Das Hotelfrühstück birgt keine
Überraschungen. Wir bekommen „Set 1“, das heißt ein Toast mit
Butter, ein Spiegelei, zwei thailändische Würstchen, zwei Stück
Schinken und ein paar Scheiben Gurke. Dazu ein Glas Saft und eine
Tasse Kaffee. In anderen Restaurants ist das wahlweise Continental oder
American Breakfast.
Nach dem Frühstück geht es zum
Königspalast mit Wat Phra Keo, sicher eine der beiden
Hauptattraktionen Bangkoks. Wir nehmen wieder das Expressboot ab
Haltestelle Saphan Taksin, die in Laufnähe unseres Hotels liegt.
Auch beim zweiten Mal ist die Fahrt mit diesem schaukelnden
Verkehrsmittel noch spannend. Es lohnt sich schon alleine wegen der
anderen Perspektive auf die Stadt. Wir fahren 9 (von insgesamt ca.
26) Stationen und zahlen 30 Baht (= 0,75 €) für uns beide.
Der Ausstieg zum Königspalast ist Tha
Chang Pier. Man verlässt das Boot und findet sich sofort in einer
schmalen Gasse wieder, die viel zu viele Menschen benutzen wollen. An
den beiden Seiten stehen Garküchen und Souvenirstände dicht an
dicht. Die Gerüche und Eindrücke fluten auf uns ein. Aber der alles
überragende äußere Faktor ist die Hitze. Die Sonne brennt, die
Luftfeuchtigkeit ist hoch und jeder Schritt wird vom Körper mit
vermehrtem Schwitzen bestraft. In Zahlen ausgedrückt reden wir hier
von 37 Grad im Schatten.
Der Eintrittspreis des Palasts hat es
in sich: 500 Baht (= 12,50 €) pro Person. Ein Drittel des
Tagesbudgets ist dahin. Der Königspalast und der Königstempel Wat
Phra Keo wurden 1782 auf dem am höchsten gelegenen Gebiet in Bangkok
errichtet.
Die vorher hier siedelnden Chinesen mussten das Areal
verlassen. Während offizieller Staatsempfänge ist die von einer
hohen weißen Mauer umschlossene Anlage mit ihren beeindruckenden
Thronsälen, Gerichtsgebäuden oder Pavillons für Totenfeiern
geschlossen.
Wir müssen uns einen Weg vorbei an den japanischen,
chinesischen, thailändischen, deutschen, russischen und anderen
Reisegruppen bahnen. Die Menschenmenge wird einer Hauptstadt gerecht.
Der Wat Phra Keo ist der königliche
Tempelbezirk. Der Eingang ist von „Yaks“, riesigen Dämonen,
bewacht.
Im Mittelpunkt steht die Kapelle des Smaragd-Buddhas.
Wie
immer müssen wir vor dem Betreten die Schuhe ausziehen und dürfen
im Inneren leider nicht fotografieren. Man muss darauf achten, dass
man beim Hinsetzen die Füße nicht in Richtung des Buddha zeigen
lässt. In dieser großen Halle sehen wir einen riesigen Thron vor
uns, bunt schimmernd und reich geschmückt, auf dem die kleine aber
schöne Buddhastatue sitzt. Sie trägt je nach Jahreszeit (Sommer,
Regensaison, Winter) unterschiedliche Gewänder. Viele der neben uns
sitzenden Besucher legen den Kopf auf den Boden oder sprechen Gebete,
was einen plastisch daran erinnert, dass man sich in einer hoch
verehrten religiösen Stätte befindet. Die hohen Wände sind mit
Bildern bemalt, die (für die damals schreibunkundige Bevölkerung)
das Leben des Buddha, den Kosmos des Buddhismus und dessen Lehren
nachzeichnen. Was den genauen Ursprung der Buddhastatue betrifft, ist
man sich etwas unsicher. Sie stammt vermutlich aus Indien, wurde 1434
im nordthailändischen Chiang Rai nach einem Blitzeinschlag entdeckt,
der die sich unter einer Gipsfassade befindende grüne Figur
offenlegte. Man glaubte, dass es sich um einen Smaragd-Buddha
handelt. In Wirklichkeit wurde die Figur aus einem Block Jadestein
hergestellt.
Blick aus dem Tempelgelände auf die Hochhäuser der Stadt:
Ein Miniatur-Vorgeschmack auf das Original: Angkor Wat in Kambodscha.
Das königliche Pantheon:
Vom Königspalast laufen wir zu Fuß
zur zweiten Hauptattraktion Bangkoks: Wat Pho, der Tempel mit dem
liegenden Buddha. Auf der 1km langen Wegstrecke wird bei diesen
Klimaverhältnissen jeder Ananas- und Mangoverkäufer zu einer
kleinen Oase in der Wüste. Wat Pho ist der vielleicht wichtigste
Tempel des Landes. Eintritt nur 50 Baht pro Person. Wir treten in den
Tempel ein und sind ehrlich überrascht über die Ausmaße dieses
ruhenden Buddhas.
Es ist eine der größten liegenden Buddhastatuen der
Welt und wir glauben das bereitwillig. Sie ist vergoldet, 45m lang
und 15m hoch. Die häufig anzutreffende
liegende Darstellung des Buddha symbolisiert ihn bei seinem Eingang
ins Nirwana, also dem Zeitpunkt des Verlöschens und des Austritts
aus dem ewigen Kreislauf der Geburten. Auf der Rückseite befinden
sich 108 Almosenschalen. Es soll Glück bringen (und der
Klostergemeinschaft eine Spende von 20 Baht), in jede der Schalen 25
Satang zu werfen.
Auch die den liegenden Buddha umgebende
Tempelanlage mit dem größten Kloster Bangkoks ist einen Spaziergang
wert, vorausgesetzt die Kondition lässt es zu.
Nach einer weiteren Kraft- und
Willensanstrengung schaffen wir es zu unserem letzten
Tagesausflugspunkt, wieder fußläufig von Wat Pho zu erreichen, dem
Museum of Siam. Bevor wir eintreten gönnen wir uns aber eine lange
Pause im angrenzenden Paradies: dem vollklimatisierten Museumscafé!
Wir gönnen uns Mittagessen, einen belebenden Eiskaffee und freuen
uns, dass die Körpertemperatur wieder sinkt. Wie neugeboren gehen
wir in das ebenfalls angenehm klimatisierte Museum. Gleich vorneweg:
Das Siammuseum ist klasse, wir sprechen eine uneingeschränkte
Besuchsempfehlung aus! Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und haben
uns sogar bei Ankunft darauf hingewiesen, dass der Eintritt ab 16 Uhr
frei ist. Die moderne Ausstellung ist abwechslungsreich und
interaktiv gestaltet, mit einem einführenden kurzen Film und
diversen Medienstationen, an denen man mitspielen kann. In 17 Räumen
wird die nationale und kulturelle Geschichte Thailands und der
Einwohner nacherzählt, beginnend mit dem „goldenen Land“
Suvarnabhumi, über das Königreich Siam mit der ehemaligen
Königstadt Ayutthaya (die wir in ein paar Tagen besichtigen werden)
und der Gründung Bangkoks und Thailands Rolle im 20. Jahrhundert.
Leider ist uns am Ende die Zeit etwas knapp geworden, da das Museum
um 18 Uhr schließt.
Ein interessanter und anstrengender
Tag. Wir sind aber trotz Müdigkeit immer noch angetan von dieser
Stadt. In der Nähe unseres Hotels genießen wir ein Abendessen am
Fluss. In dieser Gegend gegenüber der Anlegestelle Saphan Taksin
sieht man kaum andere Europäer oder Touristen. Wir (und besonders
Walter) sind fasziniert von der vor uns liegenden parkähnlichen
Anlage, die eine beleuchtete öffentliche Sportstätte ist. Auf mehr
als drei Fußballcourts wird Fußball gespielt (in u. a.
Deutschland-, Dortmund- und Bayerntrikots).
Im nebenan gelegenen
Areal werden an Fitnessgeräten Muskeln aufgepumpt, was Erinnerungen
an Muscle Beach in L.A. wachruft. Zusätzlich gibt es noch ein
Thaiboxing- und Badminton-Court und dazwischen findet man Jogger,
Zuschauer und die zum Feierabend heimströmenden Fußgänger.
Fazit Tag 36:
Trinken, trinken, trinken. Ein
ausgewogener Flüssigkeitshaushalt ist Sightseeing-Voraussetzung Nr.
1.
Was haben wir heute gelernt? Thailand
ist Bangkok. Die Stadt ist das Landesherz, durch das 90% des
Außenhandels, die Hälfte des Bruttosozialprodukts und jeder achte
Thai gepumpt wird. Diese Zentralisierung erscheint einem ähnlich wie
in Paris und London. Man verliert den Überblick bei dieser
Konzentration an Tempeln (über 400 laut Reiseführer) und
prunkvollen Bauten. Gleichzeitig gibt es neben Skytrain und
Königspalast auch heruntergekommene Wohnhäuser, dreckige
Straßenecken und bettelnde Kinder und Alte. Trotzdem sondert diese
Stadt unserer Meinung ein positives Lebensgefühl ab, das durch die
vielen freundlichen Gesichter getragen wird.
Respekt Chrissi, dass du mit langer Hose bei 37°C im Schatten noch lächelnd in die Kamera schauen kannst:) Vielleicht veschafft es euch eine kleine Abkühlung, wenn ich euch erzähle, dass es hier gerade ununterbrochen schneit und die Temperatur sich um den Gerfierpunkt befindet.
AntwortenLöschenDa ich kniefrei mit kurzer Hose nicht in die Tempel komme, blieb mir gar nichts anderes übrig ;) Auf dem Bild muss ich wohl an unser klimatisiertes Hotelzimmer gedacht haben ;)
LöschenWir schicken dir gern ein paar Plusgrade nach Lübeck!