Klopfen an der Tür. Weiterschlafen.
Wieder lautes Klopfen an der Tür. Aufstehen.
Wer klopft mitten in der Nacht an
unserer Zimmertür im Hotel am Ranthambhore National Park? Das
Frühstück. Es ist 5:45 Uhr, der Wecker geht zeitgleich los und es
ist etwas Erstaunliches passiert in Indien: Das wegen der Safari für
6:00 Uhr bestellte Frühstück ist 15 min. zu früh da.
Wir essen, ziehen uns unsere wärmsten
Sachen an und gehen runter. Es warten schon zwei indische
Schulklassen und andere Touristen auf die Jeeps. Wie die anderen
haben auch wir durch unser Hotel die Safari im Nationalpark gebucht.
Man kann die Tickets auch online vorbestellen oder direkt am Ticket
Office reservieren, muss sich dann aber um 4:30 Uhr in die Schlange
vor dem Ticketoffice in der Stadt einreihen und gegen Vorlage der
Passportkopie seine Tickets abholen. Das Hotel macht das für den
Aufpreis von 100 INR für uns. Und wir gönnen uns das gerne, zumal
online zwei Tage vor Ankunft für unsere Safari eigentlich keine
Tickets mehr zu buchen waren.
Während des Wartens lernen wir Alice
und Ruben aus Neuseeland kennen. Sie haben die letzten Jahre in
London gelebt und machen eine Reise über Russland, China, Nepal und
Indien. Witzigerweise stellt sich heraus, dass Rubens Vater ein
Kajakverleih auf dem Whanganui River betreibt, der auf unserem
Reiseplan für Neuseeland steht. Wir sollen uns gerne melden, wenn
wir dort sind!
Unser Jeep holt uns mit einer
Verspätung von einer halben Stunde ab und stellt nach der
Überraschung mit dem Frühstück die Normalität wieder her. Auf dem
Weg zu anderen Hotels sehen wir wieder dichten Nebel, max. 5m Sicht,
was den Fahrer nicht daran hindert Normalgeschwindigkeit zu fahren.
Wir sind die einzigen Ausländer im Wagen; die anderen sind indische
Touristen, u.a. aus Agra, wie wir später erfahren. Als wir die Tore
des Parks passieren, verzieht sich der Nebel (unser Guide sagt uns
später, dass der Park auf einem Plateau und damit höher als die
Stadt liegt), die Sonne erscheint und wir erleben das Wetter, das wir
uns die Ganze Zeit schon erhofft haben.
Heute
verlassen wir wieder Ranthambhore und fahren nach Jaipur, the pink
city, die Hauptstadt von Rajasthan. Die Strecke ist kurz (ca. 3h) und
führt wieder durch viele Dörfer.
Bemerkenswert:
Die schon gestern beschriebenen Lebensumstände der Menschen hier
bleiben einem auch heute im Gedächtnis. Bei diesem Anblick denkt man
daran, welche große Anpassungsfähigkeit der Mensch doch besitzt,
wie man auch unter solchen Umweltumständen aufwachsen kann.
Hier treffen wir auch auf den ersten Kobrabeschwörer.
Der
Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam die drittgrößte
Religion der Welt. Es ist schwierig diese Religion zu verstehen. Im
Gegensatz zum Christentum bestehen viele verschiedene Strömungen und
eigene Unterreligionen unter der Sammelbezeichnung Hinduismus. Es
gibt viele verschiedene Schriften, die für die verschiedenen
Glaubensrichtungen heilig sind. Gemeinsam ist den meisten dieser
Gruppen, dass sie Brahman anerkennen, den höchsten kosmischen Geist,
die ewige, unerschöpfliche Kraft, die kein Anfang und kein Ende hat.
Außerdem glauben sie das Götter, Menschen und Tiere einen Kreislauf
der Wiedergeburt und Erlösung durchlaufen. Schließlich ist
vegetarische Ernährung von großer Bedeutung, die Kuh wird als
heilig angesehen und fast alle Hindus lehnen den Verzehr von
Rindfleisch ab.
Jaipur
präsentiert sich bei unserer Ankunft als ziemlich volle Stadt, die
aber sehr schöne Gebäude hat. Auf vielfachen Wunsch aus der Heimat hier nun das erste Elefantenfoto (am nächsten Tag folgen übrigens mehr...).
Raj erzählt uns, dass momentan sehr viele indische Touristen die Stadt bereisen, da durch den kalten Winter einige Schulen für ein paar Wochen geschlossen haben und die Familien die Zeit für Reisen nutzen. Das bekommen wir auch gleich bei der Hotelsuche zu spüren.Ein
Hotel bucht man Indien eigentlich nicht im Voraus. Man kommt an,
fragt den Hotelmanager ob er Zimmer frei hat und dieser schickt einen
Angestellten mit mehreren Schlüsseln los um ein oder zwei Zimmer zu
zeigen. Nach Inspektion der Zimmer kommt man wieder in die Rezeption
und verhandelt den Preis, ob Frühstück inklusive ist und wie es mit
Internet/WiFi aussieht.
Die
beiden von Raj vorgeschlagenen Unterkünfte hatten leider keine
Zimmer mehr frei. Wir fahren ein drittes Hotel an, dessen schönes
Zimmer zu teuer ist und dessen günstiges Zimmer zu schlecht ist.
Schließlich finden wir mit Raj's Hilfe noch ein viertes Hotel. Die
ersten drei Zimmer entsprechen nicht unseren Vorstellungen, bekommen
aber noch ein schönes viertes gezeigt, dass wir nach kurzer
Verhandlung für 1500 INR, inklusive Frühstück und WiFi bekommen.
Wie fast alle Zimmer in Indien heißt es „super deluxe room“,
macht aber wirklich einen guten Eindruck. Nachdem wir später auf der
Internethomepage des Hotels lesen, dass unser Zimmer dort mit 5000
INR angeboten wird, gehen wir mit einem guten Gefühl schlafen :)
Fazit
Tag 4:
„Super
deluxe room“ ist nicht gleich „super deluxe room“ und „luxury
hotel“ hat nichts mit Luxus zu tun.
Was
haben wir heute gelernt? Indien ist Hinduismus. Zu 80%. Immerhin 11 %
der Bevölkerung sind Muslime. Historisch ist Indien auch stark durch
islamische Einflüsse geprägt worden, was sich immer noch
insbesondere im architektonischen Erscheinungsbild des Landes zeigt.
Raj meint, dass es in Rajasthan und Delhi keinerlei Spannungen
zwischen Muslimen und Hindus gibt, dass alle friedlich miteinander
leben. Das mag für diesen Bundesstaat gelten, doch konnte man in den
letzten Jahren regelmäßig in der internationalen Presse von
Zusammenstößen zwischen diesen Religionsanhängern in anderen
Bundesstaaten, wie Uttar Pradesh hören. Darauf geht unser Fahrer
(aus Höflichkeit?) nicht näher ein.
Hallo,
AntwortenLöschenWow da sammelt ihr ja lauter tolle Eindrücke!
Weiterhin viel Spaß und passt weiter auf euch auf,
Lg Meike
Wiedermal eine klasse Story und fabelhafte Bilder (die am Wasser sind einfach traumhaft)!
AntwortenLöschenIhr seid schon ein tolles Team.
Gruß Viktor