Freitag, 4. Januar 2013

Delhi nach Agra

Unsere selbst zusammengestellte Rundreise mit Raj beginnt. Nach dem Frühstück in unserem Hotel (2 Scheiben Toast, geschälte und geschnittene Früchte, Rührei, Marmelade, Butter und total überzuckerten Kaffee) brechen wir auf.
Der Weg nach Agra führt aus Delhi raus, durch den Bundesstaat Haryana (Produktionsstandort vieler nationaler und internationaler Unternehmen) in den Bundesstaat Uttar Pradesh, in dem Agra liegt. 200 km, die wir in ca. 5h zurücklegen.
Woran das liegt? Am komplett verrückten Verkehr. Der gestrige Eindruck bestätigt sich: die Inder scheinen keine Verkehrsregeln, Straßenbegrenzungen oder Geisterfahrer zu kennen. Mal kann man drei nebeneinander fahrende Verkehrsteilnehmer überholen, mal muss man warten und erst mal das auf der eigenen Fahrbahn entgegenkommende Fahrzeug passieren lassen. Das Fahrtempo rangiert zwischen 20 und 50 km/h, bei freier Fahrbahn sollen max. 90 km/h erlaubt sein. Trotzdem kann man das Wunder erleben, dass alle voran kommen und sich niemand über den Haufen fährt.
Unausweichlich: sobald unser Fahrer aussteigt und die Mautgebühren bezahlt, wird unser Auto von Bettlern, Verkäufern und (ja, zum ersten Mal sehen wir sie) dressierten, manchmal sogar verkleideten Affen, die Kunststückchen am Fenster vorführen, belagert.

Mittags kamen wir in Agra an. Wie beschreibt man Agra? Unser Fahrer Raj tut es so: „Today you see Agra. It is a very small city, only 2 million people are living there.“ Hier steht der Taj Mahal, laut Reiseführer das schönste Gebäude der Welt. Es hat ein riesiges Fort, aber ist gleichzeitig ein ziemlich lauter, dreckiger und anstrengender Ort. Achja, oder wie Raj bei unserer Ankunft sagt: „Oh, Agra is also famous for one more thing: its mental institution. It has the biggest mental hospital in India. That's why we also call it the mental city. And because of the drivers here.“

Vor den Toren von Agra besuchten wir in Sikandra das Grabmahl von Akbar, dem Großen. Er war der dritte und bedeutendste Mogul des Mogulreiches, das von 1526 bis 1858 in Indien bestand. Sein Grabmahl gilt als ein architektonisches Meisterwerk.


Danach fuhren wir zu unserem Hotel. Raj wollte uns zunächst ein Hotel vorschlagen, das nah am Taj Mahal liegen würde. Der Preis erschien uns aber etwas hoch, also beschlossen wir, auch aus Prinzip, erstmal zu einem von uns vorher im Internet gefundenen Hotel zu fahren. Wir lassen uns zwei Zimmer zeigen, die sauber sind und nehmen eins davon für einen im Vergleich zu Raj's Hotel günstigeren Preis. Trotzdem bleibt nach den Verhandlungen das Gefühl, dass wir mit dem Preis wahrscheinlich noch weiter nach unten hätten gehen können. Immerhin ist diesmal das Frühstück inklusive und WiFi (trotz mehrerer Stromausfälle während des Abends) in der Lobby und im Restaurant verfügbar.

Was uns an Delhi erinnert: Man tritt auf die Straße und nach zwei Schritten wird man umzingelt von Indern: „Need a rikscha? ; Where are you going? ; Where are you from?“ Daher heute Taktikänderung: Statt mit „No, thank you“ zu antworten, antwortet man mit „Ich verstehe nicht“ auf Russisch. Das scheint tatsächlich den einen oder anderen zu irritieren, da er seine standardisierten englischen, deutschen oder spanischen Sätze nicht anwenden kann. Gibt es keine russischen Touristen in Indien?

Heute hat das Taj Mahal geschlossen, wir besuchen es am nächsten Morgen. Dafür ging es am Nachmittag in das riesige Agra Fort. Es ist eine kleine von roten Sandsteinmauern umschlossene Stadt. Im Inneren befindet sich eine für die Öffentlichkeit geschlossene Moschee. Die Hälfte des Geländes wird außerdem vom Militär genutzt und ist abgesperrt. Das Agra Fort gilt als eines der bedeutendsten Forts und war Heimat vieler Mogulkaiser, wie Akbar und Shah Jahan, Letzterer ließ den Taj Mahal für seine verstorbene Ehefrau bauen. Kurios: Am Eingang werden wir von einem Polizisten bei der Kontrolle gefragt, ob wir einen Laptop dabei hätten. Haben wir. Er sagt uns daraufhin, dass wir den Laptop leider nicht hineinnehmen können, wir ihn nach einigen Metern aber für etwas Geld in einer Art „Garderobe“ bei zwei Indern abgeben können. Wir sagen ok, gehen weiter zur Garderobe, entscheiden uns aber dagegen und spazieren versuchsweise weiter zur zweiten Kontrolle mit Metallscanner. Der Metallscanner schlägt nicht aus, wir werden nicht weiter gefragt und kommen um einige Rupien reicher ins Fort ;)







Hier einer der vielen Affen rund um das Fort:


Erkennt ihr was das ist?


Richtig, das ist der Taj Mahal. Normalerweise ist er gut vom Fort aus sichtbar. Der dichte Nebel, der regelmäßig im indischen Winter aufzieht, verhindert dies jedoch. Hier mussten wir mit Bildbearbeitung nachhelfen, um die Umrisse überhaupt zu zeigen. Wir hoffen, morgen früh einigermaßen brauchbare Fotos machen zu können.

Nach dem Agra Fort fuhren wir zum Itimad-ud-Daula Mausoleum. Das Grabmal ist auch als Baby Taj bekannt, da es vergleichsweise klein ist. Unser Meinung nach aber trotzdem sehr schön und eine Besichtigung ist zu empfehlen.



Auf dem Heimweg ins Hotel passiert dann das so oft schon Gelesene: Unser Fahrer bringt uns zu einer „Marmor Art Gallery“ und empfiehlt uns eine kurze Besichtigung, da Agra für seine Marmorarbeiten berühmt sei. Wir riechen das Verkaufsgespräch, warnen ihn vor, dass wir nichts kaufen wollen, er meint wir seien nicht gezwungen und können einfach nur gucken. In der Art Gallery erklärt uns ein netter Inder 5-10 Minuten lang, überraschenderweise durchaus interessant und anschaulich, wie die Marmorsteine und -verzierungen, die auch am Taj Mahal zu finden sind, in knochenharter Feinarbeit gefertigt werden. Danach geht’s in den Verkaufsraum mit einer Auswahl an Gegenständen. Wir wollen nichts kaufen und werden mit unserer Begründung, als Weltreisende kein überzähliges Gepäck haben zu können, sogar freundlich verabschiedet. No harm done.

Fazit Tag 2:

Indien ist bislang herausfordernd und anstrengend. Insbesondere Delhi und Agra. Die Kluft zwischen einzigartigen Bauwerken und dem alltäglichen Leben der Menschen verblüfft und irritiert.

Was haben wir heute gelernt? TATA ist Indien. Der große indische Automobilhersteller TATA stellt neben Autos so gut wie auch alles andere her: Waschmittel, Hygieneartikel, Tee, Technologien. Zudem betreibt das Unternehmen in jedem größeren Ort ein Hotel und viele Bildungseinrichtungen.

1 Kommentar:

  1. Leute, das ist großartig!
    Klasse Bericht und fantastische Bilder!
    Macht bitte weiter.

    Helene und Viktor

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