rund um das Fort:
Erkennt ihr was das ist?
Richtig, das ist der Taj Mahal. Normalerweise ist er gut vom Fort aus sichtbar. Der dichte Nebel, der regelmäßig im indischen Winter aufzieht, verhindert dies jedoch. Hier mussten wir mit Bildbearbeitung nachhelfen, um die Umrisse überhaupt zu zeigen. Wir hoffen, morgen früh einigermaßen brauchbare Fotos machen zu können.
Nach dem Agra Fort fuhren wir zum
Itimad-ud-Daula Mausoleum. Das Grabmal ist auch als Baby Taj bekannt,
da es vergleichsweise klein ist. Unser Meinung nach aber trotzdem
sehr schön und eine Besichtigung ist zu empfehlen.
Auf dem Heimweg ins Hotel passiert dann
das so oft schon Gelesene: Unser Fahrer bringt uns zu einer „Marmor
Art Gallery“ und empfiehlt uns eine kurze Besichtigung, da Agra für
seine Marmorarbeiten berühmt sei. Wir riechen das Verkaufsgespräch,
warnen ihn vor, dass wir nichts kaufen wollen, er meint wir seien
nicht gezwungen und können einfach nur gucken. In der Art Gallery
erklärt uns ein netter Inder 5-10 Minuten lang, überraschenderweise
durchaus interessant und anschaulich, wie die Marmorsteine und
-verzierungen, die auch am Taj Mahal zu finden sind, in knochenharter
Feinarbeit gefertigt werden. Danach geht’s in den Verkaufsraum mit
einer Auswahl an Gegenständen. Wir wollen nichts kaufen und werden
mit unserer Begründung, als Weltreisende kein überzähliges Gepäck
haben zu können, sogar freundlich verabschiedet. No harm done.
Fazit Tag 2:
Indien ist bislang herausfordernd und
anstrengend. Insbesondere Delhi und Agra. Die Kluft zwischen
einzigartigen Bauwerken und dem alltäglichen Leben der Menschen
verblüfft und irritiert.
Was haben wir heute gelernt? TATA ist
Indien. Der große indische Automobilhersteller TATA stellt neben
Autos so gut wie auch alles andere her: Waschmittel, Hygieneartikel,
Tee, Technologien. Zudem betreibt das Unternehmen in jedem größeren
Ort ein Hotel und viele Bildungseinrichtungen.
Leute, das ist großartig!
AntwortenLöschenKlasse Bericht und fantastische Bilder!
Macht bitte weiter.
Helene und Viktor