Der Zug nach Pak Chong, das in der Nähe
des Khao Yai Nationalparks liegt, kommt nur leicht verspätet in
Ayutthaya an. Unsere Tickets kosten 106 Baht und die Fahrt dauert
etwa 2,5 h. Die thailändische Eisenbahn zeigt sich uns bisher nur
von ihrer guten Seite.
Wir verlassen das flache Gebiet um den Menam
Chao Phraya und kommen in eine bergige Landschaft. Es wird kühler,
da die Luftfeuchtigkeit sinkt und damit die Schwüle einer angenehmen
trockenen Hitze weicht. In der Nacht sinken die Temperaturen mal
wieder.
Unser Hotel lässt uns wie versprochen
vom Bahnhof in Pak Chong abholen. Wir mussten vorher nur anrufen,
dass wir da sind. Der nette Station Manager des Bahnhofs ließ uns
freundlicherweise sein Telefon benutzen. Von unserer neuen Unterkunft
sind es etwa 20 Autominuten bis zum Khao Yai Nationalpark. Khao Yai
wurde am 8. September 1962 eröffnet und war damit der erste
Nationalpark in Thailand. Seit dem 14. Juli 2005 steht er auf der
Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Er besteht zu einem großen Teil
aus einem Sandstein-Plateau mit Höhen zwischen 600m und 1000m, hat
aber auch einige Erhebungen mit bis zu 1350m. Man findet hier
immergrüne Trocken-, Regen- und Nebelwälder. Khao Yai ist Heimat
einer großen Vielfalt von Tierarten, darunter wildlebende asiatische
Elefanten, seltene Wildrinder, mehr als 390 verschiedene Vogelarten
und zwei Arten von Gibbonaffen. Wir buchen in unserem Hotel eine 1½
Tagestour mit Parkführer, um möglichst viele Tieren zu Gesicht zu
bekommen. Die Tour ist mit 1600 Baht pro Person (= 40 €) nicht
gerade günstig.
Um 15:00 Uhr starten wir unsere
Halbtagestour. Das Ziel sind große Fledermaushöhlen. Auf der Fahrt
lernen wir zwei freundliche special animations-Programmierer aus Los
Angeles kennen. Chris und Ginka kommen ursprünglich aus England und
Bulgarien und reisen momentan für eine unbestimmte Zeit um die Welt.
Sie kommen gerade aus Shanghai und wollen noch nach Indien. Wir
tauschen uns natürlich sofort über unsere jeweiligen Reiseziele
aus.
Erste Station: ein beliebter Badeort für Touristen und Thailänder.
Unser „Guide“ für den Tag ist
Tata, der etwa in unserem Alter ist und ein Jahr am Bodensee gelebt
hat.
Wir kommen ins Gespräch und streifen das Thema buddhistische
Mönche in Thailand. Tata erzählt uns, dass jeder thailändische
Junge bzw. Mann mindestens einmal in seinem Leben in einem Kloster
leben sollte. Das erklärt, warum wir auf den Straßen auf so viele
junge Mönche treffen. Die Tradition besagt, dass die Eltern, deren
Söhne Mönche sind oder waren, einen Segen erhalten, der ihnen den
Übergang vom Leben in den Tod erleichtert. Tata selbst war nach dem
Tod seiner Großmutter ein paar Wochen in einem Kloster, möchte aber
noch einmal für längere Zeit als Mönch leben. Gleichzeitig weist
er uns aber auf die aktuelle Kritik der jungen Generation an der
Institution der Mönchskloster hin. Als Mönch soll man allen
irdischen Verlangen entsagen und sich in der Meditation üben. Wenn
man auf die Straße blickt, sieht man aber immer mehr orangene
Robenträger, die mit iPhone oder iPad durch das Leben gehen. Dies
würde Unglaubwürdigkeit und Zweifel an den Prinzipien der Klöster
schüren.
Wir erreichen den Eingang der
Fledermaushöhlen. Mit Taschenlampen bewaffnet steigen wir steile
Treppen in ein dunkles Erdinnere hinab.
Ohne das Licht der Lampen
könnte man in der Schwärze nichts erkennen. Wir befinden uns in
einem Höhlenkomplex, der aus vier miteinander verbundenen Hallen
besteht. Die Luft ist kühl und riecht etwas modrig. Eine weitere
Geruchsquelle ist der weiße Fledermauskot, der über den ganzen
Boden verstreut ist. Bauern sollen regelmäßig hierher kommen und
diesen sammeln, um ihn beim Anbau von Lebensmitteln zu verwenden.
Unerwartet: Wir finden kleine Tempelnachbauten und Schreine in der
Dunkelheit, vor denen Elefantenstatuen und Blumenkränze liegen.
Shiva, der Gott der Zerstörung, ein alter Bekannter aus indischen
Zeiten, blickt uns entgegen. Tata erzählt, dass die Schreine nicht
nur Buddha, sondern auch wichtigen Personen gewidmet sein können.
Menschen, deren Wünsche in Erfüllung gegangen sind, kommen hier
herunter und stellen zum Dank die Statuen vor die Schreine. Darüber
hinaus kommen auch viele Mönche in diese Dunkelheit, um ihn Ruhe zu
meditieren und zu sich selbst zu finden.
Bevor wir die Fledermäuse treffen, machen wir mit ein paar anderen Tierchen Bekanntschaft:
In der zweiten Höhle erblicken wir sie
dann.
Tata leuchtet mit seinem Strahler in die Höhe, wir schauen
nach oben in einen großen Schacht und sehen, dass die ganzen Wände
mit Hunderttausenden von kleinen zuckenden herunterhängenden Leibern
bedeckt sind. Ein gleichermaßen gruseliger wie faszinierender
Anblick. In diesem Höhlenkomplex gibt es drei verschiedene
Fledermausarten, die allesamt geschützt sind. Die nachtaktiven Tiere
schlafen tagsüber unter der Erde und jagen nachts draußen Insekten.
Beeindruckend: Sie spüren anhand des hereinkommenden Windes die
draußen fallenden Temperaturen und erkennen damit, wann der Tag sich
zu Ende neigt. Kurz vor Sonnenuntergang beginnen dann die ersten
Fledermäuse innerhalb der Höhle zu kreisen und wecken damit ihre
Artgenossen. Sie verlassen aber noch nicht ihre Schlafstätte. Erst
wenn fast alle Fledermäuse wach sind, starten die knapp eine Million
Fledermäuse auf ein unsichtbares Zeichen alle gleichzeitig ihren
Flug aus dem Erdinnere. Diese fast dreißigminütige Prozession ist
ein wahres Naturspektakel.
Tata führt uns daher kurz vor
Sonnenuntergang aus der Höhle
und auf ein in der Nähe liegendes
Feld, von wo man den oberen Höhlenausgang beobachten kann. Und
tatsächlich sehen wir einige Minuten später einen schwarzen
fliegenden Schwarm aus dem Berg emporsteigen, der immer länger und
länger wird und wie ein langgezogener Strich in Richtung Horizont
verschwindet. Großartig!
Die Fledermäuse können wohl bis zu 200
km/h schnell werden. Sie fliegen zunächst in Schwärmen, trennen
sich aber in einigen Kilometern und jagen dann einzeln. Wenn der Wind
wieder steigende Temperaturen anzeigt, kehren sie um und fliegen
alleine wieder in ihre Höhle zurück.
Wir hatten eine tolle erste
Halbtagestour. Hoffentlich wird die Tagestour genauso interessant.
Morgen geht es dann richtig in den Nationalpark hinein und neben
Wasserfällen steht auch eine kleine Trekkingtour durch den Dschungel
auf dem Programm.
Fazit Tag 41:
Sogar buddhistische Mönche benutzen
Apple-Produkte.
Was haben wir heute gelernt? Das Läuten
der Glocken in buddhistischen Tempeln bringt Glück. In einigen
Tempelanlagen sind zahlreiche Glocken nebeneinander oder kreisförmig
um den Tempel angebracht. Die Besucher können sie abschreiten und
jeweils kurz erklingen lassen.
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