Die Nacht in der Hauptstadt Rajasthans
war kühl, so wie alle anderen Nächte bislang in Indien. Während
tagsüber das Thermometer auf 20 Grad steigt, fällt es nachts
vielleicht auf 5 oder noch weniger. Es ist daher gut, dass wir noch
ein paar warme Sachen mithaben und unsere beiden Reiseschlafsäcke zu
einem warmen koppeln können. Wegen der Kälte und auch wegen der
nicht besonders einladend wirkenden Bettwäsche haben wir bis jetzt
alle Nächte im Schlafsack geschlafen.
Eine positive Wetternachricht: Wir
haben endlich den Nebel hinter uns gelassen! Der Tag erstrahlt in
Sonnenschein und auch die Sonnenaufgänge und -untergänge bleiben
klar. Übrigens haben wir auch noch keinen Regen gesehen.
Anekdote zum Frühstück: Das Frühstück
wird hier eigentlich immer aufs Zimmer gebracht (zumal die
Restauranträume oft offen und damit sehr kalt sind). Wir rufen nach
dem Aufwachen in der Rezeption an und bestellen unser Frühstück.
Man sagt uns, dass unser Frühstück leider nicht inklusive ist und
wir bezahlen müssen. Wir sagen nein, unser Frühstück ist
inklusive, haben wir doch gestern besprochen. Nach kurzer Rücksprache
mit dem Chef antwortet unser Gesprächspartner okay, stimmt, ist
inklusive, wir bringen es sofort hoch, in 5-10 Minuten ist es da.
Nach 40 Minuten kein Frühstück da, wir rufen nochmal an. Antwort:
Sie möchten Frühstück? Okay, in 5-10 Minuten ist es da. Nach 15
Minuten ist nichts da. Wir gehen runter zur Rezeption. „Sie möchten
Frühstück? Sehr gerne. Sie können zwischen Tee und Kaffee wählen.
Gehen Sie bitte in Ihr Zimmer, wir bringen es ihnen hoch.“ Nach 5
Minuten kriegen wir dann: 4 Toasts (pro Person immerhin!), zwei
schwarze Tee und eine kleine Schale einer Konsistenz, die wohl einmal
Butter war. 4 Weißbrottoast und schwarzer Tee, na wenn das mal
nicht...
Jaipur ist bekannt für sein Textilien-
und Teppichgewerbe. Die Stadt wirkt schöner als Agra und Delhi, mit
etwas weniger Trubel. Vielleicht gewöhnen aber auch wir uns nur an
das indische Stadtleben. Man lernt das „No, thank you“ zu
perfektionieren und wird richtig gut darin, nervige Verkaufsangebote
abzuschlagen. Am besten antwortet man eindringlich aber freundlich
mit einem Lächeln (außerdem klappt das mit dem Russisch nicht mehr:
heute laufen uns min. 5 großen russischen Reisegruppen über den
Weg).
Erste Sehenswürdigkeit heute: das
riesige Amber Fort (Amber wird übrigens „Amer“ ausgesprochen).
Diese auf einem Berg sitzende beeindruckende Festung wurde von Raja
Man Singh I gebaut, der ein General unter Großmogul Akbar war.
Später wohnten die Maharajas, also die indischen Großfürsten, in
der Anlage.
Viele Touristen lassen sich gegen ein stattliches Entgelt
und langer Warterei von einem der unzähligen Elefanten auf die
Festung bringen. Angeblich darf jedes Tier nach fünf Aufstiegen pro
Tag Feierabend machen.
Das Fort ist umgeben von einer riesigen Mauer, die sich über die umliegenden Hügel erstreckt und mit 20km nach der chinesischen Mauer die längste der Welt sein soll.
Wir nehmen uns diesmal einen der vielen
indischen Guides, die sich einem vor dem Ticket Office anbieten. Wir
fanden, dass es sich gelohnt hat. Für 200 INR erzählt er fast zwei
Stunden über die Geschichte des Forts und führt uns in interessante
(Foto-) Ecken der Festung. Außerdem prophezeit er mir (da er in den
Gesichtern lesen kann), dass ich in den nächsten 4 bis 5 Jahren ein
schönes Haus und ein 4-wheel-car haben werde.
So erfahren wir, dass das der Baustil des Forts typische hinduistische und muslime Bauweisen miteinander vereint. Ein wiederkehrendes Thema bei der Besichtigung von Denkmälern. Beispielhaft ist die unten abgebildete Säule, die an ihrem Fuß muslimische Verzierungen aufweist, während sie im oberen Teil einen Elefanten abbildet, vor dem eine Lotusblüte hängt (Hindustil).
Das gleiche Muster bei dem folgenden Bild: Wir stehen in einer Tür, die nach muslimischer Baukunst errichtet worden ist. Der Vorsprung darüber ist mit seiner dunklen Farbe einer Kobra nachempfunden.
Laut unserem Guide bestaunte auch Bill Clinton diese Glasverzierungen bei seinem Besuch in Jaipur.
So erfahren wir, dass das der Baustil des Forts typische hinduistische und muslime Bauweisen miteinander vereint. Ein wiederkehrendes Thema bei der Besichtigung von Denkmälern. Beispielhaft ist die unten abgebildete Säule, die an ihrem Fuß muslimische Verzierungen aufweist, während sie im oberen Teil einen Elefanten abbildet, vor dem eine Lotusblüte hängt (Hindustil).
Das gleiche Muster bei dem folgenden Bild: Wir stehen in einer Tür, die nach muslimischer Baukunst errichtet worden ist. Der Vorsprung darüber ist mit seiner dunklen Farbe einer Kobra nachempfunden.
Laut unserem Guide bestaunte auch Bill Clinton diese Glasverzierungen bei seinem Besuch in Jaipur.
Danach fahren wir in die Old City und
besuchen den City Palace, den Residenzort vieler ehemaliger
Maharajas. Noch heute wohnen Nachfahren der Herrscherfamilien in dem
Teil des Komplexes, der nicht für die Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wurde.
Auffallend: die große Zahl an Touristen, indischer
wie ausländischer Herkunft, in Jaipur. Im City Palace Café gönnen
wir uns eine Pause und für einen Luxuspreis (50 INR) den ersten
richtigen Kaffee hier in Indien.
Neben dem City Palace liegt das
Observatorium des Stadtgründers und Hobbyastronomen Jai Singh II.,
genannt Jantar Mantar. Als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes kann man
hier eine 27m hohe Sonnenuhr und 17 weitere aus Gips gebaute,
dreieckige oder runde Instrumente bestaunen.
Witzig: Wir werden zum
ersten Mal von indischen Touristen angesprochen, die uns nichts
verkaufen, sondern nur ein Foto mit uns machen wollen! Wie oft hat
man schon die Gelegenheit so zwei Bleichgesichter vor die Linse zu
bekommen?
Schließlich enden wir unseren Jaipur
Tagesausflug vor dem Hawa Mahal, dem Palast der Winde. Das
Wahrzeichen Jaipurs diente den Frauen des Hofes dazu, ohne vom
gemeinen Volk gesehen zu werden, durch verhangene Fenster beliebte
Prozessionen zu beobachten. Am Hawa Mahal erkennt man auch gut, warum
Jaipur „the pink city“ genannt wird: viele Gebäude in der Old
City sind einheitlich rosa bemalt.
Nach einem leckeren indischen Thali als
Abendessen fahren wir wieder in unser Hotel. Auf mehrfachen Wunsch
versuchen wir in einem der nächsten Posts etwas über das indische Essen
zu schreiben und ein paar Bilder zu zeigen...
Fazit Tag 5:
Nicht alle Inder wollen Dir etwas
verkaufen.
Was haben wir heute gelernt? Maharajas
sind Indien. Diese „Großkönige“ waren die Herrscher der vielen
Fürstenstaaten, die es vor der Unabhängigkeit in Indien gab. Heute
haben sie keine herrschende Stellung mehr inne, sind aber
traditionell immer noch hochgeachtete und noble Familien (sie sind in
deutlich abgeschwächter Form vielleicht mit der Rolle des britischen
Königshauses vergleichbar). Viele Nachfahren der Maharajas sind als
Politiker, Geistliche oder Wirtschaftsmanager tätig, die mit den
immer noch im Eigentum der Familie stehenden Grundstücken und
historischen Gebäuden (siehe City Palace) eine Menge Geld verdienen
oder daraus Luxushotels machen und verwalten.
Hallo ihr beiden. Als erstes nur für euch bestimmt: tut uns sehr leid!!!! Nicht zweifeln, macht weiter!!!
AntwortenLöschenUnd nun zu eurem Tag. Wieder eine super Zusammenfassung! Es ist wirklich fast so, als wäre man dabei. Übrigens, nach der Geschichte mit dem 4-wheel-car möchte auch Sebastian nach Indien und sich einen Porsche prophezeien lassen ...;). Ich hoffe, ihr könnt wenigstens ein wenig schmunzeln. Wir vermissen Euch sehr, sind auf Fotos mit dem Essen gespannt. L.G. die bessere Traumhaushälfte mit Familie.