Wecker klingelt 6:30 Uhr, Frühstück
ab 7:00 Uhr, Abfahrt um 8:00 Uhr. Auf der mit Sitzbänken
ausgestatteten Ladefläche eines Pick-ups geht es mit sechs anderen
Gästen in den Nationalpark. Der Weg dorthin führt über Serpentinen
in eine bergige dicht bewachsene grüne Landschaft. Zum ersten Mal in
Thailand wird es (durch den Fahrtwind) richtig kühl. Wir halten
unterwegs an einem Aussichtspunkt, um den Blick auf die Hänge des
Parks zu genießen und, viel wichtiger, um unsere „leech socks“,
also Blutegel-Socken, anzuziehen. Diese überaus modischen
Kleidungsstücke sollen uns vor einer Begegnung mit den sehr
kontaktfreudigen Tieren schützen.
In der Nähe des Aussichtspunkts gibt
es bereits die ersten Parkbewohner zu sehen. Auffällig sind
natürlich die auf der Straße sitzenden Makaken, die wir schon in
Indien kennengelernt haben und die von einigen Besuchern, entgegen
der Empfehlung, gefüttert werden.
Daneben sehen wir Sambarhirsche,
Rieseneidechsen und eine Vielzahl von bunten singenden Vögel.
Darunter das besondere Exemplar eines Nashornvogels. Unser heutige
Guide „Lak“ hat ihn aus dem fahrenden Auto in einer hohen
Baumkrone sitzend entdeckt.
In der Mitte des Parks stellen wir den
Wagen auf einem Parkplatz ab und starten mit Lak eine Wanderung durch
den tropischen Regenwald. Es gibt einen grob ausgeschilderten und
erkennbaren Rundweg, der etwa 3km lang ist, 2-3h dauert und den man
gut alleine gehen kann. Nach wenigen Metern verlassen wir den jedoch
und Lak führt uns über umgefallene Baumstämme, durch dichtes
Gestrüpp und abfallende Hänge durch den Wald.
Er zeigt uns
mannshohe Termitenhügel, Kratzspuren von Bären an Bäumen, auf
denen sie nachts schlafen und von Elefanten in die Vegetation
geschlagene Schneisen. Beeindruckend sind aber auch die vielen
Baumriesen, die bis zu 60m in die Höhe ragen.
Faszinierend: große
Exemplare der sogenannten Würgefeige. Die Samen dieser Feigenart
landen durch Vögel in den Ästen anderer Bäume und beginnen vom Ast
aus, ihre Wurzeln zum Boden wachsen zu lassen. Sobald die ersten den
Boden erreicht haben, wachsen weitere nach und umschließen auf diese
Weise langsam den Wirtsbaum. Der Wirtsbaum stirbt und wird zersetzt,
der Innenraum der Würgefeige bleibt hohl.
Wir auf einer großen Würgefeige:
Ungefähr nach der Hälfte unserer
Trekkingtour dann eine Schrecksekunde: Lak bleibt plötzlich wie von
der Tarantel gestochen stehen und weicht schnell ein paar Schritte
zurück. Nach einem weiteren Blick gibt er Entwarnung. Vor ihm auf
dem Boden liegt eine sog. „pit viper“, eine Grubenotter.
Grubenottern sind eine der sechs giftigen Schlangenarten in Thailand.
Ihr Gift ist laut Wikipedia das mit Abstand komplexeste natürliche
Toxin. Wir müssen uns aber keine Sorgen machen, denn das vor uns
liegende Exemplar ist bereits tot. Man sieht nur noch die Haut des
Tieres. Lak vermutet, dass sie von einem Vogel oder einer Katze
getötet wurde. Kurz vor Ende unserer Wanderung entdecken wir sie
dann. Lak hat den ganzen Tag nach ihnen gesucht. In den hohen wenige
Meter entfernten Baumwipfeln sehen wir sie: Gibbon-Affen. Sie wohnen
vorwiegend auf den Bäumen und kommen selten nach unten. Da ihre
vorderen Gliedmaßen wesentlich länger als die hinteren sind, können
sie sich problemlos von Baum zu Baum schwingen und dabei jeweils bis
zu 3m zurücklegen.
Am Nachmittag besichtigen wir zwei
Wasserfälle. Der sehr schöne Haeo Suwat-Fall ist 20m hoch und
mündet in einen großen Badesee.
Von hier müssen wir dann etwa 28km
zum Haeo Narok-Fall fahren. Er liegt im Norden des Nationalparks und
ist mit seinen 80m Fallhöhe der größte Wasserfall in Khao Yai.
Obwohl er momentan außerhalb der Regenzeit (Mai bis Oktober) weniger
Wasser trägt, bietet er immer noch einen imposanten Anblick.
Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns
auf den Weg zurück in die Mitte des Parks und halten Ausschau nach
den wildlebenden Elefanten, die um diese Tageszeit manchmal zu sehen
sind. Die hier vorzufindenden asiatischen Elefanten sind nach dem
afrikanischen Elefanten die zweitgrößten Landtiere der Welt. Sie
werden in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt. Im Vergleich
zu ihren afrikanischen Verwandten haben sie eine geringere
Körpergröße, kleinere Ohren und eine fingerartige Rüsselspitze.
Mit einer Schulterhöhe von bis zu 3,50m und einem Gewicht von bis zu
5.500kg haben sie aber immer noch eine imposante Statur. Gerade als
die Sonne dabei ist, hinter dem Horizont zu verschwinden, begegnen
wir ihnen. Eine Herde von fünf Elefanten, zwei Erwachsene und drei
Jungtiere, ist gerade beim Sandbaden in einer Grube direkt neben der
Straße. Begeistert steigen wir aus und machen Fotos.
Mit den Rüsseln
nehmen die Tiere den Sand und pusten ihn auf ihre massigen Körper.
Es handelt sich dabei um eine Form von Hautpflege, die oft nach dem
Baden erfolgt. Wir können uns nur schwer losreißen, um uns auf den
Heimweg zu machen.
Bevor wir aber den Park verlassen, haben wir ein
weiteres Mal an diesem Tag Glück. Nach einer Kurve sehen wir, wie
vor uns auf der Straße ein großer Elefantenbulle gemächlich seines
Weges geht. Wir folgen ihm in gebührendem Abstand und warten bis er
die Straße wieder freigibt. Ein toller Abschied vom Khao Yai
Nationalpark!
Ziemlich müde aber glücklich die
vielen Tiere heute gesehen zu haben, liegen wir in unseren Betten.
Der Khao Yai Nationalpark war definitiv eine schöne Abschiedsstation
für Thailand. Morgen satteln wir nämlich unsere Rucksäcke und
brechen in Richtung Laos auf. Wir wollen zuerst mit dem Zug von Pak
Chong zur Endhaltestelle der östlichen Zuglinie Ubon Ratchathani
fahren, dort übernachten und dann am nächsten Tag mit dem Bus über
die thailändisch-laotische Grenze nach Pakse fahren. Ein eher selten
gewählter Grenzübergang, daher sind wir gespannt, wie gut das
klappen wird.
Fazit Tag 42:
Thailand hat eine bunte und vielfältige
Tierwelt.
Was haben wir heute gelernt? Wie man
eine Schlange hochheben kann. Man nehme vorzugsweise ein
nichtgiftiges Exemplar, packt sie am Schwanz und schüttelt sie kurz.
Die Schlange zieht sich daraufhin zusammen, wird ganz starr und
bewegt sich nicht mehr. Jetzt kann man sie hochheben oder
beispielsweise auf die Hand setzen. Eine äußerst praktische
Information.
Heyy ich finde deinen Blog super interessant und hilfreich :) sitze grad in Bangkok und habe geplant morgen nach ayutthaya zu fahren und von da aus mit dem zug nach kao yai :) In welchem Hostel warst du und wo hast du diese Socken gekauft gegen Blutegel? Kann man die dort kaufen? Danke schonmal für die Infos :)
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