Mittwoch, 13. Februar 2013

Khao Yai Nationalpark


Wecker klingelt 6:30 Uhr, Frühstück ab 7:00 Uhr, Abfahrt um 8:00 Uhr. Auf der mit Sitzbänken ausgestatteten Ladefläche eines Pick-ups geht es mit sechs anderen Gästen in den Nationalpark. Der Weg dorthin führt über Serpentinen in eine bergige dicht bewachsene grüne Landschaft. Zum ersten Mal in Thailand wird es (durch den Fahrtwind) richtig kühl. Wir halten unterwegs an einem Aussichtspunkt, um den Blick auf die Hänge des Parks zu genießen und, viel wichtiger, um unsere „leech socks“, also Blutegel-Socken, anzuziehen. Diese überaus modischen Kleidungsstücke sollen uns vor einer Begegnung mit den sehr kontaktfreudigen Tieren schützen.

In der Nähe des Aussichtspunkts gibt es bereits die ersten Parkbewohner zu sehen. Auffällig sind natürlich die auf der Straße sitzenden Makaken, die wir schon in Indien kennengelernt haben und die von einigen Besuchern, entgegen der Empfehlung, gefüttert werden. 


Daneben sehen wir Sambarhirsche, Rieseneidechsen und eine Vielzahl von bunten singenden Vögel.


Darunter das besondere Exemplar eines Nashornvogels. Unser heutige Guide „Lak“ hat ihn aus dem fahrenden Auto in einer hohen Baumkrone sitzend entdeckt.


In der Mitte des Parks stellen wir den Wagen auf einem Parkplatz ab und starten mit Lak eine Wanderung durch den tropischen Regenwald. Es gibt einen grob ausgeschilderten und erkennbaren Rundweg, der etwa 3km lang ist, 2-3h dauert und den man gut alleine gehen kann. Nach wenigen Metern verlassen wir den jedoch und Lak führt uns über umgefallene Baumstämme, durch dichtes Gestrüpp und abfallende Hänge durch den Wald. 


Er zeigt uns mannshohe Termitenhügel, Kratzspuren von Bären an Bäumen, auf denen sie nachts schlafen und von Elefanten in die Vegetation geschlagene Schneisen. Beeindruckend sind aber auch die vielen Baumriesen, die bis zu 60m in die Höhe ragen. 


Faszinierend: große Exemplare der sogenannten Würgefeige. Die Samen dieser Feigenart landen durch Vögel in den Ästen anderer Bäume und beginnen vom Ast aus, ihre Wurzeln zum Boden wachsen zu lassen. Sobald die ersten den Boden erreicht haben, wachsen weitere nach und umschließen auf diese Weise langsam den Wirtsbaum. Der Wirtsbaum stirbt und wird zersetzt, der Innenraum der Würgefeige bleibt hohl.

Wir auf einer großen Würgefeige:



Ungefähr nach der Hälfte unserer Trekkingtour dann eine Schrecksekunde: Lak bleibt plötzlich wie von der Tarantel gestochen stehen und weicht schnell ein paar Schritte zurück. Nach einem weiteren Blick gibt er Entwarnung. Vor ihm auf dem Boden liegt eine sog. „pit viper“, eine Grubenotter. Grubenottern sind eine der sechs giftigen Schlangenarten in Thailand. Ihr Gift ist laut Wikipedia das mit Abstand komplexeste natürliche Toxin. Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, denn das vor uns liegende Exemplar ist bereits tot. Man sieht nur noch die Haut des Tieres. Lak vermutet, dass sie von einem Vogel oder einer Katze getötet wurde. Kurz vor Ende unserer Wanderung entdecken wir sie dann. Lak hat den ganzen Tag nach ihnen gesucht. In den hohen wenige Meter entfernten Baumwipfeln sehen wir sie: Gibbon-Affen. Sie wohnen vorwiegend auf den Bäumen und kommen selten nach unten. Da ihre vorderen Gliedmaßen wesentlich länger als die hinteren sind, können sie sich problemlos von Baum zu Baum schwingen und dabei jeweils bis zu 3m zurücklegen.


Am Nachmittag besichtigen wir zwei Wasserfälle. Der sehr schöne Haeo Suwat-Fall ist 20m hoch und mündet in einen großen Badesee. 


Von hier müssen wir dann etwa 28km zum Haeo Narok-Fall fahren. Er liegt im Norden des Nationalparks und ist mit seinen 80m Fallhöhe der größte Wasserfall in Khao Yai. Obwohl er momentan außerhalb der Regenzeit (Mai bis Oktober) weniger Wasser trägt, bietet er immer noch einen imposanten Anblick.


Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg zurück in die Mitte des Parks und halten Ausschau nach den wildlebenden Elefanten, die um diese Tageszeit manchmal zu sehen sind. Die hier vorzufindenden asiatischen Elefanten sind nach dem afrikanischen Elefanten die zweitgrößten Landtiere der Welt. Sie werden in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt. Im Vergleich zu ihren afrikanischen Verwandten haben sie eine geringere Körpergröße, kleinere Ohren und eine fingerartige Rüsselspitze. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 3,50m und einem Gewicht von bis zu 5.500kg haben sie aber immer noch eine imposante Statur. Gerade als die Sonne dabei ist, hinter dem Horizont zu verschwinden, begegnen wir ihnen. Eine Herde von fünf Elefanten, zwei Erwachsene und drei Jungtiere, ist gerade beim Sandbaden in einer Grube direkt neben der Straße. Begeistert steigen wir aus und machen Fotos. 


Mit den Rüsseln nehmen die Tiere den Sand und pusten ihn auf ihre massigen Körper. Es handelt sich dabei um eine Form von Hautpflege, die oft nach dem Baden erfolgt. Wir können uns nur schwer losreißen, um uns auf den Heimweg zu machen. 


Bevor wir aber den Park verlassen, haben wir ein weiteres Mal an diesem Tag Glück. Nach einer Kurve sehen wir, wie vor uns auf der Straße ein großer Elefantenbulle gemächlich seines Weges geht. Wir folgen ihm in gebührendem Abstand und warten bis er die Straße wieder freigibt. Ein toller Abschied vom Khao Yai Nationalpark!


Ziemlich müde aber glücklich die vielen Tiere heute gesehen zu haben, liegen wir in unseren Betten. Der Khao Yai Nationalpark war definitiv eine schöne Abschiedsstation für Thailand. Morgen satteln wir nämlich unsere Rucksäcke und brechen in Richtung Laos auf. Wir wollen zuerst mit dem Zug von Pak Chong zur Endhaltestelle der östlichen Zuglinie Ubon Ratchathani fahren, dort übernachten und dann am nächsten Tag mit dem Bus über die thailändisch-laotische Grenze nach Pakse fahren. Ein eher selten gewählter Grenzübergang, daher sind wir gespannt, wie gut das klappen wird.

Fazit Tag 42:

Thailand hat eine bunte und vielfältige Tierwelt.

Was haben wir heute gelernt? Wie man eine Schlange hochheben kann. Man nehme vorzugsweise ein nichtgiftiges Exemplar, packt sie am Schwanz und schüttelt sie kurz. Die Schlange zieht sich daraufhin zusammen, wird ganz starr und bewegt sich nicht mehr. Jetzt kann man sie hochheben oder beispielsweise auf die Hand setzen. Eine äußerst praktische Information.


1 Kommentar:

  1. Heyy ich finde deinen Blog super interessant und hilfreich :) sitze grad in Bangkok und habe geplant morgen nach ayutthaya zu fahren und von da aus mit dem zug nach kao yai :) In welchem Hostel warst du und wo hast du diese Socken gekauft gegen Blutegel? Kann man die dort kaufen? Danke schonmal für die Infos :)

    AntwortenLöschen