Sonntag, 6. Januar 2013

Ranthambhore National Park nach Jaipur



Nun spricht Gott, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir. (Jesaja 43,1)


Klopfen an der Tür. Weiterschlafen. Wieder lautes Klopfen an der Tür. Aufstehen.
Wer klopft mitten in der Nacht an unserer Zimmertür im Hotel am Ranthambhore National Park? Das Frühstück. Es ist 5:45 Uhr, der Wecker geht zeitgleich los und es ist etwas Erstaunliches passiert in Indien: Das wegen der Safari für 6:00 Uhr bestellte Frühstück ist 15 min. zu früh da.

Wir essen, ziehen uns unsere wärmsten Sachen an und gehen runter. Es warten schon zwei indische Schulklassen und andere Touristen auf die Jeeps. Wie die anderen haben auch wir durch unser Hotel die Safari im Nationalpark gebucht. Man kann die Tickets auch online vorbestellen oder direkt am Ticket Office reservieren, muss sich dann aber um 4:30 Uhr in die Schlange vor dem Ticketoffice in der Stadt einreihen und gegen Vorlage der Passportkopie seine Tickets abholen. Das Hotel macht das für den Aufpreis von 100 INR für uns. Und wir gönnen uns das gerne, zumal online zwei Tage vor Ankunft für unsere Safari eigentlich keine Tickets mehr zu buchen waren.

Während des Wartens lernen wir Alice und Ruben aus Neuseeland kennen. Sie haben die letzten Jahre in London gelebt und machen eine Reise über Russland, China, Nepal und Indien. Witzigerweise stellt sich heraus, dass Rubens Vater ein Kajakverleih auf dem Whanganui River betreibt, der auf unserem Reiseplan für Neuseeland steht. Wir sollen uns gerne melden, wenn wir dort sind!

Unser Jeep holt uns mit einer Verspätung von einer halben Stunde ab und stellt nach der Überraschung mit dem Frühstück die Normalität wieder her. Auf dem Weg zu anderen Hotels sehen wir wieder dichten Nebel, max. 5m Sicht, was den Fahrer nicht daran hindert Normalgeschwindigkeit zu fahren. Wir sind die einzigen Ausländer im Wagen; die anderen sind indische Touristen, u.a. aus Agra, wie wir später erfahren. Als wir die Tore des Parks passieren, verzieht sich der Nebel (unser Guide sagt uns später, dass der Park auf einem Plateau und damit höher als die Stadt liegt), die Sonne erscheint und wir erleben das Wetter, das wir uns die Ganze Zeit schon erhofft haben.


Der Ranthambhore National Park ist 1334 qkm groß und soll laut unserem Guide Heimat von 51 Tigern sein. Allerdings sind diese Zahlen nicht so richtig bestätigt. 2005 wurden Wildereivorwürfe gegen die Verantwortlichen erhoben. Das Tigerschutzprojekt wurde danach neu belebt. Neben Tigern gibt es aber auch u.a. mehr als 300 Vogelarten, Leoparden, Dschungelkatzen, Faultiere, Rehe, Chinkaras (indische Gazellen) und Antilopen. Darüber hinaus ist der Park auch landschaftlich mit seinen Seen, Gebirgsketten und seiner Vegetation reizvoll.



Wir sehen zwar keinen Tiger während unserer Safari (der Reiseführer empfiehlt min. zwei Safaris zu machen, um seine Chancen zu steigern), dafür aber interessante Vögel, Rehe, Wildschweine, Pfaue, die nach Aussage unseres Guides das Nationaltier Indiens sein sollen, Antilopen (Nationaltier Rajasthans) und mit scharfem Blick gut getarnte Krokodile.





Beim check-out aus dem Hotel das fast schon übliche Spiel. Wir sehen, dass uns das Frühstück in Rechnung gestellt wurde, obwohl wir es als inklusive verhandelt hatten. Wir sagen das dem Hotelmanager. Er sagt nein, breakfast ist nicht inklusive. Wir sagen doch. Er sagt nein. Wir sagen doch, erinnern Sie sich nicht, wir standen vor weniger als 24h an derselben Stelle und haben darüber geredet. Er erinnert sich doch und erlässt uns das Frühstück. Man lächelt, sagt trotzdem thank you very much und verabschiedet sich. Typisch: Auch wenn man verhandelt oder sich beschwert, man bleibt freundlich oder besser gesagt, man wahrt die Façon in diesem Land. So auch bei unserem Fahrer. Er ist immer freundlich und nett, aber man kommt nicht umhin zu denken, dass er manchmal nicht seine wirkliche Meinung von sich gibt. Soll man das als scheinheilig und falsch abstempeln oder in die Kategorie Höflichkeit einordnen? Man weiß es nicht...

Heute verlassen wir wieder Ranthambhore und fahren nach Jaipur, the pink city, die Hauptstadt von Rajasthan. Die Strecke ist kurz (ca. 3h) und führt wieder durch viele Dörfer.


Bemerkenswert: Die schon gestern beschriebenen Lebensumstände der Menschen hier bleiben einem auch heute im Gedächtnis. Bei diesem Anblick denkt man daran, welche große Anpassungsfähigkeit der Mensch doch besitzt, wie man auch unter solchen Umweltumständen aufwachsen kann.


In einem Vorort der 3 Mio. Stadt Jaipur macht Raj einen Abstecher zu einem sogenannten „Monkey Temple“, ein sehenswerter Hindutempel. 


Der Ort wird auch Galtaji genannt, der Heilige Galav soll hier sein Leben verbracht haben. Der Hindutempel wird von einem großen Stamm von Rhesusaffen bewohnt, daher der Name. In den großen Wassertanks befindet sich heiliges Wasser aus Varanasi, das aus dem Ganges stammt und in dem sich viele Gläubige baden.



Wir lassen uns von der Bedeutung des Tempels erzählen und bekommen auf unsere Stirn ein Tika, das hinduistische Segenszeichen.



Hier treffen wir auch auf den ersten Kobrabeschwörer.


Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam die drittgrößte Religion der Welt. Es ist schwierig diese Religion zu verstehen. Im Gegensatz zum Christentum bestehen viele verschiedene Strömungen und eigene Unterreligionen unter der Sammelbezeichnung Hinduismus. Es gibt viele verschiedene Schriften, die für die verschiedenen Glaubensrichtungen heilig sind. Gemeinsam ist den meisten dieser Gruppen, dass sie Brahman anerkennen, den höchsten kosmischen Geist, die ewige, unerschöpfliche Kraft, die kein Anfang und kein Ende hat. Außerdem glauben sie das Götter, Menschen und Tiere einen Kreislauf der Wiedergeburt und Erlösung durchlaufen. Schließlich ist vegetarische Ernährung von großer Bedeutung, die Kuh wird als heilig angesehen und fast alle Hindus lehnen den Verzehr von Rindfleisch ab.

Jaipur präsentiert sich bei unserer Ankunft als ziemlich volle Stadt, die aber sehr schöne Gebäude hat. Auf vielfachen Wunsch aus der Heimat hier nun das erste Elefantenfoto (am nächsten Tag folgen übrigens mehr...).


Raj erzählt uns, dass momentan sehr viele indische Touristen die Stadt bereisen, da durch den kalten Winter einige Schulen für ein paar Wochen geschlossen haben und die Familien die Zeit für Reisen nutzen. Das bekommen wir auch gleich bei der Hotelsuche zu spüren.Ein Hotel bucht man Indien eigentlich nicht im Voraus. Man kommt an, fragt den Hotelmanager ob er Zimmer frei hat und dieser schickt einen Angestellten mit mehreren Schlüsseln los um ein oder zwei Zimmer zu zeigen. Nach Inspektion der Zimmer kommt man wieder in die Rezeption und verhandelt den Preis, ob Frühstück inklusive ist und wie es mit Internet/WiFi aussieht.
Die beiden von Raj vorgeschlagenen Unterkünfte hatten leider keine Zimmer mehr frei. Wir fahren ein drittes Hotel an, dessen schönes Zimmer zu teuer ist und dessen günstiges Zimmer zu schlecht ist. Schließlich finden wir mit Raj's Hilfe noch ein viertes Hotel. Die ersten drei Zimmer entsprechen nicht unseren Vorstellungen, bekommen aber noch ein schönes viertes gezeigt, dass wir nach kurzer Verhandlung für 1500 INR, inklusive Frühstück und WiFi bekommen. Wie fast alle Zimmer in Indien heißt es „super deluxe room“, macht aber wirklich einen guten Eindruck. Nachdem wir später auf der Internethomepage des Hotels lesen, dass unser Zimmer dort mit 5000 INR angeboten wird, gehen wir mit einem guten Gefühl schlafen :)

Fazit Tag 4:

„Super deluxe room“ ist nicht gleich „super deluxe room“ und „luxury hotel“ hat nichts mit Luxus zu tun.

Was haben wir heute gelernt? Indien ist Hinduismus. Zu 80%. Immerhin 11 % der Bevölkerung sind Muslime. Historisch ist Indien auch stark durch islamische Einflüsse geprägt worden, was sich immer noch insbesondere im architektonischen Erscheinungsbild des Landes zeigt. Raj meint, dass es in Rajasthan und Delhi keinerlei Spannungen zwischen Muslimen und Hindus gibt, dass alle friedlich miteinander leben. Das mag für diesen Bundesstaat gelten, doch konnte man in den letzten Jahren regelmäßig in der internationalen Presse von Zusammenstößen zwischen diesen Religionsanhängern in anderen Bundesstaaten, wie Uttar Pradesh hören. Darauf geht unser Fahrer (aus Höflichkeit?) nicht näher ein.

2 Kommentare:

  1. Hallo,
    Wow da sammelt ihr ja lauter tolle Eindrücke!
    Weiterhin viel Spaß und passt weiter auf euch auf,
    Lg Meike

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  2. Wiedermal eine klasse Story und fabelhafte Bilder (die am Wasser sind einfach traumhaft)!

    Ihr seid schon ein tolles Team.

    Gruß Viktor

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